Sperrgebiet!. Susanne Klein

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NICHTS. Er hasste es, mit Amateuren zu tun zu haben und nicht die nötige Aufmerksamkeit zu erhalten. Wie sollte er seine Opfer demütigen, wenn niemand Notiz von ihnen nahm. Notfalls müsste er schon bald die Polizei selber verständigen, die Beamten anonym zum Fundort und ihnen sein neuestes Verbrechen vor Augen führen. Um nichts dem Zufall zu überlassen und damit die Polizei ihre Chance erhielt, die Beziehung zwischen den Fällen zu erkennen, hatte er sie ganz bewusst in der Nähe des ersten Fundortes und von den gekennzeichneten Wegen aus gut sichtbar abgelegt. Davon hatte er sich mehrfach und immer wieder überzeugt, bevor er voller Hoffnung und Vorfreude auf ihr Auffinden abgezogen war. Dass sie vermutlich immer noch unbemerkt genau dort lag, bereitete ihm zunehmend Unruhe – es nahm ihm Konzentration und Energie für Opfer Nummer Drei.

       ELF

      „Wir haben eine Meldung der Dienststelle Siegburg seit gestern im Vermisstenportal. Es gibt seit mehreren Wochen keinerlei Lebenszeichen von einer Lena Grimm. Klär‘ bitte, ob sich die Kollegen von der Spusi den Wagen schon vorgenommen haben. Falls nicht, muss das sofort veranlasst und vorgezogen werden. Die sollen alle verwertbaren Spuren sichern.“ Andreas blickte noch nicht einmal rüber, als er mir den Auftrag zurief, sondern tauchte sofort wieder ab in die Tiefen der virtuellen Informationswelt der Polizei. „Falls solche überhaupt noch vorhanden sind“, nuschelte er noch hinterher und ging mit seiner Nase fast auf Tuchfühlung mit seinem Bildschirm. „Ich schick‘ Dir das Dokument. Da steht alles drin.“

      Plötzlich kam Schwung in mein bis dahin noch beschauliches Polizeileben und die greifbare Realität machte mir deutlich, dass ich mich nicht in einem spannenden Krimi befand, sondern im Alltag der Kripo angekommen war. Ich wollte gerade ansetzen, um noch etwas zu fragen, als er sofort nachschob: „Keine Zeit Sara – ich muss noch mal weg.“

      Er lächelte mir zu, stand auf und ließ mich mit der verschwundenen Lena Grimm alleine. Es freute mich, dass er endlich mal wieder fröhlich wirkte. Das passierte nicht oft. Der polizeiliche Flurfunk hatte mir schon vor ein paar Wochen zugetragen, dass Andreas seine Frau im letzten Jahr nach ihrer schweren Erkrankung verloren hatte, er oftmals traurig in Erinnerungen schwelgte und seitdem sein Leben in aller Stille meisterte. Es zumindest versuchte.

      „Er lässt zu dem Thema niemanden an sich ran, also versuch’s erst gar nicht“, meinte Frank, nachdem ich ihn gefragt hatte, ob man Andreas in irgendeiner Form helfen könne. Bis heute war ich seinem Ratschlag gefolgt und hatte mich an das Gelöbnis des Schweigens gehalten.

      „Wir sehen uns später“, rief ich Andreas noch nach und ließ mich zurück in meinen Bürostuhl sinken. Beim Sichten der Unterlagen stellte ich schnell fest, dass bis jetzt überhaupt noch nichts passiert und die Vermisste vermutlich seit nun fünf Wochen wie vom Erdboden verschluckt war. Es gab keine konkrete Spur von ihr. Nur das Auto. Im Kofferraum war ein großer, vollgepackter Trekkingrucksack mit überwiegend sommerlicher Damenkleidung gefunden worden, was eindeutig für eine beabsichtigte Reise in den Süden sprach. Die Erde hatte sie entweder vor Reiseantritt oder eben danach verschluckt. Keine Handtasche – keine Papiere.

      Eine Halteranfrage brachte uns sofort Gewissheit, dass der Wagen auf Lena Grimm gemeldet und sie die rechtmäßige Besitzerin war. Eigentümerin war die BMW-Bank München, die den Kauf des Wagens finanzierte. Das war nicht weiter ungewöhnlich und nachvollziehbar, bei dem niedrigen Zinssatz.

      Selbst nachdem ihr Wagen gefunden und hierher gebracht worden war, verstrichen sage und schreibe fünf weitere Tage. Mehr oder weniger tatenlos.

      Ich rief bei Tomas Weber von der Spurensicherung an, um ab jetzt die nötige Geschwindigkeit zumindest in die internen Abläufe zu bringen und keinen weiteren Zeitverlust zu verursachen. Das war das Mindeste, was ich in der Sache und für die verschwundene Frau tun konnte.

      Tomas und seine Freundin hatte ich Weiberfastnacht auf der legendären Karnevalsparty in der Polizeikantine kennengelernt und das Fest erst morgens mit den beiden um 05.30 Uhr verlassen. Da ich durch meine Probezeit noch keinen Urlaub für den Tag nach Weiberfastnacht bekommen hatte, war ich von dort aus direkt zum Dienst gegangen. Die beiden anderen waren mit einer größeren Gruppe unserer engsten Kollegen weitergezogen und wurden erst an Aschermittwoch wieder gesehen. Tomas immer noch als Banane verkleidet, bevor er seine Dienstkleidung überzog, die gelbliche Hautfarbe und eine Migräne aber für den Rest des Tages behielt.

      „Hi Tomas, hier ist Sara. Habt ihr den weißen Mini aus der Wahner Heide schon in der Halle?“

      „Nein, der steht noch mit vier anderen Fahrzeugen auf dem Hänger.“

      Der Transporter befand sich auf einem Parkplatz direkt neben dem Polizeipräsidium und wurde von einer eigens dafür beauftragten Security-Firma Tag und Nacht beaufsichtigt. Dort wurden auch verwahrloste oder abgeschleppte Autos hingebracht und warteten bestenfalls auf ihre Abholung und im schlimmsten Fall auf ihre Verschrottung.

      „Warum fragst Du?“

      Ich informierte ihn über den Anruf des Fitness-Studios auf der Wache in Siegburg und ließ durchblicken, dass wir wichtige Zeit verloren hatten.

      „Okay, weil Du es bist. Ich ziehe den Mini vor und wenn Spuren zu finden sind, hast Du spätestens übermorgen meinen Bericht.“ Klang vielversprechend.

      Damit das Dokument keine Umwege nehmen musste, sicherte ich zu, es persönlich bei ihm abzuholen.

      Nach dem Gespräch erstellte ich einen Bericht und fasste für die am Nachmittag anberaumte Besprechung im Präsidium die Fakten in aller Kürze zusammen. Im Ergebnis war auch hier festzustellen, dass wirklich sehr viel und für die Ermittlungen äußerst wichtige Zeit verstrichen war, und wir vor allem dadurch aktuell mehr oder weniger null verwertbare Informationen zur Verfügung hatten.

      Hinweise ergaben sich aus diversen Benachrichtigungen der Deutschen Post über vergebliche Zustellungsversuche, die der Hausmeister aus einem inzwischen überfüllten Briefkasten gefischt hatte. Die dazugehörenden Schreiben und Pakete lagen in der Postfiliale in Lohmar. Darunter war auch ein Einschreiben der Uni, in dem der Eingang ihrer Studie offiziell vom Leiter des Lehrstuhls bescheinigt wurde. Doch der Briefträger hatte, nach dem Scheitern der persönlichen Übergabe, das Dokument inzwischen als nicht zustellbar an den Absender zurückgeschickt. Das zuständige Sekretariat der Uni meldete sich kurz danach auf einer der Polizeidienststellen und machte im Zusammenhang mit der öffentlichen Suche nach Lena Grimm Meldung über die erfolglose Aushändigung und die nicht Wiederaufnahme ihrer Arbeit auf dem Campus – was nun tatsächlich auf ein unfreiwilliges Verschwinden der Vermissten hindeutete.

      Um zu klären, von wo aus das Dokument der Uni zugegangen war, rief ich dort an und ließ mich mit Frau Huber, den Namen konnte ich unserer elektronischen Akte entnehmen, verbinden. Nach dem Austausch der üblichen Vorstellungshöflichkeiten fragte ich: „Wie hat Ihnen Frau Grimm ihre Ausarbeitung zukommen lassen?“

      „Sie hat sie persönlich hier abgegeben – auch, um sich von uns zu verabschieden. Sie wollte ja länger verreisen.“

      „Wann war das?“

      „Da muss ich kurz nachsehen. Möchten Sie dranbleiben?“

      „Ja, gerne.“ Ich nutzte die Warteschleifenmusik für ein kleines Sitztänzchen und erschrak, als Frau Huber sich wieder meldete.

      „Frau Lange?“

      „Ja, ich bin noch da.“

      „Frau Grimm war am 1. März bei uns und hat den Umschlag abgegeben. Auf die schriftliche Eingangsbestätigung wollte sie nicht warten. Die haben wir dann versucht, ihr postalisch

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