Das gefallene Imperium 10: Um jeden Preis. Stefan Burban

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Das gefallene Imperium 10: Um jeden Preis - Stefan Burban Das gefallene Imperium

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löste das Seil von seiner Hüfte und machte ein paar vorsichtige Schritte. Das Gelände war leicht abschüssig. Sie befanden sich auf einer Schneedüne.

      »Das würde ich nicht tun, Sir«, warnte der Marine-Sergeant. »Falls Sie verloren gehen, finden wir Sie nie wieder.« Statt einer Antwort aktivierte Sorokin das Peilsignal seiner Rüstung. »Das nutzt auch nicht viel«, gab der Sergeant über Funk durch. »In dieser Suppe verzerrt sich das Signal nach wenigen Metern und scheint von überallher zu kommen.«

      Das Argument des Marines war nicht von der Hand zu weisen. Das brachte Sorokin zum Nachdenken. Sie hatten in diesem Sturm eine Menge Leute verloren. Auch solche, die eine Rüstung getragen hatten. Dennoch hatte dieses Signal die Überlebenden hierher geführt. Was also konnte ein Signal von solcher Stärke ausstrahlen, das diesen Sturm und auch die Metallablagerungen in der planetaren Kruste von Tau’irin überwand?

      Sorokin machte einige weitere Schritte und wäre beinahe gestürzt, als er über etwas stolperte.

      »Sir?«, rief der Marine-Sergeant aufgeregt über Funk. Sorokin wurde sich bewusst, dass er sich außer Sichtweite seiner Leute bewegt hatte. »Sir? Hören Sie mich? Kommen Sie sofort zurück. Das ist eine Sackgasse.«

      Sorokin antwortete nicht. Der Verstand des Commodore arbeitete fieberhaft. Es war seiner Meinung nach keine Sackgasse. Es durfte keine sein. Seine Leute folgten ihm. Er war für sie verantwortlich. Und er hatte nicht vor, all jene, die es bis hierher geschafft hatten, in den Tod zu führen.

      Er stampfte mit den Füßen nacheinander auf, um den Untergrund zu prüfen. Es fühlte sich seltsam an. Sorokin ging in die Knie und begann mit beiden Händen zu graben. Unter der Schneeschicht kam blankes Metall zum Vorschein. Er grub weiter – und hielt verblüfft inne. Sie standen nicht auf einer Düne. Unter sich – gefangen in Eis und Schnee – lagen die Überreste der Sevastopol. Sorokin konnte die Schrift schwach erkennen. Demnach handelte es sich um das abgestürzte Hecksegment. Der Commodore sah auf.

      Was er anfangs für einen kleinen Hügel gehalten hatte, war der seitliche Backbordausläufer mit einem Teil der Torpedoabschussrampen. Das Schiff hatte sich nach dem Absturz in den Boden gebohrt, war von Eis überkrustet worden und der Bordcomputer hatte dann das Einzige getan, zu dem er noch fähig gewesen war: Er rief um Hilfe. Und die Überlebenden hatten das Signal aufgefangen und waren ihm zu seinem Ursprung gefolgt.

      Sorokin öffnete erneut einen Kanal. »Kommen Sie her, Sarge. Und bringen Sie alle anderen mit. Ich habe etwas gefunden.«

      Er erhielt keine Antwort, aber schon bald kam die Spitze der Kolonne in Sicht und nur wenig später war Sorokin von einer Vielzahl Menschen umringt. Alle starrten aufgeregt auf das Stück Metall, das er freigelegt hatte.

      »Ist es das, wofür ich es halte?«, wollte der Sergeant wissen.

      »Öffnen Sie das Schott«, ordnete er an. »Wir müssen da rein. Unbedingt.«

      »Das wird auch nicht viel mehr Schutz bieten«, zweifelte der Marine.

      »Ein bisschen Schutz ist besser als gar keiner.«

      Der Marine musste den Kanal gewechselt haben, denn zwei seiner Soldaten machten sich daran, das Schott mit Plasmabrennern aufzuschneiden.

      Der Marine-Sergeant behielt derweil die Umgebung fest im Blick. »Ich frage mich, warum den Hinrady das Signal entgangen ist.«

      Sorokin zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ist mir im Moment auch egal. Vielleicht überwachen sie diese Frequenz nicht. Oder sie haben im Moment anderes zu tun. Ich wünschte nur, der vermaledeite Sturm würde endlich enden.«

      »Im Moment bin ich ganz froh über die Witterungsverhältnisse. Bei einem solchen Wetter verkriechen sich die Jackury in ihre Nester. Deswegen haben wir wenigstens vor denen eine Weile unsere Ruhe.«

      Gegen dieses Argument ließ sich kaum etwas einwenden. Die beiden Marines brauchten nicht lange, um das Schott aufzuschneiden. Die Überlebenden der Sevastopol ließen sich nacheinander durch die Öffnung gleiten. Sorokin und der Marine-Sergeant blieben bis zuletzt im Freien und achteten darauf, dass niemand vergessen wurde. Erst dann folgte der Marine und als Letzter der Commodore. Die beiden Soldaten hievten das Schott wieder in Position und schweißten es gerade so weit fest, dass es nicht aus der Verankerung fiel. Gut möglich, dass sie irgendwann schnell wieder verschwinden mussten. Aus diesem Grund war es wichtig, einen Fluchtweg offen zu halten.

      Im Inneren des Wracks herrschte beklemmende Dunkelheit. Sorokin aktivierte die beiden Leuchten an seinem Helm. Die Lichtkegel tanzten umher, während sich der Commodore an Bord seines alten Schiffes umsah.

      »Wir sind auf dem Backbordwaffendeck«, beschied er. Der Lichtkegel fiel auf ein Besatzungsmitglied. Die Leiche war von einer Eisschicht überzogen. Eiszapfen hingen von Nase und Ohren. Der arme Kerl hatte den Absturz überstanden, nur um anschließend hier elend zugrunde zu gehen.

      »Wir müssen einen Teil der Energieversorgung wiederherstellen«, sagte Sorokin. »Wir brauchen die Lebenserhaltung. Ich würde gern vermeiden, dass es uns genauso ergeht.« Er wies mit der gepanzerten Hand in die Richtung des Ausgangs. »Die technische Abteilung ist dort hinten, wenn ich mich nicht irre.« Ein paar Ingenieure machten sich umgehend davon. Sorokin betrachtete erneut die tiefgefrorene Leiche. »Und beeilt euch. Wir müssen unter Umständen einige Zeit hier zubringen.«

      Der Angriffsverband, der die feindlichen Stellungen auf und um Tau’irin angriff, wurde von Konteradmiralin Tanja Wagner auf dem Dreadnought Hagen von Tronje befehligt.

      Der Verband bestand aus annähernd tausend Schiffen. Ihm folgten Truppentransporter, die fünfundsiebzig Legionen beherbergten. Dabei handelte es sich aber lediglich um die erste Welle. Weitere Truppen standen bereit.

      Die Soldaten warteten ungeduldig in ihren Konservendosen darauf, in den Kampf einzugreifen und die Nefraltiristreitkräfte mit einem gewaltigen Tritt aus dem System zu werfen.

      Wagner betrachtete ihr taktisches Hologramm, auf dem bereits erste Sensordaten eingespeist wurden. Ihr XO, Commander James Fletcher, begutachtete die Daten parallel auf seinem Pad, bevor er sich der Admiralin zuwandte.

      »Eine große Anzahl Jagdkreuzer formiert sich um den fünften Planeten. Mehrere im Orbit platzierte Jägerbasen sind bereits dabei, ihre Kampfmaschinen ins All abzusetzen. Es gibt aber keinerlei Anzeichen von Schwarmschiffen.«

      Wagner nickte bestätigend. »Wenigstens etwas. Es wäre jedoch besser, Sensorbojen abzusetzen, die Verschiebungen im Subraum registrieren. Dass wir momentan keine Schwarmschiffe orten können, heißt nicht, dass nicht noch welche auftauchen. Gut möglich, dass sie im Hinterhalt lauern und nur darauf warten, dass wir ins Schwerkraftfeld eindringen.«

      Der XO gab die Anweisung weiter. Kleinere Scoutschiffe schwärmten aus und setzten in regelmäßigen Abständen Bojen ab. Einige verharrten an Ort und Stelle, der größere Teil umkreiste die Schiffe auf einem elliptischen Kurs, um die Besatzungen vor unliebsamen Überraschungen zu warnen.

      Wagner musterte stillschweigend die feindliche Aufstellung. Ihre Mundwinkel hoben sich leicht. Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück. »Sie fangen uns nicht ab«, erklärte sie. Ihre Stimme klang neutral, auch wenn sie gelinde gesagt ein wenig verblüfft über das Verhalten des Gegners war. Es entsprach so gar nicht der Hinradykampfdoktrin, einem Angreifer das Feld zu überlassen. Es musste die Flohteppiche einiges an Überwindung kosten, sich ruhig zu verhalten und den Menschen den ersten Schlag zu überlassen.

      Wagners Gedanken überschlugen sich. Das Verharren in einer Verteidigungsposition bot eindeutige Vorteile.

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