Die Modern-Work-Tour. Anna Schnell

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Die Modern-Work-Tour - Anna Schnell Dein Erfolg

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berühmte Opernhaus.

      Hey guys, how are you? Welcome to West Australia!“, begrüßt uns eine große, blonde Zollbeamtin am Perth International Airport schon von Weitem und grinst von einem Ohr zum anderen. Wir reisen auf der Modern Work Tour nun zum 16. Mal in ein neues Land ein. Aber so herzlich sind wir bisher noch nirgends empfangen worden. Das ist ja schon mal sehr entspannt, denken wir uns. Als wir ihr die Reisepässe zuschieben, fragt sie uns noch immer freudestrahlend: „Seid ihr zum ersten Mal in Australien?“ Doch dann runzelt sie die Stirn und sieht zu uns auf. „Seid ihr beiden etwa Zwillinge?“, fragt sie leicht irritiert und mustert unsere Pässe. „Ich hätte darauf gewettet, dass ihr ein Paar seid. Aber dasselbe Geburtsdatum …?“, lässt sie den Satz unbeendet. „Ja, wir sind ein Paar – und wir sind am selben Tag, im selben Jahr, aber nicht zum selben Zeitpunkt und auch nicht am selben Ort geboren. Schau mal hier …“, wir deuten auf die Zeilen mit den Geburtsorten. „So was habe ich hier auch noch nicht gehabt. Es gibt wohl für alles ein erstes Mal“, lacht sie und schüttelt belustigt den Kopf. „Still Firsts“ zu haben und diese zu feiern, das mögen auch wir. Kleinigkeiten, die man zum ersten Mal erlebt, fallen uns nicht nur beim Reisen auf. Aber beim Reisen kommen sie viel häufiger vor.

      Noch weiter weg von zu Hause werden wir auf der Modern Work Tour nur noch in Sydney an der Ostküste Australiens sein. Doch schon die Westküste kommt uns sehr weit weg, aber überhaupt nicht fremd vor. Ganz im Gegenteil: Vom ersten Augenblick fühlen wir uns verbunden mit diesem Land und – das ist das Entscheidendste – völlig entspannt.

      Wie schon bei der Einreise beginnen hier die meisten Gespräche ähnlich vergnügt und lässig. Bei RAC, dem Royal Automobile Club in Westaustralien, dessen Firmensitz wir in Perth besuchen, gilt so etwas in der Art sogar als Motto für den internen Veränderungsprozess des Unternehmens. Von Cettina Raccuia, Head of Innovation bei RAC, bekommen wir einen tollen Satz zu hören: „Every interaction counts!“ Jede Interaktion zählt. Denn wie wir anderen begegnen, hängt davon ab, wie wir ihnen begegnen wollen, erklärt sie uns: „Wir selbst legen fest, ob wir mit Skepsis und Argwohn oder Offenheit und Neugierde auf eine Anfrage, einen Impuls reagieren. Wenn wir Letzteres tun, können Innovationen entstehen.“ Es liegt an uns, ob wir im Meeting einer kritischen Stimme ausreichend Interesse entgegenbringen, um den aufschlussreichen Teil der Botschaft zu erfahren, oder ob wir direkt abschalten, weil uns dieser Mehraufwand zu anstrengend ist. Wir selbst entscheiden, ob wir auf der Straße einer orientierungslos dreinblickenden Person ein paar Minuten unserer Lebenszeit schenken. Mit nur kleinem Aufwand können wir dabei helfen, den richtigen Weg zum Zielort zu finden. So einfach kann es sein, und die Australier schnacken nicht nur, sondern sie machen auch. Ein Beispiel sind die BusfahrerInnen: Auf wirklich jeder Busfahrt durch Perth werden wir fröhlich von ihnen begrüßt und dann auch wieder verabschiedet. Wie cool ist das denn, bitte?! Sie geben uns jedes Mal das Gefühl, dass sie uns gerne fahren und darin einen Sinn sehen. Eine Busfahrerin lässt uns sogar vorsorglich schon ein bisschen früher raus, als wir ihr sagen, wo wir hinwollen: „Ihr müsst zwar ein kleines Stückchen weiter gehen, aber hier ist es sicherer. Wenn ich euch weiter drüben rauslasse, kommt ihr auf die große Verkehrsstraße – das ist einfach zu gefährlich. Schließlich ist es mein Job, euch sicher von A nach B zu bringen.“

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      Mit Cetina sprechen wir in Perth über Leitbilder der Transformation bei RAC.

      Genau diese Haltung und Sichtweise auf den eigenen Job, die eigene Tätigkeit, macht Modernes Arbeiten aus. Frithjof Bergmann, der Begründer der New-Work-Bewegung, fordert genau das in seinem freiheitsphilosophischen Ansatz: „Frag dich, was du wirklich, wirklich willst.“ Dabei geht er davon aus, dass Arbeit Leben nehmen und geben kann und dass Menschen in ihrer Tätigkeit heutzutage immer weniger Sinnhaftigkeit erkennen. Der Sinn der Busfahrerin, ihre Fahrgäste sicher an ihren Zielort zu bringen, verleiht ihr die Kraft, alles in ihrer Macht Stehende dafür zu tun, damit das auch gelingt. Sie hätte uns einfach wie vorgesehen absetzen und weiterbrausen können. Aber nein, sie fragt nach, wohin wir wollen, als sie unser Gepäck sieht. Dann überlegt sie, wie das auf ihrer Route am besten gelingen kann. Dadurch schreibt sie ihrer Tätigkeit eine Bedeutung zu, die sie ihren Job grundlegend wirksamer und besser ausführen lässt. Bergmann schreibt in seinem Buch Neue Arbeit, Neue Kultur: „Es geht um die Schaffung einer Gesellschaft und Kultur, in der wirklich jeder, Mann oder Frau, die Chance bekommt, einen beträchtlichen Teil seiner Zeit mit einer Arbeit zu verbringen, die er oder sie erfüllend und faszinierend findet und die die Menschen aufbaut und ihnen mehr Kraft und mehr Vitalität gibt.“ Und diese Lebendigkeit, diese Energie bekommen wir hier bei jeder Busfahrt geboten – so ist Arbeiten doch wirklich viel schöner und freier, oder?

      Das, was hier zunächst so einfach klingt, ist überhaupt nicht einfach. Schon die Frage nach dem „wirklich, wirklich Wollen“, wie Bergmann es zuspitzt, ist richtig, richtig schwer. Hast du selbst schon mal ausprobiert, dir diese Frage zu beantworten? Allein die schiere Vielfältigkeit, die wahnsinnigen Möglichkeiten, die sich hier auftun, können einen ganz unruhig werden lassen und zu einigen schlaflosen Nächten führen. Das haben wir bei einem unserer nächsten Treffen auf sehr eindrückliche Weise erfahren. Nach unserer Zeit an der Westküste Australiens und einem unvergesslichen Roadtrip durch atemberaubende Landschaften geht es für uns nach Sydney.

       Meet Steven von No Moss – Australien

      Steven HK Ma ist Geschäftsführer der Beratungsagentur No Moss in Sydney – und es gab eine Zeit, da hatte er mit schlaflosen Nächten zu kämpfen. Denn einige seiner rund 30 Mitarbeitenden hatten ihn, so empfand er es zumindest, ziemlich hart auf die Probe gestellt: Sie waren mit einem ungewöhnlichen Anliegen auf ihn zugekommen, das andere UnternehmerInnen wohl zu einem ungläubigen Lachanfall oder resigniertem Kopfschütteln verleitet hätte. Seine Mitarbeitenden erzählten ihm, dass sie anstelle der bisherigen Finanzprodukte in Zukunft lieber Spiele-Apps entwickeln wollten. Statt das Ganze als Schnapsidee abzutun und den Mitarbeitenden noch mal vor Augen zu führen, was die Unternehmensziele sind, dachte Steven ernsthaft darüber nach. Denn dieser Vorstoß – so gibt er im Interview zu – ist letztlich genau das, was er von seinen Mitarbeitenden erwartet: „We talk a lot about purpose and what drives us to really do things regarding our purpose.“ Bei No Moss wird also viel über die Sinnhaftigkeit gesprochen und darüber, was konkret dafür getan werden kann.

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      Radikale Veränderungen – und das mit Sinn!

      Steven war schon vor einiger Zeit klar geworden, dass seine Mitarbeitenden ihr Potenzial nicht richtig freisetzen können, wenn sie immer nur seine Ziele verfolgen und seine Vorstellungen umsetzen. Daher hat er beschlossen, seine Rolle als CEO abzulegen. Stattdessen nahm er eine neue Rolle ein, die ihn weniger managen, dafür aber mehr führen lässt. Er entwickelte für sich und sein Unternehmen die Rolle des „CPO“, des Chief Purpose Officers. Seine Aufgaben in dieser Rolle beschreibt er so: „I see my role in helping people explore their purpose, articulate their purpose and give them an environment to take action towards their purpose.“ Stevens Mitarbeitende sollen also ihren Sinn finden. Sie sollen sich Themen und Aufgaben widmen, für die sie eine persönliche Passion haben oder eine Berufung verspüren. Menschen dabei zu helfen, ihren Sinn zu erkunden, ihn zu fassen und voranzutreiben, sieht er als wichtigste Aufgabe seiner Rolle. Er findet vor allem, dass er eine dienende Haltung einnehmen muss, um den Menschen die Suche nach ihrer Sinnhaftigkeit zu ermöglichen. Im Interview formuliert er das wie folgt: „To serve the people and their ecosystem to find purpose.“

      Nun scheint aber die gesamte Diskussion um diesen „Purpose“ häufig doch sehr willkürlich geführt zu werden. Deswegen fragen wir nach, was denn Purpose für Steven eigentlich bedeutet. Er hat eine interessante Antwort für uns: „For a definition we started with big, unfinishable and unachievable dreams but we have learned that these dreams can

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