100 Boyfriends. Brontez Purnell
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In einer anderen Nacht meinte er total besoffen zu mir, wenn ich ihn wirklich liebte, würde ich alles tun, was er von mir verlangte. Ich erwiderte: «Ja, ich liebe dich. Ich würde alles tun, was du von mir verlangst.» Daraufhin zog er mich am Arm unter einen Sattelschlepper, der vor einer roten Ampel hielt. Dort machten wir eine halbe Ewigkeit rum, dann hörten wir das Getriebe und liefen weg, bevor uns der Laster überfahren konnte.
Natürlich gab es auch Regeln – er bezeichnete mich nie als seinen Boyfriend. Wir vögelten zusammen, wohnten zusammen und wären beim Feiern fast zusammen draufgegangen – das komplette Scheißprogramm. Aber er war der Liebhaber und ich der Geliebte. Ich musste alles tun, was er von mir verlangte; als wären wir so ein inzestuöses Geschwisterpaar, ich der jüngere Bruder, der sich immer nach dem anderen richtet, was schon komisch war, denn wir waren ja gleich alt.
Meine Beziehung zu ihm war eine besondere Form von Mindfuck – wir benahmen uns wie Boyfriends, obwohl wir es offiziell nicht waren, in Wahrheit jedoch schon. Wir machten alles, was Leute machen, die sich zu gut kennen. Oft wechselten wir einander darin ab, tödlich gelangweilt zu sein. Wenn ich körperlich oder mental präsent war, war er es nicht – sogar, wenn wir am selben Tisch aßen oder im selben Bett miteinander Sex hatten.
Es fing damit an, dass er immer öfter nicht nach Hause kam. Er stand auf ältere Daddys, vor allem solche, die ihn auf Pfade lockten, die finsterer waren, als er sie für mich vorgesehen hatte. Er gab damit an, dass er tagelang bei dem einen Daddy mit den blickdichten Ledervorhängen rumhockte, Drogen nahm und kein Tageslicht sah. Irgendwann hatte ich genug davon, ihn nach seinen Exzessen wieder aufzupäppeln. Ich hatte immer das Gefühl, seine Daddys wollten alles Gute an ihm mit den Drogen, die sie in ihn reinpumpten, abtöten und ihn in ein zugedröhntes Porno-Püppchen verwandeln. Waren sie mit ihm fertig, musste ich die Scherben wieder zusammenkleben. In einem Winkel meines Hirns muss ich – obwohl alle Faktoren dagegen sprachen – geglaubt haben, er würde mich bitten, ihn zu heiraten. Doch irgendwann wurde mir klar, dass ich für ihn nie mehr sein würde als ein Krankenpfleger und Ersatz-Boyfriend. Hätte er mich Jahre zuvor nicht vor der Obdachlosigkeit bewahrt, ich hätte mich von seinem Zauber womöglich lösen können, doch seine frühere Großzügigkeit hielt mich wie ein Sicherheitsgurt in meiner Position. Die Fahrt ging immer weiter, Aussteigen unmöglich. Inzwischen sind wir beide zweiunddreißig.
Ich weiß noch, dass seine Abwesenheit in der Wohnung irgendwann zum Dauerzustand wurde. Ich hörte nichts mehr von ihm, und er zahlte keine Miete mehr. Fast befürchtete ich, er wäre tot, doch dann stand er auf einmal wieder vor meiner Tür. Als er unsere ehemalige gemeinsame Wohnung sah, muss ihm klar geworden sein, dass ich mein Leben ohne ihn weiterlebte, und vermutlich rastete er deswegen so aus. Allerdings verstehe ich nicht, warum er einfach ausblendete, dass er es war, der mich verlassen hatte.
Ich ziehe ihm eine weiße 130-Dollar-Jogginghose von Champion an, die ich mir vor Kurzem bei einem Shoppingtrip auf Pillen gekauft habe, und kombiniere sie mit einem weißen 130-Dollar-Hoodie, weil ich ihn in teure Sachen hüllen und in mein bequemes Bett legen will.
Ich betrachte seinen Körper und weiß, er wird nicht schlafen können. Die Drogen brettern durch ihn hindurch wie ein Güterzug. Ich kenne seinen Körper so gut wie meinen eigenen, auf den Torso hat er sich unsinnig viele Pro-USA-Tattoos im Taylor-Jerry-Style stechen lassen, sie ziehen sich über seinen Bauch und die Brust, doch über dem linken Schlüsselbein fangen die seltsamen Aztekenmotive an. Diese Phase begann, als er nach San Francisco zog und «woke» wurde. Vom Schlüsselbein bis über den Hals zieht sich der Umriss eines aztekischen Kriegergotts, dessen Hand, wie mir einfällt, sich genau dort befindet, wo die Halsschlagader wie irre Blut pumpte, wenn er high war. Manchmal hatte ich zugeschaut, wie sie sich auf und ab und auf und ab bewegte, und mich dabei fast selbst hypnotisiert.
Ich fülle eiskaltes Wasser in einen Eimer, lege einen Waschlappen über den Rand und stelle ihn neben das Bett. Ich lasse die Nachttischlampe an und bleibe die ganze Nacht mit ihm wach. Jedes Mal, wenn ich sein Gesicht mit dem kalten Waschlappen abwische, sage ich: «Du benimmst dich jetzt anständig. Und kommst zu mir zurück.»
BOYFRIEND #666 / DER SATANIST
Ich hatte mal wieder ein Troll-Eigentor geschossen. Weil ich Lust auf einen Supernerd-Schwanz hatte, postete ich Dating-Anzeigen, in denen ich volljährige Gamer von Magic: The Gathering und Dungeons & Dragons suchte – ich war neugierig, was sich in meinem ausgelegten Netz verfangen würde, und musste nicht lange auf die Antwort warten. Spät abends textete mich ein Gentleman an, der sich als Stufe-9-Hexer bezeichnete und schrieb, er könne mir die Fantasy-Games beibringen und es mir richtig besorgen. Ich fuhr zu ihm hin und war null vorbereitet – na ja, ich dachte, ich wäre es, aber dieser Schwachkopf war SO WAS VON im Stufe-9-Hexer-Modus. Vor mir stand ein erwachsener Mann mit implantierten Vampirzähnen, Umhang, roten Kontaktlinsen und auf die Stirn tätowiertem umgekehrtem Pentagramm. Das Tattoo lenkte von seinen zarten Gesichtszügen ab; er war nämlich echt hübsch, obwohl er ziemlich hässlich fickte. Er fragte mich nach meinem umgekehrten Pentagramm-Tattoo, und ich darauf: «Oh, äh, ich bin ein romantischer Satanist – ich glaube an Satan, als Allegorie und literarisches Mittel, denn in seiner Geschichte geht es ja eigentlich um Anarchie und patriarchalen Widerstand …»
«SCHWEIG, BLENDER!», rief er und packte mich. Bevor mir einfiel, dass ich ihm noch gar nicht mein Einverständnis signalisiert hatte, war ich splitternackt, hatte einen Gürtel um den Hals und wurde bis zum Abwinken gewürgt – immer wieder musste ich ihm nachsprechen: «SCHEISS AUF GOTT, HEIL SATAN!» Dazu machte er Sprüche wie: «DU BIST NUR EIN SCHWUCHTELLOCH FÜR SATANS SÖHNE!», worauf ich nur die Augen verdrehte. Wenn das Satans bester Sexkrieger war, dann wunderte es mich nicht, dass der Satanismus ein derartiger PR-Albtraum war. Sein Ausdauerlevel lag bei etwa 58 Prozent und wenn man den Aufwand bedachte, dann hätte ich, statt ihn zu ficken, vielleicht doch lieber, was weiß ich, einen Cheeseburger essen oder mich im Internet rumtreiben sollen. Er hatte eine Packung Kondome mit umgekehrtem Pentagramm-Logo, weil Satanisten offenbar eine eigene Kondommarke haben? Die Kondome an sich kamen mir schon verdammt vorschriftsmäßig vor – warum kümmerte sich ein Handlanger des Teufels überhaupt um so was? Aber ich sagte nichts und ließ mich, trotz leichter Latexallergie, von ihm ficken. Er kam nach gefühlt drei Minuten und brachte mir im Anschluss, wie versprochen, Magic: The Gathering bei, und obwohl wir nie wieder gevögelt haben, treffen wir uns noch heute jeden zweiten Mittwoch zum Spielen.
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