Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane). Sylke Brandt

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Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane) - Sylke Brandt

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habe ich bereits veranlasst«, sagte Saladin.

      »Gut«, nickte Asiano und leerte den Becher in einem Zug. Dann klatschte er in die Hände, erhob sich und schickte sich an, das Bad aufzusuchen, doch als er registrierte, dass Saladin keinerlei Anstalten machte, sich zurückzuziehen, blieb er stehen.

      »Ist noch etwas?«

      »Nun«, druckste der Superior ein wenig herum. »Richterin Dorothea äußerte sich besorgt über die Moral der im Tempelraum eingeschlossenen Suchenden.«

      »Wer ist bei ihnen?«

      »Akolyth Prospero. Er untersteht Richter Oberon.«

      »Und teilst du Dorotheas Besorgnis?«

      Saladin zuckte die Achseln. Prospero galt als strenggläubig, doch er war labil und der Situation womöglich nicht gewachsen. Diese Bedenken teilte er auch dem Erlöser mit.

      »Machen wir uns nichts vor«, sagte Asiano dann. »Die Suchenden haben ihr Schicksal gefunden und werden erlöst. Die Lebenserhaltung in diesem Sektor kann erst wiederhergestellt werden, wenn die Zuleitung zum Energieemitter ausgewechselt sind.«

      »Ja«, sagte Saladin. Eine körperliche Rettung der Eingeschlossen kam nicht infrage, denn dies hätte bedeutet, den Tempelraum gewaltsam von außen zu öffnen – ein Sakrileg gegen die obersten Regeln der Glaubensgemeinschaft. Undenkbar.

      »Aber«, gab der Superior zu bedenken, »man könnte ihren Weg der Erlösung sicherlich angenehmer gestalten und sie in ihrem Glauben bekräftigen.«

      »Was schlägst du vor?«

      »Wenn sie wenigstens das Gefühl haben, dass Ihr bei ihnen seid, Asiano. Der Schrein mit Eurem Hologramm muss wieder aktiviert werden.«

      »Der Tempelraum ist ohne Energie«, warf Asiano ein. »Wie stellst du dir das vor?«

      »Wir …«, begann Saladin und überlegte. »Wir könnten versuchen, einen mobilen Emitter unter den Schrein zu platzieren. Es gibt doch einen Wartungsschacht unter der Kammer.«

      Asiano runzelte die Stirn. In seinen Augen spiegelte sich für einen Moment nur Leere wider. Schließlich kehrte das scheinbar Gutmütige in seinen Blick zurück.

      »Du stellst mich vor eine schwierige Entscheidung, Superior.«

      Saladin schluckte und bereute seinen Vorschlag schon wieder. Ihm wurde plötzlich die Ungeheuerlichkeit der Anmaßung, Entscheidungen für den Erlöser zu treffen, bewusst. Er merkte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. Mit einem Mal fühlte er sich unwohl in seiner Haut.

      »Während der Gebetsstunde darf der Wartungsschacht nicht betreten werden«, sagte Asiano. »Allerdings ist diese vor einer halben Stunde abgelaufen und uns steht nur noch das Verbot im Wege, das Portal gewaltsam zu öffnen …«

      Saladin atmete innerlich auf. Er hatte befürchtet, gemaßregelt zu werden, doch Asiano schien sehr daran gelegen, seine eingeschlossenen Jünger zu beruhigen und sie auf diese Art zum Licht zu führen. Für eine Schrecksekunde jedoch grübelte Saladin darüber nach, ob man die Gefangenen nicht auch durch den Wartungsschacht evakuieren konnte. Erschrocken über seine eigenen Gedanken zuckte der Superior zusammen und vergewisserte sich rasch, dass Asiano nichts bemerkt hatte. Der Wartungstunnel führte bis zum Schrein. Diesen zu öffnen, wurde als noch höheres Sakrileg eingestuft, als sich an dem Portal zu vergehen. Wie konnte er auch nur entfernt daran denken? Er würde sich einer persönlichen Erneuerung unterziehen müssen.

      »Schick ein Wartungsteam in den Schacht zu Tempelraum vier«, ordnete Asiano an. »Man soll versuchen, auch die Monitore mit Energie zu versorgen.«

      »Ihr wollt eine Übertragung senden?«, fragte Saladin verdutzt. Es war schön und gut, dass sich der Erlöser um seine Schäfchen sorgte, doch es handelte sich immerhin nur um Suchende.

      »Vielleicht«, antwortete Asiano, betrat das Bad und ließ seinen Superior sprachlos im Wohnraum stehen.

* * *

      Als Erstes nahm Nova das kantige Gesicht Renos wahr. Sein Blick schien besorgt, doch als ihre Lider flatterten, entspannte er sich. Die junge Suchende richtete sich halb auf. Reno stützte sie und half ihr auf die Beine. Ein wenig wackelig lehnte sie sich gegen eine Säule. Im Moment erschütterte sie nicht einmal die Tatsache, dass es sich dabei um einen Ausläufer des Schreins handelte. Unsicher tastete ihr Blick umher und gewahrte die anderen Suchenden, die mittlerweile wieder ihre Gebetspositionen eingenommen hatten.

      Nova atmete tief durch und wollte ebenfalls zu ihrem Platz hinübergehen, als sich Renos Hand auf ihren Arm legte und sie zurückhielt. Der Mann deutete mit seinem Kinn auf die Gestalt, die in ihrer Nähe auf dem Boden lag.

      »Wie geht es ihm?«, fragte Nova beunruhigt. Sie sah, dass die Blutung keineswegs gestoppt worden war. Ein dunkler Fleck hatte sich auf dem Stofffetzen gebildet, den sie ihm um den Kopf gewickelt hatten.

      »Er muss schnellstens in die Medostation«, sagte Reno. »Wir können ihn aber nicht mitnehmen.«

      Nova schleppte sich zum bewusstlosen Akolythen Prospero hinüber und hockte sich neben ihn. Sie fühlte seinen schwachen Puls. Reno hatte nicht übertrieben. Wenn sie nichts unternahmen, starb er innerhalb der nächsten einen oder zwei Stunden. Falls sie bis dahin nicht alle durch Sauerstoffmangel umgekommen waren. Nova merkte, dass die Luft viel stickiger geworden war als vor ihrer Ohnmacht. Die anderen Suchenden atmeten schwer beim stummen Gebet. Ihre Leiber schwitzten. Nicht mehr lange, bis die ersten von ihnen zusammenbrechen würden.

      Da erst wurde Nova sich der Worte Renos bewusst. »Was meinst du damit, wir können ihn nicht mitnehmen?«, fragte sie nach.

      Reno legte den Kopf schief. »Während du bewusstlos warst, habe ich einen Weg hinaus gefunden.«

      Fliehen!

      Dem Schicksal entrinnen. Das widersprach allem, was sie der Erlöser gelehrt hatte. Wie konnte Reno auch nur einen Gedanken daran verschwenden?

      »Was ist?«, fragte er, als er ihren entsetzten Gesichtsausdruck gewahrte. »Ist dir dein Leben gleichgültig? Willst du es wegwerfen, nur weil dir jemand sagt, du müsstest dich deinem Schicksal stellen?«

      Nova fuhr auf. »Das ist Blasphemie!«

      Ihre Stimme hallte ungewöhnlich laut von den Wänden wider. Sie sah sich um, doch die anderen Suchenden waren weiter in ihre Gebete vertieft, hatten sich aus dem Hier und Jetzt ausgeklammert.

      »Und wenn schon«, sagte Reno, kam auf Nova zu und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Schau mich an. Los!«

      Die Schärfe im Klang seiner Worte ließ sie aufblicken und ihm direkt in die Augen sehen. Sie erkannte den Ernst seiner Absicht. Er würde nicht von seinem Vorhaben weichen, war fest entschlossen, dem Schicksal zu entfliehen.

      »Nun sag mir, dass du sterben willst«, forderte Reno sie auf.

      Eine Weile starrte sie ihn einfach nur an. Dann irrte ihr Blick zwischen den Betenden und dem erloschenen Hologramm des Erlösers hin und her. Nein, sie wollte nicht sterben!

      Und wenn es deine Bestimmung ist?, hörte sie die Stimme des Superiors in ihren Gedanken. Oft genug hatte man den Suchenden in den unermüdlichen Stunden des Gebets

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