Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane). Sylke Brandt

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Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane) - Sylke Brandt

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der Arachnoid und zwang sich, nicht die Vorderbeine zu reiben. Sein schöner Pelz war an den besagten Stellen schon ganz dünn geworden …

      Inzwischen hatten sich auch andere neugierige Besatzungsmitglieder in der Zentrale eingefunden, soweit es ihre Dienstpläne zuließen. Zwar hatten die meisten schon einmal ein Schiff des Nexus gesehen, aber es war immer noch ein seltenes und besonderes Ereignis, dem etwas Beklemmendes anhaftete.

      Schließlich stoppte der Raumer seinen Flug und schlug eine Kreisbahn um Reputus ein. Danach geschah nichts weiter. Weder wurde ein Beiboot auf den Planeten hinabgesandt noch schickten sie einen Funkspruch. Es war höchst sonderbar. Offensichtlich war es der Crew des Schiffes egal, ob man von ihrer Anwesenheit über Reputus wusste oder nicht und ob man sich wunderte, welche Pläne sie haben mochten. Ihre Denkweise und ihr Handeln waren für niemanden nachvollziehbar.

      »Sie warten«, bemerkte Charkh.

      »Auf was?«, fragte Sessha.

      Der Arachnoid rieb nun doch, ohne sich dessen bewusst zu sein, seine Beine aneinander. Er kannte die Antwort ebenso wenig.

* * *

      Es war dunkel, feucht, kühl und es stank noch schlimmer als das Laken, das Shilla zurückgelassen hatte. Niemand hatte sie beobachtet, als Jason den schweren Kanaldeckel aufgestemmt hatte und sie beide in den engen Schacht geklettert waren, den er anschließend wieder verschlossen hatte. Hier unten, im Labyrinth der Kanalisation, würde man sie hoffentlich nicht gleich aufspüren.

      Jason reichte Shilla eine kleine Lampe und schaltete die zweite an, die immer noch über seiner Brust hing.

      Der Schacht führte hinab in das verzweigte Netz der Abwasseranlage. Es roch nach Exkrementen, Fäulnis und Schimmel. An den Wänden klebten seltsame Pflanzen, einige fluoreszierend, andere empfindlich mit zitternden Blättchen auf das unerwartete Licht reagierend.

      Jason und Shilla balancierten, dicht ans Mauerwerk gepresst, auf einem schmalen, glitschigen Sims entlang. Unmittelbar daneben verlief die tiefe Rinne, in der eine träge, schmutzig braune Flüssigkeit blubberte, in der undefinierbare Gegenstände trieben. Die röhrenförmigen Korridore wurden in regelmäßigen Abständen von Einmündungen unterbrochen. Kleine Stege führten über die trüben Fluten. Den Bedürfnissen etwaiger Wartungstrupps angepasst, waren die gewölbten Gänge hoch genug, dass auch ein größerer Mann als Jason bequem aufrecht stehen konnte. Tatsächlich sah es unter dem Citykomplex aus wie in der Kanalisation jedes beliebigen Planeten. Warum sollte es hier auch anders oder gar sauberer sein als bei Völkern mit einer höher entwickelten Technik? Niemand schien sich gern mit den Abfallprodukten seiner Zivilisation auseinanderzusetzen.

      »Hast du noch ein paar Atemfilter?«, erkundigte sich Shilla mit leidender Miene.

      »Leider nicht«, erwiderte Jason und tröstete: »Du wirst dich nach einer Weile daran gewöhnen.«

      »Du scheinst Erfahrung zu haben …«

      Jason antwortete nicht und ließ den Lichtkegel über das stellenweise brodelnde Schmutzwasser gleiten. »Ich dachte, ich hätte etwas gesehen.« Er zuckte mit den Schultern. »War wohl Einbildung.«

      »Nein, war es nicht.« Shilla leuchtete zum gegenüberliegenden Absatz, auf dem ein kleines, schuppiges Tier so schnell davonhuschte, dass Jason nur einen flüchtigen Blick erhaschen konnte. »Vermutlich ein Aasfresser.«

      »Hm«, machte Jason. Er war jedoch überzeugt, dass die Bewegung im Wasser gewesen war. Das diffuse Licht und die finsteren Schatten konnten jedoch die Sinne täuschen.

      »Nun, zumindest die Soldaten mit ihren braunen Uniformen würden in dieser Umgebung perfekt getarnt sein und von uns erst entdeckt werden, wenn wir unmittelbar in die glimmenden Mündungen ihrer Strahler blickten«, stellte Shilla sarkastisch fest. »Keine Sorge, es ist uns niemand gefolgt und ich spüre auch keine Präsenz in der näheren Umgebung. Wahrscheinlich suchen sie uns noch in der Umgebung des Ladens.«

      Eine Weile wanderten sie schweigend durch die Kanalisation. Shilla hatte Crii-Logans Muster wiedergefunden und ließ sich von ihm leiten. Jasons Augen schweiften umher. Ab und zu rauschte ein Wasserschwall aus einer der kleinen Öffnungen weiter oben im Mauerwerk, die er zunächst nicht bemerkt hatte, und einige Male entgingen sie beide nur ganz knapp einer widerwärtigen Dusche.

      Die Oberfläche der stinkenden Brühe kräuselte sich unruhig. Schabende Geräusche ertönten manchmal, als wenn etwas Schweres über den Grund schleifte. Dann herrschte wieder Stille, nur unterbrochen von einem leisen Tröpfeln und Brausen.

      Jason spürte, wie sich seine Nackenhärchen aufstellten, als er sich fragte, was hier noch hausen mochte. Tatsächlich befand er sich nicht zum ersten Mal auf der Flucht durch die unterirdischen, abgeschiedenen Regionen einer Metropole. Von daher wusste er, dass es hier immer unbekanntes Leben gab, pflanzlich, tierisch, menschlich, ausgestoßen von der lichten Welt … meist gefährlich und sehr hungrig.

* * *

      Als geschah, wovor sein Instinkt ihn gewarnt hatte, ging es so schnell, dass Jason keine Zeit fand zu reagieren.

      Aus den schlammigen Fluten schoss ein dunkelgrüner Tentakel, der sich blitzschnell um Shillas Körper schlang und sie ins Wasser zerrte. Ihr entsetzter Schrei hallte in Jasons Gehirn wider. Dann: tödliche Stille.

      Der Strahler flog förmlich in seine Hand, aber nirgends war ein Ziel auszumachen. Plötzlich griff etwas nach seinem Fuß und zog ihn mit einem mächtigen Ruck gleichfalls in die Tiefe. Sein Schuss nach dem schlangengleichen Arm ging ins Leere.

      Geistesgegenwärtig hielt Jason den Atem an und presste die Lippen aufeinander, als sein Kopf unter die Wasseroberfläche tauchte. Er krümmte sich zusammen und tastete nach dem Ding an seinem Bein. Wütend presste er die Mündung seiner Waffe dagegen und drückte ab. Der Tentakel verschwand, doch dafür schien sich die Welt um Jason zu drehen. Er wurde mehrfach um seine eigene Achse gewirbelt, als das, was er getroffen hatte, in Agonie zu toben begann. Er krachte mit der Stirn gegen die Mauer, nicht wissend, wo oben oder unten war. Der stechende Schmerz ließ ihn die Kontrolle über seine Atmung verlieren, und er schluckte brackige Flüssigkeit. Der widerliche Geschmack ließ ihn würgen, entriss ihn aber auch der drohenden Ohnmacht.

      Erneut spürte er, wie etwas ihn packte. Er versuchte, sich zu wehren, doch der Stoß und der Luftmangel ließen ihn nur unkontrolliert strampeln. Verdammt, er konnte nicht einfach schießen – er würde vielleicht Shilla treffen!

      »Shilla!«, rief er in Gedanken. »Wo bist du?«

      Keine Antwort. War sie etwa … bewusstlos? Dass sie ertrunken oder von dem … Monstrum verschlungen worden war, wollte er nicht glauben.

      Etwas umklammerte nun seinen rechten Arm. Mit aller Kraft kämpfte er dagegen an, kam jedoch nicht frei. Sein Stiefel trat gegen etwas Weiches, der Griff lockerte sich für einen Moment, festigte sich aber sogleich wieder. Jasons Lungen drohten zu platzen. Dann durchbrach sein Kopf mit einem Mal die Wasseroberfläche. Gierig schnappte er nach Luft und spuckte, als einige Tropfen von seinem Gesicht in den offenen Mund rannen. Nun hatte er auch wieder Boden unter den Füßen. Er rieb sich mit der freien Hand über die Augen und blinzelte.

      Die Lampe hatte er verloren, aber eine Leuchte lag auf dem Sims und spendete einen matten Schein.

      »Alles in Ordnung?«

      Er drehte sich um und blickte in ein bronzefarbenes

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