Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann. Alex Wheatle

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Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann - Alex Wheatle

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      Zum Buch

      Ein herzzerreißender und hoffnungsvoller Roman über die erste Liebe, das Aufwachsen in schwierigen Verhältnissen und die Kraft und Liebe, die alle jungen Mädchen brauchen.

      Mo Baker ist fünfzehn und ziemlich wütend. Ständig streitet sie sich mit ihrer Mutter, die sich nur um ihre eigenen Probleme kümmert und jetzt auch noch diesen neuen Freund hat, den Mo einfach nur daneben findet. Lloyd ist für sie nur ein weiterer Kerl, der Frauen schlägt und ihr Geld verprasst. Der einzige Lichtblick in ihrem Leben ist Sam, ihr Kindheitsfreund, dem sie sich so nah fühlt wie keinem anderen Menschen auf der Welt und mit dem sie in den Sommerferien endlich was hatte. Doch Sam hat inzwischen eine Andere. Zum Glück halten ihre besten Freundinnen Elaine und Naomi zu ihr, egal was ist oder kommen mag. Selbst als die Situation mit Lloyd eskaliert und in Mo nur noch der Wunsch nach Rache brennt …

      »Ein Buch voller Humor und Zärtlichkeit, obwohl es um harte Themen geht: häusliche Gewalt, Straßenkriminalität und die Probleme von Frauen, die unter schweren Bedingungen versuchen, ihre Familien zusammenzuhalten.«

       The Guardian

      Über den Autor

      Alex Wheatle wurde 1963 in Brixton geboren und wuchs größtenteils in einem Kinderheim auf. Mit 16 gründete er ein Reggae Soundsystem und trat unter dem Namen Yardman Irie auf. Während der Brixton Riots wurde er verhaftet und verbrachte einige Zeit im Gefängnis, wo er seine Liebe zur Literatur entdeckte. Er hat mehrere von der Kritik gefeierte Romane veröffentlicht, bevor er sich der Jugendliteratur zuwandte. Er lebt mit seiner Familie in London.

      ALEX WHEATLE

      Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann

      ROMAN

      Aus dem Englischen

      von Conny Lösch

      Verlag Antje Kunstmann

      © der deutschen Ausgabe: Verlag Antje Kunstmann GmbH, München 2019

      © der Originalausgabe: Alex Wheatle 2017

      Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »Straight Outta Crongton«

      bei Atom, London 2017

      Umschlaggestaltung: Heidi Sorg und Christof Leistl, München

      eBook-Produktion: HGV Hanseatische Gesellschaft für Verlagsservice mbH

      ISBN 978-3-95614-304-5

      1

      DREI MAHLZEITEN PRO TAG

      »MUM! WIESO HAST DU ihm erlaubt, dass er sich mein Essensgeld nimmt?«

      Sie saß auf dem Bett, band den Gürtel ihres Morgenmantels um die Taille – eigentlich musste er gewaschen werden, aber ich hatte am Vortag die letzten Waschmittel-Pods für meine Sportsachen verbraucht. Schlaf hing ihr in den Augen. Ihre Wimperntusche sah jetzt aus wie mit dem Wischmopp aufgetragen. Die blöde Kuh konnte sich vor dem Schlafengehen nicht mal die verfluchte Schminke aus dem Gesicht waschen.

      »Mum!«, wiederholte ich.

      Sie streckte sich und gähnte erst mal, bevor sie antwortete.

      »In der Küche sind noch ein paar Brötchen und ich glaube, im Schrank steht auch noch ein Rest Erdnussbutter.«

      Ihre Stimme klang heiser, als hätte sie Fußmatten gefuttert.

      »Soll er doch die Brötchen essen«, fauchte ich.

      Sie hielt sich die Ohren zu.

      »Mum. Ich brauch Geld für die Schule!«

      »Hör auf zu schreien, Mo. Dabei kann kein Mensch denken, verdammt; ich hab Wahnsinnskopfschmerzen. Zieh ab in die Schule. Bist du nicht schon spät dran?«

      Ich nahm mein Handy aus der Hosentasche. Zwanzig nach acht. Verdammt! Holman zieht mir die Ohren lang.

      »Ich geh wieder ins Bett«, sagte Mum. Sie kratzte sich den Schlaf aus den Augen, schmierte ihn an ihren Morgenmantel und warf sich auf die Matratze. »Mo, nimm die Brötchen und lass mich in Frieden, ja? Wir sind erst nach drei zu Hause gewesen.«

      Die halbe Decke hing auf den Boden. In der Matratze war eine Kuhle, wo er geschlafen hatte. Der Aschenbecher war voll. Im Zimmer stank es nach Bier. Der Mülleimer war voller Dosen. Ich schwor mir, niemals Alkohol zu trinken. Mum zog sich die Decke über den Kopf, drehte mir den Rücken zu und kauerte sich zusammen wie ein ungeborenes Baby.

      Frust knisterte in mir. »Du bist echt zu nichts zu gebrauchen.«

      »Sagst du mir ja ständig. Darf ich jetzt schlafen?«

      Ich stand mit verschränkten Armen da, starrte sie an, aber sie rührte sich nicht. Dann hörte ich ein Geräusch aus der Küche. Er war noch da. Ich ging aus Mums Zimmer, knallte die Tür hinter mir zu und bog in den Flur ab.

      Er saß am Küchentisch, trank Tee aus einem Becher, warf mir einen Ach-du-Scheiße-Mo-ist-noch-nicht-in-der-Schule-Blick zu. Ich hoffte, er würde sich die Lippen verbrennen. Markensneaker zierten seine Füße. (Wo hatte er die her? Angeblich war er doch pleite.) Er trug ein zu enges Real-Madrid-Trikot mit der Nummer sieben hinten auf dem Rücken. Beim Anblick seiner Männertitten darunter wär’s mir fast hochgekommen. Auf seinen fetten rechten Oberarm hatte er Jack Sparrow tätowiert. Auf den linken ein Piratenschiff. Sein Ziegenbärtchen kratzte seinen Hals. Wie konnte Mum bloß so einem die Zunge in den Hals stecken?

      Ich sah ihn direkt an. »Die fünf Pfund, die Mum dir gegeben hat – das ist mein Essensgeld.«

      »Für dich sind die Brötchen in der Küche«, sagte er. Sein vernünftiger Tonfall pisste mich krass an.

      »Ich will keine scheiß trockenen Brötchen zum Mittag; gib mir einfach die fünf Pfund, dann hast du mich von der Backe und ihr könnt eure Saufparty fortsetzen.«

      »Für eine Fünfzehnjährige hast du ein ganz schön dreckiges Mundwerk«, sagte er. Er glotzte mich an, als würde er denken, ich sollte wegen seiner erbärmlichen Bemerkung lächeln, aber die Genugtuung würde ich dem Arschgesicht auf keinen Fall gönnen.

      »Wenn du mir die fünf Pfund nicht gibst, wird’s noch viel dreckiger«, drohte ich.

      »Und du willst Medien am College studieren? Mit der Klappe? Damit lassen die dich bestimmt nicht die Sechs-Uhr-Nachrichten lesen.«

      »Fotografie und Medienwissenschaften. Und das ist kein Spaß, Lloyd. Gib mir die verdammten fünf Pfund!«

      »Ich muss heute zum Arbeitsamt und morgen zu einem Bewerbungsgespräch in Ashburton – Lagerarbeit. Du solltest mir Glück wünschen.«

      »Dann benutz den kostenlosen Nahverkehr – deine Füße. Bisschen Bewegung tut dir gut.«

      Er bedachte mich mit einem bösen Blick, aber mir war’s scheißegal. Er war nicht mein Dad.

      »Hättest vielleicht lieber nicht dein ganzes Geld versaufen sollen«, setzte

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