Dear Sister 1 - Schattenerwachen. Maya Shepherd
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Ich nickte eilig, um das Thema so schnell wie möglich zu beenden. „Willst du heute bei mir schlafen?“, fragte ich Lucas, jedoch mit wenig Hoffnung auf eine positive Antwort.
„Es ist schon spät und ich möchte mich nicht wie ein Einbrecher in euer Haus schleichen“, erwiderte Lucas ausweichend. Das war mir schon vorher klar gewesen. Wir hielten vor dem Haus seiner Familie und stiegen aus. Lucas brachte mich selbstverständlich bis zur Haustür, obwohl sie in Sichtweite seiner eigenen war. Er küsste mich erst auf die Stirn und dann auf den Mund. „Schlaf gut.“
Erst als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, ging er los. Ich wollte den Schlüssel in meine Jackentasche stecken, als ich erneut den Zettel ertaste. Verwirrt zog ich den kleinen Papierschnipsel hervor und zog scharf die Luft ein:
Hör auf nach mir zu suchen!
Eliza
7. Winter
Der Sonntag war für mich unerträglich gewesen. Ich hatte Lucas nicht in die Augen blicken können, ohne an die Nachricht von Eliza denken zu müssen. Natürlich hätte ich Dairine anrufen können, aber ich musste ihr den Zettel einfach persönlich zeigen. Deshalb freute ich mich ausnahmsweise auf den sonst so verhassten Montag. Lucas saß still im Schulbus neben mir und musterte mich nachdenklich von der Seite, wie er es am Vortag bereits oft getan hatte.
„Ist irgendetwas?“, fragte ich ihn grober als beabsichtigt.
„Das wollte ich dich gerade fragen“, erwiderte er. „Seitdem ich dich von dem Club nach Hause gefahren habe, bist du seltsam.“
„War ich das nicht schon immer?“, scherzte ich in der Hoffnung, ihn damit ablenken zu können.
Doch der Versuch schlug fehl. „Nein.“ Er blickte mir weiter ins Gesicht, als würde er dort die Antwort finden. „Vertraust du mir nicht?“
Ich sah ihn entsetzt an. „Natürlich vertraue ich dir! Mehr als jedem anderen“, rief ich sofort aus, fügte jedoch im Stillen hinzu: Solange es nicht um Eliza geht. Es wäre eine Erleichterung gewesen, mich Lucas anzuvertrauen, aber er war nicht zurechnungsfähig, wenn es um meine Schwester ging. Er würde sofort zur Polizei laufen und die Ängste und Sorgen meiner Eltern aufs Neue aufwühlen und anspornen. Wir entwickelten gerade erst wieder so etwas wie einen normalen Alltag.
„Warum redest du dann nicht mit mir?“ Er klang ehrlich verzweifelt.
Ich verfluchte meine Schwester dafür, dass ich ihretwegen meinen Freund belügen musste. „Das tue ich doch. Es ist wirklich alles in Ordnung.“
Er glaubte mir nicht, trotzdem fragte er nicht weiter nach, bis wir vor der Schule hielten. Zur Verabschiedung gab er mir nur einen Kuss auf die Wange, so, als hätten wir einen Streit gehabt. Mit einem schlechten Gewissen schlurfte ich ins Klassenzimmer, doch meine Stimmung hellte sich schlagartig auf, als ich Dairine auf ihrem Platz sitzen sah. Ich eilte zu ihr, ließ meine Schultasche von den Schultern gleiten und legte ihr den Zettel von Eliza direkt auf den Tisch.
„Das habe ich Sonntagmorgen in meiner Jackentasche gefunden“, fügte ich hinzu und sah sie gespannt an. Sie las die Nachricht, wobei sich ihre Augen vor Überraschung weiteten. „Sie war also doch da!“
„Ja, sie muss sich in die Garderobe geschlichen und mir den Zettel dort zugesteckt haben.“
„Aber wie kann es dann sein, dass niemand sie gesehen hat?“, überlegte Dairine laut. „Eliza war in der ganzen Stadt bekannt. Jeder kannte sie.“
Leider, fügte ich in Gedanken hinzu. „Sie versteckt sich, aber warum?“
„Vielleicht hat sie vor jemandem Angst“, schlussfolgerte Dairine.
„Das passt gar nicht zu ihr“, erwiderte ich und versuchte mir dabei meine respektlose Schwester ängstlich vorzustellen. Es gelang mir nicht.
„Oder …“, rief Dairine plötzlich aus, „jemand will, dass du aufhörst, nach ihr zu suchen und hat dir deshalb diese Nachricht zugesteckt. Vielleicht war es gar nicht Eliza?“
Ich nahm ihr den Zettel aus der Hand. Es war eindeutig Elizas Handschrift. „Aber ich hab sie doch gesehen“, setzte ich verzweifelt an. Das ergab alles keinen Sinn.
Mrs.Kelly betrat das Klassenzimmer, ohne dass irgendjemand sie beachtete.
„Und was ist mit dem Typ aus dem VIP-Bereich?“, wandte ich mich an Dairine. „Vielleicht hätte er uns mehr sagen können.“
„Ehrlich gesagt, fand ich den ziemlich merkwürdig“, gestand Dairine. Normalerweise war ich es, die sich vor Leuten fürchtete. Ich dachte an den dunklen, mystischen Ausdruck in den Augen des Fremden, während er mich unverhohlen gemustert hatte. Sein Blick war mir nicht unangenehm gewesen, sondern hatte mich irgendwie sogar stolz gemacht. Sonst wurde immer Eliza so angesehen, so begehrt.
„Wer mit meiner Schwester Zeit verbringt, kann nicht ganz normal sein“, entgegnete ich nur.
„Könnten wir bitte mit dem Unterricht anfangen?“, piepste Mrs. Kelly hinter dem Lehrerpult hervor. Sie war ein hoffnungsloser Fall. Niemand reagierte auf sie und so begann sie mit dem Musikunterricht, indem sie eine DVD in den Computer schob. Es war eine Dokumentation über Amadeus Mozart und uns stand es frei, zuzuhören und uns Notizen zu machen oder eben auch nicht. Ich tat Mrs. Kelly und mir selbst den Gefallen. Außerdem musste ich erst über Dairines Einwände nachdenken, bevor ich weiter mit ihr über Eliza sprechen konnte.
Dairine und ich saßen alleine in der Cafeteria an einem Fenster. Lucas hatte mir nur zugewunken, bevor er sich mit seinen Teamkollegen an einen Tisch gesetzt hatte. Offenbar war er sauer auf mich, denn sonst kam er wenigstens kurz vorbei, um mir einen Kuss zu geben. Sein distanziertes Verhalten tat mir weh und Dairine sah es mir an. „Alles okay bei euch?“
„Er spürt, dass ich ihm etwas verheimliche“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
„Warum weihst du ihn dann nicht ein?“, fragte sie. „Immerhin kennt er Eliza.“
„Aber er würde dem Ganzen mehr Aufmerksamkeit schenken als nötig“, sagte ich ausweichend.
„Tust du das denn nicht schon?“
Dairine verstand mich nicht. Ich suchte nicht nach Eliza, weil sie mir fehlte, sondern um sie daran zu hindern, wieder in das Leben von Lucas und mir zu treten. Wenn ich sie finden würde, würde ich ihr sagen, dass sie sich zurück nach Amerika verziehen solle, weit entfernt von mir.
Plötzlich kniff Dairine die Augen zusammen und fixierte einen Punkt hinter meinem Rücken. „Was ist los?“, fragte ich sie.
„Kevin O’Brian starrt die ganze Zeit schon zu uns“, flüsterte sie.
Sofort drehte ich mich um und blickte in dieselbe Richtung. In dem Moment stand Kevin auf und kam geradewegs auf uns zu. Ich hatte noch nie ein Wort mit ihm gewechselt.
Er blieb direkt vor unserem Tisch stehen und blickte zögernd auf mich hinab.
„Du bist die Schwester von Eliza, oder?“
Ich sah