Dear Sister 1 - Schattenerwachen. Maya Shepherd

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Dear Sister 1 - Schattenerwachen - Maya Shepherd страница 16

Автор:
Серия:
Издательство:
Dear Sister 1 - Schattenerwachen - Maya Shepherd

Скачать книгу

Bitte überrumpelte mich völlig. Stockend stand ich auf. „Klar, sollen wir raus gehen?“

      Er nickte und ging voraus. Dairine beäugte uns neugierig, während ich ihm durch die Cafeteria auf den Schulhof folgte. Wir ließen die einzelnen Schülergruppen weit hinter uns zurück und suchten uns einen Platz am Rande des Schulhofs unter einem Baum. Er knetete unruhig seine Hände, während er mir unentschlossen ins Gesicht sah. Unter seine Augen lagen dunkle Schatten und seine Nase war wund und gerötet. Offenbar hatte ihm der Tod von Alannah stark zugesetzt. Immerhin waren sie lange ein Paar gewesen, bevor meine Schwester alles zerstört hatte.

      „Worum geht es denn?“, half ich ihm neugierig auf die Sprünge, obwohl ich mir bereits denken konnte, dass es um Eliza ging.

      Er holte tief Luft. „Ich habe Eliza gesehen.“

      Ich starrte ihn fassungslos an. „Wann?“

      „Gestern Abend“, gestand er mir leise. „Sie stand plötzlich vor meinem Haus.“

      „Hast du mit ihr gesprochen?“, wisperte ich.

      Er nickte traurig. „Sie hat sich bei mir entschuldigt und gesagt, wie leid ihr die Sache mit Alannah täte.“

      Das hörte sich überhaupt nicht nach meiner Schwester an. Sie entschuldigte sich bei niemandem. Niemals.

      „Warum erzählst du mir das?“, fragte ich ihn misstrauisch.

      „Sie hat gesagt, dass ich mit niemandem darüber reden darf, aber ich kann nicht aufhören, daran zu denken“, gestand Kevin und flüsterte nun ebenfalls, so, als ob uns jemand belauschen könnte.

      „Hat sie noch etwas gesagt?“

      „Nein“, antwortete er, aber ich sah ihm deutlich an, dass da noch mehr war. „Aber sie …“, er zögerte. „Sie war plötzlich weg.“

      Ich runzelte die Stirn und verstand nicht, was er damit meinte. „Wie weg?“

      Er raufte sich verzweifelt die Haare. „Im einen Moment stand sie vor mir und im nächsten war sie verschwunden, als hätte sie sich in Luft aufgelöst.“

      Seine Worte ergaben keinen Sinn. Er war offensichtlich, dass ich ihm nicht glaubte. „Verdammt, ich weiß, wie verrückt sich das anhört“, stieß er aus. „Aber es war so!“ Er zuckte mit den Schultern und ließ mich alleine unter dem Baum stehen. Tausend Fragen schwirrten durch meinen Kopf. Eigentlich war ich froh gewesen, dass jemand außer mir Eliza gesehen hatte, aber was sollte ich mit Kevins Gestammel anfangen? Menschen lösten sich nicht einfach in Luft auf.

      Plötzlich stand Lucas vor mir. Ich hatte ihn nicht kommen gesehen und fuhr erschrocken zusammen.

      „Was wollte Kevin denn von dir?“, fragte er misstrauisch. Er musste uns aus der Cafeteria gefolgt sein. Es sah ihm nicht ähnlich, mir hinterher zu spionieren.

      „Es geht ihm nicht gut. Alannahs Tod macht ihm ziemlich zu schaffen“, antwortete ich ausweichend.

      „Und was hast du damit zu tun?“, wollte Lucas skeptisch wissen.

      „Er hat mich gefragt, ob ich etwas von Eliza gehört hätte.“

      „Was hast du ihm gesagt?“

      „Nichts“, entgegnete ich und schob mich an ihm vorbei, um ebenfalls zu gehen, doch Lucas hielt mich am Arm zurück. „Du belügst mich!“

      Ich schüttelte den Kopf. „Nein …“

      „Doch, tust du und ich kann nicht verstehen, warum.“

      Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit. Wir waren immer ehrlich zueinander gewesen und nun stand mein Geheimnis zwischen uns wie eine Mauer. Ich biss mir auf die Unterlippe und sah ihn entschuldigend an. „Ich kann mit dir darüber nicht reden“, gestand ich.

      Er packte mich bei den Schultern und sah mir flehend in die Augen. „Es geht um Eliza, oder?“

      Ich schüttelte den Kopf, ohne ihm zu antworten und schob seine Hände von mir. „Bitte, lass es gut sein.“

      Ich wollte an ihm vorbeigehen, doch er versperrte mir den Weg. „Du weißt, wo sie ist!“, klagte er mich an.

      „Ich wünschte, es wäre so“, erwiderte ich ehrlich und lief weiter. Dieses Mal hielt Lucas mich nicht auf.

      Lucas und ich hatten uns noch nie ernsthaft gestritten. Zwar hatten wir natürlich schon jede Menge Auseinandersetzungen gehabt, aber sie hatten nie länger als ein paar Stunden angehalten. Doch dieses Mal war es anders. Lucas ignorierte mich völlig auf der Heimfahrt im Schulbus. Er setzte sich nicht einmal neben mich. Ich war geschockt, verärgert und verletzt zugleich. Versuchte er mir etwa so, die Wahrheit zu entlocken? Er ließ mich ja schon links liegen, sobald er nur glaubte, dass ich etwas über Elizas Aufenthaltsort wusste. Wie würde er dann erst reagieren, wenn er erfuhr, dass ich sie gesehen hatte? Und nicht nur ich, sondern auch Kevin. Selbst Dairine hatte das zum Nachdenken gebracht. Sie war sich nun genauso sicher wie ich selbst, dass Eliza zurückgekehrt sein musste. Das konnte einfach kein Zufall sein.

      Ich versuchte mich mit meinen Hausaufgaben abzulenken, was jedoch nur bedingt klappte. Gedankenverloren hob ich den Kopf und sah aus dem Fenster auf die alten Burgruinen, als ich plötzlich einen Mann zwischen den Mauern entlanglaufen sah. Das war an sich nicht ungewöhnlich. Schließlich gehörte Slade’s Castel zu einem beliebten Touristenziel in der Umgebung. Aber der Mann kam mir seltsam bekannt vor. Sein Haar war hellblond, fast weiß. War es der Fremde aus dem Club? Die Möglichkeit war zu verlockend, um sie ungenutzt verstreichen zu lassen und so ließ ich meine Hausaufgaben auf meinem Schreibtisch zurück und stürmte die Treppe hinunter in den Flur. Meine Mum kam neugierig aus der Küche: „Gehst du zu Lucas?“

      „Ähm … ja“, erwiderte ich spontan und fügte eilig hinzu: „Ich muss ihn etwas wegen meinen Mathehausaufgaben fragen.“

      Mum war beruhigt und verschwand wieder hinter den Herd. Das Fenster der Küche richtete sich glücklicherweise nicht zu den Burgruinen, sodass sie meine Lüge wohl kaum bemerken würde.

      Ich schlüpfte eilig in meine gelben Gummistiefel und zog mir die Regenjacke über, da es draußen bereits ordentlich stürmte und bald zu regnen beginnen würde.

      Das Gras quietschte unter meinen Füßen, als ich über die Wiese zu dem alten Gemäuer lief. Genau hier hatte ich den Mann gesehen. Vielleicht war er weiter in die Burg gegangen. Ich betrat den rissigen Pflasterboden und lief langsam, aber aufmerksam tiefer in die alte Ruine hinein, so, dass man mich von außen nicht mehr hätte sehen können. Die Ruinen warfen lange Schatten und der Wind heulte durch die verlassenen Flure. Ich bekam eine Gänsehaut und wusste nicht, ob daran meine Angst oder die Kälte schuld war. Hinter der nächsten Ecke sah ich ihn. Er starrte in den Himmel. Ich räusperte mich und er drehte sich zu mir um. Sofort erkannte ich ihn wieder. Ihm schien es genauso zu gehen, denn sein Mund formte sich zu einem Lächeln, als er auf mich zusteuerte.

      „Hey, was machst du denn hier?“, fragte er fröhlich.

      In der Dunkelheit des Clubs hatte ich seine Augenfarbe nicht erkennen können, sie hatten nur dunkel und unheimlich ausgesehen. Jetzt sah ich, dass seine Augen grau waren, fast wie der Himmel an diesem Tag.

      „Ich wohne hier“, entgegnete ich nur knapp.

      Er

Скачать книгу