Oliver Hell - Todesklang. Michael Wagner J.

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Oliver Hell - Todesklang - Michael Wagner J. страница 5

Oliver Hell - Todesklang - Michael Wagner J. Oliver Hell

Скачать книгу

gemeint, kein fishing for compliments.

      „Du bist jetzt die große Leuchte hier im Team. Es ist jetzt deine Aufgabe, die Psychos zu entlarven. Baum ist deine erste Bewährungsprobe“, sagte Wendt und grinste.

      „Eben, genau das ist es.“

      Wendt stand auf und klopfte Meinhold auf die Schulter. „Ich bin wie immer einen Schritt hinter dir, Chrissie. Ganz nebenbei, wie sieht es eigentlich mit deinem Schießtraining aus? Du bist doch nicht etwa in der Profiler-Schule komplett verweichlicht und triffst keinen Schurken mehr, der auf dich zukommt?“

      Meinhold warf keck den Kopf in den Nacken. „Finde es heraus. Nachher unten auf dem Schießstand?“

      „Stets zu Ihren Diensten, Frau Profiler!“

      Meinhold strahlte, als Wendt den Besprechungsraum verließ. Das hatte sie vermisst. Die Neckerei unter den Kollegen, den Zusammenhalt. Auch wenn es oft gefährlich war und sie nicht immer einer Meinung waren. Auf diese Leute konnte sie sich blind verlassen. Wie wichtig das in den nächsten Tagen sein sollte, konnte Christina Meinhold in diesem Moment noch nicht ahnen. Sie seufzte und nahm an ihrem angestammten Schreibtisch Platz. Nachdem sie den PC hochgefahren hatte, öffnete sie den Browser und surfte durch die internen Nachrichten der Bonner Polizei.

      „Sie haben ihm verschiedene Mittel verabreicht“, sagte in diesem Moment Sebastian Klauk vom Nebentisch. Meinhold erschrak fast, weil sie so tief ins Lesen vertieft gewesen war.

      „Hmh, lass hören.“

      Klauk betrachtete die Großbuchstaben, die er auf dem Zettel notiert hatte. Wie ein Erstklässler las er vor: „Natriumoxybat und Modafinil. Sagt dir das was?“

      „Ja, das tut es Sebi. Das eine ist gegen die Kataplexien, das andere gegen die Tagesschläfrigkeit. Haben sie Diebstähle zu verzeichnen?“

      Klauk zuckte mit den Schultern, setzte seine Brille mit einer linkischen Bewegung zurück auf die schmale Nase. „Sie müssen erst die Bestände nachprüfen. Die Ärztin meldet sich bei mir.“

      Meinhold stand schnell auf und trat zu Klauk an den Schreibtisch.

      „Das dauert zu lange. Wir müssen die Apotheken verständigen. Baum ist ein Fälscher. Für ihn ist es kein großes Problem, auch ein Rezept zu fälschen.“

      Klauk schien diese Möglichkeit bisher nicht in Erwägung gezogen zu haben. Er sog die Luft durch gespitzte Lippen ein.

      „Mist, du hast Recht“, stieß er hervor.

      Meinhold sah ihn mit einem Blick aus ihren alles durchdringenden Opalaugen an.

      „Ich hätte gerne Unrecht.“

      *

      Bonn

      Brigitta Hansen hatte die erste Begegnung mit der neuen Bonner Polizeipräsidentin vor sich. Ihr Name war Bettina Keller-Schmitz und sie galt als eine kompromisslose Pragmatikerin. Genau nach Hansens Geschmack – ironisch gesehen. Einen Vorgeschmack über ihre Arbeitsweise hatte schon Karl-Heinz Überthür gegeben, der mittlerweile geschasste ehemalige Staatsanwalt. Als eine Art Vorhut hatte er versucht, der neuen Chefin den Acker zu bereiten – in ihrem Sinne. Er hatte die Arbeit von Oliver Hell und seinem Team sabotiert, versucht, den Kommissar zu diskreditieren, ihn aus dem Polizeidienst zu entfernen. Hansen hatte dies verhindert. Keller-Schmitz Credo war, bestehende Strukturen zu zerschlagen, einen schlanken Polizeiapparat zu schaffen, der nach ihren Vorstellungen zu funktionieren hatte. Hansen war gespannt. Das alles klang nach einigen Reibungspunkten. Die Dezernate, die sie leitete, funktionierten tadellos und sie wollte sich auch nicht in ihre Belange hineinreden lassen.

      *

      Ron Baum, der jetzt Alexander Geißler hieß, stieg an der S-Bahn-Haltestelle Oberkassel aus und zögerte einen Moment. Sollte er erst einen Spaziergang am Rhein machen? Oder sollte er sofort zum Polizeipräsidium an der Königswinterer Straße 500 hinübergehen? Er verspürte keine Eile. Oliver Hell hielt sich im Ausland auf, das wusste er aus der Presse. War geflohen, der Feigling. Doch Hell würde zurückkommen. Wenn er seinen Plan in die Tat umgesetzt hatte, würde er aus seinem Versteck gekrochen kommen. Der Mistkerl konnte gar nicht anders. Dafür würde er sorgen. Baum verließ die Haltestelle. Er lächelte, ließ einer älteren Dame den Vortritt und erhielt für sein zuvorkommendes Verhalten ein Lob von der Frau.

       Wenn du wüsstest, Alte!

      Nachdem sein falsches Lächeln wieder von seinem Gesicht verschwunden war, trat an dessen Stelle wieder diese grimmige Entschlossenheit.

      Wenn ich mit dir fertig bin, nutzt dir auch keine Flucht mehr etwas!

      Er verzog sein Gesicht zu einem spöttischen Grinsen und überquerte die Königswinterer Straße. Baum hatte Erfahrung damit, sich selbst neu zu erfinden. Jetzt bewegte er sich auf das Polizeipräsidium zu wie ein Archäologe, der im Geist eine Ausgrabungsstelle aufteilt. Ruhig und bedacht. Ohne möglichen Fehlerquellen eine Chance zu geben. Wie ein Grabungsplan in der Archäologie musste auch ein Mordplan gut durchdacht werden. Sein Plan hatte lange Zeit zum Reifen gehabt. Eines stand für Ron Baum felsenfest: Einer der Mitarbeiter Hells würde sterben. Dann musste Hell zurückkehren, um ihn zu jagen. Wie herrlich. In seinem Magen machte sich ein Gefühl breit, wie kurz vor dem Abflug in den Urlaub. Mordlust. Er ließ dieses Gefühl Besitz von ihm ergreifen. Völlig. Bis es jede Faser seines Körpers durchdrang. Ein wohliger Schauer lief ihm den Rücken herunter, als er vor dem Präsidium ankam.

      *

      Bad Godesberg

      Nachdem der wuchtige Ford Mustang mit dem Shelby-Emblem auf den Kotflügeln die ganze Nacht über an derselben Stelle geparkt stand, rief einer der Mitarbeiter des Annaberger Hofs bei der Polizei an. Ein Streifenwagen mit zwei Beamten wurde losgeschickt. Die Beamten Lars Bonnermann und Uwe Redecker kamen um 9:34 Uhr an. „Wenn das mal kein Zuhälterschlitten ist“, sagte Redecker abfällig, als der VW Passat in dem Weg zum Annaberger Hof ausrollte.

      „Das ist ein Shelby Mustang, wahrscheinlich sogar ein GT 350. Siehst du nicht die aufgerichtete Cobra auf dem Kotflügelemblem?“, protestierte der jüngere Kollege Bonnermann und blickte mit verklärtem Blick zu dem Auto hinüber.

      „Zuhälterschlitten. Das riecht nach Ärger. Wahrscheinlich ist die Karre geklaut worden und hier ist ihm der Sprit ausgegangen. Machst du die Halterabfrage, ich schaue mir deine Shelby-Cobra mal an.“

      „Shelby Mustang, nicht Shelby Cobra. Eine AC Cobra ist ein ganz anderes Auto, Uwe! Du hast echt keine Ahnung, oder?“

      Uwe Redecker machte sich nichts aus Sportwagen und winkte ab. „Mir doch egal, Hauptsache, wir haben das Ding bald von der Backe.“ Der Beamte stieg aus und zog sich als erstes die Uniformhose zurecht.

      „Banause“, meckerte Bonnermann ihm hinterher und griff zum Funkgerät. „Hier Wagen 34, wir haben eine Halterabfrage: Ein dunkelblauer Ford Mustang mit dem Bonner Kennzeichen BN-MJ 1.“

      Eine halbe Minute später kannte er den Namen des Fahrers. Mit einem flauen Gefühl machte er sich auf den Weg zu seinem Kollegen. Die Freundin des Mannes hatte ihn am gestrigen Abend noch als vermisst gemeldet. Das war es aber nicht, was ihn so irritierte. Es war eher die Tatsache, wem der Mustang gehört, oder besser gesagt, was dieser Besitzer für einen Beruf hatte. Wenn man es Beruf nennen konnte.

      Redecker leuchtete den Innenraum

Скачать книгу