Oliver Hell - Todesklang. Michael Wagner J.
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„Sehr erfreut, Frau Kollegin, wie konnten Sie mir denn all die Jahre vorenthalten werden?“, fragte Vandenbrink, und Meinhold verstand mit einem Mal, was Klauk meinte. Der Mann deutete einen Handkuss an und Meinhold zog die Hand viel zu schnell wieder zurück. Der Drogenfahnder quittierte ihre Zurückhaltung mit einem Blitzen aus seinen grün-blauen Huskys-Augen.
Schade, dachte Meinhold, eigentlich ist der genau mein Typ. Aber auf solche Schleimer stand sie überhaupt nicht. Vandenbrink war groß, nicht so groß und schlaksig wie Klauk, dessen Körper dann und wann noch etwas von einem pubertierenden Jungen hatte, stattdessen hatte er den trockenen Körper eines Marathonläufers und offensichtlich auch dessen Energie. Er trug mehrere Silberringe an seiner linken Hand und die Lederjacke hatte schon bessere Zeiten gesehen. Nach der Begrüßung kam er schnell zum Thema.
„Die Botschaft scheint eindeutig: ein toter kroatischer Drogendealer in einem Mustang, der genau auf der Grenze der beiden Territorien steht. Hier wollen die Albaner ein Zeichen setzen.“
Sie traten an den Kofferraum des amerikanischen Sportwagens heran. Der Mitarbeiter der KTU, denn Meinhold nicht kannte, unterbrach seine Arbeit, trat zur Seite und gab den Blick ins Innere frei.
„Ein einziger Schuss. Ich vermute, aus nächster Nähe abgefeuert. Der hat nicht mehr viel dazu gesagt“, murmelte Vandenbrink lakonisch. Der Mann heißt übrigens Janko Mladic und ist einer der großen Köpfe in der Bande. Das gibt Ärger …“
Klauk und Meinhold betrachteten den Kerl, der diesen Ärger auslösen sollte. Sie sahen einen sportlich gekleideten jungen Mann mit Jeans und Marken-Turnschuhen, auf dessen Brust das Logo auf dem T-Shirt eines ebenso teuren wie exklusiven Designers ein wenig zerknautscht daherkam. Mit diesem Outfit hätte man ihm in jeder Nobel-Diskothek Einlass gewährt. Einzig die unnormale Blässe und das hässliche Loch in seiner Stirn hätten ihm dabei in die Quere kommen können. Meinhold wandte sich von dem Toten ab.
„Wie meinen Sie das mit der Grenze?“, fragte sie.
„Die Bosse der beiden Clans haben eine Grenze ausgehandelt. Innerhalb dieser Grenzen haben die Mitglieder des jeweils anderen Clans nichts zu suchen, dürfen keine Drogen verkaufen und lassen sich auch besser dort nicht zu mehreren blicken. Sonst gibt es Ärger.“
„Und diese Grenze verläuft hier?“, fragte sie weiter und deutete auf den Boden vor ihnen.
„Exakt genau hier. Der Rheinhöhenweg ist die Grenze zwischen den beiden Gebieten. Die Albaner beherrschen Bad Godesberg und einen Teil der anderen Rheinseite, die Kroaten den Rest, unter anderem die lukrative Innenstadt und die Außenbezirke. Es ist jetzt eine Weile ruhig gewesen … bis jetzt“, sagte Vandenbrink mit einem besorgten Blick auf die Leiche, „jetzt wird es Krieg geben. Wenn sich herausstellt, dass die Albaner Mladic auf dem Gewissen haben.“
„Also ist dieser Ort hier mit Bedacht gewählt worden? Denken Sie, dass hier ist auch der Tatort?“, wollte jetzt Klauk wissen. „Das müssen uns die Herrschaften in Weiß beantworten“, sagte Vandenbrink und gab dem Tatortermittler ein Zeichen, weiterzuarbeiten. Sie traten ein paar Meter zurück.
„Und wenn es nicht die Albaner waren?“, fragte Meinhold. Vandenbrink presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. „Dann waren es die Jungs von der Motorrad-Fraktion. Das wäre auch eine Möglichkeit. Sie machen einen kalt, sehen zu, wie sich die Banden bekriegen und sahnen dann ab. Aber die sind hier in Bonn noch nicht so breit aufgestellt, dass sie sich mit den großen Banden anlegen könnten.“
„Aber nach einem Bandenkrieg wären sie es?“, fragte Klauk.
„Ja, das wären sie wohl. Wenn diese beiden Clans aufeinandertreffen, dann fliegen die Fetzen“, versetzte jetzt der Drogenfahnder, dessen Stimme auf einmal viel düsterer klang. Diese Möglichkeit schien auch ihm plausibel.
Meinhold sah sich um. Die Gegend war ideal, um einen Mord zu begehen. In zweihundert Meter Entfernung lag der ‚Annaberger Hof‘. Die Straße von Friesdorf aus, die dorthin führte, war für den Durchgangsverkehr gesperrt. Einzig diejenigen, die zum Gestüt ‚Annaberger Hof‘ wollen, durften die ‚Durchfahrt verboten‘-Schilder ignorieren. Die Annaberger Straße kreuzte den Rheinhöhenweg. Dieser Weg war ein beliebter Wanderweg, in der näheren Umgebung lagen eine Klinik und das ‚Annaberger Haus‘.
„Was hat dieser Mladic hier gewollt? Oder denken Sie, dass der Mord woanders verübt wurde und man den Wagen hier platziert hat?“
Vandenbrink lächelte Meinhold an. „Daher seid ihr beiden hier. Ich kann euch nur die Hintergrundinformationen liefern.“
„In Ordnung“, sagte Meinhold, und an Klauk gewandt, sagte sie: „Wir müssen die Leute von diesem Gestüt befragen, ob sie etwas beobachtet haben, wissen, seit wann der Mustang hier steht. Außerdem sollten wir eine Verlautbarung an die Presse herausgeben mit einer Frage an die Bevölkerung: Wer hat gestern zur möglichen Tatzeit hier etwas beobachtet?“
„Dafür müssen wir erst wissen, wann unser Mustang-Fahrer hier das Zeitliche gesegnet hat. Wo bleibt eigentlich die Rechtsmedizin? Die wissen doch Bescheid?“, wandte sich Klauk an den Drogenfahnder. Vandenbrink nickte.
„Es passieren eine Menge schlimmer Dinge in Bonn und ich denke, wir stehen am Anfang einer neuen Welle der Gewalt. Die ganz schlimmen Dinge hinterlassen einen Abdruck in der Geschichte der Stadt. Wenn wir nicht aufpassen, dann stehen wir am Rand und schauen hilflos zu.“
Meinhold sah zum ihm hinüber. „Klingt fast philosophisch.“
„Die Betrachtung der Welt in all ihren Facetten ist mein Hobby. Wenn man den Sumpf der Gesellschaft ständig vor Augen hat, dann ist man froh, wenn man mal ein wenig Erhebendes lesen kann. Ich lese gerne philosophische Texte, vielleicht färbt das etwas ab.“
„Ein Philosoph und eine Profilerin, wenn das kein geniales Team ist“, spottete Klauk.
Vandenbrink riss die Augen auf. „Profilerin? Sie sind das? Von der im Präsidium hinter vorgehaltener Hand getuschelt wird?“
„So! Ist das so?“, fragte Meinhold verstimmt mit einem kurzen Blick in seine unglaublich kalten Augen.
„Naja, ist vielleicht meine persönliche Interpretation. Aber in aller Munde sind Sie schon, Frau Meinhold.“
Meinhold sah ihn erst ungläubig an, dann fand sie ihre Haltung wieder. „Ich bin nur eine Spezialistin, ansonsten bin ich eine ganz normale Kriminalbeamtin.“
Ohne seine Antwort abzuwarten, machte sie eine energische Kopfbewegung und deutete Klauk damit an, ihr zu folgen. „Wir kümmern uns um die Leute auf dem Gestüt, es dauert ja anscheinend noch, bis die Rechtsmedizin hier aufschlägt. Wenn es so ist, dass wir wenig Zeit zu verlieren haben, dann sollten wir schnell arbeiten.“
Vandenbrink blieb wortlos zurück und sah den beiden Beamten nach.
*
Bonn
„Du bist der Boss“, sagte Rosin gleichmütig.
„Was? Denkst du, wir sollten uns anders aufstellen? Haben wir etwas vergessen?“, erwiderte Wendt und ließ ein Räuspern hören.
„Die Personenfahndung ist raus, wir haben die Flughäfen und größeren Bahnhöfe informiert, die Kollegen von der Bundespolizei