Oliver Hell - Todesklang. Michael Wagner J.

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Oliver Hell - Todesklang - Michael Wagner J. страница 6

Oliver Hell - Todesklang - Michael Wagner J. Oliver Hell

Скачать книгу

knipste die Taschenlampe aus, warf seinem Kollegen einen auffordernden Blick aus seinen stahlblauen Augen zu. „Sag schon!“

      „Der Name des Besitzers ist Janko Mladic und er ist Mitglied der kroatischen Drogendealer-Bande, die sich mit den Albanern um die Vorherrschaft auf dem Drogenmarkt streiten.“

      „Scheiße. Ich habe doch gesagt, das riecht nach Ärger, Lars! Die Karre ist abgeschlossen. Also kann es kein Diebstahl sein. Wenn einer dieses Monstrum von Auto geklaut hat, dann hätte er sie kurzgeschlossen, also hätte er keinen Schlüssel, um abzuschließen. Hier ist was faul, das sagt mir mein Bullen-Riecher!“ Dabei tippte er sich gegen seine Nase und wieder funkelten die blauen Augen. Bonnermann schluckte. „Dann sollten wir die Spurensicherung hinzuziehen, was denkst du?“

      Redecker zog die linke Augenbraue herunter. „Klar, setz eine Meldung ab.“

      *

      Sa Rapita, Mallorca

      Oliver Hell hatte mit allen Kollegen und Freunden, wie Carola Pütz und Reto Winterhalter, die er auf der Insel regelmäßig traf, vereinbart, tagsüber nicht anzurufen. Als trotzdem sein Handy klingelte, als er gerade über eine Klippe kletterte, ahnte er nichts Gutes. Es war glitschig, er versuchte, so gut es ging, nicht auszugleiten. Als er wieder sicheren Boden unter den Füßen hatte, fischte er das Handy aus der Außentasche der Trekkinghose. Auf dem Display stand ‚Hansen ruft an‘. Ungläubig betrachtete er das Telefon, dann nahm er das Gespräch an.

      „Hell, wer stört?“, fragte er.

      „Wir haben keine Zeit für Scherze, Kommissar Hell. Ron Baum ist aus der forensischen Klinik entkommen und ist auf der Flucht. Ich dachte, Sie sollten das wissen!“

      Sofort hatte er folgendes Bild vor sich: Ron Baum liegt auf dem Boden vor ihm, getroffen von zwei Kugeln aus seiner Dienstwaffe. Er selbst steht mit gezogener Waffe über ihm. Da hatte er gedacht, es sei vorüber, dieser Psychopath sei für immer ausgeschaltet und würde hinter Gitter vermodern. Falsch.

      „Wie konnte das denn passieren, Frau Oberstaatsanwältin?“, brachte er hervor. Räusperte sich.

      „Er ist nach aktuellem Inforationsstand in einem Wäschekorb aus der Klinik entkommen. Ihre Kollegen sind informiert und die Fahndung nach ihm läuft auf Hochtouren. Es tut mir leid, ich hätte Ihnen gerne eine angenehmere Nachricht überbracht, Herr Kommissar“, sagte Brigitta Hansen. Hell konnte die ehrlich gemeinte Anteilnahme in ihrer Stimme wahrnehmen. Doch das half ihm nichts. Die Tatsache blieb: Baum war auf der Flucht.

      Hell seufzte vernehmlich. „Vielen Dank, Frau Oberstaatsanwältin Hansen. Sind auch die Einsatzkräfte auf dem Flughafen von Palma und der anderen Balearen-Inseln informiert?“

      „Selbstverständlich, Herr Kommissar.“

      „Danke, ich werde auf mich aufpassen. Richten Sie meinen Leuten aus, sie sollen dasselbe tun!“

      „Sicher.“

      Dann war das Gespräch beendet. Er schaute auf die Uhr. Es war halb elf. Die kleine Wolke, die sich jetzt vor die Sonne schob, kam ihm plötzlich feindselig vor. Ein kalter Schauer lief über seinen Rücken. Er stand immer noch am selben Ufer, roch noch immer dieselbe würzige Meeresluft, hatte noch immer dieselbe scheinbare Unendlichkeit vor sich, die sich durch die unsichtbare Krümmung der Erde ergab. Doch von einem Moment zum nächsten hatte sich alles verändert. Sein altes Leben riss ihn mit Macht zurück. Ob er wollte oder nicht. Er fühlte, dass er nicht mehr hierher gehörte. Dass er sofort nach Bonn zurückkehren musste. Hell stand auf der Klippe und starrte hinaus aufs Meer. Warum auch immer mischten sich Schuldgefühle in den irren Mix aus Gefühlen, die sich ihm gerade aufdrängten. Seine Kollegen befanden sich in Gefahr, weil sie nach Baum fahndeten. Er war dessen Ziel gewesen. Dessen krankes Ziel. Doch Baum konnte nicht ahnen, wo er sich zurzeit befand. Also richtete sich der Fokus des Psychopathen auf diejenigen, die für ihn und seine Rache verfügbar waren. Hells Team und die Bonner Staatsanwaltschaft. Dieser Mann war zu allem fähig. Auch zu einem weiteren Mord. Wenn Hell sich auch immer eingebildet hatte, seinem bisherigen Leben Adieu sagen zu können, das Leben zeigte ihm gerade den ausgestreckten Mittelfinger. Es war lange her, seit er zuletzt eine solche Verkettung von Ereignissen erlebt hatte. Aber es sollte noch viel schlimmer kommen. Viel schlimmer als er es vermutete, als er auf der immer noch namenlosen Klippe stand und Franziska anrief.

      *

      Bonn

      Christina Meinhold wünschte sich einen Lichtpunkt in der Dunkelheit. Nur einen klitzekleinen. Ein kleines Fünkchen hätte ihr schon gereicht. Doch als das Telefon klingelte und Heike Böhm ihnen mitteilte, dass sie einen toten Drogendealer in seinem Sportwagen gefunden hatten, erlosch diese Hoffnung sofort. Wendt hatte das Telefon auf laut gestellt und alle hatten mitgehört. Der Anruf kam genau in diesem Moment, als Wendt die Aufgaben verteilt hatte. Und genau zwei Stunden und eine Minute nach der Nachricht von der Flucht Baums.

      Wendts Züge verdunkelten sich, er legte das Mobilteil auf den Schreibtisch, gab ihm einen ärgerlichen Schubs.

      „Es geht nicht anders, wir müssen uns aufteilen. Zwei von uns fahren nach Bad Godesberg, dort treffen wir uns mit einem Beamten der Drogenfahndung. Wer fährt?“ Klauk schob sich die Brille auf die Stirn und rieb sich den Nasenrücken mit zwei Fingern. „Wir zwei, Christina? Das hatten wir schon lange nicht mehr. Es wäre mir eine Ehre!“

      Meinhold lächelte gequält. „Ja, lieber Sebi, es wäre mir auch eine Ehre.“

      „Ich fahre. Dann lernst du auch endlich meinen Kleinen kennen“, sagte Klauk spontan, rieb sich die Hände.

      Meinhold gluckste. „Was?“

      Klauk bemerkte in diesem Moment, was er gesagt hatte.

      „Ich meine meinen neuen Mini! Mensch, ihr könnt einem aber auch das Wort im Mund herumdrehen“, protestierte er. Auch über Rosins Gesicht flog ein kleines Schmunzeln. Klauk hielt seine Brille zum Licht und fing an, sie zu putzen.

      „Steilvorlage, Kollege“, sagte Wendt lächelnd, wandte sich dann an Meinhold: „Der Kollege von der Drogenfahndung, den ihr dort treffen werdet, heißt Julian Vandenbrink.“

      „Okay, noch nie gehört. Ist der neu im Dezernat?“

      „Kriminalkommissariat 21, Organisierte Kriminalität“, antwortete Wendt, „Du bist lange weg gewesen, Chrissie!“ Er kniff ihr ein Auge zu.

      „Stimmt, wird Zeit, dass ich wieder ordentlich arbeiten kann.“

      Sie stand auf, band sich ihr Haar zu einem Zopf zusammen und nahm die kurz geschnittene Lederjacke vom Stuhl. Zu ihrer engen Jeans trug sie heute eine weiße Bluse, die dann und wann freie Sicht auf ihren Bauchnabel erlaubte.

      „Können wir?“, fragte sie Klauk, der noch immer mit seiner Brille beschäftigt war. „Ich brenne doch darauf, deinen Kleinen endlich zu sehen.“

      „Haha.“ Klauk dehnte die Vokale. Meinhold fasste ihn mit beiden Händen von hinten auf die Schultern. „Ich habe dich auch lieb, Sebi.“

      *

      Baum blieb vor dem Präsidium in der Königswinterer Straße stehen, spähte zum Eingang hinüber und strich sich über das graumelierte Haar an der linken Schläfe. Dann fiel sein Blick auf das Bündel in seiner Einkaufstasche. Die Metamorphose war noch nicht vollzogen. Aber

Скачать книгу