Die Teton-Sioux. Michael Franzen

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Die Teton-Sioux - Michael Franzen

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um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, schaut man auf die Abschussstatistik alleine der Jahre 1872 und 1874, in denen ca. 3.700.000 Bisons abgeschlachtet wurden; lediglich rund 150.000 davon wurden von den Indianern getötet.

      In diesem Zusammenhang fällt immer wieder einmal der Name Buffalo Bill Cody als den größten Büffeljäger, den die nordamerikanische Prärie jemals gesehen hatte. Cody, mit dem wir uns zum Ende dieses Buches noch näher beschäftigen werden, war 1867 als Jäger für die Union Pacific Railroad beschäftigt gewesen, um die Bahnarbeiter mit frischem Bisonfleisch zu versorgen. Bis zum Mai 1868 schoss er dabei rund 2.500 Tiere ab, womit er nicht in die Kategorie jener professioneller Jagdmannschaften fiel, die an die 1.000 Tiere am Tag abschossen, um ihnen anschließend die Häute herunterzureißen, während man die Kadaver einfach in der Prärie liegen ließ.

      Von den vorsichtig geschätzten 30 bis 35 Millionen Bisons, die einst den nordamerikanischen Kontinent bevölkerten, gab es im Jahre 1901 keine 25 freilebenden Tiere mehr und nur aufgrund von eingeleiteten Schutzmaßnahmen, konnte die Ausrottung dieser mächtigen Tiere in letzter Sekunde verhindert werden. Der Bison wurde dabei vollständig von den Indianern verwertet. Von den Hufen bis zu den Hörnern, von den Zähnen bis hin zum Schwanz produzierte der Bison sämtliche Dinge, die die Prärieindianer zum Leben benötigten. Waren die Tiere in großen Massen vorhanden und war die Jagd auf sie gut verlaufen, sodass der Stamm nicht zu hungern brauchte, herrschte Freude an den Lagerfeuern. Blieben die Bisons hingegen fort oder konnten nur wenige Tiere erlegt werden, so brachte dieses den Stamm in arge Not und Bedrängnis, denn der nächste Winter konnte lang und hart werden.

      Außer dem Bison gab es natürlich auch noch andere Gerichte auf der „Lakota-Speisekarte“, denn nicht nur die Jagd auf den Bison und dessen vollständige Verwertung machte eine dauerhafte Existenz auf den Plains möglich, sondern auch die Nutzung des Wildreichtums in dem Gebiet. Dort gab es eine Vielzahl von Jagdwild wie: Antilopen, Biber, Präriehühner, Wapitis, Stachelschweine, Elche, Bären, Enten, Eichhörnchen, Kaninchen u. a. m., die eine wichtige Bereicherung dieser Speisekarte dar-stellten. Somit musste ein Lakota auch ein guter Jäger sein, wobei der Jagderfolg abhängig von der Ausdauer, dem Geschick sowie den guten Kenntnissen der Natur und der Tiere war. Ein erfahrener Jäger war selten hungrig, während ein schlechter wegen seiner Armut verspottet und bemitleidet wurde. Somit erschien es den Lakota dann auch wichtig, die Black Hills von den Cheyenne, Kiowa und Crow zu erobern, und zwar aus der Erfahrung als ehemalige Waldlandindianer heraus, dass der Wildreichtum für die Existenz des Stammes unabdingbar war, zumal sie keinen Mais oder anderes Gemüse anbauten, wie z. B. die Mandan oder Arikara, um im Winter auf diese Vorräte zurückgreifen zu können.

      Vögel und Fische waren als Jagdbeute ebenfalls sehr begehrt. Eier der Präriehühner galten als Delikatesse und wurden gekocht verzehrt. Selbst Otter, Wölfe, Präriefüchse, u. a . m. fanden als Nahrung Verwendung. In den Frühlingsmonaten zapften die Männer und Frauen den Saft des Eschenahorns, um Sirup daraus zu kochen. Stachelbeeren, Erdbeeren, Brombeeren, Himbeeren oder wilde Kirschen wurden von den jungen, unverheirateten sowie den älteren Frauen des Stammes gesammelt. Wurzelgemüse, wie z. B. die Prärierübe, wurden mittels eines Stocks aus der Erde gegraben und später zubereitet:

      „Zu den wichtigsten Frühjahrsspeisen gehörten Erdbeeren, Cheyennerüben, wilde Rüben und Felsenbirnen. Später im Jahr wurden Kartoffeln, Artischocken und Kirschen geerntet. Pflaumen und Pilze aß man im Herbst, später sammelte man Hagebutten und Eicheln.“

      Hassrick, „DAS BUCH DER SIOUX“, S. 201

      Zu diesen natürlichen Ressourcen kamen später, als die weißen Amerikaner in Kontakt mit ihnen traten, auch noch andere Dinge des täglichen Lebens hinzu, wie z. B. das Rindfleisch, Getreidemehl, Kaffee, Pökelfleisch sowie der Alkohol, der viele der indianischen Ureinwohner körperlich und geistig zugrunde richten sollte, da ihnen ein Enzym fehlte, das den Alkohol schnell aus ihrem Blut wieder abzubauen vermochte. Auch viele Gebrauchsgegenstände wie eiserne Kochkessel, Beile, Messer und Pfeilspitzen aus Metall, Kleidung aus Baumwolle und nicht zuletzt die begehrten Feuerwaffen, Gewehre und Pistolen wurden von den Lakota als auch anderen Indianerstämmen in deren tägliches Leben assimiliert.

      Ein weiteres Geschenk der Weißen waren deren Krankheiten, wie die Masern, Pocken, Cholera, Windpocken, Typhus oder Keuchhusten, gegen die die Indianer keine natürlichen Abwehrkräfte besaßen. Brach eine dieser Krankheiten innerhalb eines Dorfes oder einer Siedlung aus, wurden binnen kürzester Zeit sämtliche Bewohner infiziert und starben in der Regel einen qualvollen Tod, so wie bei der großen Pockenepidemie von 1837, der ungefähr ein Drittel aller Prärieindianer zum Opfer fiel. Der Stamm der Mandan wurde dabei fast vollständig ausgerottet, da sie in siedlungsähnlichen Dörfern lebten, wo die Krankheit rasch und tödlich um sich greifen konnte. Als die US-Armee 1870 ein Dorf der Blackfeet in Montana angriff und ein Massaker unter den Bewohnern anrichtete, lagen die meisten von ihnen wehrlos in ihren Zelten, da sie sich zuvor mit den Pocken infiziert hatten. Bei den o. g. Krankheiten, gepaart mit Hunger und körperlichen Entbehrungen kamen am Ende dann auch mehr Indianer ums Leben, als bei den Kämpfen mit der US-Armee und den weißen Siedlern, die das Land der Indianer für sich beanspruchten.

      Das Pferd als weitere Neuerung und wichtige Bereicherung im Leben der Prärieindianer, wurde von den spanischen Eroberern nach Mexiko hin eingeführt, und zwar zunächst nur Wallache, da man der Meinung gewesen war, dass Stuten in den rauen und kargen Gebieten Neuspaniens keinerlei Überlebenschance hätten. Nach 1600 änderten die Spanier diese Praxis jedoch und begannen in der Nähe von Santa Fe mit der Aufzucht von Fohlen. Im Jahre 1680 erhoben sich die Puebloindianer unter der Knute der spanischen Gewaltherrschaft und vertrieben die spanischen Granden aus dem Gebiet des heutigen New Mexikos. Auf ihrer Flucht ließen sie dabei einige Pferdeherden zurück, die von den Apachen, Navajo u. a. Stämmen erbeutet werden konnten, während sich andere mit den nachfolgenden Jahrzehnten als Mustangs völlig unkontrolliert über den gesamten nordamerikanischen Kontinent ausbreiten konnten oder durch Raub und Handel in die Hände anderer Indianerstämme gelangten. Bereits wenige Jahrzehnte später kannte man das Pferd auch bei den am Missouri beheimateten Stämmen.

      Nach 1750 entdeckten auch die Lakota das Pferd als Reit- und Lasttier für sich, ohne dass ihre erfolgreiche Ausbreitung in den Plainsgebieten nicht möglich gewesen wäre. Durch das Pferd wurden sie mobiler und konnten schneller größere Entfernungen z. B. auf Raub- und Kriegszügen gegen andere Stämme und später im Kampf gegen die US-Armee zurücklegen. Es konnten größere Tipis, mehr Hausrat und Nahrungsmittel transportiert werden. Dasselbe galt für Alte, Kranke, Schwache und Verwundete, die nun mittels Schleppgerüste transportiert werden konnten. Dass allerwichtigste war jedoch, dass man vom Rücken der Pferde aus den Bison jagen konnte. Die Indianer galten als anerkannt großartige Pferdekenner und Züchter und selbst die Cowboys vergangener Tage zogen ein indianisch eingerittenes Pferde einem eingebrochenen vor, das heißt jenen Pferden, die man brutal einritt, um so den Willen des Tieres zu brechen.

      Berühmte Pferdezüchter waren die in Oregon beheimateten Nez Perce gewesen. Ihre im Paloose Tal gezüchteten Appaloosas wurden weltberühmt. Diese Pferderasse verfügte über eine große Ausdauer, Schnelligkeit und Trittsicherheit. Charakteristisch ist ferner ihre weiß umrandete Pupille und ihre getupfte Fleckung. Ersteres führte bei den Weißen zu dem Irrglauben, ein besonders wildes bzw. ängstliches Pferd vor sich zu haben.

      Indianer lernten bereits von Kindesbeinen an, auf einem Pferd zu sitzen und wurden so zu den gefürchteten Reitern auf den Plains, die jeder Kavallerieeinheit der US-Armee reitertechnisch überlegen gewesen waren, wobei sich die Comanchen als die besten Reiter der Welt auszeichneten. Mit dieser Tatsache sah sich in den späteren Indianerkriegen auch die US-Armee konfrontiert, sodass immer öfters die Order ausgegeben wurde, dass sämtliche Ponys der feindlichen Indianer zu erschießen seien, nachdem die Soldaten ein Dorf der Ureinwohner angegriffen und vernichtet hatten. Nahm man den Kriegern ihre Pferde weg, nahm man ihnen auch die Möglichkeit, auf Raub- und Kriegszüge zu gehen, lautete das zynische Credo der Armeeführung. So geschehen u. a. am 27. September 1874, als eine Armeeeinheit unter Colonel

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