Die Macht des Gedankens. Orison Swett Marden

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Die Macht des Gedankens - Orison Swett Marden

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herabsetzen wollen, aber diese dunkle Furcht, dass „etwas geschehen könnte“, dieses Aufschieben der Erholung, der Ausbildung, der Bildungsgelegenheiten, der Reisen, der Bücher, der unschuldigsten Vergnügungen, bis die Empfänglichkeit dafür erloschen ist – das ist eine Krankheit enger, hoffnungsarmer Seelen, gegen die jeder gesunde Mensch ankämpfen müsste.

      Denk an die Millionen von menschlichen Geschöpfen, die Gott geschaffen und auf diese frohe Erde gesetzt hat, ausgestattet mit allen Fähigkeiten, um ihr Leben zu genießen – diese müssen nun kostbare Jahre verlieren in Sorgen und Bangen: „irgendetwas könnte geschehen“.

      Welch eine bedauernswerter Anblick sind die ängstlichen Gesichter voller Sorgenfalten, die grauen Haare, der unglückliche Ausdruck aller derer, die sich so vor möglicherweise eintretenden Unglücksfällen ängstigen! Kaum einer unter tausend solcher Sorgenfalten, kaum eines unter Millionen grauer Haare verdankt seinen Ursprung einem wirklichen Unglück. Was die Haare ergrauen lässt und die Gesichter mit Falten durchfurcht, was den Schritten ihre Spannkraft nimmt und den Frohsinn aus dem Leben raubt, das sind Brücken, über die man nicht gegangen ist, Unglücksfälle, die niemals eingetroffen sind.

       Die Sorge nistet gleich im tiefen Herzen,

      

       dort wirket sie geheime Schmerzen,

      

       unruhig wiegt sie sich und störet Luft und Ruh;

      

       sie deckt sich stets mit neuen Masken zu,

      

       sie mag als Haus und Hof, als Weib und Kind erscheinen,

      

       als Feuer, Wasser, Dolch und Gift,

      

       du bebst vor allem, was nicht trifft,

      

       und was du nie verlierst, das musst du stets beweinen.

      Welche Verschwendung von Energie und menschlicher Lebenskraft ist mit dieser verderblichen Gewohnheit verknüpft, künftiges Übel in Gedanken vorauszunehmen! Denke, welche Summe von Arbeit du mit der geistigen und körperlichen Energie hättest leisten können, die du verbraucht hast mit der Furcht, es könnte etwas geschehen, was dann doch nicht geschah. Denke nur an die Stunden, die du mit dem Nachdenken darüber verdorben hast, was du tun würdest, wenn das Unglück einträte!

      Könnten wir uns losmachen von diesen eingebildeten Sorgen, unser Leben würde unendlich viel glücklicher und gesünder sein. Deshalb besteht eine der größten Aufgaben der Charakterbildung darin, die schädlichen Wirkungen der Furcht in allen Formen ihrer Erscheinung zu vernichten. Niemand kann ein natürliches, gesundes, sonniges, für andere segensreiches und mit sich selbst im Einklang stehendes Leben führen, solange er in einer Umgebung der Furcht lebt. Niemand kann auf ein glückliches und erfolgreiches Leben hoffen, solange er nicht die Keime der Furcht mit der Wurzel ausrottet. Es ist Pflicht für jeden Einzelnen, diesen Feind der ganzen Menschheit in seinem eigenen Geist zu besiegen und alles zu tun, was er kann, um auch andere, besonders die Jugend, aus den Krallen dieses Gespenstes zu reißen. Zum Glück haben Denker und Forscher gezeigt, dass dies möglich ist, und es ist eine herrliche Aussicht, zu denken, dass kommende Geschlechter lernen werden, alle Furcht zu verbannen und mit hellen Augen und hoffendem Herzen nach dem Ziel vollkommenen Glückes zu wandeln.

      5. Wie man die Furcht überwindet.

      Der Furchtgedanke, der Erzfeind der Menschheit, kann aus unsrer Denkgewöhnung ausgeschaltet und mit der Wurzel ausgerottet werden – aber nicht durch Unterdrückung.

       Horace Fletcher.

      Wenn wir daran gehen, die Furcht zu überwinden, müssen wir zu allererst genau wissen, was wir fürchten. Es ist immer etwas, was noch nicht eingetroffen ist:

       Du bebst vor allem, was nicht trifft.

      Das heißt aber soviel als: es ist etwas, was nicht vorhanden ist. Der Gegenstand der Furcht ist ein bloßes Gedankending, das wir uns einbilden und das uns nicht als Wirkliches, sondern bloß als Möglichkeit schreckt. Angenommen, du hast Furcht, das gelbe Fieber zu bekommen, das heißt, du fürchtest dich vor den Leiden, die mit der Krankheit verknüpft sind und vor dem möglichen üblen Ausgang. So lang du nun das Fieber noch nicht hast, ist es etwas noch nicht Wirkliches. Wenn du es hast, so bist du offenbar noch nicht daran gestorben, und niemand kann sicher sagen, dass du daran sterben wirst. Also ist alles, was zu irgendeiner Zeit für dich davon wirklich sein kann, Schmerz und Schwäche des Körpers. Der Zustand der Furcht macht alles Üble der Krankheit noch schlimmer und den schlimmen Ausgang der Sache beinahe sicher. Weil man sich vor dieser Krankheit so sehr fürchtet, deshalb ist sie so oft tödlich und sogar die tatsächliche Ansteckung scheint dabei vielfach von der Furcht vor der Ansteckung beeinflusst zu sein – das sage ich allen Anschauungen von Bazillen zum Trotz und obwohl ich weiß, dass ihre Rolle in der Entwicklung der Krankheit durch das Vergrößerungsglas nachgewiesen ist. Denn die Ansteckungskeime wirken auf einen gesunden und furchtlosen Menschen gewöhnlich nicht.

      Während in New Orleans ganze Massen am gelben Fieber erkrankten, lange bevor die Forscher sich über die Frage der Ansteckungsmöglichkeit geeinigt hatten, kam eine junge Lehrerin aus dem Norden mit hohem Fieber in Natchez im Staat Mississippi an. Dr. Samuel Cartwright wurde geholt und ließ, wie Dr. William H. Holcomb erzählt, am nächsten Morgen alle Bediensteten des Gasthofes und alle Gäste im Empfangszimmer zusammenkommen und hielt eine Rede etwa folgenden Inhalts an sie: „Das junge Mädchen hat das gelbe Fieber. Diese Krankheit ist nicht ansteckend und wenn Sie meinem Rate folgen, so werden Sie der Stadt einen allgemeinen Furchtausbruch ersparen, und ein solcher wirkt auf die Ansteckung wie ein Treibhaus auf die Pflanzen. Reden Sie nicht über den Fall; tun Sie, als ob er gar nicht vorgekommen wäre. Die Frauen im Haus mögen die Kranke pflegen, ihr Blumen und Erfrischungen bringen und tun, als sei es eine ganz harmlose Sache ohne jede Gefahr. Ich werde nicht nur das Leben dieser Kranken retten, sondern, wie ich hoffe, das Leben noch vieler anderer.“

      Dieser Weg wurde eingeschlagen; nur eine einzige Frau zog es vor, sich im entferntesten Zimmer des Gasthauses von aller Berührung mit anderen abzuschließen. Die junge Lehrerin wurde gesund und niemand im ganzen Haus bekam das gelbe Fieber, als nur diese eine von Furcht gequälte Frau; auch sie genas wieder.

      „Durch sein großes Ansehen und seine starke magnetische Kraft“, so sagt Dr. Holcomb, „zerstreute Dr. Cartwright die Furcht seiner Umgebung und verhinderte den Ausbruch einer Massenerkrankung. Für diese großartige Auffassung und erfolgreiche Anwendung des Grundsatzes von der Macht des Geistes und Gedankens über die körperlichen Zustände, die man erst jetzt allmählich zu erkennen anfängt, dafür verdient dieser Mann ein stolzeres Denkmal als mancher Held und Staatsmann.“

      Die meisten Menschen fürchten sich, auf einem schmalen Weg nahe neben einem Abgrund zu gehen. Wenn derselbe schmale Weg auf eine breite Straße aufgezeichnet wäre, so könnten sie sich ganz leicht auf ihm halten und dächten gar nicht daran, das Gleichgewicht zu verlieren. Das Einzige, was also dabei Gefahr bringt, ist die Furcht zu fallen. Kaltblütige Menschen sind furchtlos, sie lassen den Gedanken einer möglichen Gefahr nicht über sich Herr werden, sondern bewahren die volle Herrschaft über ihre körperlichen Fähigkeiten und

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