Mörderische Spiele. Michael Bardon

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Mörderische Spiele - Michael Bardon Tom Bender

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ihr übers Gesicht. Ein Stöhnen brach aus ihrer Kehle und ein Kälteschauer schüttelte ihren Körper.

      Sie fror erbärmlich und wünschte sich nichts sehnlicher, als noch einmal die mollige Wärme der Sonne auf ihrer nackten Haut zu spüren. Doch das Schicksal stemmte sich gegen ihren Wunsch und hatte für sie bereits eine andere Zukunft geplant.

      Gibt es vielleicht doch so etwas wie einen Gott, dachte sie verzweifelt. Hatte er sich diese Strafe für ihre Taten ausgedacht? Ich bin in der Hölle gelandet, schoss es ihr durch den Kopf, und liege hier auf diesem Bett. Gefangen in einem Keller. Angekettet wie ein Stück Vieh. Einem verrückten Spinner auf Gedeih und Verderb hilflos ausgeliefert.

       Ist er da?

      Abermals lauschte sie angestrengt in die Dunkelheit hinein. Oder war er schon wieder unterwegs und auf der Suche nach seinem nächsten Opfer? Wann hatte er ihr seinen wahnwitzigen Plan erzählt? Vorgestern, gestern oder heute?

      Sie wusste es nicht mehr genau, denn die Zeit hatte schon lange ihre Bedeutung verloren. In ihrer neuen Zeitrechnung gab es keinen Morgen, keinen Abend, kein Früh und kein Spät.

      Hatte der Tag nicht einst 24 Stunden gehabt?

      Auch daran konnte sie sich nicht mehr so genau erinnern. Es spielte in ihrer Situation einfach keine Rolle mehr. Für sie begann der Tag, wenn die Energiesparlampe an der modrigen Kellerdecke aufflammte – er endete, wenn sie wieder erlosch.

      Eine Energiesparlampe, dachte sie und runzelte dabei verächtlich ihre Stirn.

      Da schlich dieser Typ Tag für Tag durch die Gegend, suchte nach der perfekten Frau, die er entführen konnte, und dachte so nebenbei noch an seinen Stromverbrauch.

      Der Typ war doch echt krank!

      Ein erneuter Schauer schüttelte ihren geschundenen Körper. Sie dachte mit Grauen an das arme Ding, das ihr Schicksal die letzten Wochen geteilt hatte.

      Mit der Zeit waren sie so etwas wie Freundinnen geworden. Hatten einander vertraut und sich gegenseitig ihre Lebensgeschichte gebeichtet. Sie waren füreinander da gewesen, hatten sich mit Worten getröstet und immer wieder Mut zugesprochen.

      Und plötzlich war alles anders. Sie hatte niemanden mehr, mit dem sie reden konnte. Vor ein paar Tagen war dieser Verrückte in den Keller spaziert und hatte ihrer Freundin Wattebällchen in die Nase gestopft.

      Danach hatte er ihren nackten Körper liebevoll gestreichelt, geküsst und mit einem chinesischen Mandelöl eingerieben.

      Der ganze Keller hatte nach gebrannten Mandeln gerochen und sie war sich so vorgekommen, als stünde sie auf einem Jahrmarkt. Ihr war fast schlecht geworden von diesem penetranten Geruch. Sie hatte minutenlang gegen einen Brechreiz ankämpfen müssen.

      Als der schöne, schlanke Körper der jungen Frau im fahlen Schein der Energiesparlampe wie ein polierter Marmorstein glänzte, hatte der Verrückte ihr einen bunten Seidenschal in den Mund gestopft.

      Wie war noch gleich ihr Name gewesen?

      Mein Gott, dachte sie entsetzt, ich habe tatsächlich schon deinen Namen vergessen. Tina? Tanja? Ach, spielt das überhaupt noch eine Rolle?

      Vor ihrem geistigen Auge sah sie den Todeskampf ihrer Leidensgenossin aufleuchten. Er hatte sich über Minuten hingezogen. Sie hatte gefesselt auf dem Bett gelegen und nur laut schreiend zuschauen können.

      Dieser wildzuckende Leib, der sich im Todeskampf windenden Frau. Ihre vor Panik weit aufgerissenen Augen und die Gänsehaut, die den gesamten Körper wie eine zweite Haut überzogen hatte. Es waren Erinnerungen, die sich in ihr Gehirn eingebrannt hatten. Die sie nicht mehr losließen und sie immerzu verfolgten.

      Nach Minuten des Zuckens, Strampelns und Aufbäumens hatte ihre Freundin den ungleichen Kampf schließlich verloren.

      Jetzt fiel ihr auch wieder ihr Name ein. Nicht Tina! Nicht Tanja! Nein, Tamara hatte er gelautet. Ein schöner Name, dachte sie, der zu einer schönen jungen Frau perfekt gepasst hatte. Doch jetzt war sie tot – ihr Name nur noch Makulatur.

      Tote brauchten keinen Namen! Brauchten keine Fesseln! Brauchen keine Angst mehr zu haben vor diesem Psychopathen! Doch sie hatte noch einen Namen, hatte noch Fesseln und hatte noch immer furchtbare Angst.

      Wann würde er sie töten? Wann war er ihrer überdrüssig?

      Erneut kämpfte sie gegen ihre Verzweiflung an; Tränen schimmerten in ihren Augen. Sie liefen an ihren Wangen hinunter, überflutete ihre Seele und ließen sie zurück in einem tiefen See aus Hoffnungslosigkeit.

      2

      Ich schaute genervt an die Hallendecke, holte tief Luft und schob mir die Trillerpfeife zwischen die Lippen. Der schrille auf- und abschwingende Ton übertönte das übliche Gebrüll meiner Schüler mühelos.

      Unschuldig aussehende Gesichter wandten sich mir zu, und ich genoss für einen kurzen Augenblick die ungeteilte Aufmerksamkeit meiner Klasse.

      »Ok, Leute, ab heute übernehme ich wieder den Sportunterricht, und das bedeutet für euch, dass das Rumgammeln hiermit ein Ende hat«, sagte ich mit einem erwartungsfrohen Lächeln im Gesicht.

      »Ist Ihr Bein denn wieder vollkommen in Ordnung, Herr Bender? Können Sie wirklich schon wieder Sport unterrichten?«, wollte Nils mit vorwitziger Stimme von mir wissen.

      »Mach dir um meine Gesundheit mal keine Sorgen! Überleg dir lieber, wie du die zwanzig Runden Aufwärmtraining überstehen willst. Los jetzt Leute! Unsere Zeit ist begrenzt, und ich will euch heute zur Abwechslung mal so richtig schwitzen sehen.«

      Allgemeines Gemaule setzte ein, und ich hörte solche Sätze wie „so ein verdammter Schleifer“ oder „sind wir Spitzensportler oder was?“.

      Erneut trällerte ich in meine Pfeife und sagte mit ruhiger Stimme in die einsetzende Unruhe meiner Schüler: »Na gut, dieses Jahr könnt ihr euch von mir aus aussuchen, welche Art Sportunterricht wir abhalten. Ich stelle euch zwei Themen zur Auswahl. Ihr habt fünf Minuten Zeit, um euch gemeinsam zu entscheiden.«

      »Und Sie akzeptieren dann unsere Entscheidung?«, fragte mich Klaas argwöhnisch.

      »Klar doch, versprochen!«, sagte ich und blickte in die gespannten Gesichter meiner Schüler.

      Der Sportunterricht in den oberen Jahrgangsstufen stellte mich als Lehrer vor fast unlösbare Probleme. Einige meiner Schüler aus der 10. Klasse liebten Sport, doch die meisten verabscheuten körperliche Ertüchtigungen. Sie bewegten stattdessen lieber ihre Finger beim Tippen auf ihrem Smartphone.

      Ich musste ja zugeben, dass meine Schüler in dieser noch nicht olympischen Disziplin wahre Hochleistungssportler waren und eine Schnelligkeit an den Tag legten, die für mich unerreichbar schien.

      Doch reichten in meinen Augen gummiartig austrainierte Finger nicht aus, um den Sportunterricht bei mir zu überstehen. Pech für die, die Sport hassten, Glück für die wenigen, die Sport liebten!

      Ich schaute noch immer in die gespannten Gesichter meiner Schüler und konnte mir ein Grinsen kaum noch verkneifen. »Zwei Möglichkeiten«, sagte ich und hob meine rechte Hand in die Höhe. »Wir ziehen

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