Mörderische Spiele. Michael Bardon

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Mörderische Spiele - Michael Bardon Tom Bender

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äh …äh …, warten Sie doch bitte einmal einen kleinen Moment.«

      Neugierig drehte ich mich herum und sah in das leicht verschwitzte Gesicht meines Schulleiters.

      »Herr Wolf …, was kann ich für Sie tun?«

      »Äh …, Herr Bender, ich wollte einmal äh … etwas mit Ihnen besprechen. Ist nur so eine äh …äh … Idee von mir, und ich wollte Sie äh … um Ihre Meinung äh … dazu bitten.«

      »Schießen Sie los!«

      »Ja also äh …äh …, kennen Sie das Spiel äh … Geocaching?«

      »Hab es erst vor zwei Wochen mit meiner Familie gespielt«, sagte ich vorsichtig.

      »Ich habe es äh … letztes Wochenende kennengelernt und äh … bin begeistert davon. Soviel Spaß äh … äh … hatte ich im Wald seit meiner Kindheit äh … nicht mehr. Man braucht dazu äh … zwar so ein neumodisches äh … Gerät, aber die äh … könnten wir uns ja ausleihen, nicht wahr?«

      »Was Sie meinen, nennt sich Smartphone, und so ein Ding hat heutzutage fast jeder in der Tasche stecken!«

      »Besitzen äh … Sie auch so ein Gerät?«, wollte mein Schulleiter nun von mir wissen.

      »Ja, warum fragen Sie?«

      »Ich dachte mir äh …äh …, dass wir den Wandertag am äh … Donnerstag ausfallen lassen und stattdessen äh … mit den Schülern im Wald dieses Geocaching spielen«, sagte er und strahlte mich dabei aus glänzenden Augen an.

      Ich überlegte kurz, was ich über diesen neuen Volkssport wusste? Bei Geocaching verstecken wildfremde Menschen einen Gegenstand. Dies konnte eine kleine Figur aus einem Überraschungs-Ei sein oder auch ein Zettel mit einer Nachricht. Der Fantasie waren hierbei keine Grenzen gesetzt – das Ganze war richtig spannend.

      Meistens markierten die Spieler ihr Versteck mit einem weißen Kreuz und meldeten dann die Koordinaten mit Hilfe eines kleinen Programms, einer App, dem Veranstalter. So hatte sich eine moderne Form der altbekannten Schnitzeljagd entwickelt. Es gab Millionen von Verstecken, die sich über die ganze Welt verteilten. Ein schönes Spiel, das man bei einem Spaziergang in der freien Natur spielen konnte, wenn man ein Smartphone mit GPS-Funktion besaß.

      »Super Idee, Chef! Das wird den Kids bestimmt besser gefallen als nur von A nach B zu laufen«, meinte ich anerkennend.«

      »Dachte ich mir äh … äh … auch, dachte äh … ich mir auch!«

      »Dann wollen wir mal den lieben Kollegen von Ihrer Idee erzählen. Ich bin sicher, dass einige vor Begeisterung von ihren Stühlen fallen«, sagte ich und öffnete, voller Vorfreude, die Tür zum Lehrerzimmer.

      3

      Er saß regungslos unter einem Baum und beobachtete aufmerksam seine Umgebung. Der Regen fiel in dünnen Fäden vom Himmel und erzeugte ein nervöses Trommeln auf dem Dach aus Blättern, das ihn umgab. Noch hatte niemand die Frauenleiche gefunden, die er so sorgsam in Szene gesetzt hatte. Das Wetter war wohl momentan einfach zu schlecht für ausgedehnte Waldspaziergänge.

      Ein verächtlicher Zug legte sich um seinen Mund. Mit einem gut vernehmlichen Laut zog er die Nase hoch und spuckte vor sich auf den Boden.

      Menschen von seinem Schlag gab es nur noch wenige. Ihm machten Wind und Wetter nichts aus. Er trotzte den Naturgewalten. Es war ihm egal, ob es kalt oder heiß, trocken oder nass war. Während seiner Zeit in der Fremdenlegion hatte er ganz andere Dinge erlebt. Wer so etwas überstanden hatte, machte sich um das Wetter gewiss keine Sorgen mehr.

      Er blickte auf seine Uhr, die seit Jahren sein treuester Begleiter war. Zugegeben, ganz billig war sie nicht gewesen, aber ihren hohen Preis arbeitete sie Tag für Tag unermüdlich bei ihm ab. Sie regelte seinen Tagesablauf und wachte zuverlässig über seinen Zeitplan.

      Wenn nur alles im Leben so reibungslos funktionieren würde, dachte er und beschloss, noch eine Stunde unter seinem Baum auszuharren. Seine Gedanken reisten in die Zukunft. Reisten zu einem fernen Ziel. Reisten zu einem Neuanfang in seinem Leben.

      Wann würde diese verdammte Frauenleiche endlich gefunden werden? Und wie würden die Menschen auf sie reagieren? Würden Schaulustige in seinen Wald, auf seine persönliche Spielwiese kommen? Wie würden die Medien reagieren, wie die Polizei?

      Das waren wirklich viele spannende Fragen, fand er und konnte seine Ungeduld nur mühsam zügeln. Ein weiterer Gedanke fraß sich durch seinen Kopf, verdrängte seine vielen Fragen und setzte sich an die Spitze von allem, was ihm wichtig erschien.

      Er brauchte dringend einen Namen! Nicht irgendeinen. Nein! Einen, an den sich die Menschheit noch in hundert Jahren erinnern würde, der sich in ihren Köpfen für immer einnistete. Einen Namen, der die Menschen in Ehrfurcht erschauern ließ. Kurz und prägnant musste er sein. Am besten ein Wesen aus dem Tierreich. Das kannten die Leute und würden es bestimmt nicht vergessen.

      Wie wäre es mit einem Wolf, dachte er sich?

      »Nein, ein Wolf ist zwar stark, aber auch dumm«, murmelte er vor sich hin.

      Ein Bär vielleicht?

      »Nein, der ist zwar grausam, aber zu plump und einfältig!«

      Ein Fuchs?

      »Ja, das könnte passen«, sagte er und überlegte laut weiter: »Ein Fuchs ist schlau, stark und gerissen. Er späht seine Beute stundenlang aus, bevor er dann mit erbarmungsloser Härte zuschlägt.«

      Fuchs, oder vielleicht besser: der Fuchs, dachte er sich. Das wäre der richtige Spitzname für mich. Die Menschen brauchten so etwas. Sie gaben einem Massenmörder gerne einen Namen und sprachen diesen dann mit ehrfürchtiger Stimme aus.

      Er dachte an das alte London und an Jack the Ripper. Dachte an John Wayne Garcy, der immer in einer Clownsmaske gemordet hatte. Und er dachte an Ted Bundy, der 28 junge Frauen erdrosselt, vergewaltigt und zerstückelt hatte.

      Eines Tages, da war er sich sicher, würde sein Name in einem Atemzug mit den ganz großen unter den Serienmördern genannt werden. Dann würden die Leute vom Fuchs erzählen und dass er einfach zu schlau gewesen war und man ihn nie seiner Taten hat überführen können. Sie würden einen Lehrfilm über ihn drehen und Tausende von Polizeischülern würden seine Identität zu enträtseln versuchen.

      Ja, er würde sich ab sofort der Fuchs nennen.

      Kein wirklich ausgefallener Name, dachte er. Doch er war wenigstens prägnant und einfach. Fast jeder würde mit dem Namen die Attribute eines Fuchses assoziieren. Verschlagenheit, List und Schlauheit.

      Das sind doch Eigenschaften, mit denen ein Frauenmörder gut leben kann, dachte er und lächelte amüsiert.

      Sein Blick zuckte erneut nach unten auf seine Uhr. Quälend langsam schlich der Sekundenzeiger über das Ziffernblatt – die Zeit schien sich nicht von der Stelle zu bewegen. Noch 53 Minuten, wenn er sich an seinen Zeitplan hielt. Das waren 3180 Sekunden, in denen er wie eine Spinne auf sein nächstes Opfer lauern konnte. Sein Netz hatte er ja bereits ausgeworfen, jetzt musste er nur noch geduldig warten.

       *

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