Mörderische Spiele. Michael Bardon

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Mörderische Spiele - Michael Bardon Tom Bender

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Das müsstet ihr doch eigentlich in Erdkunde schon längst durchgenommen haben. Das ist doch Stoff der 8. Klasse,

      oder?«, fragte ich die um mich herumstehenden Schüler.

      »Wissen sie wie lange das schon her ist? Wenn wir uns alles behalten würden, was wir in der Schule lernen, würde unser Kopf überlaufen«, warf nun Kirsten ein.

      Das ist genau der springende Punkt, dachte ich genervt. Die meisten Schüler hatten ein großes Papierkorbsymbol in ihrem Kurzzeitgedächtnis verankert. Alles, was länger als drei Wochen in eben diesem überlebt hatte, wurde automatisch in den Papierkorb verschoben. Schließlich verbrauchte das Gehirn eine Menge Speicherplatz für all die wichtigen Fernsehserien, Computerspiele, WhatsApp und Facebook-Aktivitäten! Da war die Gefahr das Gehirn mit schulischem Wissen zu überlasten, für die meisten einfach zu groß!

      »Klar doch, 8. Klasse! Das ist schon eine Ewigkeit her, das stimmt natürlich«, sagte ich kopfschüttelnd und schloss für einen Moment meine Augen.

      Nina trat einen Schritt nach vorne, fasste Dominik bei den Schultern, drehte ihn nach links und gab ihm einen kleinen Stoß.

      »Jetzt lauf endlich los, du Sparlampe«, sagte sie lachend.

      »Oder willst du den ganzen Tag mit der Suche nach dem richtigen Weg verplempern?«

      »Na gut, dann gehen wir halt diesen Weg. Aber jammert mir nachher nicht die Ohren voll, wenn es der falsche ist«, sagte er und lief mit gemächlichen Schritten los.

      »Ihr könnt jetzt das GPS an euren Handys einschalten. Die Koordinaten habt ihr ja bereits von Herrn Wolf übermittelt bekommen. Bildet bitte, wie besprochen, Vierergruppen und haltet Sichtkontakt zu den Anderen. Wer etwas findet, meldet es sofort an Dominik weiter«, rief ich meinen Schülern zu.

      »Viel Spaß und passt auf, wo ihr im Wald hintretet. Hier gibt’s eine Menge Äste und Wurzeln auf dem Boden, über die ihr stolpern könnt«, fügte ich noch mahnend hinzu.

      Laut johlend setzten sich meine Schüler in Bewegung.

      Das Spiel hatte begonnen und der Wald war zu unserer Spielwiese geworden.

      Geocaching wir kommen, dachte ich und trabte meinen Schülern hinterher.

       *

      »Gismo …! Gismo …! Komm zu Frauchen. Gismo, verdammt bei Fuß!«

      »Na …, dein Hund macht heute was er will, oder?«

      »Ja, irgendwie …. Aua, oh Scheiße. Jetzt bin ich auch noch umgeknickt. Verdammt tut das weh, so eine bescheuerte Wurzel«, jammerte Petra Schuck und vergaß für einen Moment ihren Hund.

      »Lass mal sehen. Kannst du noch mit dem Fuß auftreten?«

      »Ja, geht schon! Aber ich glaube, der Knöchel wird bereits dick. Wo ist denn dieser blöde Hund nur?«

      »Pass auf Petra, wir machen es so. Ich suche Gismo und du setzt dich da vorne auf den Baumstamm. Aber zieh deinen Schuh nicht aus, sonst kommst du nachher vielleicht nicht mehr rein.«

      Vorsichtig humpelte Petra zu dem moosbewachsenen, toten

      Baum, inspizierte ihn kritisch und setzte sich an den äußersten Rand des Stammes. Ihr Fuß tat höllisch weh und Tränen schossen ihr in die Augen.

      Warte nur mein Freund. Die Abreibung, die ich dir verpassen werde, wirst du nicht vergessen, dachte sie grimmig. Doch erst einmal musste Martina ihren Gismo finden. Wo steckte der kleine Racker nur?

      Ihr Blick schweifte durch den Wald und verharrte für einen kleinen Moment auf dem Rücken ihrer Freundin. Dann wanderte er weiter und zuckte Sekunden später wieder zurück. Was war denn nur bei Martina los? Wieso stand sie steif wie eine Vogelscheuche vor dieser dicht bewachsenen Hecke.

      Was ging da vor sich? War etwas mit Gismo nicht in Ordnung?

      Der Schrei kam so plötzlich und unerwartet, dass sie erschrocken zusammenzuckte. Schlagartig verspürte sie ein Kribbeln auf ihrer Kopfhaut und ein flaues Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus.

      Ihre Freundin stand noch immer vor dieser Hecke und schrie aus Leibeskräften ihr Entsetzen oder war es Angst in den Wald hinaus. Sie konnte die Situation nicht einschätzen, konnte nicht erkennen, was dort im Gebüsch vor sich ging. Panik breitete sich in ihr aus und hüllte ihren Geist in einen dunklen, schweren Umhang.

      Sie sah, wie sich ihre Freundin herumwarf.

      Sah ihre vor Schrecken geweiteten Augen. Sah den zum Schrei weit aufgerissenen Mund und sie sah die nackte Frauenleiche, die wie in Zeitlupe aus der Hecke fiel und schwer auf dem Boden aufschlug.

      Ihr Herzschlag drohte für einen Moment auszusetzen und die Panik schnürte ihre Lunge zusammen. Ein Wimmern brach über ihre Lippen und Millionen von Spinnenbeinchen krabbelten über ihren Rücken.

      Dann brachen alle Dämme und sie warf sich herum. Weg, ich muss weg hier, dachte sie und stolperte unkontrolliert vorwärts.

      Sie hatte bereits ein paar Meter zurückgelegt, als ihr verletzter Fuß den Halt verlor und seitlich umknickte. Mit einem langgezogenen Schrei schlug sie der Länge nach auf der feuchten Erde des Waldbodens auf. Benommen rappelte sie sich auf und bekam in der nächsten Sekunde einen schmerzhaften Schlag in den Nacken.

      Kraftlos sank sie zurück und die Bäume um sie herum begannen sich in einer wilden Fahrt zu drehen. Etwas Warmes, Klebriges breitete sich in ihrem Nacken aus, lief ihren Hals herunter und verschmolz dann mit ihrem Mantelkragen.

      Eine Woge der Übelkeit stieg in ihrer Kehle auf und sie hörte sich selbst laut würgen. Das Letzte, was sie wahrnahm, waren die schrillen, panischen Schreie ihrer Freundin, dann versank ihr Welt in einem Meer aus roten Farben.

      6

      Endlich hatten wir es geschafft und waren in unserem Zielgebiet angekommen. Meine Schüler waren ausgeschwärmt und suchten mit jugendlichem Eifer den Wald nach möglichen Verstecken ab.

      Unsere fast zweistündige Wanderung war ohne nennenswerte Blessuren vonstattengegangen. Die Stimmung war gut, das Wetter spielte zum Glück auch noch mit. Ich saß gemütlich an einen Baum gelehnt, trank einen Schluck Kaffee und beobachtete meine Schüler.

      »Is nix kalt heute, ´ne. Gute Wetter für Spieltag in Wald«, sagte Ali und nippte ebenfalls an seinem Teebecher.

      Ali war unser Hausmeister und die gute Seele an unserer Schule. Er war immer da, wenn man ihn brauchte und wachte mit preußischer Gründlichkeit über unser Inventar.

      Ein wackeliger Stuhl? Kein Problem für Ali und seiner großen Leimflasche! Eine Tafel, die klemmte? Ali rückte mit seiner Werkzeugtasche an und reparierte das Ganze in Windeseile. Ein neuer Schüler, der seinen Bus verpasst hatte? Ali war zur Stelle und fuhr den Unglücksraben nach Hause. Ein Leben an unserer Schule war ohne Ali einfach nicht vorstellbar. Das wusste er, und wir wussten das auch.

      »Ja, da hast du recht. Ich habe schon die ganze Woche die Luft angehalten und gehofft, dass das Wetter mitspielt«, sagte ich.

      »Und

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