Heil mich, wenn du kannst. Melanie Weber-Tilse

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Heil mich, wenn du kannst - Melanie Weber-Tilse Heil mich - Reihe

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Sie mich um Himmels willen.« Sie schob das Handy zurück in das Täschchen, griff nach dieser und trat zur Tür.

      Energisch öffnete sie diese und trat schwungvoll hinaus, die Kopfschmerztabletten schienen jetzt zu wirken. Er schnappte sich seine Schlüssel, ihre Jacke von der Garderobe und eilte ihr nach. Vor der Tür wäre er fast in sie hineingeprallt, denn sie stand mit fassungslosem Gesicht da und starrte ihn an.

      »Wir sind in der Park Avenue?«, stammelte sie.

      Verwundert hob er die Augenbraue an. »Jaaaaaa?«, fragte er gedehnt, da er nicht den blassesten Schimmer hatte, worauf sie hinaus wollte.

      »Aber ... hier wohnt Mr. St. Claire?! Ein Scheiß 20 qm-Zimmer kostet hier im Monat so viel, wie ich für meine gesamte Wohnung im Quartal zahle! Und diese da ...«, sie deutete fuchtelnd an ihm vorbei, »... ist eindeutig viel größer als 20 qm!«

      »Stimmt«, nickte er, zog die Tür hinter sich zu und marschierte auf den Fahrstuhl zu.

      Sie stöckelte hinter ihm her und er konnte sie aufgeregt nach Luft schnappen hören. »Aber ... aber ...«

      Vor dem Aufzug blieb er stehen, drückte den Ruf-Knopf und wandte sich dann zu der Blondine um, die neben ihm stand und ihn ansah, als müsse er ihr irgendetwas erklären. »Miss ... Francoise«, seufzte er schließlich. »Mr. St. Claire bezahlt mich gut, und außerdem übernimmt er die Hälfte der Kosten für das Apartment. Das hat für ihn den Vorteil, dass ich ihm jederzeit sehr schnell zur Verfügung stehe, sollte es nötig sein. Ausführlich genug?«

      Das leise Bling des Fahrstuhls hielt sie vorerst davon ab, zu antworten. Er ließ ihr den Vortritt, gab seinen Code in das Display im Inneren ein und lehnte sich dann entspannt gegen die verspiegelte Innenwand. Dann hielt er schweigend ihre Jacke hoch, nach der sie griff und sie anzog.

      »Park Avenue ...«, murmelte Francoise leise vor sich hin, aus irgendeinem Grund schien sie sein Wohnort unheimlich zu beschäftigen.

      Nachdem sie das Auto erreicht hatten und schweigend eingestiegen waren, drehte Francoise mit einem Mal den Kopf zu ihm. »Ist Jefferson eigentlich wirklich Ihr richtiger Name?«

      Verblüfft warf er ihr einen kurzen Blick zu. »Ernsthaft?«

      »Na ja ... ich meine ... wer heißt denn heutzutage noch so?«

      Er schnaubte. »Vor rund 200 Jahren hieß einer der Gründungsväter der Vereinigten Staaten so, wenn ich das mal so anmerken darf. Thomas Jefferson, später sogar Präsident, das sagt Ihnen was, oder?«

      Ihr entfuhr ein leises Kichern, aber das Läuten des Autotelefons entband sie einer Antwort.

      »Mist!«, entwich es Jeff, nachdem er auf das Display gestarrt hatte. »Francoise, ganz still jetzt bitte.« Er drückte den Knopf zum Annehmen des Gesprächs. »Guten Morgen, Sir!«, sagte er steif und sah aus dem Augenwinkel, wie Ms. Denvers Mund auf- und wieder zuklappte, als sie verstand.

      »Jefferson, wo sind Sie? Das System meldet mir, dass Sie mit dem Wagen unterwegs sind!«, ertönte Patrick St. Claires Stimme aus den Lautsprechern. »Ich wollte gern in die Thompson Holding fahren, um mich durch die Unterlagen zu arbeiten.«

      »Natürlich, Sir. Ich ...«, er warf einen Seitenblick zu Francoise, die ihn entsetzt und mit weit aufgerissenen Augen anstarrte, »... beeile mich.«

      »In Ordnung. Bis gleich!« Es knackte in der Leitung, Patrick St. Claire hatte aufgelegt.

      Ein stechender Schmerz in seinem Oberschenkel ließ ihn aufkeuchen. Fran hatte nach diesem gegriffen und bohrte ihre Fingernägel so fest hinein, dass er sicherlich Kratzspuren zurückbehalten würde. »Ich will sofort aussteigen!«, zischte sie.

      »Wenn ich hier im Auto verblute, weil sie mir mit Ihren Krallen die Hauptschlagader zerfetzt haben, kann ich Sie aber weder rauslassen noch nach Hause fahren!«, murrte er und verzog das Gesicht schmerzvoll. Was konnte die Frau zupacken! Der Griff an seinem Bein lockerte sich minimal. »Lassen Sie mich raus!«

      »Miss ... Francoise, ich lasse Sie mit Sicherheit nicht in diesem Aufzug durch New Yorks Straßen laufen!«

      »Was soll das denn schon wieder heißen, in diesem Aufzug? Ich bin 29 Jahre alt, und wenn ich sage, dass ich rausgelassen werden möchte, dann möchte ich rausgelassen werden!«, fauchte sie ihn an.

      Konnte das wahr sein? Er hatte noch niemals ein so stures Weibsbild wie Francoise Denver gesehen. Dagegen war sogar Patrick St. Claire in seinen schlimmsten Zeiten erträglicher gewesen! Er blinkte und fuhr bei der nächsten Gelegenheit rechts ran. Hastig nestelte Fran an ihrem Sicherheitsgurt herum, während er seelenruhig einen Knopf an der Fahrertür betätigte, der dafür sorgte, dass sich der Wagen von innen verriegelte. Augenblicklich erstarrte sie.

      »Francoise ...«, setzte er an. »Wo liegt eigentlich Ihr Problem? Ist es so schwierig, einfach mal Hilfe und Freundlichkeit, denn nichts anderes ist es, anzunehmen?« Als von ihr keine Reaktion kam, wandte er den Blick zur Seite und sah sie an. Sie war durch und durch blass geworden, ihre Brust hob und senkte sich hastig, sie atmete viel zu flach und ihre Augen waren weit aufgerissen. Herrje, sie würde doch jetzt nicht anfangen zu hyperventilieren, nur weil er sie nach Hause fahren wollte?

      Er griff mit der Hand nach ihrer, doch in diesem Moment holte sie auch schon aus und fing an, kreischend um sich zu schlagen. Abrupt wich er zurück und hielt seine Hände wie unter vorgehaltener Schusswaffe nach oben. »Alles gut, ich tue Ihnen doch nichts!«, rief er. »Sehen Sie ...«, langsam ließ er einen Arm sinken und wollte den Knopf zum Entriegeln betätigen, doch Francoise hatte bereits begonnen, vollkommen hysterisch mit ihrer Clutch auf ihn einzudreschen.

      Unter den auf ihn einprasselnden Schlägen – so eine kleine Handtasche konnte verdammt wehtun! – gelang es ihm schließlich, die Entriegelung zu lösen, doch das bekam Francoise gar nicht mit, sie drosch einfach weiter auf ihn ein. In dem Moment landete ein gezielter Schlag ihrer Tasche in seinem Gesicht, er konnte die Haut förmlich reißen hören und spürte eine warme Flüssigkeit, welche ihm die Wange herunterlief.

      Gut, was genug war, war genug. Hastig packte er Francoises Handgelenke und umgriff diese fest. »Stop! Ms. Denver, kommen Sie zur Räson! Ich tue Ihnen doch nichts, um Himmels willen!«, rief er.

      Der Anblick des Blutes ließ sie offensichtlich wieder klar werden, denn sie wurde ruhiger und wehrte sich immer weniger gegen seinen Griff. Dann hielt sie schließlich inne und starrte ihn an. »Ich ... oh mein Gott ... Jefferson, es tut mir leid!«, stammelte sie.

      »Kann ich Sie loslassen, ohne dass Sie versuchen, mir den Schädel einzuschlagen?«, fragte er gepresst und lockerte seinen Griff ein wenig. Beklommen nickte Francoise, Tränen liefen ihr übers Gesicht.

      Er löste seine Hände von ihr und zog sich vorsichtig zurück, ohne sie aus den Augen zu lassen. In ihrer Tasche begann das Smartphone zu klingeln. Sie nestelte fahrig an ihrer Tasche herum, anstatt jedoch das Handy herauszunehmen, zog sie ein Päckchen Taschentücher hervor, welches sie versuchte, zu öffnen.

      »Geben Sie mir die Packung, ich mache das«, er streckte seine Hand aus. »Nehmen Sie das Gespräch an.«

      Zögernd übergab sie ihm die Taschentücher. »Ich ... es tut mir wirklich leid!«, beteuerte sie erneut, ehe sie nach ihrem Telefon griff und den Anruf entgegennahm.

      Bemüht darum, nicht zu lauschen, zerrte Jefferson eines der Tücher aus der Packung und versuchte, die gröbste Sauerei zu beseitigen. Was

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