Heil mich, wenn du kannst. Melanie Weber-Tilse
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»Aber natürlich Miss ... Francoise.«
Es würde schwer für ihn werden und Fran unterdrückte den Reiz zu lachen. Immerhin war er bemüht.
Und wie bemüht er war, merkte sie nach zwei Stunden Einkaufsmarathon, wobei sie eigentlich nur vorgehabt hatte, einige Lebensmittel zu kaufen. Allerdings hatte er darauf bestanden, sie bis in ihre Wohnung zu begleiten, um die Tüten abzuliefern. Jetzt saß er in ihrer Küche und sie packte das Eingekaufte weg.
Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, wie er sich neugierig in ihrer kleinen Küche umschaute. Er wirkte so deplatziert, dass sie schmunzelte. Als sie damals Hals über Kopf vor ihrer Vergangenheit geflohen war, hatte sie eine Zeit lang mit dem Geld, das sie gespart hatte, zurechtkommen müssen.
»Danke fürs Helfen, Jeff.« Sie bemerkte sofort, dass er kurz zusammengezuckt war. Unauffällig folgte sie seinem Blick und erstarrte. Da sie nie auf die Idee gekommen war, je einen Menschen mit hierher zu bringen, hing an der Pinnwand ein Bild, wie sie einst ausgesehen hatte. Man musste zwar nah herangehen, um zu erkennen, dass sie das war, aber so intensiv wie er es angestarrt hatte, war sich Fran nicht sicher.
»Ich sagte bereits, Freunde helfen sich.«
Sie schob sich zwischen ihn und das Bild und deutete ein Gähnen an. »Auch wenn es noch früh ist, die letzte Nacht war viel zu kurz.«
Er verstand den Rausschmiss sofort und als er an ihr vorbeiging, umwehte sie der herbe Duft seines Parfums.
An der Wohnungstür blieb er kurz stehen und steckte die Hände in die Hosentaschen. »Ich würde dich gerne morgen Vormittag zum Frühstück einladen.«
Fran legte nachdenklich den Kopf schief. Ging das alles jetzt nicht ein wenig schnell? Gerade erst Freundschaft geschlossen und nun hingen sie gleich jeden Tag zusammen? Oh Gott. Wahrscheinlich war er froh, dass er jemanden gefunden hatte, der ihn nicht verurteilte. Egal wie abgeklärt die Menschen taten, Homosexualität hing niemand gerne an die große Glocke. Somit hatten sie beide ihre Geheimnisse, wobei er seines anscheinend mit ihr teilen wollte.
»Sehr gerne«, gab sie sich dann einen Ruck. »Bis morgen.«
»Ich hole dich um zehn ab. Auf Wiedersehen, Francoise.«
Sie blieb noch an der Tür stehen, bis seine Schritte im Treppenhaus verhallt waren und das Zuschlagen der Haustür anzeigte, dass er gegangen war.
Jefferson
Francoise Denver hatte offenbar ein Geheimnis, und zwar ein ziemlich Großes. Allein heute hatte er so viele Facetten dieser Frau kennengelernt, dass es fast den Eindruck erwecken konnte, sie habe eine Persönlichkeitsstörung. Erst ihre Panikattacke und der Angriff auf ihn, dann ihr ziemlich plumper Versuch, ihn anzubaggern und zu guter Letzt ihr Switch auf die ›lass uns Freunde sein‹-Schiene - all das bestärkte nur seine Vermutung.
Spätestens, als er sich das Foto an ihrer Pinnwand angesehen und sie versucht hatte, es vor ihm zu verbergen, war ihm klar gewesen, das hinter ihrem Verhalten eine größere Sache stecken musste. Und dass die Person, die neben einer ihm Fremden gestanden hatte, Francoise war, stand für ihn außer Frage. Zwar schien die Aufnahme schon etwas älter zu sein, denn nicht nur ihre Frisur und ihre Haarfarbe waren eine andere, sondern auch der Kleidungsstil war sehr viel mehr business-like, aber es war ganz eindeutig sie.
Es überraschte ihn, dass sie seine Einladung zum Frühstück angenommen hatte, kam ihm aber auch gelegen. So gab es vielleicht eine Chance, hinter ihre Fassade zu blicken und ein Stück der echten Francoise Denver kennenzulernen. Vorfreude machte sich in ihm breit. Das würde ein interessanter Vormittag werden, von dem er allerdings hoffte, dass sie ihn nicht wieder verprügeln würde, denn seine Wange brannte noch von ihrem letzten Angriff. Pfeifend stieg er in den Cadillac ein und machte sich auf den Weg nach Hause.
***
Ein Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen machte deutlich, dass es zwar weiterhin kalt war, aber der Himmel wolkenlos. Es schien ein schöner Tag zu werden. Zufrieden wandte sich Jefferson vom Fenster ab und fuhr sich mit einer Hand durch die nassen Haare. Eine knappe Stunde hatte er noch, dann würde er Francoise abholen.
Seine Augen glitten zum Spiegel, er betrachtete sich selbst. Frisch geduscht glänzte seine Haut an manchen Stellen noch feucht und er spannte den Oberkörper an, sodass man das Spiel seiner Muskeln deutlich sah. Sein Kiefer mahlte, ehe er sich mit verbissener Miene wegdrehte und ins Schlafzimmer ging, um sich anzuziehen.
Er hatte ein gemütliches, kleines Café am Rand von New York ausgesucht, eines, das er schon in der Jugend mit seinen Eltern aufgesucht und sich stets wohlgefühlt hatte. Die Besitzerin des Ladens war vermutlich so alt wie die Zeit selbst, und trotz ihres betuchten Alters machte sie noch fast alles selbst und seiner Meinung nach gab es dort das beste Frühstück, das im gesamten Umkreis zu finden war.
Eine Dreiviertelstunde später parkte er seinen Pick-up vor dem Haus, in dem Ms. Denver wohnte und holte sein Smartphone hervor, um ihr eine Nachricht zu schicken. Kurze Zeit später kam sie, winterlich warm gekleidet hinaus und sah sich suchend um. Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit, als ihm klar wurde, dass sie nach dem Cadillac Ausschau hielt.
Ein fester Druck auf die Hupe und er konnte sehen, wie Fran zuerst erschrocken zusammenzuckte, dann zu ihm herübersah und ihre Augen sich überrascht weiteten. Er stieg aus und umrundete den Wagen, wo er die Tür für sie aufhielt. Sie blickte kurz zu beiden Seiten, überquerte die Fahrbahn und kletterte dann auf der Beifahrerseite hinein.
»Guten Morgen, Jeff!«, lächelte sie ihn an, nachdem er wieder eingestiegen war, und erneut überraschte es ihn, wie verändert sie im Gegensatz zu gestern war, als sie den männerfressenden Vamp zur Schau gestellt hatte. »Ist das dein Wagen?«
Irritiert nickte er. »Natürlich ist das meiner. Warum sollte er es nicht sein?«
»Na ja«, sie zuckte unbekümmert die Schultern, »... ich hatte ein anderes Auto erwartet. Nichts so ... machohaftes?«
Seine Augenbraue flog nach oben und er sah sie von der Seite an. »Machohaft? Francoise, das ist ein GMC Sierra Grande. Ist dir klar, was das für ein Wagen ist?«, erklärte er fast beleidigt.
»Nein. Muss man das wissen?«
»Colt Seavers«, sie musste ihn doch kennen. Oder?
»Colt ... wer?«, echote sie und ihr Gesicht glich einem Fragezeichen.
»Ein Colt für alle Fälle. Lee Majors. Der Held meiner Kindheit. Ich kann nicht glauben, dass du ihn nicht kennst«, er seufzte. »Das Auto ist älter als wir beide, es wurde nur bis 1984 gebaut. Ich habe es vollständig restauriert gekauft.«
Ihre Miene machte deutlich, dass ihre Gedanken sich vermutlich gerade in Richtung ›Männer sind auch als Erwachsene eindeutig noch Kinder‹ bewegten. »Ah ja«, nickte sie dann. »Das war doch bestimmt nicht billig, oder?«
»Nein, war es nicht«, er zuckte mit den Schultern. »Aber ... ich hatte zu der Zeit gerade im Lotto gewonnen, und das Auto ist ein Kindheitstraum von mir. Also habe ich es gekauft.« Lügner!, schrie sein Gewissen ihn an. »Na ja, zumindest ein Teil des Gewinnes ist dafür draufgegangen«, fügte er hinzu und hoffte, dass die