Heil mich, wenn du kannst. Melanie Weber-Tilse

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Heil mich, wenn du kannst - Melanie Weber-Tilse страница 6

Heil mich, wenn du kannst - Melanie Weber-Tilse Heil mich - Reihe

Скачать книгу

Mr. St. Claire ...«, hörte er sie sagen und ihm wurde heiß. Natürlich, wie konnte es anders sein, als dass der Boss auch seine Assistentin in die Firma bitten würde, damit die Unterlagen geprüft werden konnten? »Nein, Sir ... das brauchen Sie nicht. Ich ... wir ...«, ein tiefes Seufzen entwich ihr. »Ja, Sir ... Nein ... ich werde da sein, Sir. Bis gleich!«

      Er wischte sich ein letztes Mal durchs Gesicht, was allerdings nicht den gewünschten Erfolg brachte, da das Blut bereits anfing, zu trocknen. Er würde sich wohl dem Spott seines Chefs stellen und sich gleich in der Firma reinigen müssen.

      Francoise hatte unterdessen das Handy sinken lassen und ihren Kopf in den Händen vergraben. »Scheiße, Scheiße, Scheiße!«, fluchte sie leise.

      »Ms. Denver, soll ich Sie gleich kurz vor dem Gebäude rauslassen, und Sie ...«, er zögerte, weil ihm schon beim Aussprechen seiner Worte klar wurde, wie dämlich die Idee war. »... kommen rein zufällig dort vorbei?«

      Fran schnaufte laut, hob ihren Kopf und starrte ihn an. »Welcher Trottel soll mir das denn glauben? In ... wie sagten Sie noch gleich? ... meinem Aufzug?« Das Lachen, welches ihr nun entwich, klang bitter. »Drehen Sie einfach um, Jeff, und lassen Sie uns Mr. St. Claire einsammeln. Gibt es da nicht diesen Spruch – ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert? Bringen wir es hinter uns.«

      Und was ist mit meinem Ruf?, schoss ihm für einen Moment durch den Kopf, doch er besann sich sogleich eines besseren und ärgerte sich über den Gedanken. »Wie Sie wünschen, Ms. Denver«, entgegnete er daher nur und nickte.

      »Ach und ... Jeff?«, sie knallte ihre Handtasche in den Fußraum des Cadillacs. »Ersparen Sie mir ihr Scheiß Ms. Denver!«

      Zehn Minuten später lenkte er den Wagen in die Tiefgarage des Gebäudes, in dem nicht nur sein Chef, sondern auch er wohnte. Die Fahrt war schweigend verlaufen, Francoise hatte angestrengt aus dem Fenster gestarrt und er beschloss daraufhin, dass er jetzt nicht das ›was ist Ihnen nur widerfahren‹-Gespräch führen würde. Er kannte sie kaum und im Grunde genommen ging es ihn auch überhaupt nichts an – was aber nichts daran änderte, dass ihre Reaktion ihn tief betroffen gemacht hatte.

      Die hintere Tür wurde geöffnet und Patrick St. Claire stieg in den Wagen ein. »Jefferson, das ging schnell, ich danke Ihnen. Ich habe Ms. Denver bereits ...«, ein Blick nach vorn auf den Beifahrersitz ließ Patrick abrupt verstummen. »... im Auto?«, fügte er dann sichtlich verwirrt hinzu. Jeff warf Francoise, die in ihrem Sitz immer kleiner wurde, einen kurzen Blick zu, ehe er sich nach hinten wandte und seinen Chef ansah.

      »Guten Morgen, Sir«, setzte er an. »Ich war gerade auf dem Weg, Ms. Denver nach Hause zu bringen, als mich Ihr Anruf erreichte.« Neben sich hörte er Fran unterdrückt keuchen, während Patricks Augenbrauen sich nach oben zogen.

      »Nach Hause?«

      »Ja, Sir.«

      Mr. St. Claire räusperte sich und blickte zwischen den beiden hin und her. »Nun ja, Jefferson. Das Privatleben meiner Angestellten geht mich nichts an, von daher ...«

      »Es gibt hier kein Privatleben!«, zischte Fran, die in dem Moment offenbar ihre Sprache wiedergefunden hatte. »Ihr Scheiß barmherziger Chauffeur hat nur in seiner Bewerbung an Sie vergessen mit hineinzuschreiben, dass er in seiner Freizeit gern wildfremde Menschen rettet, ob sie es nun wollen, oder nicht.«

      Jeff zuckte zusammen. Autsch, das hatte gesessen. Da war sie wieder, die Francoise, die er in den letzten Monaten erlebt hatte. Bissig, schnippisch und unnahbar. Sein Blick traf den seines Chefs, und für einen Moment schien dessen Miene einen Hauch weicher zu werden. Er nickte ihm fast unmerklich – anerkennend? – zu, ehe er sich in das Polster zurücksinken ließ.

      »Wir fahren zunächst zu Ms. Denver, damit sie sich etwas Bequemeres anziehen kann«, erklärte er dann so gelassen, als sei es für ihn alltäglich, dass seine Assistentin bei seinem Chauffeur im Wagen saß. »Dann geht es weiter zur Thompson Holding, wo wir bis mittags arbeiten werden. Sie, Francoise, werden mir dort helfen, die ersten Unterlagen zu sichten, während sich Jefferson wieder in einen akzeptablen Zustand bringen wird. Ihr Gesicht kann unter keinen Umständen so bleiben.«

      Jeff nickte stumm, fast dankbar dafür, dass St. Claire die unangenehme Situation einfach so umschiffte. Von Ms. Denver hingegen kam keine Regung.

      »Klar soweit?«, knurrte Patrick.

      »Ja, Sir!«

      Francoise

      Jefferson hatte gerade den Motor ausgestellt, als Fran schon aus dem Auto flüchtete. Sie ließ ihm keine Zeit auszusteigen oder gar die Tür zu öffnen. Mit schnellen Schritten war sie an der Haustür des mehrstöckigen Hauses und schloss mit zittrigen Fingern auf.

      Sicherlich sahen die beiden Männer ihr gerade hinterher und redeten darüber, was für ein verkorkstes Weibsbild sie war. Wobei sie sicher war, dass Jefferson nichts Peinliches ausplaudern würde.

      Anstatt den Aufzug zu nehmen, raste sie die Treppen hinauf. Das Brennen in ihren Beinen tat gut und holte sie von ihrem Trip herunter. Es war lange her, dass sie die letzte Panikattacke gehabt hatte und sie wusste, dass es einige Zeit dauerte, bis sich der verdammte Hormoncocktail in ihrer Blutbahn wieder abbaute.

      Sie trat in ihre Wohnung ein, kickte sich die Pumps von den Füßen und eilte ins Schlafzimmer. Hastig riss sie eine weiche Stoffhose, Rollkragenpulli, Unterwäsche und Stiefel aus dem Schrank und verschwand mit den Sachen im Bad.

      Ihr blasses Gesicht starrte ihr aus dem Spiegel entgegen. »Das hast du wieder super hinbekommen. Kannst stolz auf dich sein«, spie sie sich entgegen. Sie hatte sich sechs Jahre lang in der Thompson Holding einen Ruf aufgebaut, der nach all den Vorkommnissen und Ereignissen der letzten Wochen und Monate, anfing zu bröckeln. Sollte sie gezwungen sein, umzuziehen? So wie sie heute die Kontrolle verloren und Jefferson zugerichtet hatte, sollte sie dringend darüber nachdenken. Er hatte nur hilfsbereit sein wollen und sie war auf ihn losgegangen wie eine Furie.

      Sie würde darüber nachdenken, sobald sie ruhiger war. Jetzt musste sie ihre Mauer wieder aufbauen, damit sie den Tag an der Seite ihres Chefs überstand. Sie verzichtete auf Schminke und band sich nur ihre langen blonden Haare zu einem Zopf zusammen. Es war ungewohnt, sich nicht noch zusätzlich hinter der aufgemalten Maske verstecken zu können. Francoise holte ihr Handy aus dem Täschchen … aus dem, mit dem sie Jefferson verletzt hatte und steckte es in ihre Manteltasche. Ein paar Dollar wanderten noch dazu, dann war sie fertig und ging langsam die Treppe hinab.

      Wie nicht anders zu erwarten, lehnte Jeff am Auto und wartete auf sie. Fest presste sie ihre Lippen aufeinander, als sie die Wunde auf seiner Wange sah. Scheiße, wie hatte sie sich nur so vergessen können? Wobei sie fast bei der sich selbst gestellten Frage aufgelacht hätte. Sie wusste genau, warum sie so reagiert hatte und wahrscheinlich hätte jeder Therapeut ihr bei der Schilderung verständnisvoll zugenickt. Nur dass sie keinem dieser Fachidioten vertraute. Keiner von ihnen würde sich je in ihre Lage versetzen können. Studium hin, Studium her.

      »Francoise«, er nickte ihr kurz zu, als er diesmal die hintere Tür aufhielt, damit sie sich neben Patrick St. Claire, ihren Chef und Mitinhaber der Thompson Holding setzen konnte.

      Dieser schaute von seinem Tablet auf, als sie einstieg. »Es tut mir leid, dass wir am Wochenende arbeiten müssen, aber die Firma ist seit dem letzten Vorfall wirklich gebeutelt.«

      »Ich weiß, Patrick. Kein Problem. Es tut mir leid, dass ich nicht darüber nachgedacht habe

Скачать книгу