Violet Socks. Celine Ziegler

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Violet Socks - Celine Ziegler

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lehne mich zurück, während er die Matheaufgaben macht. „Du siehst echt schwul mit dem pinken Kugelschreiber aus."

      Harry schreibt weiter und lässt sich nicht von mir ablenken. „Und du siehst aus wie ein Förster mit deinem braunen Rock."

      Ich schweige und presse die Lippen aufeinander. Immer hat er etwas an meinen Klamotten auszusetzen, wenn wir uns sehen. Charly und ich haben uns den Rock gemeinsam gekauft und das erst letztes Wochenende. Jetzt will ich ihn nie wieder tragen. Dank Harry.

      Ich schüttle mich. Nein, stop, ich werde ihn weiterhin tragen. Ich lasse mir doch von Harry nichts einreden. Dieser Rock ist absolut bombe und das lasse ich mir nicht versauen.

      Deswegen sage ich: „Mit deinen engen Jeans könntest du Mitglied einer Boyband der Neunziger sein."

      „Immer noch besser als auszusehen wie ein Förster."

      „Du wärst das Boybandmitglied, über den jeder spekuliert, ob er wirklich schwul ist oder nicht."

      Er schnalzt unbeeindruckt mit der Zunge. „Immer noch besser als ein Förster."

      Nach ein paar Momenten reicht er mir den Zettel und ich sehe verdutzt darauf. „Schon fertig?"

      Selbstgefällig zuckt er mit der Schulter. „Was? Dachtest du, schwule Boybandmitglieder können kein Mathe, Förster Lotta?"

      Wieder knurre ich. Blitzschnell reiße ich ihm den Zettel aus der Hand und klatsche ihn vor mich auf das Pult. Ich werde jede kleinste Rechnung nach Fehlern absuchen und ich werde eiskalt und gnadenlos sein. Er kann das unmöglich in so kurzer Zeit gepackt haben, gerade mal Ching Noi, unser asiatisches Mathegenie würde das packen, aber doch nicht Harry Perlman. Er ist dumm.

      Ich überfliege schwer nachdenkend jede kleinste Ziffer und ärgere mich mit jeder Sekunde mehr, dass er keinen Fehler hat. Egal, wie oft ich nachsehe. Mein Finger, mit denen ich den roten Marker in meiner Hand halte, jucken schon, weil sie etwas anstreichen wollen, doch es scheint einfach nicht nötig zu sein.

      Während ich die Aufgaben genauestens kontrolliere, sagt Harry irgendwann: „Brandon Brown, hm?"

      Ich suche weiterhin auf dem Zettel nach Fehlern, um sie Harry mitten ins Gesicht drücken zu können. „Was ist mit ihm?", frage ich ihn nebenbei.

      Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Harry sich auf dem Holzstuhl zurücklehnt und seine Hände hinter dem Kopf verschränkt. „Er hat erzählt, ihr geht am Freitag zusammen zu DJ Mäh."

      „Ja, und? Willst du ihn mir jetzt schlechtreden?"

      „Kein Stück. Ich musste es nur mit eigenen Ohren hören."

      „Nun tu mal nicht so, als wäre es das siebte Weltwunder. Anscheinend mag mich Brandon nun mal."

      „Es heißt achtes Weltwunder", korrigiert Harry mich. „Und doch, es ist das achte Weltwunder."

      Ich lege verzweifelt den roten Stift beiseite und stemme meinen Kopf in die Hände. Er hat tatsächlich keinen einzigen Fehler gemacht. Jede Rechnung ist einwandfrei. Wäre das hier eine Arbeit, hätte er ein glattes A. Wieso zur Hölle kann er das?

      „Was?", fragt Harry mich mit süffisantem Grinsen. „Kein Fehler gefunden?"

      Ich schüttle hoffnungslos den Kopf. „Ich verstehe das nicht", sage ich und sehe mir weiterhin die fehlerfreien Aufgaben an. „Wieso kannst du das?"

      „Ich bin ein geheimes Mathegenie und eigne mir insgeheim so viele Mathekenntnisse an, wie ich kann, damit ich irgendwann die Weltherrschaft übernehmen kann."

      „Was?", krächze ich.

      Worauf Harry anfängt zu lachen und sich wieder aufrichtet. „Ich kann das einfach, Violet. Mathe war schon immer mein stärkstes Fach."

      Stimmt. Ich erinnere mich an die Zeit zurück, in denen Harry noch kein Arsch war. Er war früher immer gut in der Schule und ja, Mathe war definitiv sein stärkstes Fach, während ich in Englisch besser war. Wir konnten uns immer gegenseitig helfen, das war sehr praktisch.

      Deswegen runzle ich fragend die Stirn. „Wenn du das kannst, wieso hast du dann im Zeugnis eine Fünf?"

      Er zuckt mit einer Schulter und nimmt sich den Zettel, um ihn zusammenzuknüllen. „Keine Ahnung, es ist einfach so."

      Etwas überfordert damit, wie schnell er plötzlich seine Laune geändert hat, sehe ich zu, wie er sich wieder seine Jacke anzieht. „Willst du gehen?"

      Er sieht auf die Uhr seines Handys und steckt es dann wieder weg. „Ja, ich muss weg."

      „Du musst weg? Wir sitzen nach, schon vergessen?"

      „Mir egal, ich sitze mindestens dreimal die Woche nach. Heath wird das schon verstehen."

      Ich stehe auf, als er aufsteht und sich seinen Rucksack nimmt. „Du kannst doch jetzt nicht einfach gehen! Ich werde Ärger bekommen, wenn du abhaust!"

      Harry jedoch ignoriert meine Beschwerde und geht zur Tür. „Mir egal, ich habe schon genug Stress wegen dir bekommen. Sag Heath einfach, dass mir schlecht geworden ist oder so."

      „Harry, du …''

      Mir wird das Wort abgeschnitten, denn er schmeißt schon die Klassenzimmertür hinter sich zu und lässt mich einfach zurück. Ich bin mir nicht sicher, ob ich wütend oder erleichtert sein soll, dass er gegangen ist. Einerseits kann ich nichts dafür, dass er geht, und andererseits kann ich auch einfach gehen und meinen Tag produktiver nutzen.

      Deswegen schnappe ich mir meine Sachen und verschwinde genauso wie Harry. Morgen werden wir dafür Ärger bekommen, aber es ist immer noch nicht meine Schuld, sondern Harrys. Heath wird das schon nachvollziehen können.

      Kapitel 7

      Schon seit geschlagenen drei Minuten halte ich vorsichtig die Gardine vom Wohnzimmer zur Seite, damit ich den perfekten Blick auf die Straße vor unserem Haus habe. Jeden Augenblick könnte Brandon mit seinem Auto kommen, um mich abzuholen. Denn heute ist Freitag und das bedeutet, heute ist endlich unser lang ersehntes Date. Ich habe die ganze Woche kaum noch was gegessen, damit ich bloß keinen Blähbauch habe, wenn wir unterwegs sind. Zwar musste ich dadurch auf ein paar Tortenstücke von Tante Giselas Geburtstag verzichten, aber das war es mit Sicherheit wert. Ich fühle mich dünn und gut. Zumindest so gut, wie es geht, denn ich bin extrem nervös.

      „Oh, Gott, er kommt!", kreische ich auf, als ich Brandons weißen Wagen sehe, der vor unserem Gartenzaun hält. Schnell schiebe ich die Gardine wieder vor und renne zum Spiegel im Flur.

      Mom kommt hektisch aus der Küche gelaufen. „Okay, hast du alles? Tampons, Puder, Kondome?"

      Ich sehe sie mit riesigen Augen an, während ich meinen Dutt noch mal richte. „Mom! Ich sagte doch, dass ich heute noch nach Hause komme!"

      Sie ist nicht weniger nervös als ich, so wie immer, wenn es um Kerle geht. Vor allem, wenn es um einen Kerl wie Brandon geht. „Ich will doch nur, dass du auf Nummer sicher gehst, Liebling!"

      Es klingelt.

      Hektisch

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