Violet Socks. Celine Ziegler
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Читать онлайн книгу Violet Socks - Celine Ziegler страница 26
Ich zucke schüchtern grinsend mit der Schulter. „Na ja, du bekommst es doch sowieso umsonst, also macht es keinen Unterschied."
„Stimmt, du hast recht. Es tut mir übrigens leid, dass meine Freunde so ätzend zu dir waren. Normalerweise nehmen sie alle Leute gut auf."
Ich lache auf und drehe das Colaglas in meiner Hand im Kreis. „Du musst dich nicht entschuldigen. Florence und Ethan waren noch nie freundlich zu mir und ich habe es auch nicht erwartet."
„Wieso eigentlich?"
„Aus unerklärlichen Gründen. Es wird immer ein Mysterium bleiben."
„Und Harry?"
Ich runzle die Stirn. „Harry?"
„Ja, was ist mit ihm? Ich weiß, dass ihr euch größtenteils ignoriert, aber wart ihr früher nicht mal unzertrennlich?"
Ich weiß nicht, wieso, aber in diesem Moment sticht etwas für einen Herzschlag in meiner Brust. Wahrscheinlich ist es das Wort „unzertrennlich“. Ich hasse dieses Wort, seitdem Harry und ich getrennte Wege gehen. Unzertrennlich wären wir gewesen, wenn er mir nicht einfach den Rücken zugedreht hätte, um jemand anderes zu sein. Wir waren nie wirklich unzertrennlich, denn im Nachhinein sind wir getrennt. Wegen ... Warum eigentlich? Und vielleicht ist dieses Unwissen der Grund, weshalb ich einen kurzen Schmerz spüre, als ich ein weiteres Mal an Harry denke, der gerade mit Ethan einen Shot runterkippt. Ich weiß nicht mal, wieso wir nicht unzertrennlich waren, und ich weiß auch nicht, wieso er sich so verändert hat. Diese Ungewissheit tut weh, aber es hält nicht lange an, als ich sehe, wie er Florence küsst.
Ich wende mich wieder an Brandon und versuche, Harry auszublenden. „Ich denke, wir haben uns mit der Pubertät einfach verändert. Er ist heute anders als früher und ich bin heute anders. Zumindest ein bisschen. Wahrscheinlich hat er dir schon jede Menge Mist über mich erzählt."
„Wieso sollte er das tun?"
„Weil er mich nicht ausstehen kann."
„Er kann dich nicht leiden, das weiß ich, aber er hat noch nie direkt ein Wort über dich verloren, soweit ich weiß. Zumindest nicht in meiner Gegenwart."
Ich blinzle total überrumpelt von dieser Tatsache. „Er hat nie über mich gesprochen? Kein einziges Wort?" Das kann ich nicht glauben.
„Nein, nie. Ich meine, du warst – bis auf die letzten Tage – nie ein großes Gesprächsthema in unserer Runde, aber trotzdem hat er nie über dich geredet."
Harry hat nie über mich gesprochen? Nicht mal im negativen Sinne? Wenn ich mir vorstelle, wie oft ich mit Benja und Charly gemeinsam über ihn hinter seinem Rücken gelästert habe, könnte ich fast ein schlechtes Gewissen deswegen haben. Er ist auch nicht Gesprächsthema Nummer eins bei uns, aber kam schon öfter zur Sprache, vor allem seitdem er so mit Florence rummacht. Und ich habe ihn in diesen Gesprächen mit Benja und Charly heftig beleidigt. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe das Gefühl, ich sollte mich deswegen schuldig fühlen.
„Aber Florence hat in letzter Zeit öfter über dich gesprochen", redet Brandon weiter. Er lächelt. „Deswegen habe ich dich angesprochen. Ich habe dich das erste Mal richtig wahrgenommen und musste dich sofort nach einer Verabredung fragen."
Ich lächle, obwohl mir dazu gerade nicht zumute ist. „Ich hoffe, du bereust es nicht."
„Absolut nicht. Ich hoffe, du bereust es nicht, den Abend mit mir, anstatt mit deinen Freunden zu verbringen."
Charly und Benja fehlen mir, aber einen Abend muss ich nun mal ohne sie auskommen. Gleich morgen werde ich ihnen alles berichten. Deswegen sage ich: „Ich bereue es auch nicht."
Wir halten für ein paar Sekunden unsere Blicke und ich verliere mich in seinen schönen braunen Augen. Er ist so hübsch, es ist kaum vorzustellen, dass ich wirklich mit ihm hier bin, während ich ihn doch vor ein paar Tagen noch heimlich im Unterricht beobachtet habe. Ich kann nicht verstehen, womit ich diesen Abend mit ihm verdient habe, auch wenn wir nur in einem Klub sitzen und nicht in einem schicken Restaurant.
Brandon unterbricht unsere liebevollen Blicke und stellt sein leeres Bier auf die Theke. „Komm, lass uns tanzen."
Ich mache große Augen und frage mit krächzender Stimme: „Tanzen?" Um Himmels willen, der Abend ist geliefert.
„Ja, tanzen. Wir können doch nicht in einen Klub gehen, ohne mindestens mal kurz getanzt zu haben." Er steht auf und hält mir wieder seine große Hand hin. „Keine Angst, ich passe auf, dass dich niemand anfasst."
Und sofort klopft mein Herz schneller, als ich seine Hand ergreife, denn mir bleibt nichts anderes übrig. Tanzen tue ich normalerweise nur mit Benja und den anderen, weil ich weiß, dass sie genauso schlecht tanzen wie ich, aber ich wette, Brandon ist ein toller Tänzer. Neben ihm würde ich mich nur blamieren. Doch er sagte, er passe auf mich auf. Und nur deswegen lasse ich mich von ihm auf die Tanzfläche ziehen.
Und als würde das Schicksal auf unserer Seite stehen, läuft plötzlich ein langsameres Lied. Es ist nicht sehr langsam, doch im Verhältnis zu den Liedern davor langsam.
„Was ein Zufall", sagt Brandon, als wir inmitten der Tanzfläche zwischen zig Leuten stehen. Er dreht sich zu mir um und zieht mich urplötzlich an seine Brust. „Als hätte es Gott so gewollt."
Ich lache auf schüchterne und seltsame Art auf, als ich total verkrampft vor ihm stehe. Noch nie waren meine Gefühle so überfordert wie gerade. So schnell geht das alles also? Ich komme kaum hinterher.
„Mach dich locker", säuselt Brandon mir zu und legt seine Hände auf meine Hüften, was mich ein wenig beruhigt, doch nicht sonderlich viel. „Heute Abend sollst du Spaß haben."
Ich nicke und schlucke gleichzeitig. Unsicher lege ich meine Hände um seinen Nacken, während wir uns tief in die Augen blicken. Gott, ich bekomme weiche Knie. Mein Körper kann mit dieser Situation kaum umgehen.
Brandons Mundwinkel sind leicht gehoben, als wir uns sanft hin und her bewegen. „Du bist echt hübsch, Vivien", sagt er mit seiner samtigen Stimme. „Ich frage mich, wieso ich das nicht früher gemerkt habe."
Ich presse die Lippen aufeinander. Wieder nennt er mich Vivien. Dieses Vivien und die Tatsache, dass er nicht mal meinen Namen weiß, versaut so viel, obwohl ich das nicht will. Er sollte doch wenigstens meine Identität kennen, oder? Sonst wäre er perfekt.
„Weißt du", traue ich mich deswegen zu sagen, „eigentlich heiße ich ..."
„Violet", mischt sich jedoch eine tiefe Stimme ein und ich stocke.
Brandons und meine Blicke huschen nach rechts, wo Harry mit rot unterlaufenen Augen steht.
Ich runzle die Stirn und Brandon scheint genauso verwirrt über seine Anwesenheit zu sein.
Harrys Haare sind verwuschelter und er kommt – hin und her schwankend – auf uns zu. Er legt Brandon eine Hand auf die Schulter, um sich zu stützen. Jedoch ignoriert er mich vollkommen. „Ethan will, dass du uns zu Clarissa fährst", lallt er Brandon zu. „Und Vi-Vivien darfst du sogar mitnehmen."
Brandon