Sky-Navy 11 - Unter falscher Flagge. Michael Schenk
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Sky-Navy 11 - Unter falscher Flagge - Michael Schenk страница 4
Die anderen Worte trafen ein. Tenador-Sentos hätte sie in einem der bequemeren Beratungsräume versammeln können, doch es war spät, es gab viel zu bereden und der Hoch-Meister fand es nicht angemessen, der Bequemlichkeit nachzugeben.
Im Grunde kannten die Verantwortlichen der verschiedenen Bereiche ihre Aufgaben. Sie waren sorgfältig ausgebildet und hypnotisch geschult worden. Die Ergebnisse der ersten Forscher, Daten und holografische Aufnahmen lagen vor. Tenador war jedoch der Überzeugung, dass eine letzte Unterweisung die Sinne und das Verantwortungsbewusstsein seiner Untergebenen schärfen würde. Die Versammlung dauerte lange Stunden, während deren sich die übrigen Siedler ihren eigenen Gedanken hingaben. Nur wenige fanden in dieser Nacht den erforderlichen Schlaf. Die Aufregung, was sie in ihrer neuen Welt wohl erleben würden, war bei den meisten einfach zu groß.
Pünktlich mit dem ersten Licht des neuen Tages öffneten sich die großen Schleusen der drei Hanteln. Scharen von Norsun verließen sie, bepackt mit Werkzeugen und Instrumenten und dem festen Willen, sich und ihren Nachkommen ein Heim zu erschaffen. Begleitet wurden sie von einer Hundertschaft von Bions, die für ihren Schutz verantwortlich waren. Fast Zwanzigtausend neue Siedler verließen die metallenen Hüllen und es gab kaum zwei Dutzend schwerer Maschinen oder Fahrzeuge, die sie benutzen konnten.
Das den Neusiedlern so wenig Technik verfügbar war, hatte gleich mehrere Gründe. Was die Siedler mit ihrer Hände Kraft und Geschicklichkeit bewerkstelligen konnten benötigte keine Maschinen und sparte Laderaum für andere wichtige Ausrüstung. Alle Siedler waren auf irgendeine Weise in die Arbeiten eingebunden und wenn alle arbeiteten, so förderte dies, nach den Regeln der Großen Mutter, das Gemeinschaftsgefühl. Zudem würden die Norsun Stolz über das empfinden, was sie selbst erschufen.
Zwei große Gruppen widmeten sich dem eigentlichen Siedlungsplatz und einem der großen Kakteenwälder, eine kleinere wandte sich dem Ufer des Sees zu. Dort beabsichtigte man ein kleines, aber effektives Wasserkraftwerk an einem der Zuläufe zu errichten. Dieses sollte den Strombedarf decken bis der erste Sonnenreaktor durch eigene Mittel der Kolonie errichtet werden konnte. Man würde auch Fische fangen, deren Population untersuchen und darauf achten, das günstig gelegene Gewässer nicht zu überfischen. Es bildete immerhin die erste Nahrungsquelle der neuen Welt. Die Norsun am Ufer arbeiteten angestrengt und ihre Körper sonderten entsprechende Pheromone ab. Innerhalb kurzer Zeit wurden sie von Schwärmen kleiner Insekten umschwirrt. Der für den Bau des Kraftwerkes verantwortliche Leiter nahm sich vor, von den Händen des Wissens eine Möglichkeit erforschen zu lassen, die Plagegeister auf Abstand zu halten.
Die Gruppe auf dem Siedlungsplatz, immerhin fast zwölftausend Norsun, begannen mit der „Grundsteinlegung“ der Siedlung. Der Boden zwischen den drei Hanteln sowie einem kreisrunden Areal um diese herum, welches fast fünf Kilometer maß, wurde sorgfältig geebnet. Gräben wurden ausgehoben, welche Leitungen für Versorgung und Entsorgung aufnehmen sollten. Alles geschah nach jenem Plan, in dem Tenador-Sentos jedes Bauwerk und dessen Bedeutung festgelegt hatte. Vier der Fahrzeuge würden die Gräben auskleiden, Rohre und Leitungen verlegen und alles mit einer dauerhaften Schicht von Beton versiegeln. Vier weitere gossen die ersten Fundamente.
Die Norsun dieser beiden Gruppen litten unter der körperlichen Anstrengung, doch dies war nichts im Vergleich zu jenen Siedlern, die dem Wald zu Leibe rückten.
Die Kakteenbäume besaßen Stämme die im Durchschnitt dreißig Meter aufragten und eine glatte Rinde hatten. Im oberen Drittel begannen die weit verzweigten Ausläufer, die dicht mit langen Stacheln besetzt waren. Einige von diesen maßen zwei bis drei Meter.
Die Norsun lernten auf die schmerzliche Art, wie gefährlich diese Pflanzen sein konnten.
Während alle Stacheln eine einheitliche kräftige braune Farbe aufwiesen, zeigten die unterschiedlich hohen Stämme auch verschiedene Farben, die zwischen einem blassen Grün und einem kräftigen Gelb lagen. Erstere waren junge Kakteenbäume, die in mattem Gelb hingegen die älteren Exemplare.
Die Fällgruppen der Norsun benutzten Äxte, Spaltkeile und Sägen, die im Prinzip menschlichen Werkzeugen entsprachen. Man suchte sich keine speziellen Stämme aus, sondern beabsichtigte sich vom Waldrand allmählich ins Innere voranzuarbeiten. Weitere Gruppen standen bereit um die gefällten Stämme von ihren Auslegern und diese wiederum von ihren Stacheln zu befreien. Dann sollten die Rinden geschält und der Stamm zu soliden Brettern verarbeitet werden. Für letzteren Arbeitsgang standen zwei Maschinenfahrzeuge zur Verfügung.
Das Wort der Holzfäller war auf den Schutz seiner Arbeiter bedacht. „Ich spreche das Wort“, sagte er in das kleine Funkgerät, dessen allgemeine Frequenz ihn mit allen Angehörigen seiner Gruppe verband, „seid behutsam beim Schnitt. Wir wissen noch nicht unter welcher inneren Anspannung diese Pflanzen stehen. Gebt acht wenn sie fallen. Dass mir keiner unter einen Stamm oder diese Stacheln kommt. Diese Dinger sehen gefährlich aus.“
Wie gefährlich die Stacheln tatsächlich waren, erfuhren einige Arbeiter des Fällkommandos auf sehr direkte Weise.
Die erste Gruppe fällte problemlos einen der grünlichen Kakteenstämme. Von ihrem Beispiel angespornt trat eine zweite an einen der gelben Stämme heran. Mit dem ersten Schlag ging eine leichte Erschütterung durch die Pflanze. Prompt lösten sich viele der Stacheln von den Auslegern und regneten förmlich nach unten. Drei Norsun wurden aufgespießt und starben, drei weitere erlitten schwerste Verletzungen.
Später würde man herausfinden, dass bei den älteren Bäumen das Harz, welches die Stacheln hielt, ausgetrocknet und spröde war und somit leicht brach.
Die Kolonisation von Kell´Nar hatte die ersten Opfer gekostet.
Zwei Fahrzeuge gehörten zu den Händen der Heilung, welche die Verletzten versorgten. Die Toten wurden in den Kühlraum einer Hantel gebracht, um sie später in ehrenvoller Zeremonie dem Boden der neuen Heimat übergeben zu können. Doch jetzt ging die Arbeit vor. Die Siedler brauchten Nahrung, da die Vorräte in den Hanteln für absolute Notfälle gedacht waren, sie benötigten ein Dach über den Köpfen und sie benötigten Schutz vor gefährlichen Lebewesen.
„Beim Feuerfall von Istwagh“, fluchte das Wort der Holzfäller, „nehmt nur die grünen Stämme und achtet darauf, dass sie nicht zu nahe an den gelben stehen.“
Einer der Arbeiter trat zu ihm. „Verzeiht, Wort, wenn ich widerspreche, doch wir sollten die gelben Pflanzen fällen. Das Material der Grünen ist jung und voller Saft. Wenn wir sie schlagen, so werden sie im Verlauf der Zeit austrocknen und nicht mehr das Maß halten, in dem wir sie geschnitten haben. Unsere Häuser könnten undicht werden, sich verziehen oder sogar einstürzen.“
„Was du sagst ist überlegt und angemessen“, antwortete der Führer nach kurzem Überlegen. „Doch wie sollen wir die gelben Stämme fällen, ohne dass uns die Stacheln auf den Kopf stürzen?“
„Nehmen wir doch die Zuschneidefahrzeuge, Herr. Sie können einmal kräftig gegen den Stamm fahren. Die Erschütterung wird die Stacheln fallen lassen, so dass wir anschließend gefahrlos arbeiten können.“
„Auch dies halte ich für überlegt und angemessen.“ Das Wort der Arbeiter knickte die Fühler nach vorne. „Ich werde dich dem Hoch-Meister Tenador-Sentos melden. Er wird über dich erfreut sein.“
Von nun an gingen die Norsun sehr vorsichtig zu Werke. Zwei Tage später gab es im Wald nochmals einen Verletzten, da sich einer der Stacheln erst sehr spät löste, doch die Wunde war nur leicht, denn die Arbeiter beobachteten die Pflanzen sehr aufmerksam, bis sie gefällt am Boden lagen.
Die Anzahl der verfügbaren Stacheln und Bretter stieg rasant. Etliche Stämme wurden lediglich kantig zurecht geschnitten und bildeten