Sky-Navy 11 - Unter falscher Flagge. Michael Schenk
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„Wir haben einige Waffen und zwei Kampfanzüge erbeutet, doch beides ist wohl genetisch kodiert. Als einer unserer Männer eine Waffe untersuchen wollte, vernichtete sich diese selbst und tötete ihn.“
„Und die Anzüge?“
„Wir verloren einen fähigen Wissenden und einen der Anzüge“, gestand Per seufzend.
„Wie lösen wir das Problem?“
„Wir bilden die Außenhüllen der menschlichen Kampfanzüge aus Metallplastik nach und verkleiden unsere eigenen Anzüge damit. Wir werden zwar nicht die Funktion der feindlichen Anzüge nutzen können, aber jeder wird glauben, dass unsere Soldaten zu den Menschen gehören.“
„Es muss ausreichen.“ Desara-dal-Kellon leckte sich über die Lippen. „Unsere Gardisten dürfen keine Energiewaffen verwenden. Ausschließlich Projektilwaffen und die neuen Raketengewehre. Das wird die Eierlinge täuschen. Gut, Masta-Tschiif, gibt es auch Positives zu berichten?“
Per empfand dies als ungerecht. Man hatte in den wenigen Wochen schon viele Details des eroberten Schiffes erforscht und viele Erfolge zu verzeichnen. „Ich schlage vor, dass wir ein paar der ausgebauten tetronischen Elemente zur verborgenen Welt senden. Sie sind, wie schon erwähnt, unseren eTroniken überlegen und ich bin mir sicher, unsere Wissenden werden ihre Beschaffenheit entschlüsseln und sie nachbauen können.“
„Dem stimme ich zu.“ Desara musterte Per eindringlich. „Leider können wir den Schwingungsantrieb dieses Schiffes nicht ebenfalls ausbauen.“
„Der menschliche Sturz-Antrieb ist unserem Schwingungsantrieb in gewisser Weise überlegen“, gab der Technik-Wissende unumwunden zu. „Beide Antriebe befördern ein Schiff ohne Zeitverlust durch den Raum, doch beim menschlichen Antrieb werden wir von der Hilflosigkeit verschont, die uns nach dem Passieren der Nullzeit-Schwingung befällt. Leider können wir diesen Antrieb jedoch nicht nachbauen und verbessern, da er offensichtlich von einem speziellen Kristall, dem Hiromata, abhängig ist. Ohne diese Kristalle funktioniert er nicht und kann auch nicht nachgebaut werden.“
„Du wirst alle Erkenntnisse an die verborgene Welt übermitteln“, ordnete Desara an. „Vielleicht ergibt sich doch die Möglichkeit, ihn nachzubauen, wenn wir selber solche Kristalle finden oder erbeuten.“
Desara machte eine leichte Bewegung mit der Hand und die beiden Männer widmeten sich wieder ihren Aufgaben. Sie selbst aktivierte den holografischen Schirm vor ihrem Kommandosessel und rief die Sternkarten auf. Inzwischen hatte man die Dateien der Negaruyen verfügbar. Die Kodierung der menschlichen Karten hatte nicht entschlüsselt werden können.
Während sie die Sternkarten studierte ordnete sie den Funker an, sich mit der verborgenen Welt in Verbindung zu setzen und ein Rendezvous mit einem Versorgungsschiff der Flotte zu vereinbaren. Dann widmete sie sich intensiv ihren Überlegungen.
„Eine Kolonie“, murmelte sie. „Eine nette Kolonie der Eierlinge. Nicht zu groß und nicht zu klein. Gerade richtig für ein hübsches kleines Massaker mit einer Handvoll Überlebender. Wo bist du, mein erstes Ziel?“
Kapitel 3 Briefing
Sky-Navy High-Command, Arcturus-Sky-Base
Konferenzraum 27-C lag auf dem 237sten Deck und damit in relativer Nähe zu den Räumen des High-Command der Streitkräfte des Direktorats und der Räume von Hoch-Admiral John Redfeather. Der Konferenzraum war mittelgroß und zeigte nicht die nackte Nüchternheit, die vielen anderen zu Eigen war. Die Sitzreihen bestanden aus gemütlichen Sesseln, die mit echtem Leder marsianischer Rinder bezogen waren, es gab Erfrischungen und Heißgetränke, die man bequem in den Fächern der Armlehnen abstellen konnte. An den Wänden hingen Holografien verschiedener Schiffe, Stützpunkte oder Planetenlandschaften sowie eine riesige zweidimensionale Sternenkarte, die noch aus den Anfangsjahren der Raumfahrt stammte. An der Stirnseite gab es eine Sitzgruppe, die auf einem leicht erhöhten Podest stand. Hinter ihr waren die Embleme des Direktorats und der Teilstreitkräfte an der Wand angebracht.
Der Oberbefehlshaber und sein Stellvertreter, Hoch-General Omar ibn Fahed, hatten die verfügbaren Kommandanten der APS-Kreuzer zusammengerufen. Die Flotte verfügte inzwischen über fast zweihundert der modernen Einheiten. Die meisten von ihnen waren jedoch auf Patrouille oder auf den Flottenbasen Rigel und Arantes stationiert, so dass sich nur 27 Kommandanten einfanden, verstärkt durch die Captains einiger Trägerschlachtschiffe, die an den Dock-Pylonen der Hauptbasis vor Anker lagen.
Zu den Offizieren der Sky-Navy gesellten sich etliche der Sky-Cavalry. Zwischen beiden Waffengattungen herrschte gelegentlich eine Rivalität, die jedoch von Kameradschaft geprägt war. Man wusste nur zu gut, wie sehr man aufeinander angewiesen war. Ganz besonders in dem Fall, um den es nun ging.
Lieutenant Faso, der persönliche Adjutant von Redfeather, nickte diesem kurz zu und bestätigte damit, dass der Konferenzraum tetronisch versiegelt war. Nichts von dem, was man nun besprechen würde, drang währenddessen nach außen.
Die Anwesenden sahen auf John Redfeather, der seit einiger Zeit sprach und dessen ausdrucksstarkes Gesicht erkennen ließ, wie sehr dieser sich sorgte. Redfeather besaß einen leicht kupferbraunen Teint und gehörte dem Volk der Sioux-Indianer an. Obwohl sich die meisten Ethnien inzwischen längst vermischt hatten, gab es einige von ihnen, die sehr stolz auf ihre reine Abstammung waren. Im Kampf gegen die Piraten der schwarzen Bruderschaft hatte sich dies als Vorteil erwiesen, denn Redfeather hatte seine Stammesangehörigen und deren indianisches Idiom genutzt, damit die Piraten wichtige Funksprüche nicht hatten abhören können.
„Ladies und Gentlemen, es steht wohl außer Frage, dass uns die Negaruyen in diesem seltsamen Nebel eine Falle gestellt haben, in die wir prompt hinein getappt sind“, fasste Redfeather die Ereignisse zusammen, die zur Eroberung der Nanjing geführt hatten. „Wir sind uns sicher alle bewusst, dass die Ermordung ihrer Besatzung und die Entführung des Schiffes keineswegs nur dem Ausspähen unserer Technik dienen. Hoch-General ibn Fahed und die führenden Wissenschaftler sind sich mit mir einig, dass die Negaruyen das Schiff vielmehr benutzen wollen, um uns daran zu hindern, einen friedlichen Kontakt mit den Green, die sich selbst als Norsun bezeichnen, herzustellen. Man wird die Nanjing gegen Einrichtungen und Schiffe der Greens einsetzen und so verhindern wollen, dass wir Menschen Frieden mit dem insektoiden Volk schließen. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, wie prekär dies für uns und das gesamte Direktorat wäre. Auch wenn unsere neuen Nullzeit-Rail-Guns den Waffen der Hantelschiffe überlegen sind, so würde uns alleine die Masse der Greens förmlich überrollen. Wenn die Nanjing gegen die Greens fliegt, dann wird es also verdammt schwierig, Friedensverhandlungen durchzuführen. Ich bin daher sehr froh, dass unser Gast Sker-Lotar, die Hand des Wissens des Hantelschiffes Kandahaar, bereit ist, uns nach Möglichkeit zu helfen.“
Aller Augen richteten sich prompt auf die ungewohnte Gestalt in der Mitte der Gruppe auf dem Podium. Es handelte sich ohne Zweifel um einen Norsun. Sker-Lotar gehörte zu den Überlebenden der Kandahaar, die auf dem Wrackplaneten gestrandet und von den Negaruyen gejagt worden waren. Von einem Kommando des Tarn-Landungskreuzers