Tante Daffis Haus. Hannah Opitz

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Tante Daffis Haus - Hannah Opitz Tante Daffis Haus

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lief es eiskalt den Rücken runter. „Du lügst!“, schrie sie, „Du lügst! Du bist ein gemeiner Lügner! Geh weg, ich hasse dich! Hau ab! Hau ab!“

      Er wich erschrocken zurück. Dann hielt sie es nicht mehr aus und rannte blind los. Sie wollte nach Hause, nur noch nach Hause. Aber der Weg durch das Talviertel war zu gefährlich, da könnte er sie abpassen. Außerdem war er so lang. Instinktiv wählte sie den kürzesten Weg. Und dieser führte eben durch das Veilchenviertel.

      In dem Moment, als Luna in dieses Viertel einbog, hätte Clema schwören können, zu spüren, dass etwas gerade ganz und gar nicht in Ordnung war. Besorgt stellte sie ihre Tasse Tee beiseite und schaute aus dem Fenster, um zu sehen, wann Luna nach Hause kommen würde.

      Sie war nur eine halbe Straße in das Viertel hineingelaufen und stellte erschrocken fest, dass sie keine Ahnung hatte, wo sie war. Ja, das Veilchenviertel war eigentlich eine Abkürzung, nur bei der Rechnung hatte sie vergessen, zu erwägen, dass sie noch nie hier gewesen war und somit nicht wusste, wo sie hin musste.

      Verwirrt blieb sie mitten auf dem Gehweg stehen. Sie schaute sich um. Da war ein Straßenschild. Sie war in der Veilchenallee. Sie grübelte. Irgendwoher kannte sie diesen Straßennamen. Sie konnte hinter den ganzen Häusern, die nach der Kreuzung kamen, einen Wald erkennen. Nun, zumindest waren es Bäume. Verwirrt durch die neue Umgebung schaute sie sich erst einmal um und lief wie irre auf die Straße.

      Dann spürte sie etwas. Sie wusste plötzlich, wo sie hin musste. Musste. Ihr kompletter Körper führte sie die Straße etwa drei bis vier Häuser weiter lang, bis sie vor einem relativ alten Gebäude stand. Luna bemerkte, wie sie plötzlich etwas fröstelte. Rechts neben dem alten Haus stand ein neueres Haus, ein Bungalow, aber dieses Haus beachtete Luna gar nicht.

      Aufgeregt ging sie wie in Trance die paar Treppenstufen nach oben, bis sie vor der Haustür stand und – klingelte. Ein seltsames Geräusch ertönte. Es war mehr ein Scheppern als ein Klingeln. Es dauerte auch nicht lange, bis jemand die Tür öffnete.

      „Ja, wen haben wir denn da? Ein kleines Mädchen!“, stellte eine etwas rundlichere Frau fest.

      Hinter ihr stand eine sichtlich jüngere, dünnere Frau. Die ältere Frau schaute sich um.

      „Und ganz allein hier?“, fragte sie übertrieben.

      Luna nickte abwesend.

      „Na, komm nur rein!“, meinte die Frau und ließ Luna eintreten.

      Begeistert schaute sie sich im Zimmer um. Sie war erst durch ein kleines Foyer getreten und befand sich nun in einer großen Empfangshalle.

      „Hast du Daphne gesehen?“, fragte die dickliche Frau die dünne Frau.

      Diese schüttelte den Kopf. „Nein, ich denke, die Luft ist rein“, flüsterte sie und leckte sich die Lippen.

      Plötzlich schoss Luna eine Frage durch den Kopf. Was, wenn Elias recht hatte? Was, wenn ihre Mutter davon wusste? Was, wenn es hier, hier im Veilchenviertel, magische Wesen gab? Was, wenn ihre Mutter das gewusst hatte, und sie deshalb nicht wollte, dass Luna diesen Weg nach Hause nahm? Was, wenn diese zwei scheinbar netten Frauen in Wirklichkeit –

      „Vampire!“, stellte sie leise fest und starrte die Beiden entsetzt an.

      „Ach, das wird ein Festessen! Los, sperr sie in die Speisekammer, bevor Daphne etwas mitbekommt!“, kommandierte die ältere Frau.

      Die Jüngere nickte, schnappte Luna am Kragen und warf sie samt Ranzen durch eine Tür in einen kleinen, dunklen Raum.

      Luna hatte Angst. Ihr Herz raste wie wild.

      „Kaljena!“, hörte sie eine Frauenstimme rufen.

      Es war scheinbar eine dritte Frau zu den anderen beiden hinzugetreten.

      „Was denn, Fräulein Daphne?“, fragte die dicke Frau.

      „Hat da nicht eben jemand geklingelt?“, hörte sie die Frau, die zweifelsohne die Frau mit dem Namen Daphne war, sagen.

      „Ja, das schon“, pflichtete die junge Frau ihr bei.

      „Sei still!“, zischte die Ältere ihr zu.

      „Wer war denn das?“, wollte diese Daphne wissen.

      „Niemand“, erwiderte die dickliche Frau, Kaljena.

      „Niemand, soso“, hörte Luna die Frau flüstern.

      Sie wollte schreien, nach Hilfe rufen. Doch sie war wie gelähmt vor Schreck.

      Und – woher konnte oder sollte sie auch wissen, ob diese Daphne ihr helfen würde? Wer weiß – am Ende war sie auch ein Vampir und wollte sie auch essen?

      Vor Angst zitternd schlich sie sich immer weiter in die hinterste Ecke des kleinen Raumes zurück, bis sie an eine Wand stieß.

      Die Frauen redeten noch eine Weile draußen. Dann wurde es still. Sehr still. Zu still.

      Angestrengt lauschte Luna auf jedes kleine Geräusch, aber sie hörte kaum etwas. Sie fühlte sich verlassen.

      Clema machte sich Sorgen. Große Sorgen. Es fing draußen bereits langsam an zu dämmern und Luna war noch immer nicht zu Hause erschienen. Dabei war doch morgen ihr Geburtstag! Ihr sechster auch noch. Was, wenn es passieren würde und niemand war da, der ihrer Kleinen helfen konnte? Was, wenn sie entführt wurde? Besorgt griff sie nach dem Telefon und rief in der Schule an.

      „Direktorin Freiwald“, meldete sich eine Stimme am anderen Ende.

      „Ja, hallo, Frau Freiwald, hier ist Clema Malis. Ich wollte fragen, ob meine Tochter vielleicht noch in der Schule ist?“, erklärte Clema ihr Anliegen.

      „Frau Malis, hallo! Nein, ihre Tochter hat sich – mal wieder – mit Elias Zahnmeister gestritten, nach der Schule. Danach ist sie aber furchtbar schnell abgehauen. Bei ihrem Tempo hätte sie bereits vor ein paar Stunden bei Ihnen angekommen sein müssen“, erklärte die Direktorin verwundert.

      „Ja, gut. Trotzdem danke“, murmelte Clema und legte auf.

      Das war doch verhext! Wo konnte Luna bloß stecken? Verzweifelt schaute sie um sich und dann beschloss sie, Zahnmeister anzurufen. Sie griff nach dem Telefonbuch und suchte seine Nummer. Dann wählte sie sie.

      „Zahnmeister“, meldete Freddy sich am anderen Ende.

      Er schien etwas erkältet zu sein, aber das kümmerte Clema nicht.

      „Hallo Frederik, hier ist Clema Malis. Haben Sie meine Tochter gesehen? Oder – vielleicht weiß Ihr Sohn ja, wo sie ist?“, hakte Clema nach.

      „Ihre Tochter? Nein, habe ich nicht gesehen. Elias!“, schrie er nach hinten.

      Dann gab er die Frage an seinen Sohn weiter.

      Nach einer Weile meinte er: „Nein, er meint, er hätte sich nur mit ihr unterhalten und dann wäre sie einfach abgehauen. Sagen Sie – verzeihen Sie mir bitte diese etwas indiskrete Frage – aber – wissen Sie eigentlich, dass ihre Tochter – na, Sie wissen schon.“

      Clema

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