Der Kristall. Bärbel Junker

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Der Kristall - Bärbel Junker

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wirst du noch bereuen!“, schrie er mit drohend erhobener Faust. „Ich werde dich und diese Brut vom Angesicht der Erde tilgen, du Hexe. Und glaube nur nicht, dass der Perlmuttbaum dich schützen kann. Das kann er mit Sicherheit nicht!“ Mit einem unsagbar hämischen Lachen drehte er sich um und ging davon.

      „Er ist gefährlich“, brummte Tolkar. „Von jetzt an lasse ich dich nicht mehr aus den Augen.“

      „Ich auch nicht“, zischte Danina. „Der Troll hat recht. Irgendetwas Unerfreuliches kommt auf uns zu. Ich weiß bloß noch nicht was.“

      „Du hast es auch gespürt?“

      „Natürlich! Was dachtest du denn?“

      In dieser Nacht schlief der Perlmuttbaum so tief und so fest wie noch niemals zuvor. Weich wie flaumige Federn war die Stimme, die ihn sanft in den Schlaf wiegte. Und der Perlmuttbaum gab sich ihr vertrauensvoll hin. Er war in Preleida bei seinem Volk, das ihn über alles liebte. Nichts Böses konnte ihm hier geschehen, so dachte er.

      Noldikian, der Magier, wischte grinsend seine Hände an einem Tuch ab und warf es ins Gebüsch. Dann raffte er seine Gewänder und eilte davon.

      DER ROTE KRISTALL

      Beschwingten Schrittes eilte Samiras über die saftigen Wiesen zum Perlmuttbaum. Sie liebte diese allmorgendliche Begegnung und das Austauschen ihrer Gedanken.

      „Geht es dir gut?“, fragte sie wie jeden Morgen, als sie sich an seinen silberglänzenden Stamm lehnte.

      „Ich habe so tief geschlafen, dass es mir schwer fällt, richtig wach zu werden. Ich fühle mich so matt. Diese wundervolle Stimme muss der Grund dafür sein“, wisperte der Baum.

      Samiras Hand strich liebevoll über den glatten Stamm und blickte dabei über sich in das silberne Laub. Wie schön es ist, dachte sie. Zärtlich fuhr sie mit dem Finger über den Rand eines der filigranen Blätter. Dabei drehte es sich um.

      „Mein Gott“, flüsterte Samiras und ließ es erschrocken fallen.

      „Was ist?“, fragte der Perlmuttbaum verwundert.

      „Dein Laub! Einige deiner Blätter haben sich verfärbt.“

      „Viele?“

      „Nein. Aber wie kann das sein?“

      „Ich weiß es nicht, Samiras. Ich weiß nur, dass ich noch niemals so tief schlief wie in der vergangenen Nacht.“

      „Du sprachst von einer wundervollen Stimme. Was meintest du damit?“

      „Sie sang mich in den Schlaf. Es war wunderschön und weckte alte Erinnerungen in mir. Ich erwachte erst, als du kamst.“

      „Dann hättest du nicht gemerkt, wenn sich dir des Nachts jemand genähert hätte“, überlegte Samiras laut. Kann es sein, dass irgendjemand dem Baum ein Leid zufügte? dachte sie. Aber ist das überhaupt möglich? Sie fragte ihn.

      „Allein das Böse könnte mir schaden und mir meine Lebenskraft rauben“, erwiderte der Baum. „Aber das weißt du doch. Ich sagte es dir damals, als wir uns vereinigten.“

      „Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl“, sagte Samiras unruhig. „Ich sehe mich hier mal um. Mich beunruhigt dieser Gesang. Woher kam er? Wer hat gesungen?“ Sie ging langsam um den Baum herum.

      UND DA SAH SIE ES!

      Auf dem Boden lagen einige Hände voll zusammengerollter, vertrockneter Blätter.

      „Was beunruhigt dich, Samiras?“, fragte der Perlmuttbaum, dem sich ihre Gefühle und Ängste mitteilten, als wären es seine eigenen.

      „Hier liegen noch mehr Blätter. Ich sehe mich mal bei den Büschen dort drüben um. Vielleicht finde ich eine Spur desjenigen, der gesungen hat.“

      UND SIE WURDE FÜNDIG!

      Mit spitzen Fingern zog sie ein mit Erde beschmiertes Tuch aus dem Gebüsch. Damit hat sich jemand die Hände abgewischt, nachdem er gegraben hat, vermutete sie. Nur wer würde hier, bei dem Perlmuttbaum, graben? Und warum? Nachdenklich kaute Samiras auf ihrer Unterlippe.

      Sie ging zurück zu dem Baum, von dem ihre Lebensdauer abhängig war. Mit auf den Boden gerichteten Blick umkreiste sie ihn langsam. Alles war wie immer.

      Doch Halt! Hier hatte jemand gegraben!

      Sie bückte sich und strich mit der Hand über die Stelle. Der Boden war so lose, dass sie eine Handvoll davon nehmen konnte. Jetzt war ihre Neugier, aber auch ihre Sorge geweckt. Mit einem schmalen Stück Holz, das sie nicht weit entfernt fand, grub sie tiefer, fand jedoch nichts.

      „Ich hole Tolkar. Wir brauchen einen Spaten. Wer weiß, wie tief wir graben müssen, falls hier etwas liegt, das nicht hierher gehört“, sagte Samiras und eilte davon.

      Kurze Zeit später kam sie mit dem Troll und einem Spaten zurück.

      „Sei aber vorsichtig, Tolkar, damit du nicht die Wurzeln verletzt“, warnte sie. Der Troll brummte etwas und machte sich an die Arbeit. Nachdem er etwa fünf Fuß tief gegraben hatte, winkte er Samiras heran.

      „Was ist das?“, flüsterte sie. Verwundert starrten sie auf das rote Schimmern zu ihren Füßen.

      „Es sieht wie ein roter Stein aus“, erwiderte Tolkar. „Soll ich ihn herausholen?“

      Der Perlmuttbaum hatte den Vorgang in Samiras´ Gedanken, zu denen er dank seiner Magie Zugang hatte, mitverfolgt. Als er jetzt von dem roten Stein hörte, ahnte er Schreckliches, denn eine alte Erinnerung kehrte zurück. Man hatte ihn übertölpelt, hatte ihn getäuscht!

      „Sollen wir den Stein entfernen?“, fragte Samiras in diesem Augenblick. „Vielleicht ist er Schuld an den abgefallenen Blättern.“

      „Das ist er mit Sicherheit“, erwiderte der Baum niedergeschlagen. „Aber ihr dürft den roten Kristall auf keinen Fall entfernen. Wahrscheinlich könntet ihr es gar nicht ohne euch und mir zu schaden. Er ist bereits fest mit mir verbunden.“

      „Du weißt, was das ist?“, fragte Samiras verwundert.

      „Oh ja, das weiß ich nur zu gut. Ich kam schon einmal mit einem solchen Stein in Berührung. Doch das ist schon so viele Menschen-Lebensalter her. Ich hatte es schon fast vergessen. Doch die wunderbare Stimme zusammen mit dem Kristall können kein Zufall sein. Deshalb ist es mir wieder eingefallen.

      Ja, Samiras. Es ist der rote Kristall. Er wurde von IHM geschickt, um mir die Lebenskraft zu rauben. Es kann nicht anders sein. Daher auch die toten Blätter. Und doch ist das erst der Beginn der Katastrophe“, erklärte der Perlmuttbaum traurig.

      „Heißt das etwa, ER ist wieder zurück? Aber wieso? Ich habe IHN doch verbannt“, flüsterte Samiras entsetzt.

      „Das Böse ist sehr, sehr stark. Trotzdem, ER muss die Hilfe eines Schwarzen Magiers und zumindest einer Schwarzen Hexe gehabt haben. Aber da muss außerdem

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