Predigten durch ein Jahr. Martin Luther

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Predigten durch ein Jahr - Martin Luther

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und kannst ebenso wenig als der, den du dich unterstehst zu lehren? Vor den Leuten, will der Herr sagen, taugt solches keinen Tropfen; wie will es sich denn schicken in meinem Reich und vor Gott, da ihr alle gleich viel Schuld habt?

      Darum so lerne solches Gleichnis fein in das Werk ziehen: wenn du etwas hörst, siehst, leidest, daß du nicht gern hörst, siehst oder leidest, daß du sagst: es ist eine geringe Sünde gegen meine Sünden; Gott sieht viel mehr Mangel an mir, denn ich an anderen Leuten sehen kann: darum will ich gern still schweigen und vergeben ist; das Gott mir auch vergebe und still schweige. Aber da wird nichts draus; in der Welt straft immer ein Bruder den anderen um des Splitters willen, und er selbst hat doch einen großen Balken im Auge. Denn wo du eine Sache zu deinem Nächsten hast, dagegen hat Gott tausend und aber tausend zu dir, daß du seine Gebote dein Leben lang nie gehalten, ja, häufig dagegen gesündigt hast. Solches siehst du nicht, willst deinen Nächsten um eines bösen Wortes willen fressen. Pfui dich, bist du denn so scharfäugig und kannst doch einen solchen großen Balken nicht sehen?

      Darum soll ein Christ sich anders gewöhnen: wenn er den Splitter in seines nächsten Auge sieht, soll er zuvor, ehe er urteilt, vor den Spiegel treten und sich darin besehen; da würde er so große Balken finden, aus denen man Schweinetröge machen möchte, und er sagen müßte: Was soll doch das sein? Mein Nächster beleidigt mich in einem viertel, halben, ganzen Jahr einmal; ich aber bin so alt geworden, und habe meines Gottes Gebote noch nie gehalten, ja, übertretet sie stündlich, wie kann dich denn so ein großer verzweifelter Schalk sein? Meine Sünden sind so groß wie Eichbäume; und den kleinen Splitter, daß Staubkorn in meines Bruders Auge, nehme ich mich mehr an denn als meinem großen Balken? Aber es soll so nicht sein; ich muß zuvor sehen, wie ich meine Sünde los werde. Denn ich bin Gott, meiner Obrigkeit, meinen Vater und Mutter, meiner Herrschaft ungehorsam, mache dabei immer weiter, und höre nicht auf zu sündigen: und will noch gegen meinen Nächsten so ungnädig sein und ihm nicht ein einziges gutes Wort gönnen? Oh nein, so sollen Christen nicht sein.

      Als so will der Herr uns immer auf das Beispiel unseres Vaters im Himmel weisen, der unsere großen Balken nicht sehen will, auf das wir mit dem kleinen Splitter auch Geduld haben, und nicht richten und verdammen.

      Der nun solche herrliche, schöne Verheißung sich zur Barmherzigkeit nicht will bewegen lassen, daß Gott alles Gericht und Verdammnis aufheben und uns gern vergeben will, wenn wir uns untereinander vergeben und nicht richten, daß keine Hölle noch Tod, sondern lauter Gnade und Freundlichkeit da sein soll; wiederum, wer sich nun nicht schrecken lassen will vom Gericht und von der Verdammnis, daß wo er einen Splitter den seines Nächsten Auge findet, Gott dagegen in seinen Augen viel Balken findet, da kann ich nicht wissen, was ihn noch sollte bewegen, Trösten oder erschrecken.

      Sind wir nicht heillose Leute und große Narren, daß wir nicht einem ein gutes Wort gönnen, so doch Gott uns allen unsere Sünde dagegen zu gute halten? Und wo wir einen Augenblick unser richten nachlassen? Was hilft es uns aber, wenn wir solches nicht tun, und mehr dem Beispiel der Welt, denn dem Beispiel unseres Vaters im Himmel folgen wollen? Anderes nicht, denn daß wir uns aus der Gnade in die höchste Ungnade werfen, und wo wir sonst einen gnädigen, barmherzigen, milden Gott haben könnten, da machen wir selbst Gott uns zum Feind, und bewegen ihn zu Zorn und Strafe gegen uns.

      Diesen Jammer sollten wir wohl bedenken, und unser Leben also christlich lernen anstellen, auf das jedermann, Freunde und Feinde, an uns sehen können, daß wir rechte Schüler Christi wären, und ein solches Herz hätten, wo eine unerschöpfte Quelle der Liebe innen ist, die nimmermehr versiegt. Das wolle uns unser lieber Vater im Himmel durch seinen Heiligen Geist um Christ die Willen allen gnädiglich verleihen, Amen.

      Am fünften Sonntag nach Trinitatis

      Lukas 5,1 - 11

      Es begab sich aber, da sich das Volk zu ihm drang, zu hören das Wort Gottes, und er stand am See Genezareth, und sah zwei Schiffe am See stehen; die Fischer aber waren ausgetreten und wuschen ihre Netze: trat er in der Schiffe eines, welche Simons war, und bat ihn, daß er es ein wenig vom Lande führte. Und er setzte sich und lehrte das Volk aus dem Schiff. Und als er hatte aufgehört zu reden, sprach er zu Simon: Fahre auf die Höhe, und werfet eure Netze aus, daß ihr einen Zug tut. Und Simon antwortete und sprach zu ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich das Netz auswerfen. Und da sie das taten, beschlossen sie eine große Menge Fische, und ihr Netz zerriß. Und sie winkten ihren Gesellen, die im anderen Schiff waren, daß sie kämen und hülfen ihnen ziehen. Und sie kamen und fülleten beide Schiffe voll, also, daß sie sanken. Da das Simon Petrus sah, fiel er Jesu zu den Knien und sprach: Herr, gehe von mir hinaus; ich bin ein sündiger Mensch. Denn es war ihn ein Schrecken angekommen und alle, die mit ihm waren, über diesem Fischzug, den sie mit einander getan hatten, desselbigen gleichen auch Jakobus und Johannes, die Söhne Zebadäi, Simons Gesellen. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht; denn von nun an wirst du Menschen fangen. Und sie führten die Schiffe zu Lande und verließen alles und folgten ihm nach.

      In dieser Geschichte zeigt Lukas an, wie Petrus und andere zum Apostelamt berufen und gekommen sind. Es ist eine sehr feine Geschichte. Denn mit einem solchen reichen Fischzug hat der Herr ihnen wollen anzeigen, wie das Evangelium mit Gewalt in der Welt gehen, und die Menschen aus des Teufels Reich abfangen und in Gottes Reich bringen werde. Denn der Herr sagt es selbst an, daß Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes künftig Menschen fangen sollen.

      Dies ist ein sonderlicher Trost wider die Anfechtung, welche allen frommen Prediger haben, daß sie sich besorgen, die Welt sei zu böse, das predigen werde vergebens und umsonst sein, niemand werde sich bessern. Solches, will Christus sagen, mag man bei einer Predigt von Mose sorgen, aber wo mein Wort geht und ich heiße predigen, da sollte es geraten, wie es hier mit dem Fischzug geraten ist, welchen Petrus auf meinen Befehl getan hat.

      Ehe nun der Evangelist die Geschichte anfängt, sagte er, wie viel frommer Leute und Haufen dem Herrn Christus nachgelaufen sind, daß sie gern gehört haben wenn er predigt. Will also mit diesem Beispiel uns reizen, daß wir auch gerne Gottes Worten hören und fleißig uns zum selben halten sollen. Denn wer Gottes Wort fleißig hört, die er hat zwei große Vorteile, zu welchem man ohne daß Wort nicht kommen kann.

      Das erste ist, daß man lernt Gottes Willen erkennen wie er gegen uns gesinnt ist und was er mit uns nach diesem Leben machen will. Solches ist unmöglich, daß Gott mit uns zürne und uns strafen will, aber das Wort belehrt, wie wir nachher hören werden, daß Gott mit uns, obwohl wir Sünder sind, nicht zürnen, sondern uns gnädig sein, und uns helfen will von Sünden und Tod zum ewigen Leben. Das ist eine Frucht, die wir haben durchs Wort, und sollen deswegen dieses gern und fleißig hören.

      Der andere ist, daß wir aus dem Wort lernen, wie unser äußerliches Leben, Stand und Wesen, ins Wort gefaßt und durch das Wort geheiligt, ein rechter Gottesdienst sei, da Gott ein Wohlgefallen an habe; daß es nicht vonnöten ist, wer Gott dienen will, daß er des äußerlichen Lebens bewegen etwas besonderes anfange, wie die Mönche getan haben. Er bleibe bei seinem Beruf, tue, was seine Obrigkeit, sein Amt und Stand erfordert und haben will. Dieses heißt Gott recht gedient, und geschieht ihm ein besonderes Wohlgefallen, wird auch Glück und Heil dazu geben.

      Das ist eine nötige Lehre, an der sehr viel gelegen ist, daß wir unseren Beruf in Gottes Wort fassen, und ein jeder dessen gewiß sein soll, daß alles, was er tut und läßt, in Gottes Namen und aus Gottes Befehl getan und gelassen hat. So kann das Herz dem Teufel Trotz bieten, und guter Dinge sein, und sagen: Ich habe heute dies und das getan, daß mich Gott geheißen und mir befohlen hat in seinem Wort; weiß deswegen, daß es ein gut und Gott wohlgefälliges Werk ist. Wer aber solches nicht sagen kann, der höre nur beizeiten auf, er habe vor, was er wolle; denn es ist Sünde, und Gott hatte keine Lust und Willen daran; wie Paulus sagt: «Was nicht aus dem Glauben ist, das ist Sünde.»

      Hier aber müssen wir wissen,

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