Sinja und der siebenfache Sonnenkreis. Andreas Milanowski

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Sinja und der siebenfache Sonnenkreis - Andreas Milanowski Sinja

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der Unerhörte damit zu tun? Wie soll denn der in unser achtzehntes Jahrhundert gekommen sein?“

      „Das wissen wir auch nicht!“

      „Lassen wir das mal!“, sagte Sinja. „Wo wir es gerade von Gerüchten hatten – ein Gerücht besagt, dass ihr Elfenmädels früher mal zu dritt gewesen seid. Ich sehe aber nur zwei. Wo ist die Dritte?“

      „Oh, dass wir zu dritt waren, das ist, wie du weißt, kein Gerücht, sondern eine Tatsache. Amandra kommt dort hinten und ich glaube, es ist besser, wenn du sie auf dem Weg zum Frühstück nicht allzu lange aufhältst!“ Gamanziel kicherte. „Du kennst sie ja!“

      „Oh ja! Miss Morgenmuffel! Müde und hungrig! Da machen wir mal lieber den Weg frei!“

      In diesem Moment hörten sie aus dem Vorraum den hölzernen Ton eines Xylophons. Und noch einen…und einen dritten. A – H – CIS…Die ersten drei Töne der A-Dur-Tonleiter? Das konnte nur eines bedeuten: Amandra, das A hatte die Treppe erreicht und war auf dem Weg nach oben. D – E – FIS…zwei Sekunden Verschnaufen…GIS – A…drei Sekunden Pause…H – CIS…D…Pause….endlich schob sich, unendlich langsam, ein Büschel schwarze Haare durch die Türöffnung. Die Mähne stand in alle Himmelsrichtungen von dem dazugehörigen Kopf ab. Zwei spitze Ohren lugten aus dem dunklen Knäuel heraus. Ein Gesicht war nicht zu erkennen.

      „Musstet ihr das Frühstück auf der Sonnenterrasse veranstalten?“, brummte das Haarbüschel,

      „etwas weniger hell hätt´s doch auch getan, oder?“

      „Ah! Das A! Hallo Amandra!“, begrüßte Ferendiano den Ankömmling, „schön dich zu sehen!“

      „Spar´ dir deine Kommentare!“

      „Hi Mandy!“, grüßte Emelda.

      „Ja, schon gut! Was gibt’s zu essen?“

      „Schau dich um!“, empfahl Ferendiano.

      „Schwierig, so früh am Sonnentanz! Kann kaum meine eigenen Füße sehen!“

      „Die Sonnen stehen schon seit zwei Takten am Himmel!“, kommentierte Emelda verständnislos.

      „Na und? Deutlich zu früh!“, knurrte Amandra.

      „Und Besuch haben wir auch…!“

      „Hallo Sinja! Sind die Formalitäten damit beendet?“, brummte die Elfe, ohne das Menschenmädchen anzusehen. „Dann lasst uns essen! Hab Hunger! Bringt mich mal auf den neuesten Stand. Was ist während meiner Kurzschlafphase passiert? Und was macht Sinja hier? Irgendwas, das ich wissen sollte?“

      „Hallo Amandra!“, sagte Sinja und zog den rechten Mundwinkel nach oben, „ich freu mich auch, dich zu sehen!“

      „Hmmmpffhgnpffftt!“ Gamanziel hielt sich die Hand vors Gesicht, um nicht laut loszulachen.

      „Nehmt Platz, Ladies!“, rief Ferendiano, „lasst uns frühstücken, dann geht alles andere wie von selbst!“

      „Ein wahres Wort!“, antwortete Amandra, nahm sich eine Melonenscheibe und biss hinein, dass der Saft nach allen Seiten spritzte.

      „Mädels!“, rief Emelda, „sieht aus, als sei das Buffet eröffnet! Haut rein!“

      12 O zittre nicht, mein lieber Sohn

      Die beiden Elfenmänner standen, mit wackeligen Knien, in der Mitte des gewaltigen Kuppelbaus. Über ihnen wölbte sich das dunkle Dach der Halle mit dem aufgemalten Sternenhimmel, dessen enorme Ausmaße sie mit einem Blick nicht erfassen konnten. Hinter ihnen summte Gildanmir, der Meteorit, für den diese Halle errichtet worden war. Der Bote aus dem All, der vom Himmel Gekommene, sang leise, aber unüberhörbar, seinen Ton. Den Ton, den Einen, in dem alle Klänge der Welten aufgehoben waren. Der Gesang von der Weisheit der Gesetze des Universums. War man bei Verstand und lauschte ihm nur lange genug, wurden einem Dinge offenbar, die einem ansonsten für immer verschlossen blieben. Trat man vor Gildanmir allerdings in einem Zustand der Verwirrung, so dauerte es in der Regel nicht lange, bis sein Lied die Verrücktheit zutage brachte. Nicht selten waren Anhörungen im Angesicht des Gildanmir in Ausbrüchen der Wut, in Tobsuchtsanfällen und Irrsinn der Befragten geendet. Doch heute sollte es nicht um solche Dinge gehen.

      Hinandua, der Weise, hatte zu einer Ratssitzung geladen. Niemals zuvor war den Elfen von Engil die Ehre zuteil geworden, an einer solchen Versammlung, einer Sitzung des „Ehrwürdigen Rates der Elfen zu Ildindor“ teilzunehmen. Etwas Außergewöhnliches musste geschehen sein, etwas so Irritierendes, dass der Rat sich genötigt sah, die Engilaner hinzu zu ziehen. Nun standen die beiden Eingeladenen in der Mitte dieser Halle und wünschten sich nur eins: weit, weit weg zu sein, am liebsten auf der sonnendurchfluteten Lichtung Engils. Cichianon wagte nicht, sich umzusehen. Er wollte nicht in die Gesichter derer schauen, die um sie herum saßen. Auf ihren hohen Stühlen prangten, über den Köpfen, die Wappen ihrer Ahnen. Die Augen des Engilaners suchten nach einem Halt, seine Füße nach festem Grund, nach der Kraft der Erde. Stattdessen spürte er die finsteren, prüfenden Blicke der Ratsmitglieder auf sich ruhen. Sie durchleuchteten ihn und Doriando von oben nach unten, schauten in ihren Geist und in ihre Seelen. Der Boden schwankte unter Cichianons Füssen. Er fühlte sich, wie der Kapitän eines Schiffes, dass, verlassen von seinen Matrosen, auf hoher See in einen Sturm geraten war. Er sah hinüber zu Hinandua, dem Alten. Der saß auf dem Thron der Könige und wirkte seltsam abwesend. Seine langen, grauen Haare fielen ihm strähnig ins Gesicht. Dann hob er, ohne aufzuschauen, langsam seine rechte Hand. Sofort erstarben alle Gespräche. Gespenstische Ruhe trat ein. Das einzige Geräusch, das noch zu hören war, war der magische Klang des Gildanmir.

      „Ehrwürdige Mitglieder des Rates, Cichianon, Doriando, meine Söhne“, begann der Alte, nach einer halben Ewigkeit, mit leiser, brüchiger Stimme, „die Zeiten sind rauer, als wir alle uns das wünschen können.“

      Erneut ließ er eine lange Pause entstehen. Dann fuhr er fort: „Wir alle dachten, dass der mit den vielen Namen, der sich selbst Anapäst, der fünfte König nannte, der Finstere, der Stille, dass der Noswan, der keine Schönheit in sich trägt, wir sagen der Unerhörte, nach der Schlacht der vier Heere ein für alle Mal geschlagen sei. Wir alle dachten, dass die Gefahr, die aus Morendo kam, für immer gebannt sei. Wir alle dachten, dass Dorémisien, dass Adagio, Ildindor und Engil, Smorzando und Andante, die Völker der Minglom, der Ongloshin und Fanandua, die Menschen in Fasolanda, dass alle diese eine lange Periode des Friedens, des Wachstums, des Wohlstands, des Austausches und des Handels zum gegenseitigen Nutzen erleben würden und nicht Zeiten der Kriege und des Kämpfens. Wir wollten unsere Kinder und Kindeskinder endlich wieder in gute Schulen, zu guten Lehrern schicken, sie die magischen Künste und das Wissen über die Welten lehren, ihnen, wie vormals, in glücklicheren Zeiten, Dinge beibringen, die ihr Leben angenehm, nützlich und lebenswert machen. Wir wollten ein Leben führen in Liebe und im Einklang mit der Natur und der Welt um uns herum und wir müssen heute erkennen: Wir haben uns geirrt! Wir haben uns geirrt und es ist möglich, dass wir für diesen Irrtum teuer bezahlen müssen.“ Der Alte hielt inne und atmete schwer.

      „Wie schon einmal, in früherer Zeit, haben wir zugelassen, dass die Völker Dorémisiens rücksichtslos nur ihren eigenen Interessen folgen. Wir haben zugelassen, dass der Bund der Völker, der durch den Großen Rat geschmiedet wurde, zerbrach. Dieser Bund rettete seinerzeit Dorémisien vor dem Untergang. Der letzte Krieg hat viele Leben gekostet und wir konnten ihn nur deshalb gewinnen, weil wir alle zusammenstanden und einer sich für den anderen einsetzte. Es scheint schon so lange her zu sein und doch liegt es

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