Ein Flaschengeist in Wanne-Eickel. Sieglinde Breitschwerdt

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ein Flaschengeist in Wanne-Eickel - Sieglinde Breitschwerdt страница 4

Ein Flaschengeist in Wanne-Eickel - Sieglinde Breitschwerdt

Скачать книгу

zu zögern drehte er die Flasche auf den Kopf und klopfte kräftig auf den Boden. Mit einem lauten "Plopp" fiel der Stöpsel heraus.

      „Nun, komm schon", lockte Fabian. „Ich tu' dir nix!"

      Mit einem dumpfen Pfiff schwebte Tanball aus der Flasche, und Bamase flog hinterher. Er setzte sich zwischen Daumen und Zeigefinger auf Fabians Hand. Mit verschränkten Ärmchen verneigte er sich.

      „Guten Morgen, Meister! Hast du gut geschlafen?"

      „Sag nicht immer Meister zu mir! Ich heiße Fabian!", brummte der Junge verlegen.

      Da war auch wieder diese komische Fliege.

      Sie surrte erst um seinen Kopf, dann setzte sie sich auf Fabians Daumenspitze. Fabian stutzte und murmelte: „Das ist aber eine drollige Fliege!"

      Der kleine Flaschengeist verbeugte sich.

      „Das ist meine Freundin Bamase!", erklärte er. „Bamase, begrüße meinen Meister!"

      Die Fliege senkte ihre Fühler und summte: „Guten Morgen!"

      Fabian war völlig perplex. Zuerst ein Geist, der in einer Flasche wohnt, und dann noch eine sprechende Fliege.

      „Das ist ja cool", grinste Fabian und verließ mit Tanball auf der Schulter sein Zimmer. Das musste er unbedingt Tante Eulalia zeigen.

      „O Bamase, wo geht er nur mit mir hin?"

      „Wart's ab!", gab die Fliege zur Antwort und flog neugierig hinter den beiden her. Verängstigt klammerte sich der Kleine am Ohr seines neuen Meisters fest.

      Fabian stieß die Küchentür auf.

      Ein wunderbares Duftgemisch von brutzelnden Würstchen, Kaffee, Kakao und frisch getoastetem Brot kroch in die luftige Flaschengeisternase. Tanball schnüffelte begeistert.

      Der Frühstückstisch war schon gedeckt. Die Kaffeemaschine gurgelte und spukte einen Tropfen Kaffee nach dem anderen in die Glaskanne.

      „Morgen", grunzte Fabian.

      „Morgen is' gut", lächelte die Tante und steckte zwei Weißbrotscheiben in den Toaster, dann widmete sie sich wieder ihrer Pfanne auf dem Herd.

      „Es ist gleich halb zwölf. Deshalb mach' ich uns so ein... na, so ein Dings zwischen Frühstück und Mittagessen!"

      „Brunch!", half er ihr auf die Sprünge.

      „Genau so wat!"

      Luzimops saß demonstrativ vor seinem leer gefressenen Futternapf. Er miaute so steinerweichend, als hätte er seit Tagen nichts mehr zu fressen bekommen.

      „Luzimöpschen, nu' hör auf zu nerven! Du kriegst ja gleich was!"

      „O Meister, sieh doch nur, das ungeheuerliche Schreckgeheuer, die schreckliche Bestie von heute Nacht!"

      „Luzimops, eine Bestie?", kicherte Fabian. „Keine Sorge, der tut dir nichts!"

      „Ehrenwort?"

      „Großes Ehrenwort!"

      Herrlicher Würstchenduft strömte in Tanballs Näschen. Neugierig schwebte er auf Tante Eulalias Schulter. Entzückt verdrehte er die Augen, als er in die Pfanne sah, und vor lauter Vorfreude schmatzte er laut vor sich hin.

      „Luzimöpschen, hör auf zu gieren", tadelte Tante Eulalia. „Es sind genügend Würstchen für alle da!"

      Flugs schwebte der Kleine vor Eulalia Mehlmanns große Nase, rieb sich erwartungsvoll die Händchen und fragte: „Auch für mich?"

chapter3Image1.jpeg

      Vor Entsetzen taumelte die alte Dame und schnappte nach Luft. Erschöpft lehnte sie sich an die Spüle und griff sich ans Herz.

      „Wa... wa... was is'n das?"

      „Aber Tante, hast du's vergessen? Das ist Tanball!"

      „Es... es war also kein Traum?", stammelte sie tonlos. „Ich habe heute Nacht tatsächlich..."

      „... meine Wüste verwohnt, und jetzt stinkt's dort!", ereiferte sich der kleine Geist und ballte die Fäustchen.

      Das war zu viel! Energisch stemmte Tante Eulalias die Arme in die Hüften und keifte entrüstet: „Flaschen, die ich ausspüle, stinken nicht mehr!"

      Sie scheuchte den Kleinen mit einer herrischen Handbewegung zur Seite.

      „Da macht man wat sauber, und dann soll et stinken", brabbelte sie beleidigt vor sich hin.

      Tanball setzte sich wieder auf Fabians Schulter und wisperte: "O Meister, deine Zürne ist ertantet. Ob sie trotz allem meines Hungers gnädig ist?"

      Verschwörerisch zwinkerte ihm Fabian zu und flüsterte: „Ganz bestimmt!"

      „Fabian", knurrte die Tante. „Hol noch ein Tellerchen für den Dingsbums aus dem Schrank. Und der Senf fehlt auch noch."

      Neugierig betrachtete Tanball das Treiben seines Meisters. Als er im geöffneten Kühlschrank die vielen Lebensmittel sah, geriet er völlig aus dem Häuschen. Er schwebte erneut vor Eulalia Mehlmanns große Nase, setzte sein allerschönstes Lächeln auf und schmeichelte: „O große Meistertante, kann man das da im Schrank wirklich alles essen?"

      Bevor sie ihm antworten konnte, maulte Fabian: „Wir haben keinen Senf mehr!"

      „So was Dummes!", knurrte die Tante ärgerlich. „Den hab' ich doch glatt vergessen! Geh mal rüber zu Frau Würggriff und frag sie, ob sie uns etwas Senf leiht!"

      „Mach ich", sagte Fabian und verließ die Küche.

      „Senf?", staunte Tanball . „Was ist denn das?"

      „Das ist eine Paste aus Senfkörnern! Aber ohne Senf schmecken die Würstchen nur halb so gut!", erklärte Tante Eulalia ihm.

      In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Tante Eulalia nahm die Pfanne vom Herd und sagte: „Pass auf, dass Luzimöpschen von den Würstchen weg-bleibt!", und verließ die Küche.

      Der Kater kauerte vor seinem Fressnapf, Pfote neben Pfote, den Schwanz darum geschlungen. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er den kleinen blauen Wicht. Mit kleinen schlitzigen Augen schien er vor sich hinzudösen. Diesem Flaschenheini werde ich's zeigen, überlegte er böse. Wehe, wenn er mir in die Quere kommt, dann fress' ich ihn samt seinem dämlichen Käppi.

      Der kleine Flaschengeist setzte sich aufs Küchenradio. Neugierig guckte er aus dem Fenster und staunte. Auf der Straße fuhren so viele Autos - manche sehr groß, andere wieder klein und bunt. Solche Autos hatte er noch nie gesehen. Eigentlich hatte er bis zum heutigen Tage nur ein einziges Auto gesehen. Das war riesig und wurde von einem Chauffeur gefahren. Aber das war vor vielen, vielen Jahren gewesen, als er der Dshinni eines reichen Ölscheichs war...

      Mitten auf der Wiese stand ein großer Kasten mit Sand gefüllt. Kleine Kinder

Скачать книгу