Ein Flaschengeist in Wanne-Eickel. Sieglinde Breitschwerdt

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Ein Flaschengeist in Wanne-Eickel - Sieglinde Breitschwerdt

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      Ein lautes Schmatzen riss ihn aus seinen Träumereien. Verdattert drehte er sich um. Wie von der Tarantel gestochen sauste er zur Pfanne. Sechs Würstchen! Zwei fehlten!

      Fuzziluzzi! Wo war diese verfressene Bestie? Wo steckte dieses alles verschlingende vierbeinige Ungeheuer? Tanball spitzte die Ohren und lauschte. Aha, das Monstrum hockte unterm Küchentisch.

      „Du... du verfressiger Flohsack!", kreischte Tanball außer sich.

      Der Kater hielt im Kauen inne. Ein kleiner Wurstzipfel hing noch aus seiner Schnauze.

      „Rück sofort die Würstchen raus!", schrie der Flaschengeist so laut er konnte.

      Doch für Luzimops Öhrchen war dies nur ein sanftes Säuseln. Wenn sein Frauchen mit ihm schimpfte, klirrten mitunter die Fensterscheiben. Hastig verschluckte er den Wurstzipfel und fauchte: „Hau bloß ab, du Pimpf!"

      Heimtückisch funkelten seine Augen. Blitzschnell schlug er mit einer Pfote nach Tanball, der zornbebend vor seiner Schnauze schwebte.

      „Aua! Mein Kopf! Das sag' ich meinem mistigen Großen! Dann kriegst du nix mehr zu fressen!"

      Wutentbrannt wetterte er weiter:

      „Lass mich bloß in Ruhe, du... du katzige Blöde! Oder ich werde ich dich verzaubern. Ich werde ...", er war so wütend, dass er anfing zu stottern, "ich werde dich in eine Gurkenmarmelade verwandeln oder... oder..."

      Laut schnaubend wirbelte er um Luzimops Kopf herum.

      „He, bist du jetzt total durchgeknallt?", kicherte der Kater hämisch. „Lass das sein, sonst musst du kotzen!"

      Doch Tanball ließ sich nicht stören, sondern sauste immer schneller und schneller um den dicken Katzenschädel.

      Luzimops glotzte irritiert, versuchte den Geist zu schnappen und drehte sich dabei wie ein Kreisel um sich selbst. Mit einem Mal stöhnte er auf, verdrehte die Augen und plumpste auf die Seite.

      Bamase hatte Tanballs Treiben von der Lampe aus beobachtet. Mutig flog sie auf Luzimops Nase. Triumphierend hob sie ein Vorderbein.

      „Er ist k.o.!", surrte sie anerkennend. „Du hast ihn besiegt!"

      Vorsichtig schwebte der Kleine näher. Misstrauisch beäugte er den ohnmächtigen Kater. Er traute ihm zu, dass er sogar Bamase austrickste. Bamase hieß nicht umsonst Bamase, denn das bedeutete auf Persisch schließlich "klug". Und die Fliege war klug - sehr klug sogar.

      Luzimops rührte sich nicht. Ganz allmählich bekam der Kleine seine blaue Flaschengeisterfarbe zurück. Mit stolz geschwellter Brust rieb er sich freudestrahlend die Händchen und sang: „Ich habe den Sieg gemopst! Ich habe den Mops besiegt! Ich habe..."

      „Welchen Mops?", ertönte Eulalia Mehlmanns Stimme. „Was singst du denn da für einen Blödsinn?"

      Ihr Gesicht erschien unter dem Küchentisch.

      „Luzimöpschen!", kreischte sie auf, "mein kleinet süßet Schnuckelchen, was hasse denn auf einmaa? Gehet dir nicht gut?"

      „Oh, mein Süßklöpschen!", äffte Tanball die alte Dame nach. „Oh, wat hat et denn? Diese katzige Blöde! Ha! Der Dicke hat nix! Rein gar nix!", rief er entrüstet und schnellte vor Eulalia Mehlmanns große Nase. Demutsvoll verschränkte er seine Ärmchen und säuselte: „O mistige Meistertante! Ihr Nuckelchen... also, dieser bescheuerte Flohsack hat Ihren ganzen Mist verbraucht, ich meine Ihr Misstrauen... Auf alle Fälle hat er Ihre vorzüglichen Würstchen, auf die ich Acht geben sollte, einfach verzupft und vermopst! Er hat sie einfach verschluckt! Ratzefatz! Und er hat mir nix abgegeben! Nicht ein stückiges Winzchen! Jawohl!"

      Vor lauter Zorn verfärbte sich seine Geisterbläue in giftgrün.

      Eulalia Mehlmanns Gesicht verfärbte sich ebenfalls. Sie lief knallrot an und glich einem Feuermelder. Luzimops, dem es nur ein bisschen schwindelig gewesen war, verhielt sich ganz still. Er genoss es, dass Eulalia voller Sorge um ihn war. Ein klägliches Miau zitterte zwischen seinen Schnurbarthärchen hervor und stahl sich in ihr großes Herz.

      „Oh, mein Schnuckelchen, das ist aber schön, dass es dir wieder besser geht! Was hat er dir nur angetan, mein armes süßes Häschen! Och, mein Schimmeräffchen!"

      „Miau", wimmerte Luzimops, verdrehte die Augen und schenkte Eulalia ein wehleidiges Blinzeln. Liebevoll drückte sie ihn an ihren mächtigen Busen und kraulte sein Köpfchen. Selbstgefällig spreizte er seine linke Pfote und zeigte dem Geist hemmungslos die Mittelkralle.Tanball war außer sich.

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      „O bitte, eulige Tante, Ihr Schnuckelchen verdings—bumst...!"

      „Halt die Klappe, du nichtsnutziger Wicht!", wetterte Eulalia Mehlmann und erwischte den Flaschengeist am Kragen.

      Tanball zappelte erbittert mit seinen Beinchen. „Das werd' ich meinem Meister melden!", kreischte er.

      „Tu das!", schrie sie, stand abrupt auf und watschelte zum Kühlschrank. „So, da hinein, bis deine Bosheit erfroren ist!"

      Sie knallte die Kühlschranktür so heftig zu, dass die Kochbücher im Regal zitterten. In diesem Augenblick betrat Fabian die Küche.

      „Wir sollen ihr die Tube Senf nach dem Essen wieder-bringen, hat Frau Würggriff gesagt!"

      Die Tante hatte sich auf den Küchenstuhl gesetzt. Luzimops kauerte auf ihrem Schoß und schnurrte. Hingebungsvoll sah er sein Frauchen an und zwinkerte von Zeit zu Zeit. Er wusste: Sein sanftes Schnurren und sein verschämtes Blinzeln wirkten auf Eulalia unwiderstehlich!

      Suchend sah sich Fabian um und fragte: „Wo ist Tanball?"

      Sofort keifte die Tante los: „Der hat so lange Hausarrest, bis seine Boshaftigkeit erfroren ist!"

      Sprachlos starrte Fabian seine Tante an. Er konnte es nicht glauben und stammelte: „Du hast ihn doch nicht etwa in den Kühlschrank...?"

      „Hab' ich!", schnitt sie ihm das Wort ab.

      Fabian riss die Kühlschranktür auf. Bamase, die die ganze Zeit wie eine Wahnsinnige vor der Tür auf und ab und rauf und runter gebrummt war, landete im Sturzflug auf seiner Nase.

      „O heiliger Oberdshinni! Tanball ist wahrscheinlich schon erfroren."

      „Er hätte beinahe Luzimöpschen umgebracht!", verteidigte sich die alte Dame.

      „Miau", trumpfte Luzimops auf und fand es großartig, dass ihn Eulalia gegen diesen grässlichen Pimpf in Schutz nahm.

      Genervt fegte Fabian die Fliege zur Seite.

      „Tanni, komm raus! Ich bin's!"

      Ein blaues bibberndes Etwas kroch mit steifen Bewegungen hinter dem Joghurtbecher hervor. Hastig nahm ihn Fabian in beide Hände und rieb ihn.

      „Oh, brrh... Meisterrrr... du hast mich gerettet!", zitterte der Kleine und genoss die warmen Hände seines

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