GAUCHO. Chris Biller

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GAUCHO - Chris Biller

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Wie sagte Descartes: „Ich denke, also bin ich!“ Ich war mir sicher noch unter den Lebenden sein zu müssen. Nichts mit Jenseits, auf dem Weg zur ewigen Ruhe. Ich konnte, durfte mich nicht täuschen.

      Aber wo bin ich?

      Ein leises wiederkehrendes Geräusch, holte mich aus meiner wirren Gedankenwelt. Ein dumpfer auf Anhieb undefinierbarer Ton war zu hören. Er ertönte in einem Rhythmus und wurde zunehmend höher und höher. Ich nahm immer mehr Geräusche wahr, die in ihrer Deutlichkeit stärker wurden. Die Dunkelheit vor meinen Augen wich einem hellen grauen Nichts, als würde man am Tage auf einer großen Wiese liegen und mit geschlossenen Augen in den klaren Himmel blicken. Ich war im Begriff allmählich meine Sinne zu aktivieren. Ich wurde wach! Nach kurzer Zeit hatte sich der Ton in seinem Klang und in der Lautstärke eingependelt. Er war mir nicht unbekannt und wer ihn kannte, wollte ihn am liebsten nicht hören. Er bringt in dieser Form im Leben mehr Trauer als Zuversicht. Oftmals ist er der musikalische Vorbote des nahenden Endes.

      Der Herzrhythmuston!

      Die innere Zufriedenheit ging in eine Unruhe über, das Glücksgefühl wurde von einer Ungewissheit abgelöst. Ich brauchte nicht lange um zu begreifen, dass dies wohl der Rhythmus von meinem Herzen war. So war mir klar, mich aller Wahrscheinlichkeit nach in einem Krankenhaus auf der Intensivstation zu befinden, ohne zunächst eine Ahnung zu haben, wie und warum ich hier her kam. Die Unruhe steigerte sich zur Panik. Meine wenigen Gedanken flogen wie ein Tennisball im Laufe eines Grandslams im Takt meines Herzens durch den Kopf.

      Ich spürte wie ich das Gefühl von Heiß und Kalt bekam, es aber nicht wirklich vorhanden war. Die Atmung verschnellte sich, das Blut wurde mit einem Druck durch die Adern gepumpt, das sie drohten zu explodieren. Aber so war es gar nicht. Ich zwang mich langsam durchzuatmen, was ich jedoch längst tat. Ich zwang mich zur Ruhe zu kommen, war es aber schon. Was ich auch fühlte, schien nicht real zu sein. In meinem Kopf fand es statt, doch der Körper verhielt sich normal. Ich versuchte die Augen zu öffnen, doch es gelang mir nicht. Als würde ich aus weiter Entfernung mit Impulsen meines Hirns auf die Innenseite meiner Lieder schießen, um sie zu öffnen, aber jeder Schuss löste sich kurz vor dem Ziel in ein Nichts auf.

      Was verflucht noch mal war mit mir los? Alles war so schrecklich klar und echt als das es ein Alptraum sein konnte. Meine Sinne waren da und auch nicht. Ich bekam das Gefühl in mir selbst gefangen zu sein. Diese Machtlosigkeit meines geistigen Willens, brachte mich in einer körperlichen Situation der Auslieferung. Ich war wehrlos, eine noch stärkere Panik kam in mir auf. War es das? Sollte dies die Verfassung sein, in der ich dahin vegetieren werde?

      Das kann nicht, ich will das nicht, das darf einfach nicht sein!

      Eine Flut von weiteren Geräuschen, rissen mich zusammenzuckend aus diesem Emotionsknäuel. Ich konnte Schritte, vermischt mit Stimmen hören. Sie kamen näher und näher bis sie die Tür, zu dem vermeintlichen Raum in dem ich lag, erreichten. Unendlich lange knarrte die Türklinke vom zögernden herunterdrücken. Scheinbar übertrieben langsam, öffnete jemand die Tür. Hoffnung stieg in mir auf, Euphorie. Also doch kein Alptraum, gleich wird es vorbei sein. Sicher hat man mir nur irgendwelche Medikamente verabreicht, um mich aus triftigen Gründen ruhig zu stellen. Meinen Körper, der Genesung wegen, heruntergefahren. Mit mir ist alles in Ordnung, gleich wird man mich wach rütteln, SICHER!

      Wie so oft im Leben, kommt es erstens anders und zweitens als man denkt. Die mir selbst eingeredete Sicherheit, schwand in diesem Moment abrupt.

      Es war der Anfang von meinem Ende, denn dieser Moment sollte mich in den vollendeten Zustand der Gewissheit bringen, dass das, was man ein normales Leben nennt, bei mir für den Rest meiner Tage nicht mehr zutreffen würde. Nicht im Stande mich in irgendeiner Weise zu vermitteln, für die Außenwelt als ein Abwesender eingestuft, war ich, wie ich anfangs nur erahnen konnte, zweier Ärzte ausgeliefert, die den Raum in dem ich lag betraten und sich über Spekulationen und Feststellungen einiger Fakten über meiner Gesundheit unterhielten, als wäre ich nicht vorhanden. Mein Schicksal wurde abgefertigt, quasi besiegelt indem ich erfuhr, selbst wenn ich jemals wieder aus dem Koma, in dem ich mich befand, erwachen sollte, ich Zeit meines Lebens ein irreparabler Pflegefall bleiben werde. Die Hülle, in der ich feststeckte, schien in diesen Augenblick unter mir aufzureißen. Es war als würde ich über einem tiefen schwarzen Abgrund schweben und machtlos vor dem Fall hinunterschauen. Meine Psyche, sofern überhaupt eine vorhanden war, brach in einer negativen Vollkommenheit in sich zusammen.

      Ich wollte erst gar nicht wissen, wie der Rest von mir nach außen hin aussah. Noch immer fragte ich mich, was mit mir passierte und in diesen Zustand brachte. Ich hatte was die Erinnerung betraf, einen völligen Blackout. Erst als die beiden vermeintlichen Kittelträger, sich über weitere Untersuchungsergebnisse und Behandlungsmethoden der vergangenen Tage unterhielten, gingen sie auch ansatzweise auf den Grund meines Zustandes ein.

      >>Tja Doktor Lammers, da können wir doch nur lernen das Motorrad fahren zwar die schnellste, aber in diesem Fall nicht unbedingt die sicherste Methode ist, das richtige Ziel zu erreichen, oder? Gibt es sonst noch Neuigkeiten von unserem Pechvogel Herrn Schmitz? <<

      Bilder tauchten katapultartig in meinem Kopf auf. Wie Spielkarten die man in die Luft wirft, rieselten sie in rauen Mengen auf mich herunter. Nach und nach setzten sie sich zu einem Ganzen zusammen und brachten mich an jenem Ort zurück, an dem sich wohl der letzte Moment meines vorherigen Daseins auflöste.

      Ich war mit meinem Bike unterwegs nach Hamburg. Ein herrlicher Sommertag, die Sonne schien und es war heiß. Ich befand mich auf der Autobahn und der geringe Verkehr an diesem Tag, verlockte mich dazu, mit dem Gas fast am Anschlag auf der Überholspur zu fahren. Ich überlege nicht was passieren könnte, schließlich schätzt ich mich, so wie viele andere Motorradfahrer es sich auch einreden, als ein guter Fahrer ein. Bei den Geschwindigkeiten, sollte man sich generell über Angst keine Gedanken mehr machen. Entweder geht es gut oder man steht im nächsten Augenblick seinem Schöpfer gegenüber. Und so geschah es dann, als plötzlich eines der Fahrzeuge vor mir ausscherte. Ich kann mich noch daran erinnern, dass es ein weißer Lieferwagen war, der für mich aus unersichtlichen Gründen die Fahrspur wechselte. Ich erschrak, im Reflex schrie ich unter dem Helm „Arschloch“ in dem Bruchteil einer Sekunde, als es auch schon zu spät war zu reagieren. Die Strahlen der Sonne wurden im weißen Lack wie in einem Spiegel zurückreflektiert und das grelle Licht, das dadurch entstand, glich einen gewaltigen Blitz, der mir ins Visier einschlug und mir jegliche Sicht raubte. Ich verriss den Lenker und verlor die Kontrolle. Dann wurde es schwarz um mich herum. Wie ich im Laufe der Zeit aus etlichen Gesprächen, die in um mich herum stattfanden, mitbekam, hatte ich nicht die geringste Chance. Der Fahrer des weißen Fahrzeugs hatte mich angeblich aufgrund meiner Geschwindigkeit nicht kommen sehen und setzte zum Überholvorgang an. Durch den Aufprall gegen die Leitplanke wurde ich etwa 50 bis 60 Meter weit durch die Luft geschleudert und blieb dann zwischen den Mittelplanken liegen. Mein Körper war so verdreht und verquert, dass man im Normalfall von menschlichen Überresten gesprochen hätte.

      Die Honda Fireblade, mit der ich fuhr, überschlug sich angeblich über dreißigmal und zerschellte an einer achtzig Meter von mir entfernten Autobahnbrücke an einem Betonpfeiler. Nur anhand eines kleinen Teils vom Tank konnte man noch erkennen, dass es sich ursprünglich um eine Honda handelte. Der Tacho blieb durch den Aufprall gegen die Leitplanke bei seiner Endgeschwindigkeit von stolzen 302 km/h stehen und wurde erst zwei Tage später von der Autobahnmeisterei ca.150 Meter vom Unfallort entfernt in einem Graben gefunden. Kurzum, mein Bock und ich mussten in etwa gleich ausgesehen haben.

      Man muss kein Prophet sein um sich vorstellen zu können, das die Chancen solch ein Unfall zu überleben so groß sind, wie das Entdecken eines Ufo`s über einer Einkaufszone mit der Aufschrift „Hier könnte Ihre Werbung stehen.“

      Die Sanitäter die am Unfallort eintrafen und mich dann schließlich als erster fanden, waren Aufgrund meines Anblickes nicht nur überfordert sondern noch Wochen später in psychologischer

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