Sommersturmzeit. Marlene Wagner

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Sommersturmzeit - Marlene Wagner

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mich ganze Zeit, ob ich etwas Falsches gesagt oder getan habe, dass du mich heute so offensichtlich meidest...?“

      Mit nun vor Verlegenheit glühendem Kopf, der zu allem Unglück tatsächlich auch wieder zu schmerzen begann, fiel es Katharina noch schwerer als ohnehin, klar zu denken. Überfordert entschloss sie sich schließlich zu der bereits vorbereiteten Notlüge, den Blick starr gerade ausgerichtet.

      „Nein, es liegt überhaupt nicht an dir! Nur fühle ich mich leider heute nicht sonderlich wohl, da ich letzte Nacht nicht gut schlafen konnte und habe mich deshalb auch bei der Jagd vorsichtshalber etwas zurück gehalten, Blut möchte ich heute lieber nicht sehen. Unglücklicherweise habe ich nun nach dem Picknick den Anschluss an die Gruppe verloren und war schon ganz verzweifelt auf der Suche nach euch…“

      Sie spürte, wie Karl sie prüfend ansah und betete innerlich, dass er sie noch nicht allzu lange beobachtet und in dem Fall mit Sicherheit angesehen hatte, dass sie alles andere als verzweifelt darüber war, nicht mehr mit der restlichen Gesellschaft reiten zu müssen. Und noch mehr hoffte sie, dass er ihr nur keine weiteren Fragen mehr stellen und sie damit noch stärker als ohnehin schon in Bedrängnis brachte. Besorgt registrierte Katharina den belustigten Unterton in seiner Stimme, als er schließlich antwortete.

      „Das tut mir wirklich leid zu hören...ich hoffe, dein Zustand hat nichts mit mir und meinem nächtlichen Kurzbesuch zu tun...“

      Bei dem Gedanken daran wurde ihre Gesichtsfarbe noch eine Spur dunkler als ohnehin schon und sie sah aus den Augenwinkeln, wie er es ebenfalls bemerkte und grinste. Es ärgerte Katharina, dass sie sich von ihm immer wieder so leicht aus der Fassung bringen ließ und sie versuchte kühl weiterzusprechen, seinen Blick noch immer konsequent vermeidend.

      „Ich würde das Unwohlsein eher auf den Champagner schieben. Aber zugegeben, der gestrige Tag war mit Sicherheit einer der ereignisreichsten in meinem Leben und dass du daran keinen geringen Anteil hast, dürfte auf der Hand liegen. Dass sich das alles nicht so positiv auf meinen Schlaf ausgewirkt, sollte also nicht verwunderlich sein.“

      „Die Schuld dafür übernehme ich hiermit voll und ganz...sag mir, wie ich das wieder gutmachen kann und ich erfülle dir jeden Wunsch...“

      Über den betrübten Tonfall, den er bei seinen Worten aufsetzte, musste Katharina wider Willen lachen. Zu ihrem eigenen Erstaunen fühlte sie sich danach sofort befreiter, als hätte das Lachen eine in ihr selbst errichtete Mauer jäh zum Einsturz gebracht. Nun wagte sie es auch endlich wieder, Karl anzuschauen und war überrascht, dass seine Augen gar nicht wie erwartet spöttisch, sondern freundlich und warm auf ihr ruhten.

      „So gefällst du mir schon viel besser, auch wenn ich noch nicht ganz überzeugt bin, dass du mir gerade die Wahrheit erzählt hast. Aber wir sollten jetzt tatsächlich erst einmal zusehen, dass wir die anderen wieder finden, sonst wird man am Ende noch die völlig falschen Schlüsse aus unserer Abwesenheit ziehen...“

      Er lächelte, als sich ihr Gesicht nach seinen Worten wieder mit einer kräftigen Röte überzog, doch plauderte dann beiläufig weiter, als würde er es nicht bemerken. Dass er sie nicht noch weiter in Verlegenheit bringen wollte, bemerkte Katharina mit Dankbarkeit.

      „Aber einmal abgesehen davon, dass es dir heute nicht so gut geht, dürfte die Jagd für dich doch ein wesentlich angenehmerer Programmpunkt im bei dir offensichtlich so wenig geschätzten Festivalprogramm als der gestrige Ball sein...hab ich Recht?“

      „Nicht unbedingt! Früher mochte ich Bälle und Empfänge fast im gleichen Maße, wie ich Jagdgesellschaften liebte wobei ich dir schon Recht geben muss, an einer Jagd hab ich immer mit einem noch größeren Vergnügen teilgenommen. Doch hier am Hof hält sich meine Freude eigentlich bei allen Veranstaltungen in sehr überschaubaren Grenzen...“

      Katharina klang bitterer, als von ihr beabsichtigt.

      „Aber warum das? Bis jetzt erschien mir der Tag nahezu perfekt organisiert und durchaus angenehm.“

      „Ja, du bist ja auch ein Besucher und nicht wie ich ein Mitglied der Hofgesellschaft. Du kannst selbstverständlich tun und lassen was du willst, noch dazu als Cousin und Ehrengastes von August. Für mich dagegen ist es hier am Hof so gut wie unmöglich, mich überhaupt einigermaßen frei zu bewegen. Hier befinde ich mich eigentlich ständig unter Beobachtung, irgendjemand passt immer auf, ob ich mich auch ja regelkonform verhalte, sei es nun beim Ball oder selbst bei einer Jagd...“

      „Und Regeln ordnest du dich nur ungern unter?“

      Verwirrt blickte Katharina Karl an. Sie konnte seinem Ton nicht entnehmen, ob seine Worte eher missbilligend gemeint oder nur eine reine Feststellung waren und auch der Gesichtsausdruck, mit dem er sie nun musterte, war unergründlich. Schließlich antwortete sie vorsichtig.

      „Das würde ich nicht pauschal bestätigen wollen. Regeln haben auch für Menschen wie mich, die einfach etwas mehr Freiheit gewöhnt sind, durchaus ihre Berechtigungen, jedoch nur dann, wenn sie auch einen Sinn ergeben. Doch bei dem wenigstens, was hier am Hof vom Protokoll vorgeschrieben wird oder den Etiketten entspricht, sehe ich für mich viel Sinn. Allein dieser Damensattel....“

      Zu ihrem Erschrecken spürte Katharina, wie ihr unvermittelt die Tränen in die Augen stiegen und schnell wendete sie sich ab, sich innerlich für ihre Schwäche verfluchend. Heute war definitiv nicht ihr bester Tag, doch zum Glück schien Karl nichts bemerkt zu haben, denn er fragte überrascht.

      „Aber was ist denn da das Problem? Du reitest doch ganz hervorragend, das ist mir schon bereits damals bei uns im Lager aufgefallen und auch heute bist du definitiv eine der Besten unter den Damen. Schon deshalb hab ich übrigens vermutet, dass du die Jagd eindeutig dem Ball bevorzugst, wobei ich damit nicht sagen möchte, dass du eine schlechte Tänzerin bist – das bist du nämlich keineswegs…“

      Erneut musste Katharina wider Willen lächeln.

      „Zugegeben, ich bin sicher nicht die Schlechteste, weder beim Reiten noch beim Tanzen, aber wenn du nur einmal das Reiten im Damensattel probiert hättest, dann würdest du mir mit Sicherheit Recht geben, dass es dennoch kein Vergleich ist zu dem Vergnügen, wie es euch Männern erlaubt ist....“

      „Du kannst auch im Männersattel reiten?“

      „Natürlich!! Früher am Hof meines Vaters bin ich praktisch nur so geritten...“ sagte sie nicht ohne Stolz...„aber hier am Hof ist natürlich auch das unschicklich. Gar nicht auszudenken, was das für einen Skandal geben würde, wenn man mich so reiten sehen würde...“

      Sie spürte, wie sie beim Gedanken an zu Hause sowie den vielen gemeinsamen Ausritten mit ihrem Bruder erneut die Augen verräterisch zu brennen begannen und blickte starr geradeaus.

      Es fehlte noch, dass Karl ihren erneuten Anflug von Sentimentalität, den sie sich selbst nicht erklären konnte, mitbekam. Sie zeigte sonst nie öffentlich ihre Gefühle, da musste sie nun wirklich nicht ausgerechnet vor ihm damit beginnen. Doch offensichtlich hatte Karl mit seiner Art und vor allem seinem Interesse an ihrer Person noch viel mehr Mauern in ihr zum Einsturz gebracht. Die Tränen liefen Katharina nun über die Wange, ohne dass sie in der Lage war, sie zu stoppen.

      Zwar bemühte sie sich, ihr Gesicht vor Karl zu verbergen und blickte nun angestrengt nach unten, doch sollte er es zuvor tatsächlich nicht bemerkt oder überspielt haben, so war er nun offensichtlich nicht mehr gewillt, ihre Tränen weiterhin zu übersehen.

      „Warum bist du so traurig, Katharina? Vermisst du deine Familie so sehr oder ist es dein jetziges Leben am Hof, dass dich so unglücklich macht?“

      Sie

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