Sommersturmzeit. Marlene Wagner

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Sommersturmzeit - Marlene Wagner

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machte.

      Selbst aus der Entfernung war zu erkennen, wie die Gräfin bei Karls Anblick zusammenzuckte. Der schien sich jedoch vorbildlich vorzustellen und Katharina atmete bereits auf, bis sich der Graf von Reuß plötzlich kurz entschuldigte und von dem Schweden und seiner Frau abwendete, um einige Worte mit einem weiteren Gast zu wechseln.

      Seinen Blick nun fest auf die Gräfin gerichtet begann Karl eindringlich auf sie einzureden und auch wenn Katharina natürlich aufgrund der Entfernung keines seiner Worte verstehen konnte, fiel es ihr nicht schwer, sich deren Inhalt vorzustellen. Innerhalb weniger Sekunden wechselte die Gesichtsfarbe der Gräfin und mit nun kreidebleichen Wangenstarrte sie zunächst Karl mit einer Mischung aus Angst und Wut an, dann wanderte ihr Blick kurz zu Katharina. Während diese noch immer regungslos dastand, vor Entsetzen nicht in der Lage, überhaupt irgendwie zu reagieren, schaute die Gräfin schnell wieder zurück zu Karl und nickte nun unwillig. Mit zufriedenen Gesichtsausdruck wendete sich Karl ohne ein weiteres Wort zu verlieren von ihr ab und lächelte nun wieder völlig entspannt dem Grafen von Reuß zu, der sich in dem Moment zurück an die Seite seiner Frau gesellte und von dem Gespräch der beiden nichts mitbekommen zu haben schien. Sofort waren beide Männer wieder in eine ungezwungene Plauderei vertieft und hätte Katharina nicht mit eigenen Augen das Debatte zwischen Karl und der Gräfin von Reuß gesehen, nichts an ihm hätte den Eindruck vermittelt, dass er mit ihr gerade mehr als nur ein ernstes Wort gewechselt hatte. Katharina, welche ihrerseits währenddessen die Konversation mit dem Grafen von Bülow nur noch mit Floskeln aufrecht erhalten hatte und ihn nun monologartig von seinen letzten Jagderfolgen berichten ließ, ohne ihm überhaupt noch zuzuhören, hatte sich zwischenzeitlich der Magen verkrampft. Was machte Karl nur?

      Sie war so froh über den unausgesprochenen momentanen Waffenstillstand mit der Reuß und jetzt mischte er sich völlig ungebeten ein. Selbst wenn er mit Sicherheit gute Absichten verfolgte und mit seinem Auftritt Katharina helfen wollte, eine so stolze Frau wie die Gräfin ließ sich doch nichts von jemanden sagen, der hier am Hof nur eine Gastrolle spielte und in wenigen Tagen wieder verschwunden sein würde. Dass sie nach Karls Abreise die Folgen zu tragen hatte, war Katharina jetzt schon klar. Aber das war nun ohnehin nicht mehr zu ändern, jetzt galt es nur noch, Schlimmeres zu verhindern. Als erstes musste sie den ihr mittlerweile geradezu lästigen Grafen von Bülow loszuwerden und dann dringend ein ernstes Wort mit dem Schwedenkönig reden, so ging das einfach nicht! Ungeduldig lächelte sie den Grafen an und suchte krampfhaft nach einer Ausrede, mit der sie sich entschuldigen konnte, doch es gelang ihr noch nicht einmal, seinen Monolog zu unterbrechen.

      Als sie sich daraufhin resigniert erneut nervös umdrehte, um wenigstens Karl im Auge zu behalten, stand der bereits nicht mehr bei der Gräfin und ihrem Mann.

      Katharina wusste nicht, ob sie darüber erleichtert oder noch besorgter als ohnehin schon sein sollte. Unruhig suchte sie den Saal mit ihren Augen ab, konnte ihn jedoch nirgends entdecken.

      In dem Moment ertönte Augusts dröhnende Stimme.

      Eine weitere Überraschung ankündigend forderte er die Gesellschaft in blumigen Worten auf, ihm doch bitte umgehend in den Garten zu folgen, wenn sie das zu erwartende großartige Spektakel nicht verpassen wollten.

      Der Graf von Bülow bot Katharina gerade seinen Arm an, um sie hinaus zu geleiten, als sie neben sich zu ihrer Erleichterung Karls Stimme hörte.

      „Verzeiht, aber diese Dame gehört heute Abend und dann auch die nächsten Tage zu mir ...!“

      Überrascht ließ der Graf seinen Arm sinken und musterte den Schwedenkönig geringschätzig von oben bis unten. Man konnte ihm ansehen, wie er die Risiken eines Disputes mit dem Ehrengast der Veranstaltung im Kopf abwog, doch nach kurzem innerem Kampf schüttelte er nur herablassend den Kopf. Halbherzig eine Entschuldigung murmelnd schloss er sich ohne ein weiteres Wort zu verlieren grußlos den Gästen an, die bereits zahlreich durch die breiten, weit geöffneten Flügeltüren auf die große Terrasse sowie in den Garten des Schlosses strömten, allerdings nicht ohne noch im Gehen den Schweden noch einmal mit einem verächtlichen Blick zu würdigen.

      Dankbar sah Katharina Karl an.

      „Gott sei Dank, dass Ihr gekommen seid, das war gerade zur rechten Zeit! Ich befürchtete schon, ich muss den Rest des Abends mit diesem Grafen verbringen, noch eine weitere seiner unzähligen Jagdgeschichten hätte ich nicht ertragen! Wo wart Ihr denn nur, ich habe Euch schon gesucht!“

      „Ganz in Eurer Nähe, doch ich wollte Euer Gespräch nicht stören, Ihr wirktet so interessiert...“

      Er grinste über Katharinas empörten Blick, mit dem sie die Ironie seiner Worte kommentierte.

      Die Intensität, mit der er sie dabei musterte, ließ Katharina jedoch wieder schnell verlegen zu Seite schauen. Dabei fiel ihr Blick auf die Gräfin Reuß, die mit noch immer blassem Gesicht gerade mit ihrem Ehegatten den Saal verließ.

      „Oh, Karl! Ich habe gesehen, wie Ihr mit der Gräfin Reuß gesprochen habt und bitte Euch inständig, provoziert diese Frau nicht noch zusätzlich! Das sie mir nicht wohlgesonnen ist, wissen wir beide und auch, wozu sie fähig ist...mir ist wirklich alles andere als daran gelegen, sie noch zusätzlich gegen mich aufzubringen!“

      „Von provozieren kann keine Rede sein. Ich denke, ich habe ihr im Gegenteil recht deutlich gemacht, was ich von ihrer Botschaft an mich gehalten habe und wie schnell das Blatt sich auch gegen die Person selbst wenden kann, die solcherlei Schreiben verfasst.“

      Skeptisch blickte ihn Katharina an.

      „Und das soll sie überzeugt haben? Bitte vergesst nicht, dass die Zeit Eures Aufenthaltes hier am Hof doch recht begrenzt ist. Ich mag gern glauben, dass sie sich die nächsten Tage zusammenreißen wird, doch nach Eurer Abreise werden die Verhältnisse wieder die gleichen wie vor dem Festival sein und dann dürfte sich die Gräfin kaum noch an Eure Worte erinnern.“

      „Seid unbesorgt, Katharina, und vertraut mir! Ich denke, ich habe ihr ziemlich klar gemacht, dass die Konsequenzen, sollte sie Euch dann nicht auch weiterhin in Ruhe lassen, durchaus unangenehm für sie sein könnten und möchte behaupten, sie hat verstanden!“

      Katharina war davon zwar ganz und gar nicht überzeugt und konnte sich vor allem nicht vorstellen, wie Karl seine Drohung im Zweifelsfall umzusetzen gedachte, aber seine Nähe tat ihr gerade unglaublich gut. Das merkwürdigste war, dass all ihre Ängste schlagartig verschwunden waren und da sie es eh nicht mehr ändern konnte, beschloss Katharina, sich nicht ihren ersten schönen Abend seit Monaten mit erneuten Sorgen aufgrund der Gräfin Reuß verderben lassen.

      Entschlossen hob sie den Kopf.

      „Also gut, ich vertraue Euch und Eurem diplomatischen Geschick und Euren Argumenten! Alles Weitere wird die Zukunft weisen und ich kann Euch versichern, ich bin mehr als froh, wenn Ihr recht behaltet!“

      Dann schaute sie sich erstaunt um.

      „Oh je, mir scheint, wir sind schon wieder zu spät. Seht nur, fast alle anderen haben schon den Saal verlassen. Wir verpassen am Ende noch die ganze Überraschung...“

      Voller Vorfreude auf das zu erwartende Spektakel zog sie Karl mit sich und sie kamen gerade rechtzeitig auf der Terrasse an, als die ersten Salven von Feuerwerk sich am sternenklaren Himmel in den schönsten Farben und verschiedensten Formationen ergossen. Von den Gästen ringsherum ertönten „Oh“ und „Ah“ sowie weitere überraschte Ausrufe – noch keiner von ihnen hatte bisher je ein Feuerwerk in einer solchen Dimension und Pracht erlebt.

      Katharina dagegen war zunächst von den lauten kriegsähnlichen Geräuschen erschrocken. Es klang wie Kanonendonner und für

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