Sommersturmzeit. Marlene Wagner

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Sommersturmzeit - Marlene Wagner

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reichte Katharina der Baronin die Hand. Sie sah die junge Frau auf einmal mit ganz anderen Augen und schämte sich nun über sich selbst, dass sie die Baronin vor dem verhängnisvollen Ausritt ebenso wie alles andere am Dresdner Hof verachtet hatte. Die Baronin war weder oberflächlich noch gedankenlos, sondern schien ganz im Gegenteil eine liebevolle, warmherzige Person zu sein, die sich durchaus auch über die Treffen in ihren Salons hinaus Gedanken machte und Fehler zuzugeben bereit war, eine Eigenschaft, die auch ihr selbst nicht immer leicht fiel.

      Katharina nahm sich vor, in Zukunft etwas weniger schnell mit ihren Vorurteilen zu sein.

      „Vergessen wir doch einfach den Reitausflug! Auch ich habe mich nicht immer sehr freundlich gegenüber dem meisten hier am Hof verhalten und sicher auch nicht dazu beigetragen, dass mir viele Sympathien zuteil wurden. Aber ich möchte mein Verhalten ebenfalls ändern und glaube, der heutige Abend ist dafür ein wirklich guter Anfang!“

      Erfreut ergriff die Baronin von Eckert ihre Hand und drückte sie fest.

      „Es freut mich sehr, dass Ihr so denkt!! Und ich hoffe, dass wir in Zukunft vielleicht sogar so etwas wie Freundinnen werden könnten!“

      In diesem Moment wurde ein neuer Tanz angespielt.

      Der Baron von Eckert kam auf die beiden Frauen zu.

      „Was ist denn mit dir los, Ihr und nicht tanzend?“ fragte er seine Frau verwundert.

      Diese lachte und reichte ihm die Hand.

      „Tja, mein Lieber, eine verheiratete Frau wird nicht mehr so oft von anderen Männern zum Tanz aufgefordert. Das werdet Ihr nun wohl oder übel selbst übernehmen müssen...“

      Sie zwinkerte Katharina verschwörerisch zu, um dann erschrocken zu fragen

      „Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich Euch jetzt hier allein stehen lasse...?“

      „Natürlich, geht nur! Ich glaube, ich muss mir jetzt erst einmal ein neues Getränk besorgen.“

      Lachend deutete Katharina auf ihr leeres Champagnerglas.

      „Daran tut Ihr Recht! Dann wünsche ich Euch noch einen schönen Abend...und Ihr müsst mir bei Gelegenheit noch einmal unbedingt mehr von Euren Erlebnissen mit den schwedischen Männern berichten...“

      Ihr noch einmal verschwörerisch zuzwinkernd verschwand die Baronin mit ihrem Mann Richtung Tanzfläche. Katharina nahm sich von einem der unzähligen Tabletts, die ständig zwischen den Gästen umher getragen wurden, ein neues Glas Champagner und schüttelt verwundert den Kopf.

      Erst das Gespräch mit der Gräfin Cosel und nun die Baronin von Eckert – der Abend hatte bisher all ihre Erwartungen auf die wunderbarste Weise übertroffen und sie war dankbar, ein wenig Ruhe zu haben, um das soeben Erlebte noch einmal zu durchdenken. Selbst wenn die Baronin nicht ihre beste Freundin werden sollte, hatte sie mit ihr doch zumindest eine engere Bekanntschaft gewonnen, die Einfluss am Hof besaß.

      Aber das Wichtigste von allem war, dass sie mit einem Mal nicht mehr völlig allein am Hof war.

      In nur kürzester Zeit hatte sie an diesem Abend gleich zwei Frauen näher kennen lernen dürfen, mit denen sie sich besser verstand, als sie zuvor je erwartet hatte und die Katharinas Zukunft in Dresden womöglich eine ganz neue, positive Richtung geben konnten.

      Völlig in Gedanken verloren und ob dieser Aussichten glücklich lächelnd zuckte Katharina erschrocken zusammen, als neben ihr eine dunkle, wohlklingende Stimme ertönte.

      „Ich bin verwundert, so eine hübsche Dame und ganz allein?“

      Erstaunt drehte sich Katharina zu dem Besitzer der Stimme um. Neben ihr stand einer der wenigen Adligen am Hof, der ihr dank seines guten Aussehens bereits zu Beginn ihres Aufenthaltes in Dresden aufgefallen war und auch jetzt noch gut gefiel. Der attraktive Brünette war ein guter Reiter und hatte in zahlreichen Turnieren Auszeichnungen und Siege errungen, etwas, dem auch Katharina uneingeschränkt Respekt entgegen brachte. Doch eilte dem Grafen von Bülow auch ein Ruf als Frauenheld mit unzähligen Affären voraus und das genügte schon, um ihm keine größere Aufmerksamkeit zu schenken. Allerdings hatte er an ihr bis zum heutigen Tage ebenso wenig Interesse gezeigt wie der Rest der Hofgesellschaft, im Gegenteil, wahrscheinlich hatte er sie bis dahin noch nicht einmal bemerkt. Das sah nun offensichtlich ganz anders aus und mittlerweile wunderte sich Katharina über gar nichts mehr an diesem Abend. Und da sie bereits in so ausgesprochen guter Stimmung war, ging sie ihrer eigenen Überraschung viel lockerer mit seinen Avancen um, als sie das sonst getan hätte. Zudem war dem Grafen von Bülow mit Sicherheit nicht entgangen, dass sie als offizielle Begleiterin des schwedischen Königs auf diesem Fest war, so dass es sich nun wohl eher um Neugierde als um echte Interesse handelte.

      „Wer sagt denn, dass ich allein hier bin?“ fragte sie deshalb kokett zurück.

      „Nun, zumindest sehe ich im Moment niemanden an Eurer Seite und ich frage mich, welcher Narr eine Dame wie Euch allein stehen lässt?“

      Katharina musste zugeben, seine Worte schmeichelten ihr, auch wenn ihr durchaus klar war, dass er wahrscheinlich gerade aus seinem reichhaltigen Repertoire schöpfte. Sie lächelte.

      „Es handelt sich wahrscheinlich um wichtige Aufgaben oder gar höhere Politik, was sonst könnte einen Herrn noch mehr beschäftigen als die Konversation mit einer Dame? Aber jetzt seid Ihr ja hier, um mir Gesellschaft zu leisten...“

      Sie wandte sich ihm mit koketten Augenaufschlag zu und wunderte sich dabei immer mehr über sich selbst. Hätte ihr vor ein paar Tagen jemand gesagt, dass sie hier auf dem Ball so ungezwungen mit einem der größten Frauenhelden des Hofes sprechen würde, sie hätte ihn entweder ausgelacht oder für verrückt erklärt. Aus den Augenwinkeln bemerkte Katharina, wie sie von Karl, der sich noch immer mit einigen von Augusts Ministern im Gespräch befand, aus der Entfernung beobachtet wurde. Das stachelte sie nur noch mehr an und sie prostete nun dem Grafen von Bülow lachend mit ihrem Champagnerglas zu, was diesen offensichtlich so hocherfreute, dass er sich ebenfalls ein Glas Champagner ergriff, um mit ihr anzustoßen.

      So plauderte Katharina eine Weile mit dem Grafen und es machte ihr immer mehr Spaß, mit ihm zu scherzen und ein wenig mit den eigenen Waffen zu schlagen, von denen sie bis dahin noch gar nicht geahnt hatte, dass sie diese auch besaß. Mittlerweile blickten auch einige der anderen Damen immer wieder zu ihnen und die Erkenntnis, dass man sie gerade offensichtlich beneidete, war wie Balsam für ihr, die letzten Monate am Dresdner Hof wahrlich nicht verwöhntes, Selbstwertgefühl. Trotzdem behielt sie die ganze Zeit so unauffällig wie möglich Karl im Auge und bemerkte zu ihrer Zufriedenheit, dass er auch immer wieder zu ihr herüberschaute.

      Bisher hatte Katharina noch nie diese Art Spielchen gespielt, doch sie musste zugeben, es gefiel ihr.

      Dann konnte sich Karl endlich aus der Gruppe der Männer lösen, die ihn die ganze Zeit in Beschlag genommen hatte. Zu ihrer Verwunderung kam er nun jedoch nicht wie erwartet sofort zu ihr, sondern gesellte sich zur Gräfin Cosel, welche ebenfalls gerade allein stehend an einem Glas Champagner nippte und die Gesellschaft betrachtete. Die beiden plauderten angeregt miteinander und zu Katharinas Entsetzen zeigte die Cosel schließlich auf eine entfernt stehende Gruppe, bei der sich auch die Gräfin Reuß befand. Kurze Zeit später wendete sich die Cosel einem anderen Gesprächspartner zu und Karl begab sich mit vergnügtem Lächeln direkt in die Ecke des Saales, in der nun mittlerweile die Gräfin Reuß allein bei ihrem Ehemann stand und demonstrativ gelangweilt dem Ballgeschehen folgte. Schlagartig war es vorbei mit Katharinas guter Stimmung.

      Sie

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