Barfuß ins Verderben. Bernharda May

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Barfuß ins Verderben - Bernharda May

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und dergleichen verursacht wird.«

      Carmen blies den Qualm durch die Nase.

      »Ich denke eher, dass die Medien stark übertreiben, wenn sie uns solche Horrorszenarien präsentieren«, meinte sie lapidar.

      Immanuel würdigte sie keines Blickes. Er starrte in den Garten und schüttelte unbewusst den Kopf.

      »Ich kann deine Bedenken teilen«, mischte sich Max ein und fand nichts dabei, seinen Altersgenossen ungefragt zu duzen. »Es kommt ja noch hinzu, dass der Automat hier im Wattenstieg verhindert, dass die Pensionsgäste in eines der gemütlichen Frankenhorner Cafés gehen. Neben dem Umweltschaden ist also zusätzlich der wirtschaftliche Faktor zu berücksichtigen.«

      »Oh, gleich zwei Umweltaktivisten«, rief Carmen aus. »Dann schweige ich lieber und verrate nichts über meine Haarspraydose, die ich immer mit mir führe.«

      Die Männer schauten sie irritiert an. Sie wussten nicht, ob Carmens Aussage als Scherz gemeint war.

      »Wie soll man denn sonst die Frisur instand halten bei diesem Seewind?«, fügte sie hinzu und schenkte der Runde ein weiteres, strahlendes Lächeln.

      Immanuel ignorierte ihre Frage und wendete sich Max zu.

      »Wenn du auch nicht mit dem Automaten einverstanden bist, könntest du ja die Wattenelfriede fragen, ob sie ihn wieder abschafft«, schlug er vor. »Auf dich hört sie, weil sie deine Tante ist.«

      »Großtante«, korrigierte Max und dachte nach. »Mal sehen, was ich tun kann. Jetzt muss ich sowieso zu ihr, bestimmt dreht sie nochmal eine Runde auf dem Watt.«

      Er drückte den Rest seiner Zigarette im Aschenbecher aus und erhob sich.

      »Oh, ein Abendspaziergang am Meer«, schwärmte Carmen. »Wenn Gustav und ich nicht schon etwas vorhätten, würde ich zu gern mitkommen. Aber morgen um die Zeit darf ich Sie beide sicherlich begleiten?«

      Wie kann eine Frau so töricht sein, fragte sich Max im Stillen. Laut erklärte er der Dame, dass ein Spaziergang auf dem Watt nicht jeden Tag zur gleichen Stunde stattfinden könne.

      »Man muss sich hier nach Ebbe und Flut richten, wissen Sie«, erläuterte er. »Daher die Gezeitentabelle am Empfang.«

      »Ach, ich Dummerchen«, lachte Carmen und zündete sich eine zweite Zigarette an. »Na, wie dem auch sei. Viel Spaß Ihnen beiden!«

      Kokett schlug sie ihre Beine übereinander und in ihrem Gesicht lag Triumph. Jetzt hatte sie die ganze Hollywoodschaukel für sich allein.

      *

      Später auf dem Watt waren Elfriede und Max endlich unter sich. Die alte Frau stocherte wie gewohnt mit dem Spazierstock in der rechten Hand im Schlamm herum, mit der linken hatte sie sich bei ihrem Großneffen untergehakt.

      »Carmen ist ja eine unmögliche Person«, urteilte Elfriede. »Gibt sich als Endvierzigerin aus und ist eindeutig Mitte Fünfzig. Ich hoffe, Gustav weiß das auch.«

      »Falls nicht, wirst du es ihm verraten«, schmunzelte Max. »Auf deine einfühlsame, sensible Art.«

      »Worüber habt ihr denn auf der Terrasse so gelacht?«, wollte Elfriede wissen.

      Max berichtete von dem Gespräch über Ole und seine Großtante war sichtlich erheitert.

      »Schade, dass Ole nicht mitgehört hat«, grinste sie. »Seinem Ego hätte das gut getan. Doch ich sollte nicht zu gehässig sein. Er will mir sein nächstes Werk widmen.«

      Trotz der nächtlichen Dunkelheit konnte Max erkennen, wie sich ein Schleier von Zufriedenheit über ihr Gesicht legte. Er freute sich für die alte Frau und gönnte ihr eine stille Minute romantischer Träumerei, ehe er das Thema ansprach, was ihn schon den ganzen Abend beschäftigte.

      »Der Kaffeeautomat, Oma Friede… Musste der wirklich sein?«

      »Na, höre Mal, min Jung, das ist heutzutage selbstverständlich für unsere Gäste. Die Kaffeegewohnheiten sind vielfältiger geworden als früher. Du in deinem Alter solltest das am besten wissen.«

      »Ja, schon klar«, erwiderte Max. »Aber eine Pension ist doch kein Service-Hotel. Ich fürchte, die typische Gemütlichkeit des Wattenstiegs geht verloren, wenn du dich mehr und mehr dem Mainstream anpasst.«

      »Mainstream?«, fragte Elfriede und blieb stehen. »Was meinst du?«

      »Ich meine damit nicht nur den Kaffeeautomaten. Das nächste wird ein Fernseher auf jedem Zimmer sein, ein 5-Gänge-Menü und Wi-Fi-Zugang für alle.«

      »Und was wäre daran so schlimm?«

      »Die Pension ›Zum Wattenstieg‹ ist deswegen so beliebt, weil sie so ursprünglich ist. Altmodisch, intim, geborgen… Die Leute kommen, um bei Meeresduft und Möwengesang abzuschalten, und nicht, um am Serviceangebot zu ersticken.«

      Elfriede drückte seinen Arm liebevoll und setzte den Spaziergang fort.

      »Ich verstehe schon, was du meinst. Keine Sorge, Wi-Fi kommt mir nicht ins Haus, solange ich dort wohne. Gäste, die beim Frühstück schon am Handy kleben, brauche ich nicht. Die Idee mit dem 5-Gänge-Menü dagegen – jetzt, wo wir mit Sandrine eine französische Kochkünstlerin haben…«

      »Oma Friede!«

      »Ich scherze nur. Keine Sorge, das mute ich dem armen Mädchen nicht zu. Sei beruhigt, Max, solange die Pension besteht, wird sich nicht mehr viel ändern.«

      Max wurde stutzig.

      »Wieso sagst du das so komisch?«

      »Tat ich das?«

      Elfriede blieb erneut stehen. Sie schwieg eine Weile und sagte dann in einem Ton, der sehr ernst und überhaupt nicht plauderhaft war:

      »Höre zu, min Jung. Ich bin seit einer Weile am Verhandeln mit der Lighttower Group, der neuen Hotelkette. Du kennst sie?«

      »Ja. ›Cosy but Uncostly‹ ist deren Slogan, nicht wahr? Unweit von Frankenhorn gibt es ein Hotel von denen, und bei meinem Ausbildungsplatz gab es auch eins, gleich um die Ecke. Wir waren da mal essen, kurz bevor ich abgebrochen habe. So ›uncostly‹ war das dann doch nicht, fand ich.«

      »Um diese Hotelgruppe geht es jedenfalls. Deren Vertreter wollen an den Küsten Badehotels verschiedener Größenordnungen aufziehen und kamen auf mich zu. Die Verbindung mit Künstlern wie Gustav und Ole könnte den Standpunkt Frankenhorn für Touristen attraktiv machen, meinen sie.«

      »Und du willst unseren Wattenstieg an sie verkaufen?«

      »Richtig. Du weißt, dass mir das Alter zusetzt. Frau Drozdowski hat das ebenfalls angedeutet. Bekomme ich für meine Pension einen anständigen Preis, hat die Schufterei ein Ende und ich kann mich auf einen erholsamen Ruhestand freuen.«

      Max verstand die Beweggründe seiner Großtante.

      »Du sollst aber nicht leer ausgehen«, versprach Elfriede. »Die Verhandlungen ziehen sich etwas hin, weil ich dich als Gerdas Enkel versorgt wissen will. Noch zögern die Lighttower Hotels, meinen Bedingungen entgegenzukommen. Aber ich bin zuversichtlich und du

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