Der rote Brunnen. Rita Renate Schönig

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Der rote Brunnen - Rita Renate Schönig Regionalkrimi

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bewahre! Das wäre mir dann doch zu langweilig. Außerdem würde ich den Schlagabtausch mit dir vermissen.“ Lars grinste schief. „Na ja, was soll ich lang drum rumreden … Denise studiert Jura und das Geld ist halt immer knapp. Deshalb … deshalb haben wir überlegt, ob wir nicht zusammenziehen. Eigentlich war es meine Idee. Eine Wohnung, anstatt zwei … weniger Miete … doch nur Vorteile.“

      „Das hast du aber nicht so rübergebracht, oder?“, unterbrach Harald das Gestotter seines Kollegen.

      Erneut verformte Lars sein Gesicht zu einem missglückten Grinsen. „He, Großer, du kennst mich doch.“

      „Ja, deshalb. Und – was hat deine Angebetete geantwortet? Und, was hat das jetzt mit dem Fitnessstudio zu tun?“

      „Tja, anstatt einer klaren Äußerung, hielt Denise mir die Anzeige vor die Nase … von dieser Muckibude. Sie meinte ein zweites Standbein wäre nicht schlecht. Weil … man wisse ja nie, was in unserem Beruf so alles passieren kann.“

      „Heißt im Klartext – gemeinsame Wohnung eventuell“, Harald machte eine entsprechende Handbewegung, „Fitnessstudio in trockenen Tüchern.“

      Lars nickte. „So in etwa.“

      Harald bemerkte eine gewisse Schwermut in Lars‘ Worten, weshalb er ihm auf die Schulter schlug und sagte: „He, Kleiner … sie sagt schon noch ja. Ganz sicher.“

      „Hoffentlich“, antwortete Lars leise. „So eine wie Denise, ist mir noch nicht untergekommen. Eh, sorry. So ist das nicht …“

      „Hab schon verstanden, Kleiner.“ Die beiden Kommissare lachten.

      ***

      Auf Haralds Schreibtisch lagen die längst abgeschlossenen Fallakten der beiden getöteten Frauen sowie eine neue Mappe mit der Aufschrift:

       Mordfall Marina Leistner – 14. Mai 2018

      Darauf klebte ein Zettel.

       Bin auf eine Vermisstenanzeige gestoßen. Marina Bender (heute Leistner) im Alter von 16 Jahren von ihren Eltern als vermisst gemeldet. Sie war insgesamt fünf Tage verschwunden. Angeblich auf Urlaubsreise mit ihrer Freundin (Katrin Jäger) in Holland. Schaut es euch einfach mal an.

       Sind unterwegs in die Rechtsmedizin. Bis später.

       Dietmar.

      Harald entfernte das diagonal über die rechte obere Seite verlaufende Gummiband. Sofort stachen ihm die, mit einem gelben Marker, gekennzeichneten Stellen ins Auge.

      Marina Bender, vermisst gemeldet am 10. August 1990. Am 15. August 1990 wieder zuhause aufgetaucht.

      „Was soll das denn?“, murmelte er vor sich hin und bewegte sich in das Büro nebenan, das Lars jetzt mit Dietmar teilte.

      „Schau mal“, sprach er seinen Kollegen an, die Augen noch immer auf die Unterlagen geheftet. „Von Dietmar.“

      Harald legte die Mappe neben die Tastatur von Lars‘ Computer. Jedoch nicht, ohne zuvor seinen Blick über die Tischplatte schweifen zu lassen, weil ... oftmals klebten dort die Reste eines Schinkenbrötchens oder einer Pizza.

      „Schön, unser Opfer wurde im Alter von 16 als vermisst gemeldet, tauchte aber nach 5 Tagen wieder auf. Und, wie es aussieht … unverletzt“, kommentierte Lars, nachdem er den Text überflogen hatte. „Was sollen wir jetzt damit anfangen? Wahrscheinlich haben die Mädels sich ein paar Joints reingezogen und waren high. Ist das in dem Alter nicht normal?“

      „Eher nicht die Regel, aber du kennst dich wohl aus?“

      „Hast du das etwa nicht gemacht? Mal kurz nach Holland – so übers Wochenende und in diversen Koffie Shop abhängen?“

      „Nein, habe ich nicht“, erwiderte Harald. „Hätten meine Eltern auch nicht zugelassen.“

      „Haben die von den Mädels bestimmt auch nicht. Und, wie du siehst war das irrelevant“, konterte Lars. „Steht da auch der Name der Freundin, mit der sie in Holland gewesen war?“, fragte er im gleichen Atemzug.

      „Ja. Aber, meinst du nicht, dass die Polizei die junge Dame damals bereits befragt hat …, wenn du darauf hinauswillst?“

      „Wollte ich“, nickte Lars. „Aber ja, du hast recht.“

      Lars gab Harald die Akte zurück. „Nochmal die Frage, was will uns Kollege Schönherr damit sagen?“

      „Dass wir graben sollen?“, antwortete Harald. „Du buddelst im Leben von Marina Leistner und ich überprüfe das Alibi ihres Gatten.“

       Die Universität Leipzig bestätigte die Teilnahme von Markus Leistner für die Zeit von Donnerstag, den 10. Mai bis 12. Mai 2018. Danach setzte Harald sich mit dem Hotel in Verbindung, in dem Leistner übernachtet hatte. Dort weigerte man sich, ihm Auskunft zu geben. Bezüglich des Datenschutzes entsprach das natürlich den gesetzlichen Vorgaben, behinderte aber die Ermittlungen. Weshalb der Kriminalhauptkommissar mal wieder in seine Trickkiste greifen musste.

      Erst nach intensiver Belehrung die Aufklärung eines Mordfalls zu behindern und zusätzlich die Bekanntgabe der Telefonnummer des Polizeipräsidiums Offenbach, erfolgte einige Minuten später der Rückruf aus dem Hotel sowie ein Fax.

       Markus Leistner / 10. Mai 2018 / Ankunft 15:22 Uhr / 12. Mai 2018 / 10:17 / Abreise.

      Harald rechnete nach. Seines Wissens nach, brauchte man mit dem Auto etwa viereinhalb bis fünf Stunden von Leipzig bis Offenbach. Nach Seligenstadt vielleicht 15 Minuten weniger. Demnach hätte Markus Leistner allerspätestens um 16 Uhr zu Hause angekommen sein müssen. Laut seiner Angabe – und sollte man der Aussage seiner Nachbarin Glauben schenken – traf er aber erst kurz nach Mitternacht ein. Wo warst du in den fehlenden Stunden?

      Harald griff erneut zum Telefon. Nach mehrmaligem Läuten sprang der Anrufbeantworter an.

      Hier ist der Anschluss von Marina und Markus Leistner. Bitte sprechen Sie Ihre Nachricht nach dem Signalton.

      Selbst für den routinierten Kriminalbeamten war es seltsam, die fröhliche Stimme einer Toten zu hören.

      Montag / 16:00 Uhr

      Nicole fuhr in die Parklücke, die ein herausfahrender Wagen gerade hinterlassen hatte; ansonsten war der Parkplatz des rechtsmedizinischen Instituts in der Kennedyallee proppenvoll.

      Das bedeutete jedoch nicht zwangsläufig, dass die Toten sich in den Kältekammern stapelten.

      Rechtsmediziner unterstützen die Justizbehörden nicht nur bei ihren Ermittlungen, die Todesursachen und -umstände bei Mordfällen zu klären. Ihre Aufgabe besteht auch darin, mutmaßliche ärztliche Kunstfehler aufzuspüren, eventuelle Pflegemängel sowie Kindesmisshandlungen und sexuellen Missbrauch aufzudecken. Desgleichen stellen sie biomechanische Verletzungen, aufgrund von Unfällen, fest und die Fahrtüchtigkeit, infolge körperlicher Mängel – Drogen oder Alkoholmissbrauch.

      Auch gehört die forensische Altersdiagnostik – sowohl bei nicht identifizierten Toten

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