Der rote Brunnen. Rita Renate Schönig

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Der rote Brunnen - Rita Renate Schönig Regionalkrimi

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sitze dust.“

      Schorsch schien einen Moment zu überlegen. „Weil de grad Lüschebank gesacht host. Isch kennt ja aach amol mit dem Vater von der Marina Leistner redde.“

      „Du kennt den Vater von Marina?“ Intuitiv fasste Gundel nach Schorschs Arm. Instinktiv zuckte der zurück.

      „Ja klar kenn isch den. Der geht jeden Daach mit soim Paul am Moa spaziern. Des is soin Hund, en Zwerschschnauzer“, klärte Schorsch seine Zuhörer auf, in deren Gesichter sich Unkenntnis breitmachte.

      „Der heest deshalb Paul, weil der genauso aussieht wie der Paul von Hindeburg, unser alter Reichspräsident. Awer Paul von Hindeburg war em Heinz zu lang … deshalb Paul.“

      Schorsch schaute erneut in die Runde, um sicherzustellen, dass alle ihn jetzt verstanden hatten, und fuhr fort: „Awer der is jetzt grad mit soiner Freundin im Urlaub; also de Heinz, moan isch, net soin Hund. Awer der werd bestimmt aach debei soi. Wenn isch misch rischtig erinnern du, hot de Heinz verzählt, die wollte ins Allgäu.“

      Montag / 16:45 Uhr

      Seit dem Nachmittag alleine in der Agentur und auch von keinem Telefonat unterbrochen, hatte Philipp sich auf seine Arbeit konzentrieren können und war entsprechend gut vorangekommen. Nun brachte er sich durch die Online-Presse auf den neuesten Stand was in der Welt so vor sich ging. Die Nachrichten über die internationale Politik überflog er – die interessiert ihn nur sekundär. Dann blieb sein Blick an einem Artikel hängen.

      Junge Frau erstochen am „Roten Brunnen“ gefunden.

      Der weitere Text verschwamm vor seinen Augen. Dagegen nahmen die Bilder aus seinem Traum wieder Gestalt an. Dennoch zwang er sich weiterzulesen.

      Wie die Polizei mitteilte, könnte Marina L. nach vorsichtigen Schätzungen etwa kurz nach Mitternacht ermordet worden sein.

      Philipp brauchte frische Luft. Obwohl seine Arbeitszeit noch nicht zu Ende war, fuhr er seinen Computer herunter, schloss die Tür zur Agentur ab und ging durch die kleine verwinkelte Gasse zum Freihofplatz. Er bahnte sich einen Weg durch fröhlich schwatzende und lachende Touristen, die in einem Pulk in Richtung Mainufer strömten.

      Ihn hingegen zog es magnetisch zum „Roten Brunnen“. Dort setzte er sich auf die Bank und starrte auf das plätschernde Rinnsal, das zwischen zwei aus Sandstein gestalteten nackten Babys in ein Auffangbecken floss.

      Blitzartig stachen bruchstückhafte Fragmente wie scharfe, spitze Gegenstände in seinen Kopf. Er schloss die Augen, aber es wurde nicht besser. Die Schmerzen waren fast unerträglich und er presste beide Hände an seine Schläfen.

      „Nein, nein. Das kann nicht sein. Ich kann das nicht getan haben.“

      „Ist Ihnen nicht gut?“, hörte er eine Stimme neben sich und öffnete die Augen und blickte in das Gesicht einer älteren, nicht sehr großen aber rundlichen Frau. Sie stand direkt vor ihm. „Was können Sie nicht?“

      Philipp hatte nicht bemerkt, dass er laut gesprochen hatte. „Wie … was? Ach nichts. Es sind … Ich habe nur heftige Kopfschmerzen.“

      „Warten Sie.“

      Die Frau trippelte zu dem Brunnen. Sekunden später kam sie mit einem mit Wasser gefüllten Plastikbecher zurück und hielt ihn Philipp entgegen.

      „Sie können das Wasser ruhig trinken. Das tut Ihnen gut und hat noch keinen umgebracht. Obwohl – heute Morgen wurde hier eine tote Frau gefunden. Aber die ist nicht an dem Wasser gestorben. Die hat jemand erstochen. Schrecklich. Wer tut nur so etwas?“

      Sie schüttelte ihren hellblonden Lockenkopf, setzte sich ungefragt neben Philipp und plapperte ungeniert weiter.

      „Na, jetzt trinken Sie schon. Sie müssen auch keine Bedenken haben, von wegen, dass Sie jetzt ein Kind bekommen. Das gilt nur für Frauen.“ Sie kicherte. „Und auch nur, wenn man noch an den Klapperstorch glaubt.“

      Das Wasser schmeckte wirklich frisch und klar, stellte Philipp fest, trank den Rest und gab der Frau den Becher zurück. „Geht wirklich schon besser. Danke.“

      Er erhob sich und ging durch die schmale Gasse zum Freihofplatz zurück. Dort warf er einen Blick auf die umliegenden Lokale, entschied sich aber dann wiederholt für das italienische Restaurant, in dem er gestern Abend gewesen war.

      Stella begrüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln. Es schien ihr aber auch gleich aufzufallen, dass er Sorgen hatte, und dirigierte ihn zu einem Tisch in der Ecke. Kurz darauf kam sie mit Ciabatta-Brot, einer kleinen Käseplatte und einem Glas Rotwein und setzte sich kurz zu ihm.

      „Wenn du reden willst ...?“

      Philipp sah sich um. Das Lokal war gut besucht.

      „Später vielleicht. Du hast zu tun.“ Dabei lächelte sein Mund, aber seine Augen blickten traurig und bekümmert.

      Als er bei seinem zweiten Glas Rotwein angelangt war, betrat ein Pärchen das Lokal. Stella begrüßte die beiden beinahe so herzlich, wie ihn zuvor. Die Frau kam ihm bekannt vor. Er konnte sie aber im Moment nicht einordnen und widmete sich wieder dem köstlichen Käse und den Oliven, die Stella nachträglich noch gebracht hatte.

      Ob es an dem Wein lag oder rein nur an der Besitzerin der Pizzeria, die ihn immer anlächelte, sobald sie an seinem Tisch vorbeikam oder sich einen kurzen Moment zu ihm setzte, konnte er nicht beurteilen. Im Grunde war es ihm auch egal. Für ein paar Stunden ging es ihm gut. Hier fühlte er sich wohl und – sicher.

      Montag / 19:20 Uhr

      „Wo bist du gestern Abend gewesen? Als ich aufwachte warst du nicht hier und auch auf deinem Handy nicht zu erreichen.“

      „Du weißt doch, dass ich am Nachmittag starke Kopfschmerzen hatte. Später konnte ich dann nicht mehr schlafen und bin in die Klinik gefahren, um ein wenig zu arbeiten. Mein Handy hatte ich abgestellt.“

      „Lüg mich nicht an. Du warst nicht in der Klinik … ich aber. Ich habe dich gesucht.“

      „Geht das schon wieder los? Deine ewige Eifersucht ist kaum noch zum Aushalten. Es … gibt … keinen … anderen Mann.“

      „Wenn es so wäre, würdest du es mir aber sagen, oder?“

      Auch diesen Satz hatte Dr. Claudia Scherer schon so oft von ihrem Ehemann gehört und er ging ihr ebenso auf die Nerven wie das ständige Misstrauen. Anfangs war sie geschmeichelt, wenn Jochen Zweifel an ihren Gefühlen hegte. Immerhin war der Altersunterschied zwischen ihnen enorm und alle Bekannten und Freunde, sowie auch ihre Eltern schüttelten den Kopf, als sie ihnen eröffnete, den viele Jahre älteren Arzt heiraten zu wollen.

       Aufgewachsen in einem behüteten, liebevollen und kultivierten Elternhaus – ihre Mutter war Professorin für Biochemie an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz und ihr Vater Professor der Physik und Mathematik an selbiger Lehrstätte – verspürte sie ab und an den Drang, aus dieser heilen Welt ausbrechen zu wollen.

      Er, Professor Dr. Jochen Rössner, ehemaliger Frauenarzt und Psychiater, seit 2000 Leiter der psychiatrischen Klinik in Hofheim, gab ihr die Chance dazu. Und, sie liebte ihn … diesen 1 Meter 82 großen, gut aussehenden

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