Der rote Brunnen. Rita Renate Schönig

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Der rote Brunnen - Rita Renate Schönig Regionalkrimi

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es an anderer Stelle. Acht Freitode in weniger als drei Monaten. Experten machen dafür den steigenden Leistungsdruck verantwortlich.

       Hatte man Mehlhorn zum Bauernopfer gemacht … ihn dazu gebracht, Suizid zu begehen? Aber wie? War es möglich, dass irgendwer Philipp dazu benutzt hatte? Aber wer und wie?

      Der Gedanke, der Stella nicht mehr losließ, war gleichermaßen absurd, wie auch wieder logisch. Sie wusste, sie musste dem nachgehen. Aber nicht mehr heute.

      Sie trank ihr Glas Wein, von dem sie bis jetzt noch keinen Schluck getrunken hatte, in einem Zug aus.

      Dienstag – 15. Mai 2018 / 07:50 Uhr

      Nicoles Handy klingelte in dem Moment, als Andy den Wagen auf das Gelände des Polizeipräsidiums Offenbach lenkte.

      Verwundert über den frühen Anruf, fragte Nicole: „Harald? Ist etwas passiert?“

      „Nein, wieso? Guten Morgen erst mal. Ich möchte dich nur bitten – falls du Zeit hast – kurz bei uns vorbeizuschauen. Wir haben Neuigkeiten. Kaffee steht auch schon bereit.“

      „Sag bloß, ihr seid schon im Büro?“

      „Ja, geschätzte Frau Kollegin … und auch schon am Arbeiten … die komplette Mannschaft.“

      „Ok, bis gleich“, antwortete Nicole und zu Andy gewandt: „Früher waren die nie so zeitig im Büro.“

      „Scheint so, als hätte Harald seine Truppe gut im Griff.“

      „Was soll das jetzt bedeuten?“

      „War ein Scherz. Tschüss, mein Schatz. Hab einen schönen Tag.“ Andy drückte Nicole einen Kuss auf die Wange.

      In ihrem ehemaligen Büro, hinter ihrem ehemaligen Schreibtisch, saß nun Harald auf ihrem ehemaligen Bürosessel. Sofort sprang er auf und bot Nicole an, dort Platz zu nehmen. Sie winkte ab und setzte sich auf einen der beiden Sessel – ebenfalls aus ihrem Nachlass; genauso wie ihr einstiger Esstisch, der von ihr zum Konferenztisch auserkoren wurde.

      „Jungs, Nicole ist da“, rief Harald durch die offene Tür.

      Natürlich hatten Lars Hansen und Dietmar Schönherr ihre Chefin bereits gesehen und eilten heran; Dietmar mit einer Mappe in den Händen.

      „Moin, moin Boss“, grüßte Lars heiter und stellte Nicole einen Becher mit dampfenden Kaffee auf den Tisch. Indessen Dietmar Schönherr lediglich ein verhaltenes „Guten Morgen“ an seine Chefin richtete.

      „Bitte, Herr Kollege. It’s your turn.“ Lars machte eine auffordernde Geste.

      „Unser Opfer, Marina Leistner“, legte Dietmar Schönherr ohne weitere Einleitung los, „wurde am 10. August 1990 von ihren Eltern als vermisst gemeldet, tauchte aber am 15. August wieder zu Hause auf. Angeblich war sie in dieser Zeit mit einer Freundin, der Name ist Katrin Jäger, in Holland. Nachzuprüfen ist das nicht, weil seit 1985, durch das Schengener Abkommen, die Grenzübergänge nicht mehr kontrolliert werden – wie wir alle wissen. Die Mädels wollten nur zwei Tagen bleiben, weshalb Marinas Eltern sie nach diesen zwei Tagen als vermisst gemeldet hatten“, fügte er erklärend hinzu.

      „Ich finde das deswegen relevant, weil der Doc bei Marina Leistner eine Schwangerschaft feststellte, die mehrere Jahre zurückliegt. Die Frage, die sich mir stellte, ist: Hat sie wirklich ein Kind zur Welt gebracht? Wenn ja … wo ist es geblieben? Wurde es in ein Heim gegeben, oder zu Pflegeeltern? Der nächste Gedanke, der – zugegeben, etwas weit hergeholt ist – war Marina Leistner mit ihrer besten Freundin in Holland, um dort eine Abtreibung vornehmen zu lassen?“

      Drei Augenpaare waren auf den neuen Kollegen gerichtet. So ungeheuerlich seine Anmerkung auch klang … folgerichtig war sie allemal.

      „Wenn dem so ist, hätten wir ein ähnliches Szenario, wie bei den Morden vor einigen Wochen und suchen nach einem Nachahmungstäter. Frauen werden bestraft, weil sie entweder ihr Kind ausgesetzt, weggegeben oder vielleicht – wenn Sie Recht haben, Herr Schönherr – abgetrieben haben“, fasste Nicole zusammen. „Und der Täter hatte Zugang zu den Informationen.

      „Wie gehen wir also vor?“, fragte Lars, ebenso angespannt, wie die anderen.

      „Wir könnten den Vater von Frau Leistner befragen“, meldete sich Dietmar Schönherr erneut zu Wort. „Er heißt Heinz Bender, wohnt ebenfalls in Seligenstadt und nicht allzu weit weg von seiner Tochter. Ich habe gestern versucht ihn telefonisch zu erreichen – hatte aber kein Glück.“

      „Wie bitte? Die Eltern von Frau Leistner leben noch?“

      „Nur der Vater“, korrigierte der Kommissar. „Die Mutter ist vor fünf Jahren gestorben.“

      „Wir waren genauso überrascht wie du jetzt“, erwiderte Lars. „Zumal Herr Leistner seinen Schwiegervater mit keinem Wort erwähnte. Könnte natürlich sein, dass er es in der momentanen Situation einfach nur vergessen hat.“

      „Oder, das Verhältnis der beiden ist nicht das Beste“, fiel Dietmar Schönherr ein. „Soll vorkommen.“

      Lars nickte. „Ich erinnere mich, dass in der Wohnung der Leistners keine Fotos von Freunden oder der Familie zu sehen waren.“

      „Weshalb auch immer. Mittlerweile dürfte er Kenntnis vom Tod seiner Tochter haben. Wenn nicht durch die ortsüblichen Informationsträger, dann durch die Medien.“

      „Ja, bedauerlicherweise, und das auf total unangemessene Art“, stimmte Lars zu und Harald fügte an: „Im sozialen Netzwerk wurde ein Foto vom Tatort gepostet – inklusiv Leiche. Zum Glück sehr unscharf.“

      Nicole hatte sich aus dem Sessel erhoben. Zusammen mit Lars und Dietmar Schönherr stand sie hinter Harald und schaute auf dessen Bildschirm.

      „Das ist doch krank“, presste Dietmar Schönherr zwischen den Zähnen hervor.

      „Es muss von oben aufgenommen worden sein“, stellte Lars sachlich fest. „Aus einem der umliegenden Häuser, würde ich sagen. Von einigen Wohnungen hat man einen recht guten Blick in die Gasse und auf den Tatort … auch von der Terrasse der Leistners. Konnte ich selber feststellen.“

      „Aber von dort aus wäre der Winkel ein anderer und es ist auch weiter entfernt“, hielt Harald dagegen. „Es muss ein Grundstück direkt oberhalb des „Roten Brunnens“ sein.“

      „Ja“, gab Nicole ihm recht. „So viele Grundstücke, sprich Möglichkeiten gibt es da nicht. Deshalb dürfte es nicht schwierig sein, den Paparazzo ausfindig zu machen.“

      „Was soll das bringen?“, murmelte Dietmar Schönherr.

      „Wenn einer derart sensationslüstern ist, dass er frühmorgens ein Foto schießt um es im Netz zu posten“, hielt Nicole dagegen, „könnte ich mir vorstellen, dass dieser Jemand vielleicht noch andere Dinge beobachtet hat – Dinge, die uns vielleicht weiterhelfen.“

      Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Es war bereits 8 Uhr 25. Um 9 Uhr hatte sie einen Termin mit Staatsanwalt Falk von Lindenstein und wollte nicht zu spät kommen.

      „Habt ihr sonst noch etwas?“

      „Hätten

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