Der rote Brunnen. Rita Renate Schönig

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Der rote Brunnen - Rita Renate Schönig Regionalkrimi

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rief Harald an und erkundigte sich nach der Befragung von Markus Leistner. Ihrerseits informierte sie ihn zu der soeben beendeten Obduktion.

      „Was? Habe ich richtig gehört? Unser Opfer hat ein Kind auf die Welt gebracht? Wann?“

      „Genau konnte der Doc es nicht sagen – dürfte aber schon einige Jahre her sein“, beantwortete Nicole die Frage. „Ihr Ehemann hat euch nichts darüber erzählt?“

      Harald verneinte. „Vielleicht hat sie es ihm verschwiegen. Ich werde ihn sofort danach fragen. In dem Zusammenhang könnte es womöglich von Bedeutung sein, was Dietmar herausgefunden hat.“

      „So, was denn?“

      Sekunden später nickte Nicole. „Danke.“

      „Du kommst nicht mehr rein?“, fragte Harald noch.

      „Ich schon. Aber ihr könnt Feierabend machen. Wir sehen uns dann morgen.“

      Nicole nahm hinter dem Lenkrad ihres Dienstwagens Platz und Dietmar Schönherr stieg auf der Beifahrerseite ein. „Gibt es etwas Neues?“, fragte er.

      „Sagen Sie es mir“, antwortete Nicole.

      „Was? Ich verstehe nicht …?“

      „Ich verstehe es auch nicht. Was ist Ihr Problem? Wieso weiß ich nichts davon, dass Sie hier gearbeitet haben? Und warum erfahre ich nicht von Ihnen, was Sie über unser Opfer herausgefunden haben?“ Nicoles Worte kamen immer lauter über ihre Lippen.

      „Ich dachte nicht, dass es von Belang wäre – also, meine Arbeit hier. War ja auch nur für eine kurze Zeit, um mein Studium zu finanzieren. Und was die Sache mit unserem Mordopfer angeht … Es war lediglich so ein Bauchgefühl. Ich war mir nicht sicher, ob es relevant ist. Ich wollte erst noch …“

      „Was relevant ist und was nicht, würde ich gerne selbst entscheiden“, unterbrach Nicole scharf und startete den Motor. „In Zukunft möchte ich über jede Kleinigkeit unterrichtet werden, die Ihnen unter die Augen kommt.“

      „Verstanden“, antwortete Dietmar Schönherr.

      Er starrte stumm durch die Windschutzscheibe, während Nicole vom Hof der Villa fuhr und sich in den zäh fließenden Verkehr einordnete. Um die etlichen Baustellen und Sperrungen zu umgehen, fuhr sie durch Wohngebiete, in denen Dietmar Schönherr noch nie gewesen war. Nach 20 Minuten erreichten sie die Offenbacher Landstraße, als Nicole plötzlich fragte: „Was haben Sie eigentlich studiert?“

      „Medizin. Ich wollte ursprünglich Arzt werden, Bereich Rechtsmedizin. Hat mich schon immer interessiert.“

      „Und warum ist nichts daraus geworden?“

      „Meine damalige Freundin und jetzt Ehefrau wurde schwanger. Ich musste mir einen Job suchen, der uns ernährt. Also ging ich zurück zur Polizei.“

      Nicole bog auf das Gelände des Polizeipräsidiums ein. „Wo haben Sie Ihren Wagen geparkt?“

      „Gleich dort vorne, der rote Toyota.”

      „Dann bis morgen früh, pünktlich um 8 Uhr.“

      Dietmar Schönherr nickte, stieg aus dem Wagen seiner Chefin aus und in seinen ein. Er war verunsichert.

      Montag / 16:20 Uhr

      „Ja, was is en do los? Kriet mer üwerhaupt nix mehr verzählt?“, polterte Sepp.

      Das Dreigestirn – so Herberts Benennung seiner ehemals direkten Nachbarn – bestehend aus Gundel, Schorsch und Sepp, stürmten an Helene vorbei, sobald diese die Haustür geöffnet hatte. Wobei stürmen sich lediglich auf Gundel bezog. Bei Schorsch, der sich auf seinen Gehstock stützte, war es eher eine schlürfende Art der Fortbewegung. Während Sepp, auf unsicheren Beinen schwankend sich an der Wand entlang tastete, bis er sich laut schnaufend auf einen Küchenstuhl fallen ließ.

      „Ihr wisst ja offenbar schon Bescheid“, sagte Herbert.

       „Von weesche. Nix wisse mer“, dröhnte Sepp weiter. „Mir wisse nur, dass die Fraa, die erstoche worn is, Marita Leistner heeßt und, dass des vielleicht ihr Mann gewese is. Jedenfalls is der ganz fuchtelisch geworde, als die Gundel den gefrocht hot.“

      „Marina Leistner hot die gehaaße“, berichtigte Schorsch. Host de widder doi Heergerät net o, weil de Batterie sparn willst?“

      „Ach redd doch so koan Kokolores“, winkte Sepp ab. „Ob Marita oder Marina, des is doch egal. Tot is tot.“

      Dem hatten weder Herbert noch Helene etwas entgegenzusetzen.

      „Du wolltest dich doch nochmal mit Frau Hoffmann, der Nachbarin der Leistners, unterhalten? Wie kommt’s, dass du mit Herrn Leistner …?“

      „Ja, wollte ich“, wurde Helene von Gundel unterbrochen. „Ich stand ja auch lange Zeit vor ihrem Haus und habe mir den Daumen an der Klingel plattgedrückt. Und, als ich schon wieder gehen wollte, kam die Therese aus dem Haus der Leistners. Da bin ich natürlich gleich rüber. Ich dachte mir … zwei Fliegen mit einer Klappe und habe dem Herrn Leistner mein Beileid ausgesprochen. Dabei habe ich ihn auch gleich mal gefragt, wieso er denn nicht bemerkt hätte, dass seine Frau nicht zu Hause war.“

      „Sehr feinsinnig“, murmelte Herbert.

      „Und?“ Helene hatte die Hände auf die Tischplatte gestützt und sah Gundel aus weit aufgerissenen Augen an. Sie konnte es gar nicht erwarten, mehr zu erfahren.

      „Er sagte, weil er sehr spät heimgekommen sei, hätte er seine Frau nicht aufwecken wollen und deswegen im Gästezimmer übernachtet.“

      Gundel schürzte ihre Lippen. „Aber, wenn ihr mich fragt –, da stimmt’s nicht mehr ganz in der Beziehung; das hat auch die Therese gesagt. Erst letzte Woche hätte sie einen lauten Streit zwischen den beiden mitbekommen. Es ging wohl um einen Brief. Aber bevor sie hören konnte, was genau dahintersteckt, knallte das Fenster bei den Leistners zu. Das hätte sie aber den Kriminalbeamten nicht erzählt, sagte sie noch, weil … das wäre ja doch Privatsache und ginge die nichts an.“

      „Vielleicht hot se e Liebschaft, die Leistner‘“, schleuderte Schorsch in den Raum. „Und des, mit dem nachts dorsch die Geschend renne, ist nur so a Ausredd.“

      „Des is awer dann ganz schee oastrengend … ich moan, immer so mitte in de Nacht“, hielt Sepp dagegen.

      „Wieso? Die war doch noch jung. Do kenn ich ganz annere, viel Ältere, die do nachts rumstromern.“

      „Escht jetzt?“, brachte Sepp seine Verwunderung zum Ausdruck. Ganz in der Art, wie sein Enkel Leon sich in letzter Zeit äußerte.

      „A noja, halt net drauße, awer von oaner Wohnungsdier zur annern. Du glaabst ja net, was do bei uns so alles los is, nachts.“

      „Och ja, erzähl. Des det misch jetzt schon interessiern.“

      „Uns aber net“, beendete Herbert abrupt die womöglich heiklen Berichte über nächtliche Exkursionen der Senioren. „Unser Thema is der Mord an der Frau Leistner und net, wer nachts mit wem in dem Altenheim durch die Gegend geistert.“

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