Der rote Brunnen. Rita Renate Schönig

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Der rote Brunnen - Rita Renate Schönig Regionalkrimi

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– verheiratet und kinderlos. Die zweite Frau war 39 Jahre alt; ebenfalls verheiratet, Hausfrau und Mutter von zwei Kindern im Alter von 12 und 16 Jahren.

      Die Vernehmung des mutmaßlichen Täters – er nannte sich Michael Lambrecht und hatte keinerlei Ausweispapiere bei sich – gestaltete sich schwierig. Auf die Beamten machte er einen verwirrten Eindruck.

      Ein sofort durchgeführter Drogentest und eine spätere Blutentnahme ergaben, dass der Mann keine bewusstseinshemmenden Substanzen eingenommen hatte; Alkohol konnte auch ausgeschlossen werden.

      Auf die Frage, welchen Bezug er zu den Frauen hatte, antwortete er nur: „Gott gab mir den Auftrag sie zu töten, um ihre Seelen zu retten.“

      Das absonderliche Verhalten des Mannes erklärte sich, als eine psychiatrische Einrichtung, in Hofheim/Taunus, die Abwesenheit eines Patienten anzeigte. Wie sich herausstellte, handelte es sich um besagten Michael Lambrecht.

      Wie der Mann aus der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie entkommen konnte, konnte niemand erklären. Auch die Aufzeichnungen der Überwachungskameras an den Eingängen ergaben keinen Treffer.

      Die Befragung der Angestellten, sowie des Pflegepersonals und der Ärzte brachten keine hinreichenden Indizien für einen Durchsuchungsbeschluss; weshalb der Richter, nach dem vorgelegten Gutachten der psychologischen Leiterin der Institution, Dr. Claudia Scherer, schnell zustimmte, den Mann wieder in deren Obhut und somit in die Anstalt zurückzuführen.

      Begründung: Schuldunfähigkeit wegen seelischer Störungen, nach § 20 STGB und § 21 STGB. Ein gesondertes Verfahren sollte klären, inwieweit eine Verletzung der Aufsichtspflicht der zu betreuenden Personen vorlag.

      Weiterhin blieb offen, woher Lambrecht die Wohnorte seiner Opfer kannte und deren Vorleben. Beide Frauen hatten im jugendlichen Alter eine Abtreibung vornehmen lassen.

      Letztlich ein alles andere als befriedigendes Resultat, weder für die Kriminalkommissarin, noch für die Angehörigen der Opfer. Alle hätten es lieber gesehen, wenn die Morde endgültig aufgeklärt worden wären und der Mörder lebenslänglich ins Gefängnis gekommen wäre.

      Nicoles Hand tastete zur Seite … leer. Demnach standen die Chancen auf ein ausgiebiges Frühstück nicht schlecht. Das leise Klappern von Porzellan gab ihr recht.

      Vielleicht ein schöner Spaziergang durch den Klostergarten und am Main entlang? Oder auch nur chillen …? Mal sehen, was sich so ergibt.

      Mit diesen Gedanken öffnete sie die Schlafzimmertür und schon waberte der Duft von Kaffee und anderen Köstlichkeiten um ihre Nase.

      „Guten Morgen, mein Schatz“, wurde sie von Andy begrüßt. „Gut geschlafen?“

      „So gut wie schon lange nicht mehr“, erwiderte Nicole und legte ihre Arme von hinten um die Taille ihres Lebensgefährten.

      Über seine Schulter auf die Pfanne blickend fragte sie: „Was zauberst du da? Das riecht köstlich.“

      „Eier und Speck, Würstchen, gebratene Champignons, Tomaten. Ein fast perfektes Schottisches Frühstück. Aber, Black Pudding magst du ja nicht.“

      „Nein, bloß nicht.“ Angewidert verzog Nicole das Gesicht. „Wer isst schon zum Frühstück gebratene Blutwurst? Welcher vernünftige Mensch isst überhaupt gebratene Blutwurst?“

      „Wurstähnliche Gerichte aus Blut sind so alt wie die Menschheit. Erste schriftliche Zeugnisse eines ähnlichen Gerichts finden sich im Jahr 800 vor Christus in der Odyssee von Homer.

      Gerade in der armen Bevölkerung hatte man sehr darauf geachtet, sämtliche Teile eines geschlachteten Tieres zu verwenden, auch das Blut. Ob Blutwurstprodukte allerdings von den Römern bei ihrer Eroberung Europas verbreitet wurden oder ob die Mauren es nach Frankreich brachten und von dort nach England oder einen ganz anderen Weg auf die britische Insel fanden, ist kaum noch endgültig zu klären. Fest steht … in England war Black Pudding regelmäßiges Frühstück des Königs Henry VIII, wenn er große Bankette am Hampton Court abhielt.“

      Nicole zog die Stirn in Falten. „Du weißt aber schon, dass er zwei seiner sechs Ehepartnerinnen hinrichten ließ? Lag vielleicht am Black Pudding.“

      „Ist ja schon gut.“ Andy hob abwehrend die Hände. „Bevor du mir den Kopf abschlägst … Kaffee ist fertig. Koffein bringt dich hoffentlich auf andere Gedanken.“

      Nicole nippte kurz an dem schwarzen heißen Getränk und verschwand im Badezimmer.

      Zehn Minuten später saßen die beiden gut gelaunt am Frühstückstisch, bei offener Terrassentür. Die Sonne wärmte mit bereits 20 Grad, wie das digitale Thermometer an der Außenwand anzeigte, und es sollte am Nachmittag noch wärmer werden.

      „Wie wäre es mit einem Spaziergang? Ich dachte an Altstadt, Klostergarten und vielleicht ein Eis?“, versuchte Andy seine Partnerin zu locken.

      „Zwei Dumme, ein Gedanke“, erwiderte Nicole lächelnd. „Hatte ich auch schon in Erwägung gezogen.“

      „Nicht nur zwei Dumme“, widersprach Andy. „Helene rief an, ob wir nicht Lust auf einen Spaziergang hätten. Später würde Herbert gerne die Grillsaison eröffnen.“

      „Hört sich gut an. Klar, machen wir. Wann?“

      „Ich habe gesagt, das macht ihr Mädels unter euch aus.“

      Nicole nahm sofort ihr iPhone zur Hand. Sie freute sich, mit ihrer mütterlichen Freundin und deren Lebensgefährten ein paar schöne Stunden verbringen zu können. Viel zu lange hatten sie sich schon nicht mehr gesehen.

      Ein paar Sekunden später meldete sich Helene.

      „13 Uhr 30 passt gut … Ja, auf jeden Fall, Steak ist prima … Ok, bis dann.“

      Sonntag / 14:20 Uhr

      „Welche Bedeutung haben die Kinderfiguren beidseits am Stein; dort, wo das Wasser herausfließt?“, fragte Andy.

      Die vier saßen, mit je einem Eis in der Hand, auf der Bank gegenüber des „Roten Brünnchens“.

      „Des hat mit den Seligenstädter Babys zu tun“, antwortete Herbert verschmitzt. „Wenn die Frau, die ein Kind habe will, des Wasser aus dem Brunne trinkt und danach Würfelzucker auf die Fensterbank legt, bringt der Storch bald ein Baby.“

      „So einfach ist das?“ Nicole lachte.

      Ein etwa fünfjähriges Mädchen blieb vor dem Brunnen stehen und beugte sich zu den Sandsteingebilden. Dann drehte sie sich um, blickte Herbert direkt ins Gesicht und schüttelte dabei ihre langen blonden Haare.

      „Du bist schon so alt und weißt nicht, dass die Babys aus Mamis Bauch kommen?“

      „Bist du dir da ganz sicher?“, fragte Herbert todernst. „Also, bei uns in Seligenstadt müssen die Mamis aus dem Brunnen trinke. Des ist nämlich ein ganz besonderes Wasser. Hat dem Kurfürst Schweikert auch schon geholfe. Der hat vor ganz langer Zeit gelebt.“

      „Wollte der auch ein Baby?“, fragte das Mädchen; jetzt doch etwas verunsichert.

      „Nee. Der hat nur Angst gehabt, dass ihn

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