Der Totenflüsterer. Dietmar Kottisch

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Der Totenflüsterer - Dietmar Kottisch

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      Die beiden Freundinnen schwiegen, jede mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Dann hörten sie Lothars Stimme aus dem Wohnzimmer. „Dürfen wir euch beim Aufräumen helfen? Kriegen wir auch einen Cognac?“ Annemarie verdrehte die Augen. Dann hörten sie Pauls Stimme: „Kommt ihr wieder ins Wohnzimmer?“

      Als die beiden Frauen zurückkehrten, sah Lothar, dass Klara geweint hatte. Er drückte die Zigarette in den Aschenbecher, stand auf und legte ihr einen Arm um die Schulter. „Hab ich was Falsches gesagt? Das wollte ich nicht.“

      „Nein, du kannst nichts dafür.“

      Dann sah Lothar Paul an: „Weißt du, um was es geht?“

      „Ich denke schon, aber dich wird es sicherlich kaum interessieren.“

      „Nun mal halblang,“ protestierte er.

      Seine Frau setzte sich zu ihm. „Wenn ich dir erzähle, was ich eben erfahren habe, wirst du dich wundern, mein Lieber!“

      Verdutzt sah er sie an. „Jetzt bin ich aber gespannt“.

      „Paul, erzähl du es ihm,“ bat Annemarie, „du bist der Fachmann.“

      „Ich kenne deine Meinung, „ begann er, „zumal du schon öfters Stimmen von mir gehört und sie als Einbildung bezeichnet hast. Aber jetzt spiele ich dir diese zwei Stimmen einmal vor. Bilde dir selbst ein Urteil, mein Freund, o.k.?“

      Lothar nickte und sagte nichts mehr. Sie standen auf und gingen ins Arbeitszimmer, Paul nahm seinen Platz ein und die anderen verteilten sich auf die Stühle, nur Lothar blieb stehen. Paul schaltete das Tonbandgerät ein, suchte in seinem Block die Daten. „Hier hab ich sie.“ Er schaute seinen Freund an. „Bist du bereit?“

      „Ja.“ Lothar schaute in die Runde, seine Miene spiegelte Verlegenheit wider, als habe man ihn bei etwas Unerlaubtem erwischt. Und dann zuckte er kurz zusammen, als er die Stimmen laut und deutlich hörte.

      Er konnte nicht ahnen, dass er 2 Monate später…

       3.

      In Wiesbaden, in einer Seitenstrasse der Luisenstraße, befand sich der >Interessenverein der Tonbandstimmen<. Die Räume waren eine ehemalige Fahrschule, die in einen anderen Stadtteil umgezogen ist. Die kleine Schar der Tonbandstimmenforscher traf gegen neunzehn Uhr ein. In einer Ecke des zehn mal zwölf Meter großen Raumes stand auf einem kleinen Beistelltisch ein Kaffeeautomat mit Tassen und Untertassen, ein Heißwasserkessel, Kaffeetüten, 4 Teedosen und Teefilterpapier. Kaffee und Tee wurden an diesen Abenden in rauhen Mengen getrunken.

      In der Mitte standen ein ovaler Tisch und sechs Stühle. Der Raum war gut beleuchtet durch große Deckenstrahler.

      Es waren da:

      Paul Klein,

      Rainer Drechsler, Inhaber eines Supermarktes in Frankfurter Stadtteil Schwanheim,

      Franziska Breitenbach, Sekretärin in einem Anwaltsbüro in Frankfurt,

      Jochen Brahms, Arzt in Büdingen, einem kleinen historischen Städtchen am Fuße des Vogelsberges,

      Irmgard Kowalski, Hausfrau aus Bad Homburg,

      und Dieter Schelling, Sachbearbeiter bei einer Versicherung in Frankfurt.

      Nach und nach nahmen alle Platz. In der Mitte des Tisches stand eine Tonbandmaschine, auf der alle ihre mitgebrachten Bänder abspielen konnten. So musste nicht jeder jedes Mal sein eigenes Tonband mitbringen. Oder jemand benutzte einen Kassettenrekorder. Sie begrüßten sich herzlich, denn im Laufe der Zeit entstand unter ihnen eine Art vertrauensvoller Freundschaft mit einem einzigen Ziel, der Welt zu beweisen, dass der Tod nicht das Letzte war, sondern dass es im Jenseits auf eine noch zu erforschende Art ein Weiterleben gab.

      Die Arbeiten faszinierten sie, sie tauschten die neuen Ergebnisse aus und diskutierten. Nachdem alle auf ihren Stühlen saßen, eröffnete Paul die Sitzung mit den Worten: „Ich habe vorgestern eine interessante Einspielung gemacht. Es sind zwei gute Stimmen übers Mikrophon. Und das Schöne daran ist, dass ich einen Freund von mir, einen sehr sarkastischen Skeptiker, zumindest das Schweigen gelehrt habe.“

      „Ich bin gespannt,“ sagte Jochen lächelnd und zündete sich eine Zigarette an.

      Paul legte seine Bänder in das Tonbandgerät und sein Heft vor sich auf den Tisch.

      „ Die Vorgeschichte. Die Schwester meiner Frau ist 1961, also mit vierzehn Jahren, ertrunken. Vorgestern, am Donnerstag um neunzehn Uhr vierunddreißig kam ihre erste Stimme herein, die Stimme meiner kleinen Schwägerin.“

      Sie alle schauten zu, wie er in seinem Buch nach der Bandlaufstelle suchte.

      „Eine Mikrophonstimme!“ Er drückte auf den Startknopf und der Raum wurde erfüllt mit jenen seltsamen Geräuschen, die ein hoch ausgesteuertes Mikrophon erzeugt. Und dann hörten sie klar und deutlich die Stimme. Obwohl zwischenzeitlich alle an diese Arbeit gewohnt waren, war die Reaktion immer wieder ein konzentriertes Hören, verbunden mit einem Staunen und der Freude von Forschern, die ein Ergebnis hatten.

      „Ich höre deutlich den Namen Sarah,“ sagte der Arzt.

      „Ich auch, “ nickte Franziska.

      „Ja, Sarah,“ bestätigte Reinhard.

      „Sarah, stimmt!“ sagte Irmgard.

      „Spiels noch mal ab,“ bat Dieter.

      Paul drückte wieder auf den Startknopf, und alle hörten jene hin gehauchte, wie durch einen Tunnel klingende Stimme. Dann nickte er, „..Ja, ich höre es. Das S ist sehr deutlich. Sarah!“

      „Das alleine wäre ja kein Beweis für unsere These. Es gibt wahrscheinlich eine Menge Sarahs auf dieser Welt, die gestorben sind, ob jung oder alt. Und jetzt kommt dieser so genannte Anscheinsbeweis.“

      Paul drückte wieder auf den Knopf, dann hörten sie alle noch einmal dieselbe Stimme und danach das kurze „Äppli“. Alle waren sich einig, es hieß „Äppli“.

      „Äppli war die erste Liebe des jungen Mädchens, meine Frau hat es bestätigt, sie erinnerte sich daran.“

      Alle waren jetzt still und in sich gekehrt. Sie hatten den Anscheinsbeweis ihrer These, die Bestätigung eines Faktes aus der Vergangenheit.

      „Es wäre interessant herauszukriegen, ob dieser Junge von damals noch lebt und wo. Er könnte es zum Beispiel bestätigen, wenn er sich daran erinnert. Frag doch deine Frau, ob sie weiß, wo er wohnt,“ sagte Franziska und nahm einen Schluck Tee.

      „Sicherlich heißt er nicht Äppli, das ist nur ein Kosename oder so,“ wandte Reinhard ein.

      „Könnte von Apfel kommen….“

      „Er könnte vielleicht… ihre Äpfelchen… gemeint haben…“ schmunzelte die Kowalski.

      Einige grinsten. „Und daraus hat sie ihn liebenswürdig vielleicht Äppli genannt.“

      Ein paar lachten.

      „Ich

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