Spaghetti extra scharf. Vera X

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Spaghetti extra scharf - Vera X

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      Die Frau wurde als ausgesprochen brutal und gefährlich geschildert. Eine, die sofort von der Schusswaffe Gebrauch machte. Erst schießen und dann nach den Personalien fragen. So eine war das.

      Um die Ermittlungen nicht zu gefährden, hielt die Polizei gewisse Informationen vor der Presse und dem Mob interessierter Bürger geheim. Einem der Polizeiköter war es gelungen, meine Spur von der Sparkasse bis zum Bahndamm zu verfolgen. Vielleicht hat die Töle dafür eine extra Portion Wiener Würstchen spendiert bekommen. Ich habe es nie erfahren.

      Falls der Eindruck entstehen sollte, ich wäre nicht tierlieb. Meine Oma hatte einen Wellensittich. Den habe ich sehr gemocht. Aber der machte auch nicht gemeinsame Sache mit der Polizei.

      Ich weiß. Ich bin schon wieder nicht witzig.

      Jedenfalls sammelten die Kriminaltechniker Spuren ein, die zu dem Räuber gehören mussten. Ein paar rotblonde Haare, die vermutlich von einer Perücke stammten. Ein Tuch mit Schminkresten. Und zwar Profischminke, wie man sie beim Theater verwendet. Das stellte man im Labor eindeutig fest.

      Ich war nicht so schlau, wie ich dachte.

      Kommissar Lesot war das alles langsam unheimlich. Noch glaubte er an zwei Täter. Zwei Maskenbildner, die gemeinsame Sache machten? Vielleicht handelte es sich um ein Gaunerpärchen.

      Nach dem zweiten Überfall erschien in der Sparkasse wieder der schwarze Mann von der Versicherung. Er machte dem Filialleiter mächtig Druck. Gewisse Räuber hatten diese Sparkasse offenbar lieb gewonnen, und man rechnete mit weiteren Überfällen. Da musste etwas getan werden.

      Eine neue Idee war bald gefunden. Man engagierte einen bereits pensionierten Polizeibeamten, der sich noch nicht alt genug für den Ruhestand fühlte und es noch mal wissen wollte.

      Während der Öffnungszeiten saß er nun im Schalterraum an einem kleinen Tisch und beobachtete unauffällig die Kundschaft, während er noch Zeit fand, die Zeitung zu lesen oder der hübschen Kassiererin schöne Augen zu machen.

      Seine große Stunde war gekommen, als er eines Tages einen älteren Mann mit gezogener Pistole in die Sparkasse stürmen sah. Und er hatte es immer noch drauf. Er stellte dem Dieb ein Bein, und dieser fiel ihm der Länge nach vor die Füße. Sofort stürzte er sich auf ihn. Er schaffte es schließlich, dem Räuber die Hände mit Handschellen auf dem Rücken zu fesseln, was von Kunden und Angestellten mit Beifall belohnt wurde.

      Er hatte nur kurz Gelegenheit, diesen Triumph auszukosten. Als bald darauf zwei Streifenpolizisten eintrafen, nahmen sie dem vermeintlichen Räuber die Handschellen wieder ab. Der machte seinem Ärger mit Schimpfworten Luft, die in keinem heiligen Buch der Welt zu finden sind. Es war ihr direkter Vorgesetzter aus der Dienststelle in Obereschenbach.

      Wieder einmal hatte einer der Angestellten die Füße nicht stillhalten können und unbemerkt Alarm ausgelöst. Zufällig war der Dienststellenleiter gerade in Untereschenbach unterwegs, und er wollte die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen.

      Dumm gelaufen, dachte der Redakteur des Stadtanzeigers und freute sich über den neuen Aufhänger für einen Artikel. Sehr zur Freude der Bürger.

      5. Kapitel

      Betrogen zu werden, ist eine harte Sache. Das kratzt an der Ehre und macht wütend. Ich sollte es bald erfahren.

      Wieder einmal stieg ich in unseren verwilderten Keller hinunter, um mir das schöne Geld anzusehen, mit dem ich mir eine neue Existenz aufbauen wollte. Es traf mich wie ein Schlag mit dem Hammer. Als ich den losen Ziegelstein aus der Mauer herausrückte, sah ich in ein schwarzes Loch, in dem sich außer jeder Menge Staub und Dreck nichts befand. Die vielen netten Scheinchen, die ich mir so mühevoll beschafft hatte, waren verschwunden. Nur eine kleine Spinne wedelte mir an einem ihrer Fäden entgegen. Wahrscheinlich lachte sie mich aus. Ich brauchte ein paar Minuten, bis ich es als wahr akzeptieren konnte. Jemand hatte das Versteck gefunden und geplündert.

      Ich zermarterte mir das Hirn, wer dafür infrage kam. Das ältere Ehepaar aus dem dritten Stock befand sich auf einer Weltreise und schipperte gerade mit einem Ozeandampfer über die Weltmeere.

      Womöglich die alte Frau Slomka im Parterre. Das war so eine, die tagsüber hinter der Gardine an ihrem Küchenfenster lauerte und alles und jeden beobachtete. Frau Slomka wusste Bescheid. Vor allem über Dinge, die sie nichts angingen. Also über die Verhältnisse anderer Leute. Manchmal horchte sie auch an den Wohnungstüren. Dabei hatte sie das eigentlich gar nicht nötig. Frau Slomka verfügte über ausreichend Fantasie, um sich die wildesten Geschichten über die Leute auszudenken.

      Ich war ihr Liebling. Wenn sie mich im Hausflur erwischte, wurde ich in ein Gespräch verwickelt, aus dem es so bald kein Entrinnen gab. Ich übertreibe nicht, aber unter einer Stunde Redezeit kam ich nie davon. Ich erfuhr alles über jedes erlaubte und verbotene Techtelmechtel in der Nachbarschaft, das sich gerade anbahnte oder geendet hatte, ob ich wollte oder nicht. Dabei legte sie keinen besonderen Wert auf meine Kommentare. Wenn ich etwas erwiderte, übertönte sie einfach meine hilflosen Versuche mit einem lauten Redeschwall. Gegen die kräftige Stimme von Frau Slomka kam ich nicht an. Wenn einer redet und der andere hört zu, ist das auch genug.

      Bald machte ich es mir zur Gewohnheit, mich von der anderen Straßenseite an das Haus heranzupirschen. Das bedeutete zwar, dass ich einen Umweg um den Häuserblock machen musste. Aber so konnte sie mich vom Fenster aus nicht sehen. Vor der Haustür zog ich die Schuhe aus. Möglichst geräuscharm schlich ich auf Strümpfen durchs Treppenhaus. Die Nachbarn hatten ihren Spaß daran. Sie schlossen sogar Wetten ab, wie oft es mir wohl gelingen würde, ungesehen an der Wohnungstür von Frau Slomka vorbeizukommen. Die auf mich setzten, verloren meisten. Es gelang mir selten.

      Nur auf eines konnte man sich bei Frau Slomka verlassen. Freitags hatte sie ihren Frisörtermin. Den verpasste sie nie. Waschen, Legen, Föhnen. Manchmal auch Schneiden oder Dauerwellen. Hierbei konnte sie bestimmt auch Neuigkeiten erfahren, die ihr aus einem unverständlichen Grund entgangen waren. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Wie man so sagt.

      Ich nutzte immer die günstige Gelegenheit, um ungesehen in den Keller zu steigen oder Wichtiges zu erledigen, bei dem ich nicht unbedingt gesehen werden wollte. Wen wundert es, dass eine gewisse Sparkasse in einem entfernten Ort bevorzugt freitags überfallen wurde.

      Vielleicht konnte ich von Frau Slomka doch etwas erfahren. An diesem Nachmittag durchquerte ich bedeutend langsamer als sonst und unüberhörbar laut den Hausflur. Frau Slomka enttäuschte mich nicht. Sie war sofort zur Stelle. Unter den Neuigkeiten, die sie mir unbedingt unter die Nase reiben musste, interessierte mich nur eine: Die Nachbarin aus der ersten Etage hatte vor Kurzem alte Sachen in den Keller gebracht. Endlich hatte ich eine heiße Spur. Wie heiß, das sollte ich noch erfahren. Es reichte jedenfalls aus, um sich daran gehörig die Finger zu verbrennen.

      Ich nahm mir vor, der Dame einen Besuch abzustatten. Aber ohne Anmeldung. Ironie des Schicksals, dass sie fast den gleichen Namen hatte wie ich. Eine Frau Becker, aber mit >e<.

      Am nächsten Freitagmorgen wartete ich mit Spannung darauf, dass die Nachbarin aus dem ersten Stock das Haus verließ, um zur Arbeit zu fahren. Fast wie Frau Slomka stand ich hinter der Gardine. Ich sah ihr nach, wie sie die Straße entlanglief und bald darauf um die nächste Ecke verschwunden war.

      Ich setzte mich an den Küchentisch und schob ungeduldig eine bereits leer getrunkene Kaffeetasse von einer Seite der Tischplatte zur anderen. Manchmal stand ich auf und ging im Zimmer auf und ab, während ich immer wieder auf meine Armbanduhr sah.

      Endlich

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