Spaghetti extra scharf. Vera X

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Spaghetti extra scharf - Vera X

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gerechnet.

      Am nächsten Morgen filzte die kleine Ida heimlich den Mülleimer in der Küche. Sie holte die Tageszeitung vom Vortag heraus und steckte sie unbemerkt in ihre Schultasche.

      Schulstunden können langweilig sein. Wer hat schon Lust, blöde Rechenaufgaben zu lösen, wenn es Wichtiges zu erledigen gibt.

      Als Ida am Mittag aus der Schule kam, machte sie sich nicht wie gewöhnlich auf den Heimweg. Sie lief in die andere Richtung zum Polizeipräsidium.

      Der diensthabende Polizist schaute etwas ratlos, als ihm ein kleines Mädchen, das kaum mit dem Scheitel über den Tresen reichte, eine Tageszeitung überreichte und dazu eine unglaubliche Geschichte erzählte. Ida hatte sogar eine Zeichnung von dem verschwundenen Mann gemalt, die sehr einem bunten Strichmännchen ähnelte.

      „Weißt du, wir haben hier auch Leute, die zeichnen können“, sagte der Beamte. „Möchtest du dir das mal ansehen?“

      Ida war einverstanden.

      Der Beamte hielt die Aussage der Kleinen für glaubhaft und er holte einen Mitarbeiter der Kripo dazu. Das war Paul Wenig, ein dicker und gutmütiger Polizist, wegen seines Bauchumfangs von allen nur Bärchen genannt und erst sechsundzwanzig Jahre jung.

      Ein Protokoll wurde aufgenommen. Die Verbindung zu dem Überfall auf die Sparkasse in Untereschenbach war schnell hergestellt. Es gab nicht viele grauhaarige Männer mit Arbeitsanzug, die an jenem Tag in dem kleinen Ort aus dem Zug gestiegen waren.

      Der Polizeizeichner fertigte nach Idas Angaben ein Bild an, das zur Fahndung nach dem Sparkassenräuber eher geeignet zu sein schien. Danach war für Ida klar, was sie später einmal werden wollte: Zeichnerin bei der Polizei.

      Eine Kleinigkeit fehlte allerdings noch. Die kleine Ida reckte keck den Kopf nach oben. „Gibt es dafür auch eine Belohnung?“

      Verlegen sahen sich die beiden Polizisten an.

      Der dicke Paul fasste mit der Hand an sein Doppelkinn und überlegte. „Mal sehen … Eigentlich schon … Bei wichtigen Hinweisen ist das immer so … Dafür gibt es ein extra großes Kindermenü von Burger King. Wie hört sich das an?“

      Ida strahlte.

      Paul lief ins Nebenzimmer und entleerte das weiße Sparschwein mit der rosa Schnauze. Die Kaffeekasse der Abteilung.

      „Mist. Reicht nicht“, schimpfte er.

      Die wenigen Münzen, die aus dem Bauch des Sparschweins herausrollten, raffte er mit einem Handgriff zusammen. Dann eilte er an seinen Spind und holte seine Brieftasche.

      Ein Kollege unterbrach seine Schreibarbeit und sah ihm interessiert zu. „Darf man wenigstens wissen, wohin du mit unserem Geld durchbrennst?“

      „Ich muss mal eben weg“, sagte der dicke Paul. „Eine Dame ausführen. Ist übrigens dienstlich. Wir sind da an einer wichtigen Sache dran.“

      „Hört sich ja toll an. Hoffentlich weiß sie, dass Polizisten wenig verdienen.“

      Bald darauf lief Paul mit der kleinen Ida an der Hand die Straße hinunter in Richtung Burger King.

      Das Kindermenü bestand aus einem Hamburger, einer großen Portion Pommes, einem Milchshake und einem in Plastik verpackten Spielzeug als Zugabe. Zum Nachtisch gab es ein Eis mit einer Schicht Schokolade darauf.

      Paul war eigentlich auf Diät, wie meistens. Und wie meistens löste sich dieser Vorsatz beim Anblick der vielen Leckereien in Wohlgefallen auf, und er bestellte sich einen Hamburger als Doppeldecker.

      Man kann sagen, da saßen zwei beisammen, glücklich und ziemlich gefräßig.

      Der dicke Paul fragte sich, ob so eine kleine Ida einmal ihm gehören würde. Dazu fehlte ihm allerdings noch die passende Frau. Am besten eine gute Köchin, die füllige Männer mochte.

      In der Zwischenzeit verständigten Kollegen die Mutter von Ida. Die reagierte wie alle Mütter erst ängstlich und besorgt, als ein Polizist anrief und ihr mitteilte, dass sie Ida auf dem Revier hatten. Dann war sie aber mächtig stolz auf ihre Tochter. Allen Nachbarn und Freundinnen musste sie sofort die Geschichte von ihrer klugen Ida erzählen, die bei der Jagd auf den Räuber einen entscheidenden Hinweis gegeben hatte.

      Noch einen Tag später. Wieder las ich beim Frühstück in der Tageszeitung einen Artikel über den Überfall auf die Sparkasse. Diesmal war neben dem Bild aus der Überwachungskamera ein gezeichnetes Phantombild abgebildet. Es zeigte einen jungen Mann. Dazu wurde die Geschichte eines kleinen Mädchens erzählt, das die wahre Identität des Räubers kannte.

      Ich war erstaunt, aber nicht beunruhigt. Der junge Mann auf dem Phantombild hatte ein alltägliches Gesicht. Die Beschreibung passte auf viele Männer dieses Alters. Sollten sie ruhig weiter suchen. Ich hatte zu tun. Emsig arbeitete ich bereits an einer neuen Verkleidung für meinen nächsten Besuch in der Sparkasse.

      Für die Einwohner von Untereschenbach und Obereschenbach war der Überfall auf die Sparkasse ein Skandal, der ausgiebig diskutiert werden musste. Und die Lokalzeitung hatte eine Schlagzeile für die erste Seite.

      Die Polizisten mit ihren ständigen Fragen hatten in der Sparkasse schon für genug Wirbel gesorgt. Jetzt waren sie fort. Dafür erschien ein Mann von der Versicherung, um den Schadensfall vor Ort aufzunehmen. So ein Typ mit schwarzem Anzug und schwarzer Aktentasche unter dem Arm. Sichtlich unzufrieden schritt er die Räume ab und ließ sich diese unglaubliche Tat in allen Einzelheiten schildern. Die Sicherheitsmaßnahmen hatten nicht ausgereicht. Er fand auch gleich den Fehler im System: Nur die Kassiererin in ihrer Kassenbox hatte einen Notknopf, mit dem sie Hilfe herbeirufen konnte. Er erklärte dem Filialleiter, dies sei auf keinen Fall hinnehmbar.

      Der war sowieso schon mit den Nerven am Ende. Mit rudernden Armbewegungen versuchte er, imaginäre Flutwellen beiseitezuschieben. Er versprach, sofort für Abhilfe zu sorgen.

      Zwei Tage danach traf ein Fachmann für Sicherungsanlagen in der Sparkasse ein. Unter den Schreibtischen der drei Angestellten im Schalterraum verlegte er ein kompliziertes Netz von Drähten und Schaltern. Nun konnte jeder der Angestellten einfach mit einer Fußbewegung Alarm auslösen. Zu einfach, wie sich bald herausstellte. Immer wieder kam es vor, dass jemand, ohne es zu merken, versehentlich an den Schalter geraten war. Sehr zum Unmut der Polizeibeamten in Obereschenbach, die den weiten Weg in die Nachbargemeinde regelmäßig umsonst machten.

      Es entwickelte sich zu einem immer wiederkehrenden Ritual. Ein Polizeibeamter steckte den Kopf zur Tür herein, und die Kassiererin signalisierte ihm mit einer abwehrenden Handbewegung, dass alles in Ordnung war. Kein Räuber in Sicht. Nur Frust bei den Uniformierten.

      Die Akte über den Raub landete auf dem Schreibtisch von Kommissar Lesot. Die kleine Ida wusste nicht nur zu berichten, dass ein junger Mann auf einer Zugtoilette auf sonderbare Weise verschwunden war. Sie hatte auch gesehen, an welcher Bahnstation der Mann eingestiegen war. Vermutlich lebte der Täter in Düsseldorf.

      Bei Kommissar Lesot hielt sich die Begeisterung in Grenzen, als ihm der dicke Paul den Bericht auf den Schreibtisch legte. Über Mangel an Arbeit konnte er sich wirklich nicht beklagen. Es passte ihm gar nicht, dass er noch einen neuen Fall dazu bekam. Sein erster Arbeitstag nach einem Urlaub von nur vierzehn Tagen. Das fing ja gut an. Den Letzten kriegen sie dran. Und das war wieder einmal er.

      Er öffnete das Fenster und atmete die von Abgasen

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