Spaghetti extra scharf. Vera X

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Spaghetti extra scharf - Vera X

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       Leider müssen wir Ihnen mitteilen …

      Die Enttäuschung war Frau Greifer anzumerken, was mich nicht weiter bekümmerte. Ich wechselte in den nächsten Gelegenheitsjob. Und zwar als Aufsicht in der Tankstelle an einer Autobahnauffahrt.

      Ich hatte die Nachtschicht. Am Tag arbeiteten dort drei Mitarbeiter und der Chef selbst. Ich war nachts allein. Es bedeutete, die Quengeleien und beleidigenden Sprüche von schlecht gelaunten Kunden zu ertragen, oder hinter Typen herzulaufen, die sich an unseren Zapfsäulen bedienten und sich dann ohne zu bezahlen aus dem Staub machen wollten.

      Überfälle waren nicht selten. Manchmal beschränkte sich ein ganz Schlauer auf verbale Drohungen: >Gib mir das Geld, oder ich polier dir die Fresse.< Oder so ähnlich. Bedrohungen mit Messer oder Schusswaffe kamen auch vor.

      Kurz gesagt, es handelte sich um einen Job, den man seinem Lieblingsfeind nicht schenken wollte. Gerade richtig für Rudi, dachte ich mir. Hier hatte ich keine Konkurrenz. Die meisten Kandidaten hielten nur Wochen durch. Ich aber blieb und bekam eine feste Anstellung. Damit konnte ich wenigstens Frau Greifer Lebewohl sagen, und meine Karriere als Pinsel schwingender Azubi hatte sich erledigt. Ob sie geweint hat, weiß ich nicht.

      Mein niedriger Lohn reichte mit Überstunden gerade für das tägliche Überleben. Aber mir würde schon noch etwas einfallen, womit ich meine Situation verbessern konnte. Und es sollte nicht lange dauern, bis mir dazu etwas einfiel.

      Mein kleiner Neffe hatte Geburtstag. Wie man das so macht, durchsuchte ich einen Spielzeugladen nach einem Geschenk, gut genug, um mich als Onkel unentbehrlich zu machen, und dabei so preiswert, dass sich das Loch in meiner Geldbörse nicht unnötig vergrößerte.

      Ich schritt verwundert vorbei an Bergen von buntem und nutzlosem Zeug, das für die kleinen Rabauken höchstens ein paar Wochen von Interesse sein konnte. Zwischen den Regalen sprang plötzlich ein kleiner Junge auf mich zu und bedrohte mich mit einer Spielzeugpistole, die aber verteufelt echt aussah. „Hände hoch, oder ich schieß dir ein Loch in den Bauch.“

      Ich wollte nichts riskieren und folgte der Aufforderung. Die Mutter befreite mich aus dieser misslichen Lage und zog den kleinen Rotzlöffel mit sich fort, bevor er die Situation ausnutzen und mir ein Lösegeld abtrotzen konnte.

      Ich kaufte die Pistole, um sie zu behalten. Für meinen Neffen fand ich ein rotes Feuerwehrauto mit Drehleiter und batteriebetriebener Sirene.

      Jetzt war ich bei meinem Dienst in der Tankstelle bewaffnet. Die Pistole lag immer griffbereit unter dem Tresen neben der Kasse.

      Es kam die Nacht, in der ein jugendlicher Flegel mit Lederjacke und zu viel Pomade in den Haaren durch die Eingangstür trat. Ich wusste sofort, dass es Ärger geben würde. Dafür hatte ich eine Nase.

      Nachdem er umständlich zwei Dosen Cola aus einem Regal gefischt hatte, steuerte er mit selbstbewusster Miene auf mich und die Kasse zu. Was er an Alter nicht vorzuweisen hatte, versuchte er mit einem forschen Auftreten wieder auszugleichen. Er zog eine Pistole aus der Jackentasche und hielt sie mir vor die Brust.

      „Gib mir das Geld, Alter, oder du bist tot.“

      Er schaffte es gerade noch, den Satz zu beenden. Blitzschnell zog ich als Antwort meine Pistole unter dem Tresen hervor. Es war eine Reflexhandlung. In der Situation blieb mir keine Zeit mehr, nachzudenken. Erst hinterher kam mir in den Sinn, was alles hätte passieren können.

      Zu meiner Überraschung wirkte es. Der Jüngling war ganz schnell zur Tür hinaus und auf nimmer Wiedersehen verschwunden.

      Ich rief die Polizei. Die Überwachungskammer, die nachts immer eingeschaltet war, lieferte brauchbare Bilder, die meine drastischen Schilderungen des Tathergangs eindrucksvoll ergänzten.

      Bei den Kollegen von der Tagschicht gab es kein anderes Gesprächsthema mehr. Mein Chef lobte mich für meinen tapferen Einsatz. Er drückte mir eine Großpackung mit Zigaretten in die Hand. „Das geht aufs Haus“, sagte er und klopfte mir auf die Schulter. „Für unseren besten Mitarbeiter.“

      Meinen miesen Stundenlohn erhöhte er leider nicht.

      Ein Held mit leeren Taschen ist eine traurige Figur. Das kann man drehen und wenden, wie man will. Ich durfte für andere den Kopf hinhalten. Der Dumme dabei war ich. Zugegeben, man kann sich nicht immer die Rosinen aus dem Kuchen herauspicken. Aber es gibt einem dann doch zu denken, wenn die Kuchenstücke regelmäßig von anderen gegessen werden, und man selber soll mit den Krümeln zufrieden sein, die übrig bleiben.

      Unser Chef hatte alles richtig gemacht. Der besaß einen Bungalow in einem der Nobelviertel von Düsseldorf.

      Langsam reifte in mir der Gedanke, dass die Gesellschaft mir etwas schuldig geblieben war. Und ich wollte nicht warten, bis jemand auf die Idee kam, es mir zu geben. Ich hatte einen Plan.

      2. Kapitel

      Ich erinnerte mich an jenen Ort am Niederrhein, wo ich einmal einen Kurzurlaub verlebt hatte. Untereschenbach hieß das kleine, verträumte Nest, etwa vierzig Kilometer von Düsseldorf entfernt. Am Wochenende fuhr ich wieder hin und sah mich dort um.

      In Untereschenbach lebten damals genau 2575 Einwohner. Schmucke Fachwerkhäuser. Kopfsteinpflaster auf engen Straßen, durch die sich tagsüber Schlangen von Pkws quälten. Im Mittelalter ahnte man noch nichts von unseren perversen Lebensgewohnheiten.

      Alles war gepflegt und picobello. Eine wohlhabende Gemeinde.

      Den Mittelpunkt bildete der Marktplatz mit einem Märchenbrunnen. Ein tanzender Zwerg mit Zipfelmütze hielt einen Krug aus Blech in der Hand, aus dem sich unaufhörlich ein Wasserstrahl in ein rundes Becken ergoss. Über Geschmack lässt sich schlecht streiten.

      Viele kleine Geschäfte waren herausgeputzt für die Touristen, die im Sommer in die Stadt einfielen und ihr Geld hier ausgaben. Eine sichere Einnahmequelle für die Ladenbesitzer und den Stadtsäckel.

      Untereschenbach war Ausgangspunkt für laufwütige Besucher, die Tagesausflüge in die fraglos schöne Umgebung machen wollten. Manche kamen allein, andere mit einem Wanderverein.

      Eine Boutique neben der anderen. Die Leute hatten scheinbar nichts anderes zu tun, als mit überflüssigem Geld Klamotten einzukaufen. Dazwischen luden Restaurants dazu ein, den verbliebenen Rest bei gutbürgerlichem Essen und Trinken zu verprassen.

      Eine Bäckerei lockte mit ofenfrischen Brezeln. Ich kaufte zwei davon. Das erlaubte mein schmaler Geldbeutel gerade noch.

      Mich interessierten andere Sehenswürdigkeiten. Es gab da eine Sparkasse, die meine Aufmerksamkeit erregte. Ich betrat den Schalterraum. Als harmloser Tourist füllte ich eine Überweisung aus, während ich aus den Augenwinkeln die Räumlichkeiten sondierte.

      Außer der Kassiererin gab es nur drei Angestellte, die damit beschäftigt waren, Kunden mit überflüssigen Informationen vollzuquatschen oder Kreditanträge auszufüllen.

      Die nächste Polizeidienststelle befand sich im Nachbarort Obereschenbach. Das mussten mindestens fünfzehn Minuten Fahrtzeit sein. Eine kleine Seitenstraße führte aus dem Ort hinaus und zum Bahndamm. Hinter Büschen und dichtem Gestrüpp konnte man sich gut verstecken. Für meine Zwecke war das geradezu ideal.

      Ich hatte gesehen, was ich sehen wollte, und machte mich wieder vom

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