Frequenzwechsel. Hans Patschke - Herausgeber Jürgen Ruszkowski

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Frequenzwechsel - Hans Patschke - Herausgeber Jürgen Ruszkowski

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      Im Februar 1992 begann ich, meine Erlebnisse bei der Begegnung mit den Seeleuten und deren Berichte aus ihrem Leben in einem Buch zusammenzutragen, dem ersten Band meiner maritimen gelben Reihe „Zeitzeugen des Alltags“: Seemannsschicksale.

      Insgesamt brachte ich bisher über 3.800 Exemplare davon an maritim interessierte Leser und erhielt etliche Zuschriften zu meinem Buch. So schrieb Herr Erwin M.: „…es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen mitzuteilen, wie sehr ich mich freue, dass ich - mehr durch Zufall - an die von Ihnen herausgegebenen Bücher gelangt bin. Ich habe zuerst eines gehabt, aber schon nach dem Lesen einiger Seiten zwei weitere Bücher bestellt und erhalten. Mit Sicherheit haben Sie mit der Herausgabe dieser Bücher Ihr Lebenswerk gekrönt, das aber ja sowieso in Ihrer aktiven Zeit wohl im Dienste der Seeleute stand. Was Sie schriftlich festgehalten haben, ist ein Stück Zeitgeschichte, Zeitdokumente aus einer Epoche der Seefahrt, die unwiederbringlich der Vergangenheit angehört. Sie schreiben in der Sprache der Seeleute, vor allem der einfachen, die nicht unbedingt Karriere bei der Seefahrt machten. Aber auch die Patentinhaber können sich mit dem Geschriebenen identifizieren, sofern sie ihre Jahre "vor dem Mast" nicht leugnen. So, wie Sie es schildern, ist es gewesen, realistisch, sozialkritisch betrachtet. Ihr großer Verdienst wird vor allen Dingen sein, dass Sie in Ihren Büchern noch wirkliche Zeitzeugen zu Wort kommen lassen, von denen es in 25 bis 30 Jahren keine mehr geben wird. Auch ich gehöre zu diesen Spezies von Seeleuten, die Sie beschreiben und die bei der heutigen Seefahrt wohl kaum noch anzutreffen sind. Viele der in Ihren Büchern beschriebenen Personen sind mir persönlich bekannt und in guter Erinnerung, wie z.B. Schorsch, der Kellner, Max Timm vom „Stall" oder Gretel aus der Washington-Bar. Ebenso habe ich viele der geschilderten Häfen, Länder, Schiffe und Orte in Erinnerung, die so realistisch beschrieben werden. In den 1950/60/70er Jahren fuhr ich als Matrose auf 17 Handelsschiffen aus Lübeck, Hamburg und unter der Flagge Panamas. Hunderte von Häfen sah ich, über 80 Länder und alle fünf Erdteile. Ich gelangte mehrmals durch die Magalhanstraße in beiden Richtungen. Mehrmals kam ich den Amazonas hinauf bis nach Manaus. Ich durchfuhr die indonesische Inselwelt, sah die chinesische Mauer, Shanghei, Hongkong, Bangkok, Singapore, fuhr sieben Monate in der australischen Küstenfahrt und Neuguinea – Carpentariagolf und Barrier Reef, war auf der Insel Fernando Norouha, wohin kaum jemals ein Schiff bestimmt ist, fuhr in der Westafrikafahrt, US-Westküste, Süd- und Californienküste, Westindien und Kanada, Suez und die Cook-Straße, sah das Weiße Meer und auch das Schwarze. Meine Schiffe waren große Stückgutfrachter von Rickmers, Woermann und H. Schuldt. Ich fuhr auf Tankern, Bananenjägern, Viehtransportern und auf einem Bergungsschlepper. Hunderte von Menschen sind mir in den bewegten Jahren meiner Seefahrt begegnet. Wie vielen Nationalitäten, Rassen oder verschiedene Charaktere begegnete ich, mit denen man manchmal für lange Reisen in der Enge des Bordbetriebes zusammenlebte. So entstanden schon hin und wieder konfliktträchtige Situationen, in denen man schon einiges an Menschenkenntnis erlernt. Seit geraumer Zeit bin ich - im Rentenalter - dabei, meine Seefahrtzeit schriftlich festzuhalten... Ich wünsche mir, dass Sie noch einmal zur Feder greifen und irgendwann noch einen weiteren Band herausbringen. An dieser Stelle danke ich Ihnen mit großer Aufrichtigkeit für Ihre große Mühe, die Sie den Seeleuten einer vergangenen Zeit haben angedeihen lassen.“

      Diese positiven Reaktionen auf den ersten Band und die Nachfrage ermutigen mich, in weiteren Bänden noch mehr Menschen vorzustellen, die einige Wochen, Jahre oder ihr ganzes Leben der Seefahrt verschrieben haben. Diese Zeitzeugen-Buchreihe umfasst inzwischen mehrere Dutzend maritime Bände.

      In diesem Band 37 können Sie wieder Erlebnisberichte, Erinnerungen und Reflexionen eines Seemanns kennen lernen, der von 1926 bis 1971 zunächst vor dem Mast in der Nordsee und nach Westafrika, Nordamerika, Norwegen, Russland, später als Funkoffizier auf Bergungsfahrzeugen und Frachtschiffen weltweit nach Nord- und Südamerika, Ostasien, Australien und Südafrika unterwegs war. Er erzählt nicht nur von seinen interessanten Bergungseinsätzen und Schiffsreisen, von den Bordkameraden, von den Lebens- und Arbeitsbedingen in Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeiten, sondern reflektiert sehr hintergründig und tiefsinnig die gesellschaftlichen und politischen Hintergründe der von ihm durchlebten und erlebten wechselvollen Epochen des 20. Jahrhunderts von der Kaiserzeit seiner Kindheit über seine Jugend während der Weimarer Republik, der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre, der Zeit des „Dritten Reiches“ mit seinem katastrophalen Ausgang für das deutsche Volk und den Neubeginn nach dem 2. Weltkrieg. Die von ihm bereisten Erdteile, Länder und Häfen werden vom Autor gründlich beschrieben, seine dortigen Erlebnisse und Beobachtungen hintergründig kommentiert. Der Leser spürt immer wieder die Leidenschaft, mit der Hans Patschke zur See fuhr und wird von seinen begeisternden Erzählungen mitgerissen. Im hohen Alter musste er noch erleben, dass sein geliebter Seefunker-Beruf durch die Sateliten-Technik ausstarb.

      Herrn Kapitän Behrend F. Hein, jahrelang Seelotse in Cuxhaven, danke ich für die Bereitstellung des von seinem väterlichen Freund Hans Patschke vor 1982 verfassten Textes, den Kindern des Autors für die Einwilligung zur Veröffentlichung als Buch.

      Herrn Egbert Kaschner (†) (http://kleinschwansee.de/) sei für die Korrekturhilfe herzlich gedankt.

      Hamburg, 2008 – 2014 Jürgen Ruszkowski

      Frequenzwechsel

      Lebenserinnerungen des Funkoffiziers Hans Patschke,

      * am 29.11.1906 in Tilsit † 2002 im Alter von 95 ½ Jahren

      Aufgezeichnet im Rentenalter bis 1982 in Wedel/Holstein

       Prolog

      Die folgende umfangreiche Niederschrift ist weder ein schillernder Roman, noch eine literarische Lebensbeichte, sie soll vielmehr in einer interessant lesbaren Form den teilweise weit ausholenden Bericht eines nach Ansicht des Autors erfüllten Berufslebens darstellen. Sie ist als Nachschau gedacht für Familie und Freunde des Schreibers bzw. für Bekannte, die, in welcher Form auch immer, besonders am Ablauf seines Berufslebens interessiert oder dessen teilhaftig gewesen sind. Es wird im Übrigen versucht werden, eine neutrale, objektive und natürlich wahrhafte Schilderung des Gewesenen zu geben, soweit das auf Grund des wachen Erinnerungsvermögens nach vergangenen sieben Jahrzehnten des Erzählers überhaupt noch „aktenkundig“ sein kann. Die einzelnen Lebensphasen sind an Hand vorhandener Dokumente soweit noch gut nachprüfbar gewesen, und darum mussten die darin enthaltenen Daten als Gerippe den Aufzeichnungen dienen. Es ist ferner anzunehmen, dass nach etlichen Jahren seit Ausgang eines Berufslebens, in diesem Fall der Seefahrtzeit des Autors, der nötige Abstand zum Geschehen der vermessenen Lebensbahn gegeben ist. Der Leser dieser Niederschrift mag jedoch auch immer dessen eingedenk sein, dass sich in sieben Jahrzehnten ein ewiger Wandel im menschlichen Beieinander und in der Umwelt als solcher, bedingt durch immer neue Erfahrungen des Geistes und veränderte historische Fakten, vollzogen hat. Ansichten von gestern gelten heute vielfach als überholt oder sind neuen Tendenzen unterworfen. Kurzum, ein steter „Frequenzwechsel“ bestimmte während des epochalen Zeitablaufs von siebzig Jahren auch mehr oder weniger eindringlich „mein Leben“. Bei der Suche nach einer Überschrift für meine Lebenserinnerungen habe ich den Titel „Frequenzwechsel“ als viel gebrauchte Vokabel aus dem Wortschatz meiner ehemaligen Berufstätigkeit daher bewusst ausgewählt. Die Prägnanz des Fremdwortteiles “Frequenz“ schien mir für die Schilderung meines bunten Lebens und Erlebens vergleichsweise durchaus passend zu sein. Wie sich elektrische Schwingungen von unterschiedlicher Häufigkeit (= Frequenz) – zwar unsichtbar‚ aber berechenbar – als fortlaufende Wellenbewegung mit Bergen und Tälern

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