Computerdiktatur. Roy O'Finnigan

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Computerdiktatur - Roy O'Finnigan

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gibt Sam seinen Freunden ein Zeichen, dreht sich und marschiert davon, Vilca im Schlepptau. Urs zögert einen Moment, entscheidet sich zu folgen. Der Athlet hat sich während der kurzen Unterhaltung nur mühsam beherrscht. Nachdem sie außer Hörweite sind, macht er seinem Ärger Luft.

      »Du hättest mich reden lassen sollen, Sam. Mich hätten die nicht so einfach abgewiesen. Ich hätte ihnen gewaltig den Marsch geblasen. Man kann hungrige Reisende, die Schutz suchen, doch nicht so einfach wegschicken. Wovor haben die denn Angst? Vor uns etwa? Das ist ja lächerlich.«

      Vilca blickt nachdenklich auf das Dorf zurück. »Doch Urs, die haben Angst vor uns. Offensichtlich sind Lebensmittel knapp und rationiert. Jeder Fremde, den sie in ihr Dorf lassen, bedeutet weniger für alle. Geld kann man nicht essen. Deshalb hat es keinen Wert für sie.«

      »Stimmt«, gibt Sam ihr recht. »Wir kommen Morgen wieder. Bis dahin werden wir uns überlegen was wir ihnen zum Tausch anbieten, damit sie uns hineinlassen. Die Welt hat sich verändert. Wir müssen mehr darüber herausfinden.«

      Erkundung

      Die beiden Bauern im Gasthof »Zur Post« erweisen sich als wahre Goldgrube für die Art von Informationen, hinter denen Sam, Urs und Vilca her sind.

      Um am Morgen des nächsten Tages in das Dorf zu kommen, hatte es lediglich eine Flasche Schnaps gebraucht. Sam und seine Freunde müssen sich zwar noch registrieren lassen, aber die Formalität besteht lediglich aus dem Namenseintrag in einer Liste. Nicht einmal ihre Ausweise müssen sie vorzeigen. Es ist Markttag, und der Andrang ist beachtlich. Die drei Fremden fallen kaum auf.

      Im Dorf werfen sie einen Blick auf den Markt. Die Auswahl an Lebensmitteln ist nicht groß, die Qualität schlecht und die Menge klein. Dafür gibt es umso mehr Menschen, die alles Mögliche an Kleidung, elektronischen Geräten, Büchern, Taschen, Alkohol, Zigaretten, Porzellan und vieles mehr mitgebracht haben. Sie versuchen, dafür möglichst viele Lebensmittel zu bekommen. Sehr erfolgreich sind sie nicht. Die Anbieter von Essbarem sind eindeutig im Vorteil.

      Sam beobachtet den Stand mit Treibstoffen und Öl eine Weile und stellt fest, dass die Wenigen, die an diesem Stand etwas mitnehmen, mit Gold bezahlen.

      Danach gehen sie in den Gasthof. Mit sicherem Gespür besorgt sich Urs beim Wirt an der Theke einen Schnaps. Er bezahlt mit Gold, wählt den Tisch mit den zwei Bauern aus, stellt die Flasche auf den Tisch und fragt, ob sie sich dazusetzen dürfen.

      Die Landwirte begutachten das Getränk. Einer nach dem Anderen nicken sie. Ihre Kleidung ist abgetragen, ungewaschen und riecht nach Kuhstall. Sam schätzt ihr Alter auf Anfang sechzig. Nach der dritten Runde Schnaps fließen die Informationen in Strömen.

      Nach einer guten Stunde wissen sie Bescheid. Der EMP hat wie erwartet zu einem Totalausfall der Kommunikation, Energie- und Informationsversorgung für die Zivilbevölkerung geführt. Auch das Chaos danach, die Plünderungen und Gewalttaten, überraschten niemanden. Alle sind allerdings erstaunt, wie schnell das Militär und die Polizei eingegriffen hatte und wieder für Recht und Ordnung sorgt. Polizei und Militär verfügen über eine funktionierende Infrastruktur, Treibstoff, Kommunikationsgeräte und Fahrzeuge. Die scheinen alles zu wissen, haben umfangreiche Informationen. Von jedem Einzelnen kennen Sie Vorlieben und Schwächen und den Ort, wo er zu finden ist.

      Das Militär und die Polizei haben als Erstes die Kontrolle über die Lebensmittel- und Energieversorgung übernommen. Beides wird über Berechtigungsscheine zugeteilt. Um diese zu bekommen, muss man sich verpflichten, die zugewiesenen Tätigkeiten und Arbeiten auszuführen. Die Erfüllung wird streng kontrolliert. Wer über dem Soll liegt, bekommt mehr, aber das Soll ist für manche so hoch, dass sie es kaum erfüllen können. Wer unter dem Soll liegt, bekommt entsprechend weniger. In der Praxis bedeutete das: Man hat zu wenig zum Leben.

      Keiner kann dem System entrinnen. Fast alle Versuche, Lebensmittel oder Treibstoffe zu stehlen, oder trotz der ständigen Kontrollen etwas für sich abzuzweigen, scheitern. Jeder, den sie erwischen, wird streng bestraft.

      Die Bauern haben keine Ahnung, wie das alles möglich ist. Insbesondere verstehen sie das System der Zuteilung nicht. Für die Mehrheit ist es einfach, das ihnen zugewiesene Soll zu erfüllen aber für viele andere ist es praktisch unmöglich. Sich darüber zu beschweren oder zumindest eine Erklärung zu bekommen, ist unmöglich. Wer das Soll nicht erfüllen kann, wird sich selbst überlassen, was in vielen Fällen einem Todesurteil gleichkommt. Besonders in den größeren Städten hat kaum jemand etwas übrig, das mit anderen Teilen geteilt werden könnte.

      ***

      Zurück im Bunker, berichteten die drei von ihrem Ausflug in das Dorf. Aya und Paul hören gespannt zu. Sie nehmen die Informationen ohne Zwischenfragen auf.

      Nach Sams Bericht blicken sie sich eine Weile nachdenklich an. Urs ist der Erste, der das Schweigen bricht. »Ich hätte nie gedacht, dass das Militär und die Polizei die Situation so schnell in den Griff bekommen. Es klingt fast so, als wären sie auf diesen EMP vorbereitet gewesen. Anders kann ich mir das nicht erklären.«

      »Das kann nicht sein«, widerspricht Paul. »Mir ist kein Katastrophenszenario für diesen Fall bekannt.«

      Vilca zuckt nur mit den Schultern. »Mir auch nicht, aber das muss nichts heißen.«

      »Und was machen wir jetzt«, fragt Aya.

      Urs entscheidet sich für das Nächstliegende. »Erst mal Abendessen.«

      Aya rollt mit den Augen. »Du denkst auch immer nur an das Eine.«

      »Nein, ich denke gerade an das Andere. Das Eine kommt danach.«

      Sam seufzt. Urs nimmt offenbar die Situation nicht so ernst, wie er es sollte. Er entschließt sich, das Thema zu wechseln. »Morgen bauen wir die Antennen fertig auf. Mal sehen, was wir über Funk in Erfahrung bringen können.«

      Am nächsten Nachmittag werten sie mit Augmented Reality den Funkverkehr aus, das Meiste davon ist verschlüsselt. Die Dekodierung kostet viel Zeit. Es gibt so gut wie keine Unterhaltung und Werbung. Das ist nicht wirklich verwunderlich, da praktisch alle Empfangsgeräte für Nachrichten und Informationen sind durch den EMP zerstört worden.

      Nach ein paar Tagen haben sie genug Meldungen entschlüsselt, um sich ein Bild zu machen. Fast der gesamte Funkverkehr besteht aus Kommunikation zwischen den Ordnungskräften, Steuerbefehlen und Statusmeldungen. Meistens geht es um die Verteilung lebenswichtiger Güter, Zuteilung von Energie und Einsatzbefehle für Durchsuchungen. Oder Verhaftungen, um Protestaktionen aufzulösen, Aufstände niederzuschlagen und dergleichen.

      »Es ist schon erstaunlich», bemerkt Sam, »wie gut die Regierungsstellen und Behörden miteinander vernetzt sind. Alle arbeiten mustergültig zusammen und die Organisation klappt reibungslos. So hätte man sich das schon immer gewünscht. Das ist so perfekt, dass es eigentlich schon wieder verdächtig ist.«

      »Wieso«, fragt Aya. »Was stört dich daran? Endlich klappt einmal etwas in unserem Staat und jetzt ist es auch wieder nicht okay. Sonst hast du keine Gelegenheit ausgelassen, dich über die schlechte Organisation und Kooperation zwischen den Behörden lustig zu machen.«

      »Ja genau, deshalb ist das Ganze verdächtig. Wieso läuft es auf einmal so gut?«

      »Das ist doch klar. Unter dem Eindruck der Krise bleibt unseren Politikern doch gar nichts anderes übrig, als zusammenzuarbeiten.«

      Vilca ist auch misstrauisch. »Ich finde es ungewöhnlich,

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