Computerdiktatur. Roy O'Finnigan

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Computerdiktatur - Roy O'Finnigan

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der Runde spricht Bände. Schließlich wird es von Sam durchbrochen. »Nach allem was wir bisher wissen, ist mir da zu viel Willkür im System. Erinnert euch daran, was die beiden Bauern sagten. Das System von Arbeitssoll und Zuteilung ist undurchsichtig. Keiner versteht es. Weiter ist da die Sache mit der Stadt, in der Vilca und ich waren. Dort haben die Polizei und die lokalen Banden zusammengearbeitet. Aya hat recht. Wir müssen mit den Behörden sprechen. Aber hier ist mir das zu unsicher. Ich schlage deshalb vor, wir nehmen mit Berlin Kontakt auf.«

      »Mit der Regierung?«, fragt Paul. »Wen willst du denn da anrufen? Ich weiß, du kennst eine Menge Leute, aber das sind doch alles Politiker. Denen kann man nicht trauen.«

      »Stimmt«, sagt Sam trocken. »Mit denen zu sprechen wäre mir aber auch nicht im Traum eingefallen. Ich habe eher daran gedacht unsere guten Kontakte zur Cyberterror-Abwehr, zu nutzen.«

      Wir fahren nach Berlin

      Die Freunde brauchen fast zwei Tage, bis sie einen Kontakt herstellen können. Am Ende gelingt ihnen eine Verbindung über Satellit in der VR mit ProxyClobber. Sie sitzen auf der Veranda einer netten Strandbar an einem karibischen Strand mit schneeweißem Sand und der obligatorischen Palme. Deren Aufgabe ist es, waagrecht aus dem Boden zu wachsen, um dann über dem Wasser in die Höhe zu schießen. »Natürlich können wir Leute mit euren Fähigkeiten hier brauchen«, sagt der Agent. Im wirklichen Leben heißt er Werner Hofer. »Hier hat sich seit dem EMP einiges verändert. Am Anfang war alles Chaos aber mit Hilfe der Programme zur Analytischen-Entscheidungs-Beratung haben wir die Lage schnell unter Kontrolle bekommen.«

      Seine Begeisterung scheint keine Grenzen zu kennen. »Ich sage euch, es ist unglaublich, wie effizient diese Programme sind, wenn man sie lässt. Das hätten wir schon viel früher machen sollen. All das Getue mit Demokratie, Diskussion im Parlament und Politiker entscheiden lassen, kostet nur Zeit und macht das ganze Regieren ineffizient. Jetzt werden die Entscheidungen von den ANEBs direkt umgesetzt. Das hat weltweit Milliarden Menschen das Leben gerettet.«

      »Die Analytischen Entscheidungs-Beratungsprogramme treffen jetzt die Entscheidungen?«, fragt Phire ungläubig.

      »Ja. Die Programme haben Zugang zu allen Daten, die irgendwo auf der Welt gespeichert sind oder gesammelt werden. Und was nicht automatisch erfasst wird, geben wir per Hand ein. Aber das ist vernachlässigbar.«

      »Moment mal« wirft Phire ein. »Ist die Überwachungselektronik nicht durch den EMP zerstört worden?«

      »Das ist ja das Fantastische daran« ereifert sich ProxyClobber. »Das Zeug ist so winzig, dass fast nichts davon kaputt gegangen ist.«

      »Sonderbar«, meint CycloneB, wird aber von dem grimmig blickenden Arnold unterbrochen. »Das heißt, es gibt überhaupt keinen Datenschutz mehr«, platzt dieser dazwischen.

      »Das ist auch gar nicht mehr nötig«, sagt ProxyClobber unbekümmert. »Die Daten bekommen doch sowieso nur noch Computer zu sehen, da die Menschen die Entscheidungen nicht mehr nachvollziehen müssen.«

      »Ah ja«, sagt CycloneB trocken. »Und die Demokratie habt ihr gleich mit abgeschafft!«

      »Ich weiß gar nicht, was ihr habt. Ohne die ANEBs würde immer noch Chaos herrschen. Gut, ich gebe zu, es hat ein paar Umstrukturierungen gegeben. Wir arbeiten jetzt alle zusammen, um die Befehle der ANEBs effizient umzusetzen.«

      »Befehle?«, fragt Zero. »Du meinst wohl Entscheidungen.«

      Ohne eine Antwort von ProxyClobber abzuwarten, stellt Arnold eine weitere Frage. »Wer ist wir?«

      »Na wir alle«, sagt ProxyClobber. Die Politiker, die Parteien, Beamte, Militär, Polizei, Richter, Geheimdienste, Ministerien, Behörden. Das System einfach.«

      Dann wechselt er plötzlich das Thema. »Ihr müsst nach Berlin kommen. Ich sagte schon, dass wir Leute mit euren Fähigkeiten brauchen. Ich bin mir sicher, es wird euch hier gefallen. Der Bunker ist doch so abgelegen, da wollt ihr bestimmt nicht bleiben. Wir werden euch in zwei Tagen abholen und hierher bringen. Bis dahin habt ihr Zeit, eure Sachen zu packen und euch reisefertig zu machen.«

      CycloneB findet, das Ganze beunruhigend aber jetzt ist die Katze aus dem Sack. ProxyClobber weiß von ihrer letzten Begegnung, wo ihr Bunker ist, und mit diesem Treffen ist nun auch bekannt, dass sie noch am Leben sind. Egal, was sie versuchen, ProxyClobber lässt sich nicht umstimmen. Nicht einmal die Abholung können sie um ein paar Tage verschieben.

      Immerhin haben sie zwei Tage, Zeit sich vorzubereiten.

      ***

      Ein Militärkonvoi, bestehend aus mehreren LKW, Begleitfahrzeugen und mindesten einhundert Soldaten, kommt pünktlich nach zwei Tagen an. Sogar zwei Panzer haben sie dabei.

      »Wie bitte?«, fragt Sam ungläubig den Major, der den Konvoi anführt. »Sie besetzen meinen Bunker und benützen ihn als Militärstützpunkt?«

      »Der Bunker ist hiermit beschlagnahmt«, sagt der Offizier in befehlsgewohnten Ton. »Er ist jetzt Eigentum der Armee der Vereinigten Staaten von Europa.«

      Sam verschlägt es die Sprache. Bevor jemand Urs daran hindern kann, legt dieser los. »Moment mal. Was geht hier vor? Sie können hier nicht einfach das Privateigentum von Bürgern beschlagnahmen. Das ist gegen jedes Gesetz. So war das nicht abgemacht. Ich möchte auf der Stelle ihren Vorgesetzten sprechen.«

      Der Major bleibt unbeeindruckt. »Die Gesetze, die Sie meinen, gelten nicht mehr. Wir haben Ausnahmezustand. Die Armee kann jederzeit und überall beschlagnahmen, was sie für notwendig hält, um die öffentliche Sicherheit und Ordnung aufrecht zu halten oder wieder herzustellen. Und im Falle dieses Bunkers halten wir es für notwendig. Sie können gerne meinen Vorgesetzten sprechen. Wenn Sie in Berlin sind.«

      Urs beginnt zu kochen. »Nein, ich möchte ihn sofort sprechen. Bevor wir ihn nicht gesprochen haben, gehen wir hier nicht weg.« poltert Urs nur mühsam beherrscht los.

      »Ich habe Anweisung, Sie unverzüglich nach Berlin zu bringen. Entweder Sie verlassen den Bunker freiwillig und kommen mit als unsere Gäste oder als unsere Gefangenen. Mir ist das egal.«

      Um den Worten ihres Vorgesetzten Nachdruck zu verleihen, greifen die Soldaten demonstrativ zu ihren Waffen und entsichern sie.

      Aya hat Urs die ganze Zeit über beobachtet. Sie weiß, wann es bei ihm so weit ist, dass er explodiert. In so einer Situation kann ihr Freund durchaus durchschlagende Wirkung entfalten. Aber selbst wenn sie die 20 Soldaten im Gemeinschaftsraum hier unten überwältigen, warten oben immer noch die restlichen 80. Deshalb legt sie ihm entschlossen die Hand auf den Arm und schüttelt energisch den Kopf.

      »Lass gut sein Urs«, sagt Sam. »Es hat keinen Zweck, mit diesen Befehlsempfängern zu diskutieren. Wir werden das in Berlin klären.« Dann wendet er sich an den Major. Bevor er spricht, mustert er ihn demonstrativ von oben bis unten. Der Offizier hat breite Schultern, ist durchtrainiert, ein paar Zentimeter größer als Sam und trägt eine Uniform mit Tarnmuster. Seine kurzgeschorenen Haare hat er mit einem grünen Barett bedeckt. »Ich protestiere offiziell gegen die Beschlagnahme meines Bunkers«, sagt Sam. »Gemäß Gesetz steht mir eine Bestätigung zu, dass der Bunker enteignet wurde«, ergänzte er.

      Der Major mustert Sam genauso, wie dieser ihn vorher begutachtete. Dann greift er in seine Tasche und händigt ihm einen Briefumschlag aus. Der ehemalige Besitzer des Bunkers verzichtet darauf den Umschlag zu öffnen. Er seufzt resigniert, blickt nacheinander seine Freunde an und verlässt

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