Rette uns, Elaine!. Inga Kozuruba
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Rette uns, Elaine! - Inga Kozuruba страница 11
Sie hoffte, sie würde Rick nicht eher sehen, als bis sie den Gendarm aus dem Verkehr gezogen hatte. Entweder war der Junge völlig am Ende, oder er würde auf Bill losgehen. Beides konnte sie im Moment nicht gebrauchen. Sie wollte lieber noch etwas sitzen bleiben. Stille breitete sich erneut im Raum aus. Bill sagte nichts, solange Elaine ihn nicht fragte. Siren wagte offensichtlich nicht, etwas zu sagen, und Elaine wollte nicht mit vollem Mund sprechen – auf der anderen Seite gab ihr das Essen auch eine wunderbare Möglichkeit zu schweigen. Von Siren hatte sie bereits alles erfahren, was sie wissen wollte. Ihr verändertes Verhalten sprach Bände. Bill hatte sie nichts mehr zu sagen.
Sie aß so viel sie konnte, leerte ihre Tasse und stand auf: „Also, Leo, ich bin soweit, wenn du soweit bist. Danke noch mal für das Gebäck, Siren. Es war wunderbar. Sonst hätte ich sicherlich nicht so viel gegessen“, sie zwinkerte ihr zu.
Siren lächelte schwach zurück: „Es freut mich, dass es dir geschmeckt hat.“ Ihr Blick flehte sie an, ihr zu helfen.
Elaine nickte: „Ja, das hat es.“
Sie hoffte, dass Siren verstanden hatte, das sie genau das vorhatte.
Bill stand ebenfalls auf: „Von mir aus können wir los. Wir wollen Boo nicht noch länger warten lassen.“
Er warf Siren einen Blick zu, der nur als bedrohlich zu interpretieren war: „Halte hier die Stellung, Süße. Ich bin sicherlich bald wieder da.“
„Und dass mir ja nichts komisches hier läuft!“, ergänzte Elaine in ihren Kopf. Es war schlimmer, als sie erwartet hatte. Sie fragte sich, was Bill mit Siren anstellen würde wenn sie ihn zurückkommen ließ. Sie wollte es niemals erfahren.
Sie standen wieder auf der Straße. Es nieselte weiterhin. Wenigstens war die Luft frisch und kühl. Allein der Gedanke an die Luft in der Tiefe, von der sie womöglich noch ein paar Kostproben bekommen würde, war unerträglich.
„Also gut, auf zum Treffen“, murmelte sie. Er nickte und sie gingen los. Wiederum schwiegen sie sich an. Wäre es Leo gewesen, hätte ihr das Schweigen nichts ausgemacht, auch wenn sie sicherlich genug Themen gefunden hätten, über die sie sich hätten unterhalten können. In diesem Fall war das Schweigen sicherlich eine bessere Alternative als eine einseitige, sinnlose Unterhaltung, aber nur das kleinere der beiden Übel. Elaine befürchtete jedes Mal, wenn sie zu sprechen ansetzte, sich aus Versehen zu verplappern. Sie wollte den Kerl so schnell wie möglich loswerden.
Sie kamen am Haus an, gingen die Treppen rauf und standen vor der Wohnung. Sie ließ sich problemlos aufsperren. Darüber war Elaine sehr erleichtert. Bill zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts. Sie traten ein.
„Wir wollten uns in Corrys Zimmer setzen. Das hat die dicksten Wände, wenn mich nicht alles täuscht“, Elaine flüsterte beinahe.
Er nickte erneut. Elaine ging zur Tür und klopfte: „Boo? Machst du auf?“ Sie hoffte, dass diese Geräusche das Drehen des Schlüssels im Schloss überdecken würden. Ob Bill nun etwas gehört hatte oder nicht, er ließ sich nichts anmerken. Elaine war mulmig zumute. Die Tür öffnete sich von innen. War es Alice? Oder hatte es einfach nur mit einem Wunsch geklappt?
Elaine trat beiseite und sah zu Bill. Er grinste nur: „Oh nein. Ladies first.“
Elaine lächelte, nickte, und trat ein. Es war so dunkel wie vorher, als sie das Zimmer verlassen hatte. Der Spiegel war leer. Ein kalter Schauer lief über ihren Körper. Dann sah sie Alice, als sie weiter hineinging. Ihr war nichts anzumerken.
„Wo ist er?“, fragte sie ihr Spiegelbild mit ihren Lippen.
Alice sah schuldbewusst aus: „Ich weiß nicht, wie er sich rauswinden konnte... er ist durch die Tür in die Tiefe verschwunden.“
Bill betrat das Zimmer. Selbstverständlich sah er weder Boo, noch den Narren. Er schloss die Tür hinter sich und sein Blick legte sich schwer auf Elaine. Sie erwiderte den Blick mit einem Pokerface.
„Willst du mir sagen, was Sache ist, oder soll ich es aus dir rausprügeln?“
Sie zog eine Augenbraue hoch: „Das ist ein Scherz, oder?“
„Ich sehe hier niemanden außer dir. Also, entweder soll das eine Geburtstagsüberraschung werden – aber ich habe heute nicht meinen Geburtstag – oder du willst mich reinlegen. Das ist deine letzte Chance.“
„Komm näher, dann sage ich es dir. Die Lage ist ernst.“
Er ging langsam auf sie zu: „Das weiß ich selbst. Kein Träumer ist ohne Grund hier. Man hat dich nicht geholt, richtig? Du bist von alleine gekommen. Darum wolltest du was essen. Fein, jetzt sitzt du hier solange fest, bis dich jemand gehen lässt. Ich werde es nicht sein.“ Er wurde auf einmal richtig gesprächig. Elaine wich instinktiv ein paar Schritte zurück.
Er blieb weniger als eine Armlänge vor ihr entfernt stehen, als sie nur noch die Wand in ihrem Rücken hatte. „Wo ist Boo?“
Elaine sah ihn an: „Er ist in der Tiefe. Er sollte wieder hier auftauchen, aber bisher hat er es nicht geschafft.“
Bill lachte, wollte ihr aber nicht sagen, warum. Dann schnellten seine Arme nach vorne, um sie zu fassen.
Leos Größe und übliche Behäbigkeit hatte schon viele darüber hinweggetäuscht, wie schnell er sein konnte. Ihm hätte sie nicht ausweichen können. Bill jedoch war nicht Leo, und Elaine war zu dem Zeitpunkt in höchster Alarmbereitschaft. Sie duckte sich unter seinem Griff hinweg und schubste ihn zum Spiegel, zu Alice, deren Grinsen sich beinahe mit dem von Corry messen ließ.
Bill erwischte Elaine an den Haaren und riss sie mit. Tränen schossen ihr in die Augen, sie schrie auf. Seine Hände legten sich um ihren Hals und begannen zu drücken. Wollte er sie umbringen? Oder würde er sich damit begnügen, dass sie ohnmächtig wurde? Elaine wollte es nicht herausfinden. Mit aller Kraft schob sie ihn gegen den Spiegel.
Er schrie überrascht auf, als er eiskalte Hände mit viel zu spitzen Fingernägeln auf seinem Gesicht spürte. Die Finger bohrten sich in seine Augen und dann brüllte er vor Schmerz. Er ließ Elaine los, griff nach der anderen, die ihn von hinten überrascht hatte, und versuchte, ihre Hände aus seinem Gesicht zu bekommen. Inzwischen floss schwarzes Blut über seine Wangen. Schwarzes Blut wie das der Kreatur, die sie damals in der Tiefe erlegt hatten, bevor sie ihren Geschwistern Namen geben konnte.
Elaine schnappte nach Luft, hörte aber nicht auf, den Gendarmen gegen den Spiegel zu schieben. Nach und nach tauchte er in das Glas ein und kam auf der anderen Seite hervor. Alice hatte sich so tief in sein Gesicht gekrallt, dass er es sich vermutlich abreißen würde, würde er ihre Hände abbekommen.
Die Tür zum Zimmer schwang auf und in ihr stand der Narr, mit einem vor Hass verzerrten Gesicht. Jetzt würde ihn niemand mehr niedlich nennen. Ohne ein Wort zu sagen stürzte er sich auf Elaine, riss sie von Bill los und beide fielen auf den Boden. Vor langer Zeit hatte sie versucht, Boo vom Narren zu befreien, indem sie das Kostüm vom Körper des Jungen zerrte.