Wolken, Land und Wasser. Michael Schenk

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Wolken, Land und Wasser - Michael Schenk

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sah die Betroffenheit im Gesicht des Stadtmeisters. „Man kann die reparierten Stellen kaum erkennen und muss schon ein sehr scharfes Auge dafür haben. Ich kenne die Sorgfalt der Zwerge aus unserer alten Heimat. Wenn diese einen Schaden an einer Stelle entdeckt hatten, von der ihr Leben abhing, dann flickten sie diese nicht, sondern tauschten gegen Neues aus.“ Er sah Barbrot ernst an. „Ihr habt das nicht getan. Ich vermute daher, dass Eure Stadt nicht über die erforderlichen Mittel verfügt.“

      Das Gesicht des Herrn der Wolkenstadt verfinsterte sich. „Ich verstehe. Ihr wollte nun einen Vorteil im Handel daraus ziehen.“

      Nedeams Antwort verblüffte den Zwerg. „Unsinn. Ich habe euch Zwerge als gute und tapfere Wesen kennengelernt und betrachte mich als euren Freund. Und ich weiß, dass ihr Zwerge einen fairen Handel schätzt. Seid also ehrlich, Barbrot Himmelsherr: Eure Stadt braucht viele Dinge, doch Ihr werdet nur das Notwendigste einhandeln, da Euch der Gegenwert in Handelsware fehlt. Ist es so?“

      Der Stadtmeister strich nachdenklich über die Enden seiner Bartzöpfe. „Wenn Ihr Euch als Freund der Zwerge betrachtet, dann wisst Ihr auch, dass wir Zwerge nicht gerne in der Schuld anderer stehen.“

      „Ich kenne den Stolz der Zwerge und dass sie niemals etwas schuldig bleiben“, antwortete Nedeam im Versuch, diplomatisch zu bleiben. Er begriff, dass der Stolz des Wolkenvolkes zu hoch war, um etwas entgegenzunehmen, für das sie keine echte Gegenleistung erbringen konnten. „Nun, hört mir gut zu, Herr der Wolkenstadt. Eure Karten werden sehr wertvoll für unser Volk sein, doch da gibt es etwas, mit dem ihr uns womöglich noch weitaus mehr helfen könnt. Sagt, wären die Karten auf unser Land beschränkt oder gingen sie auch über dessen Grenzen hinaus?“

      Barbrot erkannte die Möglichkeit, die sich bot. „Die Karte umfasst Euer Land, aber wir können für Euch auch über die Grenzen hinweg und zu den benachbarten Inseln fliegen. Oder habt Ihr bereits Karten von diesen? Gar vom Wasservolk der Antari? Sie sind in Gewässern sicherlich kundiger,als Ihr.“

      „Wir haben nur grobe Karten von den Küsten der benachbarten Inseln“, räumte Nedeam ein. „Und die Antari tragen zwar Küstenlinien ein, doch sie begeben sich nicht an Land.“

      „Vernünftige Leute“, brummte Barbrot unwillkürlich. „Auch uns vom Wolkenvolk ist das Land nicht immer geheuer.“

      „Im Norden stößt unser Land an ein noch weitaus größeres. Wir sind mit ihm über eine sehr schmale Landbrücke verbunden. Jenes Land ist von feindseligen Barbaren bewohnt und wir betreiben großen Aufwand, unsere Nordgrenze zu schützen. Wenn ihr Zwerge des Wolkenreiches, wenigstens für eine Weile, die Grenze aus der Luft beobachten könntet, dann hätte dies großen Wert für uns.“

      Die Aussicht auf Barbaren gefiel dem Stadtmeister überhaupt nicht. Andererseits hatte der Hochlord sicher recht. Eine Flügelschwinge, die für begrenzte Zeit entlang der Grenze streifte, konnte weit ins Hinterland der Grenze sehen und sehr frühzeitig vor Gefahren warnen.

      Barbrot Himmelsherr strich sich erneut über die Zöpfe, dann lächelte er. „Nun, Hochlord Nedeam, es sieht so aus, als sollten wir nun über einen Handel sprechen, der sich für beide Seiten lohnt.“

      7. Von gegenseitigem Nutzen

       Llaranea, Hafenstadt und Bucht, an der Südspitze der Landmark

      Leriana ließ die An-Nerriva zwei Tausendlängen vor der Bucht von Llaranea auftauchen. Immer wieder erzählte man sich in der Wasserstadt amüsiert von der Reaktion der Landmenschen, als ein Unterwasserschiff zum ersten Mal vor deren Augen aus der Tiefe aufgestiegen war. Man hatte es zunächst für ein Meeresungeheuer gehalten und es wäre beinahe zu Feindseligkeiten gekommen. Erst als sich die Antari auf dem Oberdeck zeigten und ihre friedlichen Absichten bekundeten, hatte sich die Situation geklärt. Das lag nun schon viele Jahre zurück. Inzwischen pflegte man gute Beziehungen und manche Freundschaft, und so wollte Leriana von Anbeginn zeigen, dass sich hier Freunde näherten.

      Leriana ließ sogar die Luke im Oberdeck öffnen und stand mit ihrem Vater im Freien, während Koros das alte Handelschiff in Richtung des Hafens steuerte.

      Das Wasser war dicht vor der Bucht kaum sechzig Meter tief und man konnte die Schwärme der Fische zwischen Korallen und Felsen sehen. Einige Fischer der Landmenschen warfen ihre Netze aus und man tauschte Grüße, während die An-Nerriva dem Land näher kam.

      Stadtherrin Telmerina hatte Handelsherr Lerimont eine Wunschliste mitgegeben und überließ es diesem, die eigenen Waren zu verkaufen und einen günstigen Handel abzuschließen. Telmerina und der Ältestenrat von Ronla da Antari hatten beschlossen, vier der kleineren Kristallsäulen anzubieten, so dass der Stadt nur die fünfte der Kleinen und die einzelne Große verblieben. Meistermagier Donberon war darüber nicht begeistert. Er verzichtete schmollend auf die Mitfahrt.

      Die An-Nerriva hatte neben dem kostbaren Blaukristall Meeresfrüchte, Knollen von seltenem Erz, einige Kisten mit Mineralien und zwei Kisten mit handgefertigtem Schmuck geladen. Dazu zwei Säcke mit dem feinen weißen Sand vom Meeresgrund, der bei den Glasschmelzern der Landmenschen so begehrt war.

      „Wenig los“, murmelte Lerimont, während er mit dem Langauge die Kaianlagen musterte. „Dort, am dritten Anleger, sieht es gut aus. Da können wir festmachen. Ein Ladekran ist ganz in der Nähe. Dann brauchen wir uns nicht damit abzuplagen, alles von Hand auf den Kai zu heben.“

      Leriana unterdrückte ein Lächeln. Es war sehr, sehr lange her, dass ihr Vater an einem Frachtstück persönlich Hand angelegt hatte. „Zum dritten Anleger, Koros!“, rief sie ins Innere hinunter und hörte die Bestätigung. Dann nahm sie das Langauge aus der Hand des Vaters. „Wenig los? Der Hafen ist förmlich wie ausgestorben. Ich kann keine Seele bei den Schiffen oder auf der Kaianlage sehen.“

      „Grundgütiger …“ Lerimont wirkte erschrocken. „Glaubst du, dass eine Seuche bei ihnen ausgebrochen ist?“

      „Aber nein“, beruhigte sie ihn. „Hätten uns die Fischer sonst so fröhlich gewunken?“

      „Hm, ja, das stimmt natürlich“, gab er erleichtert zu. „Seltsam, wo sind die alle hin? An Schiffen gibt es immer etwas zu tun und erst recht im Hafen, auch wenn kein fremdes Handelsschiff zu sehen ist.“

      „Vielleicht feiern sie ein Fest in der Stadt“, überlegte Leriana. Zwei merkwürdige Vögel erregten ihre Aufmerksamkeit und sie stellte das Langauge auf sie ein. Lerimont konnte hören, wie sie scharf den Atem einsog. „Vater, gibt es Boote, die im Himmel fahren?“

      Er zuckte zusammen. „Bei einem unserer Clantreffen hörte ich von einem merkwürdigen kleinen Volk, welches zwischen den Wolken leben soll. Der Erzähler hat mir versichert, es handele sich nicht um Vögel, da die Wesen keine Flügel besäßen. Wie kommst du zu der Frage, mein Kleines?“

      „Schau dir einmal die Vögel dort an.“ Sie deutete mit dem Arm. „Eine Handspanne rechts vom Bug und zwei Fingerbreiten hoch.“

      Er nahm das Langauge wieder an sich. „Da soll mich doch der finstere Abgrund der Tiefe verschlingen“, ächzte er. „Das müssen die flügellosen Vögel sein, von denen man mir erzählte.“

      „Du sagtest eben, es seien keine Vögel.“

      „Ach, werde jetzt nicht kleinlich“, knurrte er. „Ob sie nun Vögel sind oder auch nicht … In jedem Fall sind es seltsame Wesen, die den Himmel befahren.“ Er lachte auf. „Grundgütiger, das könnte ein interessanter Handel werden. Diese Flugwesen haben sicherlich ungewöhnliche

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