Wolken, Land und Wasser. Michael Schenk

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Wolken, Land und Wasser - Michael Schenk

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willst du das wissen?“, fragte er leicht verärgert.

      „Weil du selber sagtest …“

      „Bah“, unterbrach er sie grob. „Es muss ja nicht stimmen, was man mir erzählte. Irgendwie müssen sich diese Leute ja in der Luft halten.“

      „Dafür scheinen sie Geräte zu besitzen“, hielt Leriana dagegen. „Aber das werden wir bald wissen. Diese Dinger schweben über dem großen Markplatz. Dort werden sich wohl auch alle die Menschen aufhalten, die wir hier vermissen.“

      Lerimont rieb sich erwartungsvoll die Hände. „Das wird ein überaus interessanter Tag, mein Kind, und ich sage dir, wir werden einen großartigen Handel abschließen. Ich bin gespannt, was die Fremden uns für unseren Blaukristall bieten.“

      „Meinst du, sie haben Verwendung dafür?“

      „Jeder hat Verwendung für Blaukristall“, antwortete er ohne Zögern.

      Das alte Handelsschiff war nun der Anlegestelle nahe. Koros war geschickt und es gab nur einen sanften Ruck, als der Rumpf gegen den Kai stieß. Sonst standen Helfer bereit, um die Schiffe zu vertäuen, doch an diesem Tag sprang Leriana mit drei Seemännern selbst an Land, um die Seile über die Festmacher zu legen.

      „Wir werden selbst entladen müssen“, stellte Koros missmutig fest. „Kein Mensch in Sicht.“

      Auf dem Anleger lagen stabile Planken und sie legten zwei von ihnen als Übergang zum Schiff. Leriana, Koros und die anderen Seemänner begannen damit, die Fracht aus dem Inneren an Deck zu heben. Handelsherr Lerimont machte sich hingegen auf den Weg, in der Hoffnung, doch noch ein paar Arbeiter aufzutreiben.

      Er hatte Glück. Tatsächlich kehrte er mit fünf Helfern zurück, hatte ihnen allerdings einige der goldenen Schüsselchen in die Hände drücken müssen. Dafür erhielt er auch erste Informationen über die Himmelsflieger.

      „Sie kommen gerade vom Markt und haben sie gesehen“, erzählte der Handelsherr seiner Mannschaft. Er warf einen kurzen Blick zu den Arbeitern, die sich nun daran machten, die Fracht aus der An-Nerriva zu holen und auf eine große Frachtkarre zu laden, die sie mitgebracht hatten. „Sie wären wohl auch gerne länger geblieben, doch die Herrin des Marktes hat sie zum Hafen zurückgeschickt. Nun, wir kennen ja die gute Frau Indara und ich kann mir vorstellen, dass man ihr besser nicht widerspricht.“

      „Die Fremden“, erinnerte Koros begierig.

      „Wie? Ah ja, die Fremden…“ Handelsherr Lerimont lächelte breit. „Kinder. Es sind Kinder. Die Hafenarbeiter konnten es genau erkennen.“

      „So ein Unsinn“, wandte einer der Seemänner ein. „Kinder bauen nicht solche Fluggeräte.“

      „Unsere tun das nicht.“ Lerimont sah den Mann drohend an. „Soll ich euch nun erzählen, was die Arbeiter mir berichteten oder soll ich es nicht tun.“

      „Nun erzähle schon und spanne uns nicht quer über die Korallenbank“, brummte Koros.

      „Nun, wie ich schon sagte, es sind Kinder. Sogar ziemlich kleine Kinder. Reichen einem erwachsenen Mann gerade einmal bis zum Bauchnabel.“ Lerimont lachte. „Außerdem sind es bärtige Kinder.“ Er schlug sich vergnügt auf die Schenkel. „Bärte mit Zöpfen!“

      Der Handelsherr schien sich nicht mehr halten zu können und zwei der Seemänner stimmten in das Lachen ein.

      Koros warf Leriana einen langen Blick zu, der seine Skepsis verriet. „Ich denke, diese Arbeiter haben zu viel Gerstensaft zu sich genommen und sind nicht mehr bei klarem Verstand. Bärtige Kinder mit Zöpfen … Ha, bei solchem Unsinn kräuselt sich ja jede Muschelschale.“

      Leriana schlug die Faust in die Handfläche. „Ich weiß es … Es sind keine Kinder. Es sind kleine Menschen. Zwerge nennt man sie.“

      „Natürlich“, stimmte der Steuermann ihr auflachend zu. „Ha, wie dünnhirnig von uns. Dabei hörten wir bereits von den Zwergen, die auf dem Wasser leben.“

      „Die hier leben aber nicht auf dem Wasser“, hielt Lerimont dagegen, dem es nicht gefiel, dass man ihm nicht glaubte. „Es sind Kinder, die in der Luft leben. Die Arbeiter müssen das wissen. Sie waren auf dem Markt.“

      „Es sind Zwerge, die in der Luft leben“, korrigierte Leriana. Sie klatschte in die Hände. „Außerdem werden wir es schon bald wissen. Die Handelsware ist verladen. Wir können also zum Markt aufbrechen.“

      Das beendete den Disput. Koros wählte zwei Männer aus, die bei der An-Nerriva bleiben mussten.

      Lerimont legte die Hand an den Arm seiner Tochter. „Wir sollten daran denken, unseren Halsschmuck anzulegen, damit man unsere Kiemen nicht sieht.“

      „Die Landmenschen wissen, dass wir Kiemen haben.“

      „Das ist richtig, mein Kind, und die meisten von ihnen mögen uns. Aber es gibt leider auch einige Landbewohner, die uns nicht sonderlich mögen, da wir eben die Kiemen haben und somit anders sind als sie.“

      „Sie mögen uns nicht, weil wir Kiemen haben?“

      „Und weil wir im Wasser leben“, bekräftigte Lerimont bedauernd. „Es sind einige wenige dumme Menschen, doch ich will nicht, dass Streit ausbricht.“

      Koros zuckte mit den Schultern. „Legen wir die Halsbänder an. Auch bei uns gibt es welche, die ihrerseits Leute nicht mögen, die eben keine Kiemen besitzen. Denen sind die Bodenbedecker unheimlich.“

      „Wie schon erwähnt, die meisten mögen uns“, wiederholte Lerimont und deutete zum Karren. „Und nun keine Müdigkeit vorschützen. Auf zum Markt. Ich bin neugierig auf die Kinder mit den Flügeln.“ Er lachte, als er das Gesicht seiner Tochter sah. „Die Zwerge, meinte ich natürlich.“

      Die Arbeiter überließen den Handkarren den Antari. Sie selbst zogen mitsamt der goldenen Schüsselchen in jenen Teil des Hafens, wo man Speise und Trank erhielt. Den leicht unsicheren Schritten entsprechend, vermutete Leriana, dass sie sich vorwiegend dem Letzteren zuwenden würden. Frau Indara würde nicht erfreut sein, wenn sie davon erfuhr, und sie war bekannt dafür, ihre Augen und Ohren nahezu überall zu haben. Doch das war nicht Lerianas Problem. Ihr Problem war der anstehende Handel, den aber ihr Vater tätigen würde. So hoffte sie darauf, sich in Ruhe die fremden Wesen ansehen zu können, die mit den seltsamen Himmelsgefährten gekommen waren.

      Normalerweise rief das Erscheinen eines Unterwasserschiffes große Aufmerksamkeit hervor, denn immerhin waren die Antari das einzige Fremdvolk, mit dem die Menschen der Landmark regelmäßig Handel trieben. Doch an diesem Tag beachtete kaum jemand den hoch beladenen Frachtkarren und die Gruppe, die ihn zog. Dies blieb auch so, nachdem die Antari den Hafen verlassen hatten und die Randzonen des Marktes erreichten.

      Zwar unterschieden sich die beiden Völker äußerlich kaum, wenn man von der blasseren Hautfarbe der Antari absah und von der Tatsache, dass man aus der Nähe die Ansätze der Schwimmhäute und die Kiemendeckel an den Seiten des Halses hätte sehen können, doch schon die Bekleidung war auffällig anders. Jacke und Hose des Wasservolkes hoben sich deutlich von den Tuniken der Landfrauen sowie den halblangen Hosen, Jacken und Westen der Landmänner ab. Zudem trugen die Bewohner der Landmark bevorzugt eine kreisrunde und flache Kopfbedeckung mit einer unterschiedlichen Anzahl an Quasten, die daran befestigt wurden. Die Quasten deuteten auf die gesellschaftliche Stellung und Funktion des

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